Millions

Zauberhafter Weihnachtsfilm von Danny Boyle. In Millions geht es um zwei junge Brüder, die ihre Mutter verloren haben. Der ältere geht damit um, indem er sich zum Rest der Welt recht ruppig verhält, der jüngere, Damian, indem er sich in die Welt der Heiligen flüchtet, die ihm schließlich auch persönlich begegnen. So raucht Clare von Assisi in Damians Haus aus Pappkartons am Bahndamm gemütlich einen Joint, während sie ihm von der Unendlichkeit der Ewigkeit erzählt, und Joseph, der Zimmermann, übernimmt kurz für Damian eine kleine Rolle in der Weihnachtsaufführung der Schule, weil dieser anderweitig beschäftigt ist. Die Jungs und Mädels des Herren sind für Damian also nichts Besonderes, und deshalb hält er auch die Nike-Tasche, die ihm eines Tages aus einem Zug in den Schoß fällt, für ein Geschenk Gottes und nicht für die Beute eines Banküberfalls. Er erzählt arglos seinem Bruder davon – und gemeinsam beginnen sie Geld auszugeben, bevor es zu spät ist, denn in wenigen Tagen tritt Großbritannien dem Euro-Währungsgebiet bei und die über 200.000 Pfund, die die beiden Jungs unter ihrem Bett verstecken, werden wertlos.

Wofür die beiden Geld ausgeben, wie der Vater dahinterkommt – und dummerweise auch die bösen Jungs, die das Geld geklaut haben –, was die Mormonen mit all dem zu tun haben und warum die tote Mama nochmal kurz vorbeischaut, wird in Millions fürchterlich rührend und gleichzeitig charmant-britisch erzählt. Die Geschichte ist genauso skurril wie die Bilder, die nicht nur aus Realfilm bestehen, sondern ab und zu mit CGI-Szenen versetzt werden und im üblichen Boyle’schen rasanten Schnitt daherkommen. Millions stellt dem Zuschauer nicht nur die Frage, wofür er sein Geld ausgeben würde, sondern warum, und er bohrt ein wenig nach, wie sehr Gerechtigkeitsgefühl mit Ehrlichkeit zusammenpasst. Am allermeisten aber fragt man sich nach dem Film, ob man wirklich nur auf das vertrauen sollte, was man sieht, sondern nicht viel eher dem, was man fühlt. Aber vielleicht ist das auch nur die Nachwirkung von Clares Joint.