This is how you create a buzz

Sauber gemacht, Johnny. Wobei Malorama die schönste Line hat. Ich bin als braver Konsument dann heute mal um 21 Uhr am Rechner. Und zwar sehr gespannt.

Du kannst geh’n, aber deine Kopfhaut bleibt hier

Jetzt schnell noch lesen, bevor der Artikel im Spiegel Online-Archiv vergammelt: Oliver Hopwood, Student aus Warwick, hat für einen Schreibwettbewerb über Deutschland über den Berliner Friseur „Kopfgeldjäger“ geschrieben. Und das äußerst liebevoll:

Kopfgeldjäger for me epitomised my experiences of Berlin especially Prenzlauer Berg: a trendy but not exclusive hub of a proudly burgeoning East Berlin, playing with new fashions and styles and making them its own. Very original and quirky, in a way that having no wallpaper, peeling plaster, rickety fittings and creaky floorboards somehow comes across as very trendy. But this trendiness was not in the least bit intimidating: I’m always a little frightened by Toni & Guy here in the UK, and feel obliged to cower with humility whenever I walk past this temple of capitalist cool. In Kopfgeldjäger, though, I wasn’t ashamed to be looking like a scruffy, tired, footsore tourist, on the contrary I couldn’t stop grinning as soon as I walked in. I had that mildly absurd feeling as I sat patiently waiting to have my hair washed that I really had made it. Upon walking out of this place I would be instantly cool, hip, my hair the envy of all around me. For the first time ever I was excited about having my hair cut, so much so that I had to take pictures and videos. Admittedly, the other customers did find me a little odd. Cool à la Kopfgeldjäger wasn’t sickeningly expensive either – at 12 euros, it was an absolute Schnäppchen, so I treated myself to a Danish hotdog afterwards.

That said, for all its originality and quirkiness, despite its experimental decor and innovative styles, Kopfgeldjäger was unmistakably German in the more traditional sense. Yes, there was a faultless queuing system. On entry in the salon, the customer collects a ticket, upon which is clearly imprinted his/her queue number. An appropriately positioned LCD screen displays the customer queue number currently being dealt with. When I was there, the salon was packed full. But all was running so very smoothly. Talk about German efficiency.

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy (Per Anhalter durch die Galaxis, USA/UK 2005, 109 min)

Darsteller: Martin Freeman, Sam Rockwell, Mos Def, Zooey Deschanel, Alan Rickman, Bill Nighy, John Malkovich, Helen Mirren, Stephen Fry, Thomas Lennon
Musik: Joby Talbot
Kamera: Igor Jadue-Lillo
Drehbuch: Douglas Adams & Karey Kirkpatrick (nach dem Roman von Douglas Adams)
Regie: Garth Jennings

Trailer

Offizielle Seite

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy handelt von Arthur Dent, einem Menschen, dessen Heimatplanet, die Erde, wie wir sie alle kennen und lieben, eines Tages ohne große Vorwarnung gesprengt wird, um für eine Hyperraumumgehungsstraße Platz zu machen. Kurz bevor seine Welt in die Luft gejagt wird, erzählt ihm sein bester Freund Ford Prefect, dass er ein Außerirdischer sei, danach landen sie auf einem Vogonenschiff und müssen sich miese Gedichte anhören, bis sie schließlich mit dem Präsidenten der Galaxis, Zaphod Beeblebrox, und seiner menschlichen Gespielin Trillian auf seinem Schiff, der Heart of Gold, nach Magrathea fliegen und … ach egal, kennt ja eh jeder, die Geschichte. Und das ist auch genau das Problem des Films: Wenn man die wundervollen Werke von Douglas Adams (mach’s gut und danke für die Bücher) kennt, ist der Film nur ein kleiner Versuch einer Bebilderung einer übersprudelnden Fantasie und kann dieser einfach nicht gerecht werden. Wenn man die Bücher allerdings nicht kennt, ist Hitchhiker ein halbwegs erträglicher, weil schön schräger Film.

