„Zunächst stieß ich nur auf einen Diener, der mich durch mehrere große Salons hindurch in einen ganz kleinen leeren führte, der schon im blauen Nachmittagschimmer seiner Fenster träumte; ich bleib allein in Gesellschaft von Orchideen, Rosen und Veilchen, die – ähnlich wie Menschen, die gleichzeitig mit einem warten, einen aber nicht kennen – ein Schweigen bewahrten, das durch ihre Eigenart als lebendige Dinge um so eindrucksvoller war, und fröstelnd die Wärme eines glühenden Holzkohlenfeuers auf sich einwirken ließen, das kostbar verwahrt hinter einer Kristallvitrine, in einem weißen Marmorbecken, von Zeit zu Zeit seine gefährlichen Glutrubine niederprasseln ließ.“

Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 2 – Im Schatten junger Mädchenblüte, Suhrkamp 3642, S. 145

„Je ne rencontrais d’abord qu’un valet de pied qui, après m’avoir fait traverser plusieurs grands salons m’introduisait dans un tout petit, vide, que commençait déjà à faire rêver l’après-midi bleu de ses fenêtres; je restais seul en compagnie d’orchidées, de roses et de violettes qui – pareilles à des personnes qui attendent à côté de vous mais ne vous connaissent pas, – gardaient un silence que leur individualité de choses vivantes rendait plus impressionnant et recevaient frileusement la chaleur d’un feu incandescent de charbon, précieusement posé derrière une vitrine de cristal, dans une cuve de marbre blanc où il faisait écrouler de temps à autre ses dangereux rubis.“

A l’ombre des jeunes filles en fleur/A la recherche du temps perdu 2, copypaste aus dem Gutenberg-Projekt

Neu am Leib: filminspirierte T-Shirts von Last Exit to Nowhere. Bisherige Einkäufe: Nostromo und Tyrell Corp. Aber da geht noch was.

Purrrrr … Neues von Simons Katze. (1, 2)

Dieses Jahr (1, 2, 3) haben wir leider keine Karten für Bayreuth gekriegt. Aber egal – dann guck ich mir die Meistersinger eben im Netz an. Mit mieser Akustik über iPod-Kopfhörer. Das ist garantiert nicht im Sinne des Meisters.

Edit: Meine Bestellnummer war die 248. Es müssten also, wenn ich die Berichterstattung korrekt in Erinnerung habe, noch 9.752 Karten zu haben sein.

Emerald Street von Eliza Gilkyson.

Berlin-Splitter

Wie groß sind die Chancen, dass man in Berlin innerhalb von zwei Wochen zweimal den gleichen Taxifahrer hat?

Netterweise nicht der, der mit 85 km/h die Schönhauser Allee runtergebrezelt ist – mit einer sehr verschüchterten Hamburgerin auf dem Rücksitz, die sich fragt, wie man in dieser Stadt freiwillig Radfahrer, Fußgänger oder Mutter/Vater mit Kinderwagen sein kann oder auch einfach nur die Straße überqueren möchte.

***

Der kleine Chinamann in der Nähe vom Gesundbrunnencenter, bei dem wir vor knapp vier Jahren vor der Blogs!-Buchlesung gegessen haben, ist nicht mehr da.

***

Da will man sich, wenn man schon mal hier ist, mit werweißwievielen Berliner Bloggern treffen, ist dann aber doch abends zu müde oder mundfaul und lässt das vorerst – trifft dafür aber jemanden, mit dem man einen Tag vorher in Hamburg Kuchen gegessen hat, in der S-Bahn/Trambahn/mir immer noch egal, wie das Züglein heißt auf dem Weg zur Arbeit.

***

Mittags mal ne Lesepause bei Starbucks einzulegen, ist überraschend entspannend. Mach ich jetzt öfter. Für den Proust muss ich mich zu sehr konzentrieren, aber für den Spiegel reichts.

Endlich krieg ich mal wieder den Spiegel durch. Denn morgens in der S-Bahn/Tram/siehe oben gucke ich lieber doof aus dem Fenster anstatt zu lesen.

