Aus dem Guardian:

Steven Soderbergh has signed a deal with the billionaire entrepreneurs Mark Cuban and Todd Wagner that heralds a potential revolution in the way films are released. The former Broadcast.com web radio founders and the Oscar winning director of Traffic will create a series of six pictures shot by Soderbergh on high-definition video that will be released simultaneously in theatres, on DVD and television.

Klingt nach einem interessanten Projekt. Ich weiß allerdings nicht, ob ein Film, der (relativ) frei verfügbar im Fernsehen läuft, überhaupt noch auf DVD oder sogar im Kino gesehen wird. Ich räume der DVD eine gewisse Chance ein, weil man auf diesem Medium Bonus-Material einspielen kann, Untertitel, Fremdsprachen usw. Und solange der Videorecorder noch das Hauptinstrument zum Speichern von Filmen ist, ist die Qualität einer digitalen DVD natürlich besser als ein Videoband. Aber warum man für den Film noch ins Kino gehen sollte, wenn er zeitgleich bei mir zuhause läuft, erschließt sich mir nicht. Ich weiß nicht, wie es dem Rest der Welt geht, aber bei „künstlerisch wertvollen“ Filmen, wie sie Soderbergh ja gerne macht, habe ich kein Problem mit meinem kleinen Fernseher im Vergleich zur 120-Quadratmeter-Leinwand im Kino. Schließlich muss ich keine Special Effects bestaunen oder riesige Weltraumkreuzer oder Wolkenkratzer, die in Flammen aufgehen. Dafür gehe ich nämlich gerne ins Kino. Ansonsten schätze ich inzwischen immer mehr die Tatsache, dass ich zuhause keine unbequemen Folterstühle habe, keinen Sitznachbarn, der nach Fitnessstudio stinkt, und keine pubertäre Rotte Mädels, die jeden Filmdialog in dem Augenblick lautstark interpretieren muss, in dem er auf der Leinwand gesagt wird.

Die Verbundenheit, die ich früher gespürt habe als Teil eines filmhungrigen Publikums, ist inzwischen einer Resignation vor der Video-Generation gewichen. Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Zuschauer vergessen, dass sie eben nicht mit Freunden auf der Couch sitzen und während des Films quatschen oder telefonieren oder streiten können, sondern dass sie sich in der Öffentlichkeit befinden. Und meistens will diese Öffentlichkeit den Film in Ruhe genießen und ohne zusätzliche akustische Untermalung. Ich weiß, dass ich mich immer mehr wie meine eigene Oma anhöre, aber manchmal vermisse ich die Zeiten, in denen ein Wort wie „Ruhe!“ noch Gewicht hatte und nicht automatisch lautstarken Protest und „Jetzt erst recht“-Gequatsche nach sich zieht. Ich persönlich gucke Filme daher inzwischen viel lieber zuhause, wenn ich die Wahl habe.

5 Antworten:

  1. “Die Verbundenheit …”
    da bin ich aber froh das es auch anderen so geht, ohne auf den gedanken zu kommen, das man alt wird. im zeitalter von großbildfernsehern und dts kann man ja auch brennene Wolkenkratzer und Weltraumkreutzer ganz gut at home “ertragen”. ;-)

  2. “Ich habe das Gefühl, dass immer mehr Zuschauer vergessen, dass sie eben nicht mit Freunden auf der Couch sitzen …”

    Ganz genau mein Eindruck, und nicht nur im Kino, wo ich’s ja noch irgendwie nachvollziehen kann, sondern auch und vor allem im Theater, wo ich viel öfter hingehe.

    Jedes einzelne Mal, wenn ich in letzter Zeit im Theater bin, sitzt hinter mir jemand, der ungeniert Romane erzählt. Ich habe mich schon gefragt, ob ich paranoid werde oder ob diese Unsitte tatsächlich zunimmt.

  3. Nein, nein, nein, das Kino ist und bleibt der Ort. Ort der Träume, Ort der Angst, Ort des Heulens. Verschluckt werden. Gestört zwar von der Taco-Sauce, die nach Kotze riecht und den Deppen. Aber ungestört von allem, das zu Hause ist.

  4. Bei mir nicht mehr. Inzwischen liege ich lieber im eigenen Bettchen und heule ohne Zuhörer, anstatt im Kino zu sitzen, während neben mir jemand telefoniert. Ich kann inzwischen “Zuhause” besser ausblenden, um mich in einem Film zu verlieren, als die Nervensägen neben mir. Ich bin versucht, “leider” zu sagen.

  5. Ich finde das gefährlich. So überlässt man doch einen so grandiosen Ort wie das Kino den Banausen. Genauso, wie Straßen bei Nacht erst dann gefährlich werden, wenn niemand nach Einbruch der Dunkelheit mehr rausgeht. Klar, dass die Plappermäuler das Regiment im Saal übernehmen, wenn die Genießer sich auf dem Sofa von der 5.1-Anlage besäuseln lassen.
    Dazu bin ich immer wieder erstaunt, wie nervig der Besuch gerade in “links-alternativen” Kinos sein kann, wo man eher rücksichtsvollere Menschen vermuten würde. Aber deren Mitteilungsbedürfnis ist anscheinend besonders groß. Und ihre Bereitschaft, einen Film, der ihnen nicht gefällt, weil sie ihn nicht verstehen, wortreich schon während der Vorstellung zu kommentieren. Aber dann muss man eben drei- oder viermal “Psst!” bzw. “Könnt ihr mal die Fresse halten!” sagen. Fight for your right of a decent cinematic experience!