Heroes

Von Heroes hatte ich im Ende letzten Jahres mit halbem Ohr was mitgekriegt: angeblich guter Start in den USA, tolle Serie, die Paparazzi hatten mit der 18-jährigen Hayden Panettiere mal was anderes abzuschießen als Lindsay, Britney und Paris (hello Google), gute Kritiken uswusf. Genau deswegen habe ich dann das halbe Ohr zugemacht und mich nicht weiter um die Serie gekümmert, weil ich sie unvoreingenommen gucken wollte.

Das habe ich in den letzten Tagen mit der ersten Staffel gemacht, die auf englisch schon auf DVD erhältlich ist und am 10. Oktober in garantiert total töffter Synchro auf dem Qualitätskanal RTL 2 startet.

Nach den ersten zehn Folgen war ich völlig angefixt. Ich hätte nicht gedacht, dass mir eine Serie Spaß machen könnte, deren fast unüberschaubar große Schar an Darstellern fast komplett mit irgendwelchen ungewöhnlichen Kräften ausgestattet ist. Ein Mann kann Gedanken lesen, ein anderer fliegen, ein Mädel ist unverletzbar, ein Kind kann mit Maschinen kommunizieren und so weiter. Mein Liebling ist der japanische Büromensch Hiro (talking names, anyone?), der durch Raum und Zeit reisen kann. Mal mehr, mal weniger zielgerichtet. Das Spannende an Heroes ist, dass wir sehr früh erfahren, dass am Ende der Staffel anscheinend eine Katastrophe passiert. Und um diese zu verhindern, müssen die Helden a) erstmal kapieren, dass sie plötzlich Dinge können, die sie eben noch nicht konnten, b) mitkriegen, dass es noch andere außer ihnen selbst gibt und schließlich c) sich zusammentun, um etwas zu bewegen.

Heroes hat viele, viele Handlungsstränge, und ich weiß nicht, ob ich dabeigeblieben wäre, wenn zwischen jeder Folge eine Woche und mehr gelegen hätte. Mir ging es beim DVD-Gucken jedenfalls wie bei 24: Komm, nur noch eine, aber dann gehen wir schlafen. Ja, klar. Und zack waren wieder drei Stunden rum.

Die Serie spielt mit der Optik von Comics, an sie sich natürlich anlehnt – ein fliegender Mann kommt mir jedenfalls irgendwie bekannt vor. So heißen die einzelnen Folgen Kapitel, und die Gemälde, auf denen ein Maler die Zukunft „voraussieht“, sind überdimensionierte Comicpanels. Auch sonst sieht Heroes schick aufwendig produziert aus, und die Darsteller machen ihren Job ganz ordentlich.

Mein übliches Manko: die Frauenfiguren. Da hat man endlich mal eine dicke Ensembleshow, in der man alle Figuren alles machen lassen kann, und was sind die beiden einzigen weiblichen Helden, die von Anfang bis Ende dabei sind? Ein Cheerleader und eine Stripperin. Mpf. Es gibt zwar noch ein paar andere Mädels, die ein paar Sätze sagen dürfen (und dabei größtenteils kurze Röcke oder hohe Absätze tragen), aber sie dürfen nicht alle Folgen mitspielen oder sich nicht entblöden, ihre Texte stets mit gehauchtem Fickmich-Timbre abzusondern.

Und ein zweites Manko, weswegen meine Empfehlung für Heroes auch nur bedingt ist: Zum Schluss hatte ich arg das Gefühl, dass wir jetzt eine halbe Armee von Helden haben – aber keine Ahnung, wie man den Riesenhype, den wir über 23 Folgen vor uns aufgetürmt haben, ebenso riesenhypig auflöst. Das Ende ging mir dann doch zu langweilig und unspektakulär über die Bühne.

Aber so enttäuscht ich auch vom Ende der ersten Staffel war, freue ich mich jetzt schon auf die zweite. Hauptsache, Hiro ist dabei.