#12von12 im November 2016

Die anderen 12von12er*innen gibt’s wie immer bei Caro.

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Vor dem Wecker aufgewacht und erstmal Twitter und Instagram durchgescrollt. Dabei stieß ich auf einen Post von Architekturkritikerin Alexandra Lange, die die Frankfurter Küche im MoMA abgelichtet hatte. Für meine 12 von 12 auf Instagram habe ich das Bild beschnitten, hier kann ich die schönen Glasschütten drauflassen, die ich selbst sehr gerne hätte.

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Um nicht zum tausendsten Mal meinen Cappuccino oder Flat White, je nachdem, welche Laune mein Milchaufschäumer hat, zu fotografieren, zeigte ich stattdessen meinen geliebten White-Chocolate-Sirup, der aus jeder feinen Kaffeespezialität süße Schlotze macht. Genau das, was ich morgens haben will.

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Kaffee getrunken, gebloggt, dann langsam ausgehfein gemacht. F. und ich fuhren zur Sammlung Goetz, die gerade Michael Buthe und Assume Vivid Astro Focus zeigt.

Buthe hatte ich vor kurzem im Haus der Kunst gesehen und fand es schön, noch eine weitere Facette seines Schaffens anschauen zu können. In der Sammlung Goetz hingen im Obergeschoss viele Werke mit spirituellem Hintergrund, von denen mir besonders Im Zeitalter der Fische (1988) gefallen hat. Ich mochte die Verbindung der Sterne auf blauem Grund, die ich in ägyptischen Tempeln gesehen hatte, mit dem christlichen Format des Triptychons und den Fischen. Die Verwendung von Goldfarbe erinnerte mich an byzantinische und frühchristliche Ikonografie, während die gelben Punkte mich an eine Darstellung eines Planetensystems denken ließen. Ich mochte die Assoziationskette, die Religion, Wissenschaft und Jahrtausende Kunst zusammenführte.

Mit dem Untergeschoss konnte ich weniger anfangen, aber da warteten auch noch zwei Räume AVAF auf uns. Ein Raum war mit einem riesigen Pappaufsteller in einen Raum im Raum verwandelt worden, und obwohl man sehen konnte, dass es eine Fälschung war, dass das kein echter Raum war, verwirrte mich die verzogene Perspektive dermaßen, dass ich mich an der Wand festhalten musste, weil mein Kopf nicht kapierte, was meine Füße eigentlich spürten. Das konnte ich immer nur wenige Sekunden ertragen, dann musste ich mich bewegen, was die Täuschung sofort aufhob. Daumen hoch für körperliche Kunsterfahrung!

Den Daumen konnte ich im zweiten Raum nur so mäßig heben. Fing allerdings gut an: Der ganze Raum war gestaltet, Fußboden, Wände, teilweise die Decke, wenn ich mich richtig erinnere, eine Wand war eine Videowand geworden, auf der wilde, bunte Formen entstanden und vergingen, es hingen und standen dreidimensionale Objekte herum, so dass man sich herrlich in der ganzen wirren Buntheit verlieren konnte. Überhaupt: Kunst, in die man reingehen kann, ist immer super. Was weniger super war, war das Video, das die ganze Zeit in Dauerschleife in Wandgröße lief, in der eine normschöne weiße Frau lasziv Zeug in die Kamera sang. Das mag eine total kritische Auseinandersetzung mit eben genau diesem Tropus gewesen sein; das konnte ich aber nicht erkennen. Ich bin inzwischen so unfassbar gelangweilt von den ewig gleichen Darstellungen, ich will sie nicht mal in einer überzogenen Weise sehen, weil sie immer und immer und immer wieder dieselben blöden Bilder reproduziert, mit denen ich eh schon den ganzen Tag bombardiert werde. Hat sich trotzdem gelohnt, alleine für die lustigen Wortreihen, die auf einer Stellwand durchliefen und das Akronym der Künstlergruppe immer wieder neu auflösten. Mir hat „Always vomit after formalitites“ am besten gefallen.

Zusätzlich mag ich das Gebäude gern, das von Herzog & de Meuron gestaltet wurde. Wobei mich der Begriff „Charly Brown“, der zusammen mit vielen anderen (pop-)kulturellen Worten an einer Fensterfront steht, immer irritiert: Ist das ein Fehler (der Peanut heißt Charlie Brown) oder eine Anspielung, die ich nicht kapiere?

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F. fuhr weiter ins Haus der Kunst, ich hingegen zum Einkaufen und zur Packstation. Hier verräume ich gerade gekauftes Futter …

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… während das in der Packstation lag: ein Originalkatalog der Westkunst-Ausstellung von 1981. Darüber hatten F. und ich gerade eine Podiumsdiskussion gesehen, das hatte ich natürlich verbloggt, woraufhin sich eine Leserin meldete und meinte, sie hätte hier einen Katalog von ihrer Oma liegen, ob ich Interesse hätte. Hatte ich natürlich. Vielen Dank für das Geschenk! Im Katalog liegen bergeweise Zeitungsartikel, die Oma Elfriede liebevoll in die betreffenden Seiten einsortiert hat. Ich besitze quasi ein personalisiertes Exemplar, was ich sehr spannend finde. Und jetzt, wo ich den Katalog durchgeblättert habe, verstehe ich auch Kurator Kaspar König, der meinte, sowas könnte man heute nicht mehr realisieren; da hing wirklich unfassbar viel an den Wänden. König meinte auch, dass die Postwar-Ausstellung, die gerade im HdK läuft, ebenfalls das Zeug dazu hätte, ein Klassiker zu werden. F. lief gestern nur kurz durch und meinte, so dicht gehängt hätte er das Haus der Kunst noch nie gesehen. Jetzt bin ich doppelt gespannt.

