Bücher Dezember 2011

Kindle-Edition: Nicci French – What to Do When Someone Dies

Eigentlich hatte ich mir den Kindle für den dicken Wälzer Gotham gekauft, damit ich ihn endlich im Bus und in der Mittagspause lesen kann, aber dann dachte ich, kaufste doch erstmal ein Spaßbuch, um zu gucken, wie es sich so auf dem Kindle lesen lässt. Auf ITV hatte ich mehrfach einen Trailer für einen scheinbar spannenden Dreiteiler gesehen, und What to do when someone dies ist die Buchvorlage, die es für sieben Dollar als erstes Buch auf den Kindle schaffte.

„Spaßbuch“ trifft es ganz gut, denn es ist ein schön geradeaus erzählter Krimi. Ellie erfährt, dass ihr Ehemann Greg einen tödlichen Autounfall hatte – und er war nicht alleine im Wagen. Neben ihm eine Frau, von der Ellie noch nie gehört hatte, genauso wenig wie ihre Freunde. Sie glaubt als einzige nicht, dass Greg eine Affäre hatte und stöbert ein bisschen in seiner Vergangenheit. Das übliche „Eine gegen alle“, dazwischen ein bisschen Trauerarbeit, alles recht unaufgeregt, aber dann doch so spannend, dass ich das Ding an drei Tagen weggelesen hatte.

Kindle-Edition: Douglas Coupland – Player One

Ich nutze faul die Amazon-Beschreibung, die ich um einige Bindestriche und Kommata ergänzt und liebevoll lektoriert habe: „Der Schauplatz des Romans ist eine Flughafen-Cocktaillounge während einer globalen Katastrophe. Fünf Menschen sitzen dort fest, und während die Welt, wie sie sie kannten, untergeht, offenbart ein jeder die Wahrheit über sich.“ Das ganze in der üblichen, mir angenehmen Coupland-Sprache. Klingt manchmal ein bisschen nach Creative-Writing-Seminar, weil der Aufbau des Romans wichtiger erscheint als der Inhalt, aber mir hat er trotzdem sehr gut gefallen. Weniger Internet- und Techno-Schnickschnack als sonst, mehr Charakterfülle.

Frank Goosen – Weil Samstag ist: Fußballgeschichten

Auf den ersten Seiten dachte ich, uh, wir beide werden keine Freunde werden, was wirklich nicht daran liegt, dass Goosen VfL-Bochum-Fan ist und Bayern-Fans doof findet, sondern daran, dass die ersten Seiten ein paar dämliche Witze über Frauen und Schwule reißen. Danach wird’s aber doch ganz freundlich; hübsch, liest sich schnell weg, und ich habe mich gut unterhalten und verstanden gefühlt in meiner neuen Liebe zum Fußball.

Georg Klein – Libidissi

Ein Tipp von Herrn ronsens, für den ich ihm sehr dankbar bin. Er meinte auf Twitter, wenn mir Sand von Herrndorf gefallen habe, dann wär das auch ein Buch für mich. Volltreffer. Libidissi spielt in einem fiktiven Land, und es geht um einen ebenso fiktiven Geheimdienst, aber das Buch ist immer so nah dran an echten Ländern und Fakten, die wir über sie und ihre Historie wissen, dass es sich viel zu real anfühlt. Wir bekommen die Handlung von zwei Seiten präsentiert; einmal von Agent Spaik und einmal von zwei seiner Nachfolger, die ihn gewaltsam von seinem Posten entfernen sollen. Liest sich wie verschwitzter Kafka, der zu viele Drogen geschluckt hat. Großartig.

Anna Mitgutsch – Wenn du wiederkommst

Och. (Das habe ich wirklich über die fast 300 Seiten lang gedacht.) Die namenlose Ich-Erzählerin lässt uns an der Trauer an ihrem geschiedenen Mann teilhaben, von dem sie sich vor 15 Jahren getrennt hat. Die beiden fanden kurz vor seinem Tod nochmal zusammen, weswegen sie sich als Witwe fühlt, während die Verwandtschaft das ganz anders sieht. Mehr passiert dann auch nicht, und obwohl ich die Sprache mochte und die Einblicke in jüdische Lebensweisen und Trauerrituale, fand ich das ganze Ding seltsam belanglos.

Elizabeth Keckley – Behind the Scenes in the Lincoln White House: Memoirs of an African-American Seamstress

Ich zitiere die Wikipedia: „Elizabeth Hobbs Keckley (February 1818 – May 1907) was a former slave turned successful seamstress who is most notably known as being Mary Todd Lincoln’s personal modiste and confidante. Mrs. Keckley utilized her intelligence, keen business savvy, and sewing and design skills to arrange and ultimately buy her freedom (and that of her son George as well), and later enjoyed regular business with the wives of the government elite as her base clientele.“ In ihrer Autobiografie erzählt sie trotz des reißerischen Titels recht wenig über das Leben im Weißen Haus, aber dafür mehr über ihr Leben als Sklavin und wie sie sich freikaufen konnte. Das Buch hätte von mir aus gerne doppelt so dick sein dürfen.

Jeffrey Eugenides – The Marriage Plot

Nicht so toll wie Middlesex, aber immer noch sehr gut. Hat mich sehr an Franzens Freedom erinnert; die Art, wie Beziehungen beschrieben werden, das Aufwachsen, die Familien. Es geht um ein Mädchen zwischen zwei Jungs, und alle drei bekommen ihren Teil der Aufmerksamkeit. Das einzige, was mich richtig genervt hat, war, dass die Jungs eine Entwicklung durchmachen, während das Mädchen weiterhin nur Objekt der Begierde bleibt. Trotzdem eine Empfehlung.

Dietrich Schulze-Marmeling – Die Bayern: Die Geschichte des Rekordmeisters

Ausführlich, ausführlich, ausführlich und ausführlich. Informativ, ein bisschen trocken, aber sowas von ausführlich. Fragt mich, wie das Torverhältnis des FCB in der Saison 1978/79 war oder wie sie im DFB-Pokal 1966 abgeschnitten haben, und ich könnte es auswendig nachschlagen. (Keine Farbfotos von Schnucki. Ich prangere das an.)

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