Der Film hat eine seltsame Geschichte, die Spaß macht, weil sie stets überrascht und sich einen Scheiß um sinnvolle Handlungsstränge kümmert (wozu will John Malkovich, der aussah wie der junge Elton John, diese komische Knarre haben, und wieso kann Zaphod einfach einen seiner Köpfe als Pfand dalassen?). Der Film würde allerdings noch mehr Spaß machen, wenn sein Timing etwas besser wäre. Viele Szenen fühlen sich fürchterlich langatmig an: Immer, wenn die Vogonen im Bild waren, habe ich im Kopf auf Vorspulen geschaltet, und als Trillian Arthur schön ausführlich die Küche der Heart of Gold zeigt, habe ich hörbar gelangweilt geschnauft. Und mit mir der Rest des Kinos. Dafür habe ich allerdings die Besatzung als Wollpüppchen und das vertonte Delfinballett am Anfang in höchstem Maße entzückend gefunden. Derartige Scherze hätte ich mir mehr gewünscht, um der Skurrilität der Vorlage ein wenig mehr Rechnung zu tragen.

Ich hatte im Vorfeld Bedenken, dass der großartige Wortwitz des Buches komplett verloren geht, denn das gehen verbale Vorlagen meistens, wenn man das Medium wechselt und plötzlich eher in Bildern erzählen will. Hitchhiker behilft sich hier mit einem simplen Trick: ein Off-Erzähler (Stephen Fry, gewohnt nonchalant) ist quasi die Stimme des Guide, des Buches, das Weltraumreisenden alles, aber auch wirklich alles über das Universum und seine Bewohner erzählt. Vor allem natürlich, dass man niemals sein Handtuch vergessen sollte. So fließen in die recht schlichte Handlung des Films immerhin viele kleine, sehr hübsch bebilderte Anekdoten ein, die auch das Lesen der Bücher so unterhaltsam gemacht haben: wie sich der Pangalaktische Donnergurgler anfühlt zum Beispiel oder wieso der Guide erfolgreicher ist als die Encyclopedia Britannica. Ich habe zwar meine Lieblingsstelle vermisst („Steck deinen Kopf in ein Schwein“), aber man kann ja nicht alles haben.

Wahrscheinlich hat jeder andere Vorstellungen von den Figuren oder den Settings, die einem im Buch begegnen. Ich persönlich fand die Heart of Gold im Film sehr billig, Mos Def als Ford Prefect nicht britisch genug (ich habe noch eine schwache Erinnerung an den Ford aus der uralten BBC-Serie), und Marvin ging leider gar nicht. Trotz der wundervoll nöligen Stimme von Alan Rickman, der es hinkriegt, dass man Marvin – wie im Buch – ständig eine reinhauen möchte, passt sein knuffig-rundliches Äußeres überhaupt nicht zum depressiv-melancholischen Roboter, den ich in meinem Kopf hatte. Dafür ist Sam Rockwell als Beeblebrox große Klasse: überdreht, arrogant-charmant, ständig die Jacketkronen bleckend – wundervoll. Zooey Deschanel als Trillian und Martin Freeman als Arthur bleiben leider etwas blass, wobei sie einfach auch ein wenig vom Drehbuch im Stich gelassen werden. Ihre Funktion ist eben die des heimatlosen Liebespärchens, und das fühlt sich im ganzen galaktischen Irrsinn einfach zu menschlich und fast popelig an. Immer, wenn die beiden sich schmachtende Blicke zugeworfen oder, viel schlimmer, über ihre Gefühle geredet haben, habe ich ein bisschen darauf gehofft, dass die Vogonen besser zielen würden und dem Heiteitei ein Ende bereiten.

Mir ist übrigens erst während des Films aufgefallen, dass ich mir den Supercomputer Deep Thought (ja, genau, der mit der 42) nie richtig vorgestellt hatte. Seine Visualisierung fand ich recht nett, vor allem seinen kleinen goldenen Fernseher, auf dem Zeichentrickfilme liefen. Mein Lieblingsmoment kam allerdings erst ziemlich zum Schluss in der Werkstatt von Slartibartfast, wo mir wirklich ein Schauer über den Rücken gelaufen ist. Abgesehen von der schieren Größe des Raums und der Geschwindigkeit, mit der Arthur und der Planetendesigner durch die Fabrik fliegen, waren das Bilder, die ich mir den ganzen Film lang gewünscht hätte: völlig absurd und doch so wunderschön.

