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Wenn der gute, alte Johnny Logan What’s Another Year in mein Ohr singt (ja, das muss ab und zu sein), dann denke ich meist, ach, Recht hat er. Was ist schon ein Jahr. Das fliegt vorbei, wie es die letzten Jahre immer vorbeigeflogen ist, was soll schon anders sein.

Diesmal muss ich Herrn Logan allerdings den Mund verbieten. Das letzte Jahr war großartig. Und das liegt nicht nur daran, dass ich seit April eine wunderschöne neue Wohnung habe mit Badewanne und Tiefgarage und bunten Wänden. Oder dass ich seit einigen Monaten in einer neuen Agentur mein Unwesen treibe, die mir erst gezeigt hat, was ich in meiner alten Agentur, so nett sie auch war, alles vermisst habe. Und es liegt auch nicht an den vielen „Kleinigkeiten“ wie der Buchveröffentlichung, dem Treffen mit vielen bloggenden Mitstreitern, dem neuen Layout meiner Seite (Permalinks! PERMALINKS!), der Geburt meines Patenkinds, dem Nicht-Schlechter-Werden meines körperlichen Zustands (ist in meinem Alter ja auch was) oder dem Wetter oder der Politik. Das, was das letzte Jahr so besonders gemacht hat, warst du.

Ich hatte seit längerem nicht mehr wirklich daran geglaubt, mich zu verlieben. Ich hatte es mir resigniert bequem gemacht zwischen meinen DVDs und meinem Schwert, meinen Schnuckelbildern und meinen zwei gesunden Händen. Mein Leben war ein langer, ruhiger Fluss und bis auf die Tage, an denen mir das aufgefallen ist, auch ein annehmbarer. Und dann waren plötzlich deine E-Mails da und meine an dich und das erste Treffen und das zweitedrittevierte Treffen und die weiteren Mails und auf einmal dieses komische Ziehen im Bauch und noch mehr Mails und plötzlich die erste Berührung und der erste Kuss und die erste Nacht.

Ich habe mich von Anfang an bei dir so wohlgefühlt, dass mir beim ersten Date gar nicht aufgefallen ist, dass wir gerade unser erstes Date haben. Also kein „Sag was Kluges, mach nichts Doofes, wie sehen meine Haare aus, lach nicht so laut, lach nicht so leise, nimm keine Zwiebeln, zahlt er jetzt oder teilen wir die Rechnung, hab ich was zwischen den Zähnen, kann ich ihn zum Abschied umarmen, sag ich jetzt, dass ich ihn wiedersehen möchte …“ Alles ergab sich einfach, und genauso einfach ergaben sich die weiteren Treffen, und plötzlich war aus „Der ist ja nett“ „Den will ich jetzt knutschen“ geworden. Und als du am 25. Januar 2004 in meine Wohnung kamst, hat sich wieder alles ganz einfach ergeben. Wir sind auf meinem unbequemen Sofa immer näher aneinandergerutscht, ich habe über deine Wange gestreichelt, und du hast mich geküsst. Und dann bist du die Nacht geblieben, und von den folgenden 366 Nächten und Tagen haben wir ungefähr 356 miteinander verbracht. Ganz einfach.

Wir mussten uns natürlich aneinander gewöhnen: Meine Blubberigkeit kollidiert immer noch ab und zu mit deiner Art, alles eher in Taten als in Worten auszudrücken. Meine Besessenheit, am liebsten auch noch mein Besteck alphabetisch sortieren und rechtwinklig anordnen zu wollen, kollidiert ab und zu mit deinem „Ich lass das einfach mal hier liegen“. Und meine Ungeduld, ganz egal, worum es geht, kollidiert ab und zu mit deiner stoischen Ruhe. Aber egal, ob wir uns manchmal angezickt haben oder uns darüber wundern, wie seltsam und ungewohnt der Gegenüber ist – wir telefonieren jeden Tag, obwohl wir uns fünf Stunden später sehen, wir schreiben weiter Mails, kennen die Leichen im Keller des anderen, die Schwächen und Stärken und Macken und liebenswerten Eigenschaften, mögen den anderen mit Haut und Haaren (du mehr die Haut, ich mehr die Haare), können mit der Faszination für a) American Cinema oder b) American Football leben, und außerdem bunkert jeder für den jeweils anderen das Lieblingsgetränk im Kühlschrank, auch wenn man es selbst nie anrührt. Das werte ich gnadenlos als ziemlich gutes Zeichen für eine stabile Beziehung.

Es gibt so vieles, das ich an dir mag, schätze, bewundere, liebe. Das sage ich dir aber lieber unter vier Augen. Für meinen digitalen Merkzettel muss der folgende Satz reichen:

Ich freu mich auf die 2, allerliebster Lieblingskerl von allen Kerlen dieser Welt.

17 Antworten:

  1. :)

  2. Wunderbar. So muss es sein.

  3. hach! … so schön muss es sein!

  4. Schluhuchz.

  5. Love sucks. Also für mich im Moment.
    Aber was Du da schreibst ist einfach nur “eins”: wunderschön.

  6. Wow! Was für eine Liebeserklärung!

  7. Seufz……
    Ich erinnere mich noch an die Zeit als dieses Blog genauso herrlich zynisch und desillusioniert wie ich war,
    und nun hängt hier alles voller Pastellfarben und Herzchen
    (und damit meine ich nicht das neue Layout).

    Muss ich jetzt umdenken und an die große, wahre Liebe glauben?

  8. la vie c’est une tranquille fleuve…… wie wahr. und wie schön wenn es sich in solchen bahnen durchschlängeln kann. von herzen viel glück, ganz einfach weil es sich so schön anhört und weil ich es mir auch mal so wünsche… :-)

  9. Schön, gar wunderschön… Weiterhin so viel Liebe und Glück wünsch ich dir!

  10. Wow. Einfach nur wow.

  11. wau.

  12. *seufz

  13. schööööööööööööööööönnnnnnnnnnnnnn …

    (ich habe mir glatt ein paar rührselige Tränchen aus den Augenwinkeln gewischt)

  14. Ich wünsche dir und deinem Kerl noch viele weitere schöne Jahre! ^_^

  15. Ganz großes Kino…Hollywood im Alltag. Einfach nur SCHÖN.
    Ebenfalls Gratulation von mir für Euch.

    Ich freu mich auch auf meine 1, ist noch ein bißchen bis hin, aber das wird. Zuhause ist da, wohin man sich sehnt…

  16. Da fällt mir grad was ein: Ist es normal, daß man am Anfang einer Beziehung (wenn die erste Phase mit NichtSchlafenNichtEssenKetteRauchenKaffeeTrinken vorbei ist) vor lauter gemütlichem Rumgegammel, Frühstücken überall (Küche, Wohnzimmer, Bett) und zu jeder Tageszeit und Videowochenenden zuhause so furchtbar viel zunimmt? Und: Geht das wieder weg?

  17. Ich nehm immer zu, auch wenn ich Single bin, und bei mir geht das nicht wieder weg, fürchte ich. Aber für dich hab ich noch Hoffnung :-)