Spider

Sehr gemächlich erzählte Geschichte eines Mannes (Ralph Fiennes mit stets gehetztem Gesichtsausdruck), der ein Kindheitstrauma noch einmal erlebt. Oder doch nicht? Wir sehen eben diesen Mr. Cleg, wie er seinem eigenen, kindlichen Ich folgt und die Affäre seines Vaters mitansieht, den Mord an seiner Mutter, seine eigenen Konsequenzen daraus. Es könnte aber auch alles nur eine Phantasie von Mr. Cleg sein, denn schließlich kommt er gerade aus einer Heilanstalt.

Man kann sich in Spider nie sicher sein, was man sieht, und erst in den letzten Minuten des Films löst sich alles zu einem stimmigen Bild auf. Bis man dort angekommen ist, muss man erdschlammgraufarbene Settings mögen, gemurmelte Dialoge und ein seeeehr laaaangsaaaames Erzähltempo. Wenn man dazu auch noch auf Gabriel Byrne und Miranda Richardson (beide sehr gut) steht, kann man Spider genießen. Wenn nicht, ist er etwas anstrengend, belohnt aber schließlich durch den cleveren Schluss und viele unterschwellige Themen, z.B. ob Mütter „nur“ noch Mütter sind oder weiterhin weibliche, sexuell empfindende Wesen, ob Männer trotz fester Beziehung immer auf der Jagd sind und ob in Kindern manchmal mehr steckt als die sprichwörtliche Unschuld.

4 Antworten:

  1. zur gefälligen Referenz :-)
    http://blog.vollmondlicht.com/entry/01218

  2. Ich werde nie einen anderen Cronenberg außer “Crash” richtig lieben, befürchte ich.

  3. Ich stehe schon seit Monaten in den Startblöcken, auf dass die DVD billig zu kaufen sein wird. (Kaufe nix über 20 Öro und nur höchst ungern über 15).

    Bin sehr gespannt auf den Film – so als alter Cronenberg-Fan. “Lieben” tue ich v.a. “Dead Ringers” (der mir auch noch fehlt…).

    Ãœbrigens, “Spider” ist von 2002 und lief m.W. in selbigem Jahr auch schon z.B. in der Schweiz. In unserem armseligen Verleih-Ramschladen Deutschland kam er erst letztes Jahr zu laufen. In 1,5 Kinos, glaube ich…

  4. “crash” mag ich so ganz + gar nicht, das liegt am für mich dann so gar nicht mehr nachvollziehbaren Aufhänger fiese Unfälle = Sex (erklär mir das noch mal jemand) und natürlich am ungeliebten blonden Hauptdarsteller.
    Aber den Überfall der teuflischen Bestien, den Parasiten-Mörder (Shivers) und Scanners mochte ich. Und das Ding mit den Bioports.