Wenn der Film es auch nicht geschafft hat, mir soviel Spaß zu machen wie die Bücher – eins hat er dennoch hingekriegt: dass ich mit Arthur und Trillian zuerst um die gute, alte Erde getrauert und mich dann wie blöde gefreut habe, als sie wieder da war. Als ich plötzlich unseren Planeten in der Version 2.0 gesehen habe und Slartibartfasts Männern dabei zuschauen durfte, wie sie Ayers Rock seine charakteristische Farbe verleihen, Wüsten aufschütten und den Himalaya hochziehen – da habe ich schon ein wenig Ehrfurcht vor der Schönheit unseres kleinen Himmelskörpers gespürt. Und so bin ich etwas zwiegespalten auf The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy gekommen: ein bisschen enttäuscht, weil sich der Film über weite Strecken viel zu normal angefühlt hat. Ein bisschen gelangweilt, weil er nicht genügend Tempo gehabt hat. Aber auch ein bisschen mit der Welt und ihren Macken versöhnt. Wir haben schließlich nur die eine. Auch wenn wir nur Teile des großen, großen Experiments sind.

Anne Bancroft, 17.09.1931–06.06.2005.

Ich hätte gerne ein Foto von ihr aus Home for the Holidays abgebildet, denn das war der erste Film, in dem sie mir aufgefallen ist. The Graduate hatte ich da schon gesehen, mir aber niemanden außer Dustin Hoffman gemerkt, sowieso wieder so ein Pflichtfilm, kommt gerade im Fernsehen, guck ich mir an, muss man ja, Bildungskanon, gesehen und ja, klar, gut. Findet man „Klassiker“ eigentlich nur deswegen gut, weil es Klassiker sind oder weil sie gut sind? Ich kann bis heute mit Casablanca nichts anfangen, und Citizen Kane mag ich nur, weil mein Kopf mir sagt, wie zukunftsweisend das Ding damals war und nicht, weil mein Bauch mir sagt, ach schön der Film da. Auch wieder aufgefallen: dieses rückwärtsgewandte Entdecken. Jahre später merken, dass der Lieblingssong aus den 80ern irgendein Cover aus den 50ern war. Plötzlich Songzeilen verstehen, bei denen man jahrelang nur lalala mitgesungen hat. Lieblingsschauspieler in Filmen anzugucken, die vor dem Film gedreht wurden, bei dem man sich in sie verknallt hat, fühlt sich an wie Exfreundinnen abzuchecken. Heute erst gemerkt, dass die Tagline von convers.antville von Godard inspiriert war. Die Welt in tausend Häppchen.

The Life Aquatic with Steve Zissou

Deutscher Titel: Die Tiefseetaucher. Nicht durchgehalten. Zu ungeduldig gewesen für die sich langsam entfaltende Geschichte. Keine Lust gehabt auf die gewollt schräg angelegten Figuren. Die liebevollen Settings bewundert. Owen Wilson angeschmachtet (trotz Schnurrbart). Bill Murray, Cate Blanchett, Willem Dafoe, klar, gerne. Jeff Goldblum und Anjelica Huston als Sahnehäubchen. Keine Meinung zum Film. Höchstens: war nicht mein Ding.

Von Praktikanten und Prostituierten

Wie schwierig es sein kann, einen ausländischen Praktikanten einzustellen, erzählt ein alter Kollege von mir, über dessen Weblog ich soeben gestolpert bin:

Dann wurde mir aber erstmal erklärt, dass es so viele Deutsche gäbe, die ich zuerst einstellen solle. Auf meine Nachfrage hin konnte er mir aber keinen vermitteln und Profile für „so was“ gäbe es auch keine. Da ich merkte, dass wir so nicht weiterkommen und habe ihm angeboten die üblichen 3 Plätze mit deutschen (wie das klingt) Praktikanten zu besetzen und für den Ausländer Matti aus dem Neu-Mitgliedstaat einen weiteren Platz einzurichten. Schließlich ist er ja qualifiziert, hat eine europäische Ausbildung, spricht einwandfreies deutsch und wartet hier in Deutschland auf die Möglichkeit sich ein praktisches Berufsbild zu machen. Das fand (der Sachbearbeiter der Agentur für Arbeit) Herr T. so toll, dass er das schriftlich haben wollte, plus eine Erklärung seitens Matti, dass er auf keinen Fall Sozialhilfe beantragen würde, falls ihm sein Praktikanten-Gehalt nicht ausreichen würde. Okay, ich fand’s seltsam, aber habe ich dann auch noch am gleichen Tag gemacht. Zusätzlich ist Matti dann zur Agentur für Arbeit gefahren und hat dem Herrn T. seine Sparbücher (!!) gezeigt, um zu unterstreichen, dass er kein Geld vom Staat, sondern nur eine Praktikum bei e7 haben wollte.

Lifecycle of Bloggers

Hier.