***

Halbwegs empfehlenswert, wenn man für kurze Zeit eine Bleibe sucht: T&C Apartments. Bezahlbar, Ikea-eingerichtet … aber dafür liegt dann auch mal ne dicke Spinne in der Ecke oder der Duschschlauch ist so kaputt, dass mehr Wasser aus der Wand kommt als aus dem Duschkopf. War diese Woche jeden Morgen eher Spa-Rundumdusch-Gefühl. Claimvorschlag: Haarewaschen – die letzte Herausforderung.

Ich spreche hiermit eine Fifty/Fifty-Empfehlung aus, weil die Wege zur nächsten Bahnstation teilweise janz schön lang sind, wa? Aber vielleicht bin ich auch einfach nur die Kleinstadtentfernungen aus Hamburg gewöhnt.

***

Die DVD-Auswahl im Saturn am Alexanderplatz ist ein Witz. Jeder Supermarkt hat ne größere Auswahl. Dafür hab ich im Mediamarkt im Alexa die Sissi-Trilogie erstanden. Franz! Sissi! Papili aus Possenhofen!

***

Ich bin grad mal drei Wochen hier und schon von allen Touristen genervt. Wie halten die Einwohner von London, Paris und New York das aus?

***

Der ehemalige Westteil sieht gegenüber dem ehemaligen Ostteil ganz schön verstaubt aus. Zeitmaschine. Als ob man bei Oma zu Besuch ist, bei der es immer ein bisschen muffig riecht.

***

Immer noch nicht im Musical gewesen, im Dom, am Checkpoint Charlie, noch nicht durchs Brandenburger Tor gelaufen. Eigentlich nur gearbeitet und abends ins Bett gefallen. Wie zuhause. Hm. Da geht noch was.

(Ich bin ja noch ein bisschen hier.)

„Instead of patronizing obese patients with a lecture, I try sympathizing with them. Just because something is simple doesn’t make it easy. How do you quit smoking? You just stop smoking. We should just pull out of Iraq. There should be peace in the middle east. People should stop hurting each other and start being nice. All of these are good ideas, but the devil is in the details. Losing weight is a struggle, and it really helps to have people giving you a hand rather than knocking you down.

Don’t get me wrong, I don’t deny the health risk of obesity. I do my best to work on weight loss with my patients. But the idea that their personal worth lies on their BMI is extremely damaging. There are a lot of screwed-up skinny people out there; just look at super-models. It is a lot easier to lose weight when you actually like yourself and want to do something about your health. Our culture of accusation and shame simply makes obese people hate themselves. If you hate yourself, why should you want to take care of your body?

Is obesity a problem? Sure it is. But we need to get off of our self-righteous pulpits. Obese people should not be made into a group of outcasts. The “them” mentality and the finger-wagging are no more than insecure people trying to feel better by putting down others.“

Musings of a Distractible Mind, via The Well (NYT)

„Das “Versuchsendlager” in Asse gibt es seit 43 Jahren. Die Bundesrepublik Deutschland, die das Lager betreibt, gibt es seit 59 Jahren. Den Staat ‘Deutschland’, den rechtlichen und organisatorischen Vorgänger der BRD gibt es seit 137 Jahren. Die deutsche Sprache, die praktische alle Kommunikation und Verwaltung in Deutschland regelt, gibt es seit ca. 1200 Jahren. Das Lateinische Alphabet, das der deutsche Sprache seine nachhaltigste Form verleiht, gibt es seit 2700 Jahren. Die Halbwertszeit von Plutonium beträgt 24.100 Jahre. Die Halbwertszeit von Uran beträgt 704 Millionen Jahre.“

Mehr zur Superidee Atomstrom bei anmut und demut, via Blindtextblog.

Flickr-Mosaik

Flickr-Mosaik gelöscht wegen Dings.

„Klingelingeling, klingelingeling, geh von den Schienen weg, klingelingeling, klingelingeling, sonst bist du Fliegendreck, klingelingeling …“

I’m in love with the Berliner Straßenbahn. Oder Trambahn. Oder wie immer die gelben Dinger heißen, die oberirdisch fahren (so dass ich aus dem Fenster gucken kann) und renitente Radfahrer von ihrer Fahrspur klingeln. Hach.

