Tagebuch, Samstag/Sonntag, 9./10. Dezember 2017 – Warm und kalt

Am Samstag veröffentlichte ich mein #2017bestnine auf Instagram und fühle mich recht gut wiedererkannt. Futter, Unikram, Bücher, München. Und ein Pussyhat. Was für ein seltsames Jahr.

Den Sonntagvormittag verbrachte ich mit F. im Kino, wo ich noch einmal Coco anschaute. Der geht auch locker zweimal. Auf dem Weg zur Tram fiel mir zum ersten Mal die Herzchenumrandung vor einem Kiosk auf, die sonst in Münchnen eher aus Punkten besteht. F. so, der alte Charmeur: „Wie für Raucher, nur für Verliebte.“

Nachmittags machte ich mich dann erstmals ohne F. auf den Weg nach Augsburg. Er hatte einen Konzerttermin, daher konnte ich seine Dauerkarte nutzen, während der Herr, mit dem ich mir eine Karte teile, unsere verwenden konnte. So saßen wir erstmals nebeneinander, was ich sehr nett fand. Auch, weil der gute Mann eine Decke dabei hatte. Es war schon recht kalt und verschneit gestern, wie auch der FCA- und der Hertha-Twitter-Account vermeldeten.

Seit gestern kann ich die coolen Nike-Klamotten, mit denen ich morgens durch die Kälte stapfe (wenn ich nicht lieber schlafe), auch für den wohltemperierten Stadionbesuch empfehlen. Das Zeug hält ganz wunderbar warm. Ich trug zum schicken schwarzen Outfit sogar eine vereinsfarbene Mütze (grün), war aber froh, dass man meine flauschigen pinkfarbenen Thermosocken in den schwarzen Springerstiefeln nicht sehen konnte.

Im Spiel selbst ließ Augschburg gefühlt fünf Hundertprozentige liegen und hatte ebenso gefühlt 80 Prozent Ballbesitz, aber kriegte den verdammten Ball schlicht nicht über die Linie. Die Herren hinter uns kommentierten gewohnt ironisch, was mich anfangs – also so vor anderthalb Jahren, als ich mit dem regelmäßigen Stadionbesuch beim FCA begann – sehr erheiterte, mich inzwischen aber nur noch nervt. Laut F. quatschen die seit sieben Jahren so vor sich hin, seit der FCA in der ersten Liga ist und man als Dauerkarteninhaber halt beieinander hockt. Das ist schon fast bewundernswert, sieben Jahre lang ironisch Fuppes zu gucken, aber eben nur fast. So wurde auch das 1:0 in der 74. Minute spöttisch aufgenommen, während wir jubelten und uns ein bisschen warmhüpften. Nach dem verfickten Ausgleich in der verfickten Nachspielzeit habe ich von hinten allerdings nichts mehr gehört.

Das Fiese an Augsburg-Spielen ist der lange Rückweg. Also nicht der Weg vom Stadion zur Tram, der ist etwas kürzer als der in der Allianz-Arena. Aber während ich dort nach einer höchstens 30-minütigen U-Bahn-Fahrt (ich muss einmal umsteigen) wieder zuhause bin und mich von eventuell miesen Spielen mit Netflix und Schokolade ablenken kann, schmore ich nach FCA-Spielen zwei Stunden vor mich hin. Vom Stadion zur Tram, die uns zum Bahnhof bringt, da wartet man dann gerne noch, dann hockt man 40 Minuten in der Regionalbahn und dann muss man in München noch ein bisschen U-Bahn-Fahren bis Netflix and Chocolate. In dieser Zeit kann man sich nochmal in aller Ruhe die vergebenen Torchancen im Kopf vorspielen und mit allem hadern, obwohl man selbst nichts, gar nichts hätte machen können. Das verstehe ich an mir selbst nicht, seit ich Fußball im Stadion bzw. aufmerksamer auf Sky gucke: dass man sich freiwillig diesem Quatsch aussetzt, bei dem man nur passiv zuschauen kann und bei einem schlechten Ausgang sinnlos rumleidet. Ich bezahle im Moment Geld, das ich nicht habe, für eine Aktivität, die den halben Tag dauert, bei der ich nur Zuschauer bin und die mich im schlechten Fall noch stundenlang nervt. Watzefack? Ich verstehe es selbst nicht.

Ich füll dann mal den Mitgliedsantrag beim FCA aus.