„Insgesamt, so zähle ich zusammen, bringen fest engagierte Opernensembles an 81 Standorten in Deutschland Musiktheater auf die Bühne, flächendeckend von Aachen bis Görlitz und von Stralsund bis Freiburg. Mehr als fünftausend fest angestellte Musiker zählen die Orchester, fast dreitausend Sänger die hauseigenen Chöre, rund 1300 Solisten sind fest engagiert. Gemeinsam stemmen sie mehr als 6000 Opernabende pro Jahr, davon mehr als 600 Premieren. Die meisten dieser Theater sind Mehrspartenhäuser, auch dies eine deutsche Spezialität: Oper, Schauspiel und – immer seltener – Ballett unter einem einzigen Dach. Ob in Lüneburg mit insgesamt 138 Mitarbeitern oder in Stuttgart, dem weltgrößten Theaterbetrieb mit 1348 Beschäftigten. Nur in wenigen Städten sind die Opern eigenständig.

Sie alle spielen nicht vor leeren Sälen, ganz im Gegenteil. Die Oper als multimediale Kunstform erlebt eine erstaunliche Renaissance. Jahr für Jahr strömen in Deutschlands Musiktheater so viele Zuschauer wie in die Stadien der Fußball-Bundesliga: rund 10 Millionen Menschen, rechnet man alle musikalischen Genres zusammen – neben der Oper auch Operette und Musical, Tanz und Konzert. (…)

Rechnet man nur Theater mit festem Ensemble und ganzjährigem Spielbetrieb, besitzt Deutschland ungefähr so viele Opernhäuser wie der gesamte Rest der Welt. Selbst klassische Kulturnationen wie Italien oder Frankreich bringen es gerade auf ein Dutzend, in Spanien waren es lange Zeit nur zwei. Ohne Deutschlands Klein- und Kleinstbühnen wären viele Karrieren internationaler Stars nicht vorstellbar, nur hier gibt es die Chance auf ein erstes Festengagement. Während Oper andernorts zur offiziösen Haupt- und Staatsaktion gerät, mit hohen Ticketpreisen und einer Tendenz zu sozialer Exklusion, gibt sich hierzulande die hohe Kunst ganz demokratisch.“

Erst wenige Seiten gelesen, aber schon sehr ins Herz geschlossen: Walküre in Detmold: Eine Entdeckungsreise durch die deutsche Provinz von Ralph Bollmann. (Buchtitel = Affiliate Link.)

Alleine für das Coverfoto wollte ich das Buch kaufen. Danke an Herrn Buddenbohm für den Hinweis.