Seitdem ich in Hamburg wohne, muss ich mich von jedem Eingeborenen belehren lassen, dass nicht alles, was oberirdisch fährt, eine Straßenbahn ist und alles, was unterirdisch fährt, eine U-Bahn. Seitdem bin ich etwas gestört, was Bezeichnungen für innerstädtische Schienenfahrzeuge angeht. Man möge mir verzeihen. #Dinge, die mir auf ewig egal bleiben werden

Für mein Weblog zum sechsten Geburtstag

Liebes Weblog,

gestern bist du sechs Jahre alt geworden. Das ist schon ziemlich alt, auch wenn es noch viel ältere deutsche Weblogs gibt, die im Gegensatz zu dir schon in finnischen Clubs gespielt haben. Aber da du ja eh lieber zuhause bleibst und Filme guckst, ist das völlig okay.

Am Anfang warst du sehr aufgeregt, als dich plötzlich mehr als ein Mensch (deine Autorin) gelesen hat. Nach wenigen Wochen hat sie dir eine Kommentarfunktion von Haloscan geschenkt und einen kleinen Counter, der lustig vor sich hintickerte. Als du das erste Mal über 100 Besucher am Tag gehabt hast, war deine Autorin kurz davor, eine Party zu schmeißen und sich als Königin des Internets auszurufen. Das hat sie glücklicherweise nicht gemacht – auch weil sie gemerkt hat, dass du plötzlich neben vielen, vielen tollen Lesern auch ein paar Irre mit zuviel Zeit angezogen hast.

Als du das erste Mal über 1000 Besucher am Tag gehabt hast, war deine Autorin kurz davon, dich auf Festplatte zu bannen und offline zu gehen, weil sich das auf einmal komisch angefühlt hat, dass so viele Leute auf dir rumlatschen. Aber irgendwie war die Dame schon so daran gewöhnt, (damals noch) jeden Tag in dich reinzuschreiben, dass das trotz aller Nervereien, dusseliger Kommentare, Psychomails und Kleinkriege in der Blogosphäre gar keine Option war. Und weil der ganze Negativkram locker von all dem Positiven aufgewogen wird, den du ihr bieten kannst.

Im Laufe der Jahre hat sich deine Autorin dann ein bisschen von dir emanzipiert. Du läufst inzwischen auf WordPress, von dem deine Autorin überhaupt keine Ahnung hat, weswegen sie alle zwei Monate darüber nachdenkt, wieder zum selbstgebastelten GoLive zurückzukehren – aber dann würden ja wieder alle (zu Recht) jammern, dass du keine Permalinks hättest. Du hast keine Kommentare mehr, damit du deiner Autorin wieder den gleichen Spaß machst, den du ihr zu Beginn gemacht hast, als dich noch keine 1000 Leute besucht haben. Auch wenn du nicht mehr täglich einen neuen Eintrag bekommst, was nicht nur die Schuld der Autorin, sondern auch der von Twitter ist, deinem kleinen schmuddeligen Cousin, der hemmungslos und erfolgreich ganz viele Blogger anbaggert.

Den Kleinkriegen in der Blogosphäre weichst du inzwischen weiträumig aus, z.B. indem deine Autorin nicht mehr nach ihrem Namen googelt und keine Blogs mehr liest, über die sie sich eh bloß aufregt. Überhaupt hat sich der Blogkonsum deiner Autorin gewandelt: Sie liest nicht mehr alles und jeden, sondern eher die Blogs, die sie seit Jahren liest und schätzt. Daher verlinkt sie auch immer auf die gleichen zehn Blogs, aber das ist okay, denn du warst noch nie die Riesenlinkschleuder, sondern immer mehr ein Tagebuch, und das ist auch die Art von Blogs, die deine Autorin gerne liest.

