Why We Fight

Dokumentarfilm über den von Dwight D. Eisenhower erstmals so bezeichneten military-industrial complex. Im Prinzip geht es um den Irakkrieg, warum genau es dazu gekommen ist und was die Vereinigten Staaten da eigentlich immer noch machen, wenn sie doch das ganze Land in wenigen Wochen oder Monaten zu einem souveränen, demokratischen, kapitalistisch orientierten Staat hatten machen wollen. Im Einzelnen werden aber mehrere Geschichten erzählt, die zusammen ein sehr beunruhigendes Bild ergeben.

In Why We Fight kommt u.a. eine ehemalige Pentagon-Mitarbeiterin zu Wort, die am Tag des Kriegsbeginn gegen den Irak ihren Posten verlassen hat, weil sie bis heute der Meinung ist, Amerika und die Welt seien in diesen Krieg hineingelogen worden. Mitten im Film tauchen Bilder auf, die sich heute sehr seltsam anfühlen. Saddam Hussein wurde in den 80er Jahren von der CIA im Irak etabliert, um ein Gegengewicht zum aufkommenden Islamismus des Iran zu bilden. Wir sehen Hussein, wie er einem lächelnden Donald Rumsfeld die Hand schüttelt, wir sehen die Waffenlieferungen aus den USA an den Irak und hören aus dem Off den netten Kommentar: “We know Iraq owns weapons of mass destructions. We have the receipts.”

Der Film bezieht natürlich ganz klar Stellung und macht auf die Verquickungen von Industrie und Militär und die daraus resultierenden Konflikte aufmerksam. Dabei ist er aber nicht ganz so holzschnittartig wie z.B. Michael Moore in Fahrenheit 9/11, und wir müssen auch keine weinenden Soldatenmütter ertragen. Dafür erzählt uns Why We Fight eine andere Geschichte, die ich genauso unfassbar finde.

Im Film lernen wir einen pensionierten Polizei-Offizier kennen, der seinen Sohn bei den Anschlägen am 11. September verloren hat. Er sucht nach einer Möglichkeit, seinem Sohn eine Art Denkmal zu setzen. Als der Krieg gegen den Irak beginnt – der ja damals als Hauptschuldiger für 9/11 genannt wurde –, beschließt der Vater, eine alte Militärtradition wieder aufleben zu lassen und bittet diverse Militärangehörige per E-Mail, den Namen seines Sohnes auf eine Bombe zu schreiben, die über dem Irak abgeworfen wird. Im Nachhinein ist dem Vater klargeworden, dass der Irak nicht der Schuldige ist; er bedauert aber nicht, was er getan hat. Der Film macht spürbar, wie groß die Wut und die Verzweiflung auf ein Land sein können, mit dem man vorher nie etwas am Hut gehabt hat. Man ahnt, dass Väter und Mütter im Irak, die ihre Kinder verloren haben, genauso seltsame Gedankengänge haben können wie der New Yorker Polizist. Und man ahnt, dass die derzeitige Außenpolitik der USA viel weiterreichende Folgen haben könnte, als sie bisher sichtbar sind. Der republikanische Senator und ehemalige Vietnam-Kämpfer John McCaine fasst es gut zusammen: “When do the United States go from being a force of good to being a force of imperialism?”