Forever Lost

SPOILER ALERT. Wer auch immer das Lost-Finale noch nicht gesehen hat, bitte diesen Eintrag weiträumig umfliegen. (Haha.) Ein paar alternative Enden hat die Crew bei Jimmy Kimmel gezeigt.

Ich zitiere aus dem Guardian, der so ziemlich das sagt, was ich auch in die Serie reininterpretiert habe – und er ist nur einer der vielen, vielen Artikel, die ich gestern angesurft habe, nachdem ich mir die Augen vor dem Macbook ausgeheult hatte:

“Of course, if you were after answers about the other mysteries of Lost, well, you might not have found them. What was the power of the magic numbers? What were the Dharma Initiative doing there in the first place? How could they get an airdrop of supplies? Who built all the Egyptian stuff? What about the debate between free will and destiny? Science and faith? Are we supposed to read all of the Dharma project, and their island life as a metaphor for the way we distract ourselves and don’t concentrate on just – hey – loving each other? The relentless pressing of the button down the hatch – is that what the writers think of civilisation? Of capitalism? Of work?

So many questions: was the island real and the Sideways life limbo? Or was it the other way round? Or both? Or … does the metaphor not quite add up for you? Maybe we should leave it with Dr Christian Shephard: “to remember and to let go.”

Ich mochte das Finale sehr, genau wie ich so ziemlich jede Folge der Serie gemocht habe. Die letzte Folge hat mich genauso mitgenommen wie mich die letzte Folge Six Feet Under mitgenommen hat – und die letzten Folgen von Star Trek TNG, The West Wing, ER und Friends. Serien, die mir persönlich viel bedeutet haben und die einfach so zuende gehen.

Lost hat allerdings einen etwas anderen Stand als Friends – während Friends „einfach“ nur unterhalten wollte, hat Lost ganz gerne mal den Große-Botschaften-Hammer rausgeholt. Und meiner Meinung nach hat das in den allermeisten Fällen sehr gut hingehauen. Selbst eigentlich platte Sätze wie “Nobody can define who you are – you define who you are” oder wie auch immer der genaue Wortlaut von Hurleys Spruch in Richtung Sayid war, klangen in Lost nicht wie Kalendersprüche sondern wie große Weisheiten. Und genau diese Mischung aus „Seid nett zueinander“, den vielen Rätseln und der Spannung, die die Macher bei mir zumindest über sechs Staffeln halten konnten, hat für mich die Serie zu etwas Besonderem gemacht.

Ja, ich weiß immer noch nicht, was die verdammten Zahlen bedeuten oder wo der Eisbär herkommt, aber nach dem großen Finale ist mir das ausnahmsweise egal. Ich nehme dankbar hin, was ich bekommen habe und frage nicht nach dem, was mir nicht gezeigt wurde. Für mich symbolisiert die letzte Folge genau diese Gegnerschaft, die auch Locke und Jack immer ausgetragen haben: der Kampf zwischen Glaube und Wissenschaft, zwischen Vertrauen und harten Fakten. Und deswegen nehme ich gerne den Rat vom Guardian an und lasse los, anstatt mich in der Lostpedia durch 17 Interpretationen der Zahlen zu wühlen.

Mach’s gut, Insel. Ich werde dich und deine wuseligen Bewohner sehr vermissen.