Sie bedauert ein bisschen, dass es inzwischen gefühlte zwei Millionen Business-, Marketing- und „Schnell reich werden durch Nichtstun“-Blogs gibt und nur noch gefühlte zwei, die ihr Geschichten erzählen. Aber immer, wenn sie sowas denkt, fühlt sie sich sehr alt und müde und erinnert sich daran, dass sie doch gar nicht mehr so viel übers Bloggen und das Medium an sich nachdenken, sondern einfach weiter schreiben wollte. Dann legt sich die kleine Depression wieder und sie denkt an die vielen schönen Storys, die sie schon gelesen oder selber geschrieben hat. An die vielen Tellerränder, über die sie gucken und die vielen Beichten, die sie lesen durfte. Über die vielen, vielen Begebenheiten von völlig fremden Menschen, die ihr inzwischen so viel bedeuten wie ihre Bücher oder Filme, weil sie eine kleine, neue Welt aufmachen, in der sie kurz rumspazieren darf. Und sie denkt an die Menschen, die sie schon durch dich kennengelernt hat. Einige sind gute Bekannte geworden, einige Freunde und einer wohnt inzwischen mit ihr zusammen (und bedauert vielleicht in den Momenten, in denen er mit ihr über die korrekte Ausrichtung der Gläser im Küchenschrank diskutieren muss, dass er dich gelesen hat).

Liebes Weblog, ich wünsche dir von Herzen weiter so viele Leser wie jetzt, die nur in sehr wenigen Ausnahmefällen doofe Mails schreiben und sonst lieber Ausgehtipps in Berlin oder Ideen für den perfekten Golfschwung parat haben, Hinweise auf gute französische Musik geben oder generell ein paar freundliche Worte für dich übrig haben. Diese Mails hebe ich auf und werde sie dir zu deinem 18. Geburtstag in Schweinsleder binden lassen. Ich wünsche dir weiterhin eine gelassene Autorin. Und ich wünsche dir vor allem immer so viele nette, spannende, aufregende, traurige, mutige, bewegende Schwestern und Brüder, die aus deinem Medium eben doch mehr machen als ein paar Datensätze im Netz, sondern eine ganze Bibliothek an großartigen Geschichten und eine riesige Menge an Menschen, die sie aufschreiben.

Le petit Schisser

Mittagspause, Subway (Nomadenlunch). Hinter mir drängeln sich fünf französische Jugendliche, die angeblich kein Englisch und kein Deutsch sprechen und vom Bestellvorgang völlig überfordert sind. Die drei Schulabbrecher hinter dem Tresen können mit ihnen auch nicht viel anfangen … und ich überlege drei Sekunden lang, ob ich es wagen sollte, mit meinen lausigen fünf Vokabeln im Kopf kurz „Pardon, je parle Français – un petit, petit, petit peu“ zu sagen und meine Hilfe anzubieten.

Ich hab mich dann nicht getraut, weil ich nach den drei Sekunden der Meinung war, ich könne noch nicht genug. Bis mir auf dem Weg zurück in die Agentur alle Vokabeln einfielen, die ich hätte brauchen können: „Was willst du“ oder „Was wollt ihr“ ist zwar nicht höflich, aber verständlich, denke ich mal; Brot, klein oder groß, Huhn, Schinken, mit Käse, überbacken bzw. ich hätte „Heiß?“ fragen können, Steak werden sie ja wohl hoffentlich kapieren, auf die Gemüsesorten muss man bloß zeigen, obwohl ich die, glaube ich, so ziemlich alle hingekriegt hätte. Tomate – check! Zwiebeln – check! Oliven … heißen auf Französisch bestimmt so ähnlich und wenn nicht: Wer die nicht erkennt, hat sie auch nicht verdient. Gurken – keine Ahnung, Paprika weiß ich auch nicht, aber wie gesagt, das hätte bestimmt funktioniert. Und sogar was es kostet, hätte ich sagen können. Mit ungefähr fünf Minuten Überlegungszeit, weil: Zahlen sind immer noch doof.

Mist. Ich Memme.

PS: Olive nachgeguckt: l’olive, weiblich. Ebent.

PPS: Paprika und Gurke auch nachgeguckt. Für Paprika kennt LEO drei Wörter, da sag ich lieber nix (ich bin für le poivron, was sagt die Fachwelt?), und Gurke ist mal wieder quasi Englisch: le concombre.