Well said. Passt fast alles. Newbies, überlegt euch JETZT, ob ihr den Quatsch mitmachen wollt. Wie mich der Quatsch verändert hat, habe ich bereits schon mal hier festgehalten.

(via convers.antville)

Batman talks (a little bit)

Der Guardian versucht, irgendetwas Interessantes aus Christian Bale rauszuholen, der sein Privatleben ähnlich gut abschottet wie Kevin Spacey. Klappt nicht ganz, und deswegen schließt der Interviewer aus Bales Rollenwahl einfach mal auf seine Persönlichkeit: The Joker’s New Nemesis.

Clearly, there’s an obsessiveness to him which needs continual feeding. Playing obsessives themselves is ‘a very comfortable feeling’, maybe especially for someone with such an elastic personality. He says he admires that tireless quality in other actors, musicians and performers. He’s in raptures about Terrence Malick – with Kubrick dead, now the ultimate, enigmatically obsessive director – who is getting ready to release The New World, his fourth film in 32 years. ‘He’s so in love with what he does, y’know. He so loves it and he so loves other people’s ideas as well. He gets such a delight out of watching the actors and every member of the crew, really. He’s a very genuine, sincere man.’

So when Bale momentarily sounds weary of recent punishment and pledges No More Demanding Roles, you can’t believe him. The fact that his next project is for Werner Herzog, that notoriously lax taskmaster, doesn’t bode well. It’s a biopic of Dieter Dengler, a German expat turned US Navy pilot. You almost don’t want to know the details: shot down over Laos, dragged behind water buffalo and covered in honey and ants by communist torturers, lost 90lb wandering for 23 days through the jungle. So far, so Bale.

Girl, interrupted while singing

Anke singt sich bei Ich hab geträumt vor langer Zeit aus Les Misérables die Seele aus dem Leib und fängt beinahe vor Rührung über den Text und die ach so schöne Melodie an zu schniefen.

Kaum sind die letzten Töne verklungen, die von Sehnsucht nach Liebe und Trost künden, äußert sich Tony, manchmal die Herzlosigkeit in Person:

„Ach ja, das war schön. Und jetzt verkauft Fantine ihren Schmuck, dann ihre Haare, dann ihren Körper, dann fallen ihr die Zähne aus, und dann stirbt sie. Und wir sehen uns nächsten Montag, ja?“

Gnarg.

Elektra

Halbwegs stimmiger Film aus der Reihe „Superhelden sind auch nur Menschen“. Diesmal ist es Jennifer Garner als Elektra, die netterweise etwas vollständiger angezogen rumläuft als ihre gezeichnete Vorlage. Trotzdem sieht sie beim Sporteln aus Schlaflosigkeit aus wie Cindy Crawford in ihren Fitness-Videos, und die diversen Kämpfe mit Männern, Kindern und Dämonen sind so hübsch choreografiert, dass nicht mal ihre Frisur in Unordnung gerät. Bei dem Wort „Dämonen“ ist dann auch klar, dass Elektra es mit Logik, Charakterbildung oder Schwerkraft nicht ganz so genau nimmt, aber egal. Das tun Comics meistens auch nicht. Ich fand den Streifen harmlos-nett-entspannend und damit unterhaltsam, denn ich hatte das Gefühl, dass hier die Hintergrundgeschichte der Heroine (als Kind die Mama verloren, böser Karate-Meister, der sie aus dem Camp schmeißt, und dann auch noch seit Ewigkeiten keinen Sex mehr gehabt) nicht nur gelaberter Einschub zwischen den Kampfszenen ist, wie man das aus anderen Comicverfilmen kennt (Daredevil, anyone?). Im Gegenteil, ihre persönliche Geschichte und die Suche nach sich selbst waren der eigentliche Motor des Films, während die Kämpfe eher ein Grund dafür waren, ein bisschen Haut und Muskeln zu zeigen.

Jennifer Garner macht ihre Sache ziemlich ordentlich. Manchmal fühlt sich Elektra zwar an wie eine Doppelfolge Alias, aber dafür gibt’s zum Ausgleich Goran Visnjic und Will Yun Lee zum Angucken und teilweise sehr schöne Settings, bei denen man sich wünscht, ein bisschen mehr Geld übrig zu haben, um dieses entzückende Schlösschen für den Winter zu mieten. Und wenn Elektras roter Kampfdress nicht so arg übercoloriert rübergekommen wäre, würde ich auch noch kurz die ausgewogene Farbigkeit des Films loben können.

Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events

Hm. Ich kann mich gerade nicht richtig entscheiden, ob ich Lemony Snicket’s A Series of Unfortunate Events (Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse) nun „Totlangweilig“ oder „Ach, ging so“ oder „Sah aber immerhin gut aus“ fand.

Die Geschichte der drei Baudelaire-Kinder, deren Eltern beim Brand ihres Hauses umkommen und die danach von einem Vormund zum nächsten geschoben werden, kommt etwas unentspannt daher. Der erste Vormund ist Graf Olaf, der von Jim Carrey gewohnt übereifrig dargestellt wird. Manchmal passen Carreys hysterische Gesten und Blicke hervorragend, meistens ging er mir aber nur ziemlich auf den Keks. Auch bei den nächsten Menschen, bei denen die Kinder unterkommen, taucht immer wieder Graf Olaf auf, um sich irgendwie das Vermögen der drei Kinder unter den Nagel zu reißen. Soweit ich weiß, stückelt der Film drei Bücher zusammen, und genauso fühlt er sich auch an. Die einzige Konstante ist eben Carrey, und wenn man den nicht ganz so gerne sehen mag, hat man bei Lemony Snicket schon verloren.

Die Kinder machen einiges wieder wett. Jedes von ihnen verfügt über besondere Fähigkeiten, und obwohl ich altklugen Blagen in Filmen eigentlich nie etwas abgewinnen kann, sind die Baudelaires angenehm gezeichnet. Selbst das Kleinkind, dessen sinnloses Geblubber intelligent untertitelt wird, ist eher lustig als anstrengend. Nichtsdestotrotz sind die drei eben Kinder und Lemony Snicket ist ein Kinderfilm, und daher fand ich das überdeutlich-moralische Gerede und die Erklärungen aus dem Off über Eltern und Zuhause und wie’s weitergeht, irgendwann ermüdend. Auch wenn diese Erläuterungen von Jude Law gesprochen wurden.

Die Ausstattung allerdings hat sehr viel Spaß gemacht. Es gab in jedem Bild so viel zu entdecken, dass ich zwischendurch weder den Dialogen gelauscht habe noch der Handlung gefolgt bin, sondern einfach die Hintergründe, Kostüme, Masken und die Detailtreue bewundert habe. In den guten Augenblicken erinnert Lemony Snicket an Tim Burton. In den schlechten allerdings eher der Sesamstraße ohne Antidepressiva.

Für einen Kinderfilm fand ich Lemony Snicket ziemlich düster, und dass nicht jede traurige Stimmung durch eine humorige Einlage wieder ruiniert wurde, hat mich dann doch dazu bewogen, den Film bis zum Ende zu sehen. Die Grundstimmung der konstanten Bedrohung durch Graf Olaf hat funktioniert, und ich war natürlich brav erleichtert, als alles gut ausging. Trotzdem musste ich mich arg zusammenreißen, um nicht vorzuskippen. Aber vielleicht bin ich eben wirklich zu alt für Lemony Snicket.

Undertow

Melancholischer Film über zwei Brüder (Jamie Bell und Devon Alan), deren Vater (Dermott Mulroney) sie alleine auf einer Farm großzieht. Eines Tages taucht der Bruder (Josh Lucas) des Vaters auf und will angeblich alte Streitereien begraben. Stattdessen bringt er den Vater um und versucht, eine alte Münzsammlung zu stehlen. Die beiden Jungs überwältigen ihn und fliehen, und er versucht, sie im ländlichen Georgia wiederzufinden.

Undertow erzählt keine neue Geschichte, aber er schafft es, dem üblichen Familiendrama noch eine neue Ebene zu verleihen. Die beiden Brüder sind sehr eigenständige, interessante Charaktere, und die Reise durch Amerika – oder einem kleinen Stück davon – wird zu einem Erlebnis, das sie mit vorher unbekannten Menschen und menschlichen Regungen zusammenbringt. Durch den gesamten Film, der sich sehr langsam entwickelt, ziehen sich die Motive wie Schuld, Vermächtnis, Vergebung, das Leben und das Leben nach dem Tod wie klassische Einsprengsel in einer ganz und gar nicht klassischen Umgebung. Undertow gelingt eine sehr stimmige Mischung aus beiden Welten.

