Atonement

Wunderschöner Film, der einen zuerst in Sicherheit wiegt, indem er eine idyllische englische Landschaft in den 30-er Jahren zeigt, mit einer hinreißenden Keira Knightley, die bitte nie wieder etwas anderes als ihr grünes Kleid tragen möge, einer stupsnasigen kleinen Schwester und einem verschmitzt lächelnden James McAvoy, an den beide Mädchen ihr Herz verschenkt haben. Nach einer halben Stunde Atonement (Abbitte) wollte ich mein Wohnzimmer mit Blümchentapeten ausstatten und nur noch Tee trinken.

Aber dann zerreißt die Kuscheligkeit, und aus den Luxusproblemchen werden echte: Schwesterlein Briony beschuldigt Robbie (McAvoy) einer Vergewaltigung, der Krieg mit dem deutschen Reich bricht aus, und plötzlich fühlt sich Atonement ganz, ganz anders an. Rauer, dreckiger, atemloser. Robbie hat Cecilia (Kneightley) längst seine Liebe gestanden, aber die beiden werden durch den Krieg auseinandergerissen, dessen Bilder so gar nichts mehr mit Blümchentapeten zu tun haben. Besonders eine lange Einstellung, in der Robbie am Strand von Dünkirchen auf tausender seiner Landsleute trifft, die gerade einen Angriff überstanden haben, hat mich sehr beeindruckt: Man hat das Gefühl, ein riesiges altes Schlachtenpanorama anzugucken, bei dem man immer mehr Details entdeckt, je länger man draufschaut. Aber auch hier bleibt die Menschlichkeit spürbar, die mich im ersten Teil so umpuschelt hat – und gerade als ich mich mit dieser Geschichte angefreundet hatte, bricht der Film zum zweiten Mal und überrascht mit einem herzzerreißenden Finale.

Atonement ist episch gefilmt, ohne schwülstig zu wirken; die ganzen Close-Ups wirken wie Gemälde, ohne dabei altbacken zu sein; die Musik ist ein wundervoller Teppich, und die Story nimmt einen mit auf eine Reise durch alle Gefühlslagen. Große Empfehlung. Hach.