Grimald von St. Gallen: Staats- oder Gottesmann?

Der hübsche Titel da oben ziert das Deckblatt meiner Hausarbeit im Geschichts-Basiskurs Mittelalter, auf die ich meine erste 1,0 bekommen habe. In Referaten oder als Gesamtnote von anderen Kursen hatte ich das vorher schon hingekriegt, aber unter meinen Hausarbeiten stand bis jetzt immer 1,7 oder 1,3. Jetzt nicht mehr, ha!

Das Feedback meiner Dozentin: „Eine in Konzeption, Durchführung, in der Auswertung von Literatur und Quellen und nicht zuletzt sprachlich exzellente Arbeit.“ Vulgo: kann man machen.

Ich habe mich über die Note sehr gefreut, denn bei dieser Arbeit hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wissenschaftlich zu arbeiten bzw. mir wirklich eine Frage zu beantworten, die so noch nicht gestellt wurde. Das klingt so simpel, aber in den ersten Semestern hatte ich bei den Hausarbeiten und Referaten immer das Gefühl des Nacherzählens, das heißt, ich gab gefühlt nur wieder, was schon andere vor mir erforscht hatten und brachte es, wenn’s hoch kommt, in eine neue Reihenfolge. Das war dieses Mal nicht so. Ich erinnere mich an den Moment in der Bibliothek des Historicums, als ich das zweite Zwischenfazit unter 4.3 tippte und quasi beim Schreiben merkte, dass mir gerade eine Erkenntnis gelungen war, die ich so noch nicht in der Literatur gelesen hatte. Ich hätte gerne genau in diesem Moment einen Sekt geköpft, aber ich hatte nur meine olle Wasserflasche dabei. Also lehnte ich mich zurück, genoss den Augenblick, tippte hektisch weiter und gab die Arbeit mit wahrscheinlich leuchtend roten Öhrchen ab, weil ich so stolz auf sie war.

Den Sekt habe ich dann aufgemacht, als ich die Note online in meinem Transcript of Records entdeckt hatte. Und heute abend mache ich noch einen auf, denn meine Dozentin fragte mich bei der Rückgabe der Arbeit, ob ich Interesse an einer Hiwi-Tätigkeit hätte: „Sie scheinen ein Talent für die wissenschaftliche Arbeit zu haben.“ Zweitkarriere, here I come.

Wer die Arbeit zu Grimald lesen möchte – bitteschön. Eine Winzigkeit hatte meine Dozentin angemerkt: Auf Seite 11 spreche ich vom Ulmer Vertrag und belege das in Fußnote 80 – da hätte ich die genaue Urkunde über diesen Vertrag anführen können anstatt Sekundärliteratur. Und in der Literaturliste sind zwei Ungenauigkeiten, die lasse ich mal so stehen. Wer immer diese Arbeit klaut, hat sie dann auch, nänänä.

PS: Wie immer hat auch Frau Kaltmamsell ihren Beitrag zu dieser Arbeit geleisten, denn sie ist seit vier Semestern meine treue Korrekturleserin und weist mich gerne auf Gedankengänge hin, die nur ich verstehe.