The Assassination of Richard Nixon

Wenn es Taxi Driver nicht schon geben würde, hätte mir The Assassination of Richard Nixon ausnehmend gut gefallen. Sean Penn spielt einen Mann, der mit seiner Scheidung klarkommen muss, mit der zunehmenden Entfremdung von Frau und Kindern, mit einem Job, den er hasst, einem Boss, der ihn angeblich fördert, ihn aber stets demütigt und generell mit einem Leben, das, so glaubt er jedenfalls, sich schlicht gegen ihn verschworen hat. Sein einziger Ausweg: die Ermordung von Präsident Nixon, um so einen Fußabdruck in der Geschichte zu hinterlassen und so wenigstens etwas getan zu haben.

Die Motive von Sam Bicke (selbst der Name klingt fast wie Travis Bickle aus Taxi Driver) sind zwar eher persönlicher Natur, während Travis die Welt vor dem Abschaum retten will, aber im Endeffekt sind sich beide Geschichten in ihren Grundzügen ähnlich. Wir sehen Sean Penn bei einem vergeblichen Versuch, sein Leben in eine bessere Richtung zu lenken, nach dem anderen, und jedesmal scheitert er an sich selbst. Trotzdem ist Assassination spannend und vor allem atmosphärisch sehr dicht, denn Sean Penn, Naomi Watts als seine Ehefrau und Don Cheadle als sein Freund liefern allesamt überzeugende Leistungen. Besonders Penn schafft es, sowohl den armseligen Verlierer als auch den sich selbst überschätzenden Killer zu spielen, ohne in Klischees abzudriften.

The Assassination of Richard Nixon beruht auf einer wahren Begebenheit, was ihn für mich fast unheimlicher macht als der fiktive, aber nicht weniger verstörende Taxi Driver.

“Because for some of us, books are as important as almost anything else on earth. What a miracle it is that out of these small, flat, rigid squares of paper unfolds world after world after world, worlds that sing to you, comfort and quiet you or excite you. Books help us understand who we are and how we are to behave. They show us what community and friendship means; they show us how to live and die. They are full of all the things that you don’t get in real life – wonderful, lyrical language, for instance, right off the bat. And quality of attention: we may notice amazing details during the course of a day but we rarely let ourselves stop and pay attention. An author makes you notice, makes you pay attention, and this is a great gift. My gratitude for good writing is unbounded: I’m grateful for it the way I’m grateful for the ocean. Aren’t you? I ask.”

Anne Lamott, Bird by Bird – Some Instructions on Writing and Life

I am most grateful for:

Vom Winde verweht von Margaret Mitchell, weil ich mich selten so sehr in einer Geschichte verloren habe

Dies ist kein Liebeslied von Karen Duve, weil ich mich selten so sehr in einer Geschichte wiedererkannt habe

Microserfs von Douglas Coupland, weil ich das Gefühl hatte, dass er das Buch nur für mich geschrieben hat

The Beach von Alex Garland, weil ich es innerhalb weniger Stunden durchgelesen und gleich nochmal von vorne angefangen habe

– sämtliche Kurzgeschichten von Franz Kafka, weil ich eine derartige Stimme vorher noch nie gehört hatte

Fight Club von Chuck Palahniuk, weil ich eine derartige Stimme vorher noch nie gehört hatte

Andorra von Max Frisch, weil es mich so traurig macht

Tim von Colleen McCullough, weil es mich so glücklich macht

Schau heimwärts, Engel von Thomas Wolfe, weil es mich schweigen lässt

In Cold Blood von Truman Capote, weil es das erste Buch war, das ich auf Englisch gelesen habe

Die Leiden des jungen Werther von Johann Wolfgang vonGoethe, weil ich dort, in einem doofen, überheizten Klassenraum, vergessen habe, in einem doofen, überheizten Klassenraum zu sein, und weil ich gemerkt habe, dass eine gute Geschichte, so alt sie auch sein mag, immer gut bleiben wird

Momo von Michael Ende, weil ich mich dort gut aufgehoben fühle

Death of a Salesman von Arthur Miller, weil kein Buch den amerikanischen Traum besser in Worte fasst

Extremely Loud and Incredibly Close von Jonathan Safran Foer, weil es so viel Liebe verströmt: zur Geschichte, zu den vielen kleinen Geschichten in der Geschichte, zu den Personen, zu ihrer jeweiligen Sprache und zum Leser, weil mich jede Seite des Buches überrascht hat

Was ist Was: Das alte Ägypten, weil es mich über den kindlichen Tellerrand hat schauen lassen

Dictionary of American Quotations, weil ich es von Karl geschenkt bekommen habe.

What are you most grateful for?

Irgendwie klingt mein Mailprogramm bedrohlich effizient.