Tagebuchbloggen 04.02.2010

Da sitze ich so im zweiten Bus zur Arbeit (nicht der, in dem die Zeitungstante mit den spitzen Ellenbogen war) und guck so nach draußen und denk so, ach, denk ich so, guck an, wie’s dir gerade geht, der Schnee ist toll und die Stadt ist schön leise und du hast eine neue MP3-Sammlung auf dem iPhone, die dir gerade charmant die Fahrzeit verkürzt, und du hast ein spannendes Buch im Rucksack, womit du die Mittagspause rumbringst, und du bist seit Monaten in der Lieblingsagentur für den Lieblingskunden gebucht und dir gefallen deine Klamotten und du trägst seit Ewigkeiten mal wieder lange Ohrringe und ein buntes Tuch und der Rücken tut nicht weh und nachher wird wieder gekocht und am Kerl rumgeschnuffelt und dann gibt’s American Idol und die Daily Show und im Regal warten dutzende von DVDs und Büchern und Comics und auf Twitter schreiben Leute lustiges Zeug, das dich zum Lachen bringt und du kriegst nette E-Mails und kannst Wein online ordern und Kunst und noch mehr Bücher und noch mehr Klamotten, in denen du dich endlich mal wieder wohlfühlst und selbst die Zahl auf der Waage ist gerade irgendwie egal, weil sie nicht mehr so bestimmend ist, vielmehr ist die Speisekammer bestimmend, weil in der gutes Zeug liegt und weil du dir jeden Abend deine Lunchbox fertig machst mit Vollkornbrot und haufenweise Gemüse und nem Stück gutem Käse und Biojogurt und dich da täglich drüber freuen kannst, dass sich das auf einmal nicht mehr nach Diät und Kalorienzählen anfühlt, sondern nach Genuss und Selbstbestimmung, ohne Selbsthass, ohne Selbstekel, ohne Selbstzweifel und das fühlt sich so neu und toll und wunderbar an, und dann spielt das iPhone dein Lieblingslied und es schneit weiter leise vor sich hin und du gehst ohne Rückenschmerzen zur Arbeit und alles ist gut.

Alles ist gut.