five

Franzi hat’s noch gemerkt, ich hab ihn vergessen: meinen Bloggeburtstag. Dieses kleine Weblog hat am 1. Juli seinen 5. Geburtstag gefeiert. Beziehungsweise eben nicht, weil ich’s vergessen habe. Deswegen habe ich ihm auch keinen Kuchen gebacken oder mal die Kommentare aufgemacht, um ihm ein paar Glückwünsche zukommen zu lassen. Arme Sau.

Wahrscheinlich habe ich den Jubeltag vergessen, weil ich gar nicht mehr darüber nachdenke, dass ich ein Weblog habe. Als ich angefangen habe, habe ich alle zwei Minuten auf den Counter geguckt. Und nach wenigen Wochen, als ich Haloscan entdeckt hatte, alle zwei Minuten in die Kommentarfelder. Und dann hab ich mich jahrelang (positiv) gestresst, um auch ja jeden verdammten Tag was zu schreiben.

Inzwischen bin ich alt und ruhig und die Blogosphäre ist für mich wie ein seltamer Freundeskreis geworden. Mal findet man alles ganz toll, dann wieder alles ganz doof, und meistens pickt man sich die Jungs und Mädels raus, die einem irgendwie ans Herz gewachsen sind und bei denen man sich Sorgen macht, wenn eine ganze Woche nichts im Netz steht. Oder man wenigstens allmählich anfängt, sich zu langweilen, weil die Gratis-Unterhaltung fehlt. Die meisten Aufreger lasse ich inzwischen an mir vorbeiziehen; diskutieren macht ohne Kommentare auch nicht wirklich Spaß. Daher ist mein Blog eigentlich wieder eher ein Tagebuch geworden – aber dann doch nicht. Denn inzwischen schreibe ich längst nicht mehr alles, was mir durch den Kopf geht. Komischerweise hat die Öffentlichkeit bei mir dazu geführt, einiges eben nicht mehr öffentlich zu machen.

Viel von dem, was ich erlebe, erlebe ich allerdings bewusster. Sicherlich des Öfteren mit dem Gedanken im Hinterkopf: „Das bloggst du!“ Vieles aber auch mit dem Gedanken: „Nee, das gehört nur mir.“ Manchmal finde ich es sehr erheiternd, mein Leben in zwei Bereiche einzuteilen: den, an dem ich andere teilhaben lasse, und den, der privat bleibt. Daher erübrigt sich eigentlich die Frage, die ich neulich in der Blogsprechstunde von politik-digital abgekriegt habe, ob ich so sei wie im Blog. Und genau wie neulich kann ich sagen: nö.

Das Schönste an fünf Jahren Bloggen ist, Veränderungen an sich selbst protokolliert zu haben. Nachgucken zu können, wie ging’s mir denn damals, was hab ich wann gemacht und notfalls auch: Wie fand ich eigentlich Film XYZ. Und das Allerschönste sind die Menschen, die ich durch das Weblog kennengelernt habe. Die Tellerränder, über die ich rübergucken bzw. die digitalen Wohnzimmer, in die ich reingucken durfte. Klar sind berufliche Kontakte wichtig, klar ist es schön, mit einem Weblog Geld zu verdienen, aber für mich, nur für mich, sind es die schönen Mails im Briefkasten, die neuen Freunde um die Ecke, auf deren Hochzeiten man geht – und der kleine, haarige Mann, der gerade nebenan Sport guckt. Und morgen wieder mein Weblog lesen wird.

(Ich glaub, ich back dem ganzen Internet nen Kuchen.)