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Und noch mehr Post, die mich allerdings total überraschte. Kai hatte mir einen Brief aus Hamburg nachgeschickt, der an meine dortige Adresse gegangen war. Er kam aus Paris, stammt, glaube ich, von einem Hobbyhistoriker, der ein Buch über die heraldische Lilie geschrieben hat, in dem er meine kleine, putzige Hausarbeit über Frauenchiemsee zitierte. (Meine erste wissenschaftliche Zitation! Wo-hoo! Okay, Buch im Eigenverlag, aber egal. Meine erste wissenschaftliche Zitation! Gleich mal das Buch bestellt.) Der Herr schickte ein Foto einer Tafel aus dem Münster mit – die sieht man auf dem Bild –, auf der drei Wappen abgebildet sind. Seine Frage war: Kann ich die Tafel entziffern und wüsste ich mehr über die Wappen? Ich sehe mich schon Montag im ZI sitzen und Heraldik betreiben; da muss ich eh hin, weil ich jemandem auf Twitter zugesagt habe, einen Aufsatz über NS-Kasernen einzuscannen. Das wird lustig! (Ernstgemeint.)

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Hausaufgaben fürs Menschenrechtsseminar. Das scheint sich als gutes seelisches Gegengewicht zu meinem ganzen NS-Kram zu entwickeln. Ich hätte zwar trotzdem lieber den Kurs über den Münchner Kunsthandel in den 1930er Jahren gehabt, aber für mein emotionales Gleichgewicht, das in den letzten Tagen arg ins Schlingern geraten ist, ist es sehr gut, Texte zu lesen, in denen Menschen sich Rechte überlegen und sie weltweit durchsetzen wollen. Dass das nicht so einfach ist, habe ich in den letzten Tagen allerdings auch gelernt.

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Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust zum Saubermachen, aber da ich eh noch ein Foto brauchte, um auf zwölf zu kommen, war das eine klassische Win-Win-Situation. Weiteres Bild, saubere Wohnung. Okay, Badputzen habe ich ausgelassen.

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Ich wollte mal wieder ein neues Rezept ausprobieren. So sah es im Anfangsstadium aus.

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Und das war das Ergebnis, mit dem ich nur so halb zufrieden war. Ich briet Kabeljau in der Pfanne an und bekam ihn mal wieder nicht in einem Stück aus ihr heraus, was mich jedesmal an meinen Küchenfähigkeiten zweifeln lässt. Der Fisch liegt auf grünen Linsen, die super waren.

Anstatt sie einfach mit einem Lorbeerblatt in Wasser zu kochen, was ich sonst immer mache, nachdem ich eine Zwiebel in Öl anbraten habe, schlug das italienische Rezept vor, nicht nur eine Zwiebel, sondern auch noch Möhren, Lauch und eine dicke Scheibe Pancetta anzubraten. Eigentlich auch noch Sellerie, aber den hab ich weggelassen; das nervt mich immer, wenn ich nur wenig brauche, aber viel kaufen muss – den Rest esse ich nie, weil ich Sellerie nicht mag, außer eben in Suppen oder ähnlichem. Ich will aber auch nicht fünf Tage hintereinander Suppe kochen, um die blöde Sellerieknolle oder -stange wegzukriegen.

Wenn alles schön angebraten und das Gemüse weich ist, die grünen Linsen dazugeben plus einen Zweig Rosmarin und ein kleines Bund Salbei und mit Gemüsebrühe aufgießen. Die Kräuter nach dem Kochen wieder entnehmen; falls noch Flüssigkeit da ist, abgießen, einen dicken Klacks Butter dazu und fertig. Das schmeckte ganz hervorragend und genau richtig kräuterig, nicht zu viel, nicht zu wenig. Das Rezept wollte allerdings auch noch Petersilienpesto dazu, was super klang – ich liebe Petersilie –, auf dem Teller aber überhaupt keinen Sinn ergab. Generell ist gegen den Kontrast kalt-warm nichts einzuwenden, hier fand ich ihn sehr störend, und außerdem überlagerte die Petersilie total dreist die schönen Linsenkräuter. Sah aber immerhin schick auf dem Teller aus, auch wenn ich bei nicht vorhandenem Tageslicht vielleicht doch besser einen weißen Teller hätte nehmen sollen.

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Dafür gab’s am Wein aber nichts zu meckern. Das war meine letzte Flasche; wie @marqueee gestern auf Instagram kommentierte, ist der 2015er aber gerade zu haben. Gleich mal eine Kiste ordern.

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Als Absacker gönnten F. und ich uns noch einen Gin Tonic. (Nein, ich schreibe nicht mehr Gin & Tonic, weil kein Mensch das im Deutschen sagt. Ja, ich weiß, dass das eigentlich so heißt.) Im vergangenen Sommer tranken F. und ich uns durch diverse Flaschen und ich kann jetzt sagen: Der Duke bleibt mein Liebling. Das hat nichts damit zu tun, dass der bei mir um die Ecke gebrannt wird, aber das finde ich trotzdem sehr schön. Endlich mal mit Fug und Recht sagen können: Ich kaufe total regional ein.

Wen ich noch richtig gerne trinke: The Botanist, Whobertus (schlimmster Name EVER!), Adler. Gutes Mittelfeld: Tanqueray, Tanqueray Rangpur, Long Horn. Mag ich nicht: Friedrichs (hat nicht mal ne Website), Monkey 47. Ja, den mögen alle. Ich nicht.