2008 in Büchern: Juli bis September

Eric Hobsbawm – Das imperiale Zeitalter

Bisschen sehr links eingefärbt, aber das konnte man ahnen, wenn man sich die Biografie des Verfassers durchgelesen hat. Als Einstieg nicht ganz zu empfehlen, aber wenn man in der Schule mit halbem Ohr mitgehört hat, was dieser komische Imperialismus war, liest sich’s ganz gut weg. Teilweise sehr detailreich, teilweise etwas wuselig. Ich hab irgendwann nur noch die Kapitel gelesen, die mich interessiert haben und den Rest übersprungen.

Steve Dublanica/The Waiter – Waiter Rant

Das Blog Waiter Rant ist eins der wenigen, das ich vom ersten Post an verfolgt habe und bis heute lese. Klar, dass ich mir auch das erste Buch vom Kellner, der damit seine Anonymität aufgegeben hat, gekauft habe. Hm. Hätte ich vielleicht lassen sollen. Wer das Blog kennt, erfährt nicht viel Neues. Eigentlich gar nichts Neues. Ich hab’s nicht überprüft, aber die Buchkapitel lesen sich wie einige schon veröffentlichte Blogeinträge, die er auf Teufelkommraus gestreckt hat. Und seltsamerweise ist mir der Mann, den (oder dessen Blogpersönlichkeit) ich immer sehr gerne mochte, mit dem Buch ein bisschen unsympathischer geworden. Das liegt vor allem an dem Kapitel, das sich mit seinen Rauswurf aus dem Restaurant befasst, das im Blog immer The Bistro genannt wird (und inzwischen als Lanterna identifiziert wurde). Da kommt der Gute nämlich als ganz schöne Diva rüber, was im Blog ganz anders ist.

Brigitte Hamann – Elisabeth – Kaiserin wider Willen

Biografie vom Sissilein, das natürlich ganz anders war als die schnuffige Heimatfilmvariante. Ich fand das Buch nicht ganz so gelungen wie eine andere Biografie Hamanns, nämlich die von Winifred Wagner, obwohl letzterer weit weniger Materialien zugrunde lagen. Elisabeth redet zwar dauernd davon, wie begabt und klug und intelligent die Kaiserin war, aber im Endeffekt bleibt dann doch nur „überspannt, depressiv, magersüchtig“ hängen. Was die Dame wahrscheinlich nicht verdient hat. Ab und zu hätte ich mir auch ein besseres Lektorat gewünscht, damit einem unglaublich aufsehenerregende Fakten nicht zweimal auf zwei aufeinanderfolgenden Seiten als unglaublich aufsehenerregend präsentiert werden. Trotzdem fand ich das Buch lesenswert, weil es genügend politische und gesellschaftliche Hintergründe liefert, um Elisabeth einordnen zu können, ohne ein überfrachtetes Geschichtsbuch zu werden.

Stefan Aust – Der Baader-Meinhof-Komplex (Neuauflage)

Kannte ich ja schon; die Originalausgabe aus den 80ern steht zuhause im Regal – und liest sich ganz genauso. Es ist zu lange her, dass ich das Buch das erste Mal gelesen habe, daher kann ich nicht sagen, was sich groß verändert hat, welche neuen Erkenntnisse nun genau in die Überarbeitung eingeflossen sind. Das Buch ist immer noch eine unglaublich dichte Sammlung an Ereignissen, Gerichtsszenen, Beschreibungen der Personen und ihrer Umstände, sowohl in Freiheit als auch im Gefängnis und vielen, vielen Zitaten, die in ihrer Gesamtheit ein sehr umfassendes Bild der RAF zeichnen. Und: Es gibt endlich Bilder. Ich mag Worte zwar sehr gerne, aber gerade bei historischen Stoffen finde ich es sehr schön, Gesichter zu den Geschichten zu haben, Momentaufnahmen, Hintergrund eben. Ich habe die Neuauflage noch nicht komplett durch, aber mir fehlt bisher ein Satz, den ich mir vom ersten Mal gemerkt hatte. Ich weiß nicht, warum ich mir ausgerechnet den gemerkt habe, aber nun gut. Baader behauptete ja immer gerne, dass die RAF Rückhalt in der Bevölkerung finden würde und zitierte gerne eine Umfrage, in der 25% der Befragten meinten, sie würden flüchtigen RAF-Mitgliedern zeitweilig Unterschlupf gewähren. Gleichzeitig spottete er aber über die Nachwuchsterroristen und Sympathisanten, die (Zitat ohne Gewähr) zwar gerne mit ner Knarre durch Deutschland rennen würden, sich aber nicht mal trauen würden, schwarz zu fahren.