Cinderella Man

Zu Ron-Howard-Filmen fällt mir als erstes immer ein: solide. Ich mag seine Art, Geschichten ganz schlicht und unprätentiös zu erzählen, fast nebenbei, die Gefühle, die bei mir grundsätzlich geweckt werden, scheinen von ganz alleine zu kommen und nicht durch die übliche Geigensoundtrack-Schnitttechnik-Schauspieler-Melange, die mich dazu bringen will, eben diese Gefühle zu entwickeln. Deswegen fühlen sich seine Filme auch nicht aufgesetzt an oder schamlos, so wie Titanic sich schamlos angefühlt hat („Ja, ich weiß, dass ihr wisst, wie der Film ausgeht, aber heult trotzdem, kommt schon!“). Auch Cinderella Man (Das Comeback) erzählt eine Geschichte, deren Ende man kennt oder googeln kann: Boxer Jim Braddock ist ungeschlagen, verliert dann kurz vor der Great Depression einen Kampf, bekommt keine neuen Kämpfe mehr und muss sich in den folgenden Jahren mit Jobs im New Yorker Hafen über Wasser halten. Erst kurz bevor er und seine Familie verhungern, schafft er sein unglaubliches Comeback, was ihn zu einem Symbol für den Aufstieg aus dem Nichts, dem amerikanischen Traum macht.

Der Film bietet die üblichen Bilder aus dem Boxring, die Trainingssituationen, die blutenden Cuts. Darüber hinaus zeigt er aber auch das verarmte New York, die Hoovervilles im Central Park, die hungrigen Menschen und die Verzweiflung über die Situation Anfang der 30-er Jahre in Amerika. Cinderella Man läuft fast an einem vorbei; er beeindruckt eher durch Russell Crowe als Braddock und Paul Giamatti als sein Agent als durch seine Geschichte. Womit wir wieder bei der eigentlichen Stärke von Ron-Howard-Filmen wären: Ihm sind die Charaktere immer wichtiger als die Story. So ist es auch hier – nur leider können hier die Figuren nicht ganz über die vorhersehbare Geschichte hinwegtrösten wie es z.B. bei Apollo 13 passiert ist, wo man auch wusste, wie der Film ausgeht. Der Film ist um eine ganze Ecke zu lang und zu betulich geraten; als „zeitgeschichtliches Dokument“ lasse ich ihn gelten, als aufregendes Kino leider nicht. Und trotzdem kann ich mich nicht dazu durchringen, ihn richtig zu verreißen, denn Ron Howard verzeihe ich eben so gut wie alles (sogar Renee Zellweger als Crowes Gattin. Und das will wirklich was heißen).