Tagebuchbloggen 18.01.2010

Diese Freude über gutes Essen, die mich jeden Tag erwischt. Leute, die seit 20 Jahren „vernünftig“ kochen, finden das wahrscheinlich total verquast, aber für mich ist das immer noch neu, dieses in die Vorratskammer gucken, die vor guten, gesunden und vor allem leckeren Zutaten überquillt, und sich darüber zu freuen.

Die Freude, wenn aus der Pfanne ein ganz neuer Duft aufsteigt, von Fleisch, das man so noch nie zubereitet hat, von Fisch, den man völlig neuentdeckt, von Gemüse, das man plötzlich ganz anders betrachtet, nicht mehr als blöde Beilage, sondern als buntes, schmackhaftes Nahrungsmittel.

Die Freude zu wissen, dass, wenn jetzt plötzlich vier Leute vor der Tür ständen mit flaschenweise Wein und Hunger, man sie locker bewirten könnte, weil eben auf einmal alles da ist, was man für ein einfaches und gutes Essen braucht.

Die Freude, aus Selbstgemachtem die einzelnen Zutaten rausschmecken zu können, rausschmecken zu wollen, überhaupt: selbermachen, kaum noch Fertigzeug im Haus und wenn, dann bio oder Vollkorn oder beides, und nicht, weil mein Kopf sagt, das ist besser für dich, sondern weil mein Bauch, mein Gaumen und meine gute Laune das sagen.

Die Freude, wenn ein Gericht gelungen ist, das man noch nie ausprobiert hat, wenn man im Kochbuch etwas findet, was man jetzt ganz dringend zubereiten möchte und das dann noch besser schmeckt als gedacht, wenn aus dem Ofen ein noch nie gebackener Kuchen duftet, Weihnachtskekse, die man seit der Kindheit nicht mehr gemacht hat.

Die Freude, wenn die Küche benutzt aussieht, der Müll dauernd runtergebracht werden muss, weil er mit Gemüseabfällen überquillt anstatt mit Pizzaboxen, dass seltsame Gerätschaften, die man vor Jahren angeschafft oder geschenkt bekommen hat, endlich benutzt werden.

Und vor allem Freude darüber, dass so etwas Simples wie Gemüse nicht mehr die kalorienarme Langeweile ist, sondern neuerdings meine Lunchbox füllt, und zwar nicht, weil ich Punkte zähle, sondern weil ich Lust darauf habe, auch mittags etwas Gutes zu essen. Freude darüber, das Franzbrötchen vom Bäcker nicht zu vermissen, sondern mit dem selbstgeschmierten Käsebrot viel glücklicher zu sein. Freude darüber, zu genießen, zu schmecken, sich noch tagelang an ein gelungenes Filet zu erinnern, nicht mehr darüber nachzudenken, was man da jetzt eigentlich macht, sondern es einfach machen, Zutaten aus der vollen Vorratskammer holen, in Töpfe und Pfannen werfen, gemeinsam essen, Wein entkorken, Kerzen anzünden. Und morgen das gleiche nochmal. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will.

Ich habe noch nie so gegessen bzw. noch nie so an Essen gedacht, so ohne Zwang und Kalorientabellen und Fettpunkte und wasweißich, und ich genieße es so unglaublich, das könnt ihr gar nicht nachfühlen. Ich platze fast vor Glück (und gutem Essen). Darauf nen Wein und ein fettes HACH!