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Ich muss mal wieder Werbung für die meiner bescheidenen Meinung nach beste Serie der Welt machen: The West Wing. In Amerika ist die siebte Staffel gestartet, hierzulande ist gerade die sechste auf DVD erschienen. (Demnächst erscheint auch eine Box mit allen bisher erschienenen Staffeln.) Ich habe sie am Wochenende durchgeguckt und bin wieder im alten sabbernden Fan-Status, den ich zuletzt in der vierten Staffel innehatte.

Nach der vierten Staffel hatte creator Aaron Sorkin das Team verlassen; die Dialoge wurden nach seinem Abgang ein bisschen flacher, die Charaktere schienen ein bisschen zu verschwimmen. The West Wing war immer noch besser als das meiste, was sonst so auf TV-Bildschirmen rumflackert, aber ich war mir nicht sicher, wie die Produzenten und Autoren den hohen Standard, den sie mit den ersten Staffeln gesetzt hatten, halten – oder wiedererreichen – wollten.

Ich habe mir umsonst Sorgen gemacht. Nach einer anständigen, aber eben nicht überragenden fünften Staffel ist die sechste wieder ganz großes Fernsehen. Wer keine Lust hat, sich auf der offiziellen Seite rumzutreiben, für den kurz die Prämisse der Show: Es geht um den amerikanischen Präsidenten und seinen Stab aus Redenschreiben, Beratern, Pressesprechern. Die Serie hält sich dabei halbwegs an die reale Zeit, das heißt, die State of the Union wird auch in der Serie ungefähr im Januar/Februar ausgestrahlt, die Wiederwahl des demokratischen Josiah Bartlet (Martin Sheen) zum Präsidenten geschah allerdings vor drei Jahren. Das heißt, dass es in diesem Jahr um die Neuwahl geht, und da Bartlet bereits in seiner zweiten Amtszeit ist, habe ich mich gefragt, ob sie in der Serie jetzt die Verfassung ändern, um ihm four more years! zu bescheren. Netterweise machen sie das nicht. Stattdessen wurden in der sechsten Staffel mehrere Präsidentschaftskandidaten eingeführt und die alten, liebgewonnenen Figuren teilweise auf neue Posten geschoben, so dass sie weiterhin dabeisein können. Die Staffel endete mit der Kür eines Kandidaten (Jimmy Smits) für die demokratische Partei, um gegen den schon früher feststehenden Kandidaten der Republikaner (Alan Alda) anzutreten. Die siebte Staffel wird nun der Wahlkampf sein, und der lässt sich auch auf der Serienseite verfolgen: per Online-Kampagne und Weblog. Ich hoffe, es bleibt nicht bei den beiden Alibi-Einträgen bei den verschiedenen Campaign Sites. Wobei ich den Weblogs eh nicht folgen werde, um mir die Spannung nicht zu verderben. Ich muss nun geduldig ein Jahr warten, bis die nächste Staffel auf Silberscheibe erhältlich ist, bevor ich weiß, wer Bartlet im Amt beerben wird. Also Fresse halten, BitTorrent-Jünger! Ich will es gar nicht vorher wissen.

(Netter Nebeneffekt, den die Serie, die Politik so spannend erzählt, auf mich hatte: Ich habe Bill Clintons Autobiografie wieder aus dem Schrank geholt, die ich eigentlich schon wegen ihres schnarchigen Schreibstils weggestellt hatte, genau wie Primary Colors, dessen Lektüre auch schon einige Jahre her ist. Kann man ja mal wieder lesen.)

8 Antworten:

  1. Ganz kleiner Hinweis dazu noch: Die Folge mit der Presidential Debate wird live produziert und ausgestrahlt werden. Und wegen der zwei verschiedenen Sendezeiten (West-/Ostküste) machen sie das ganze auch zweimal live. Grosses Fernsehen wird das werden. Schade nur, dass man es hier nicht live sehen kann.

  2. Wo wir schon beim Thema Serien sind: Kann mir jemand verraten, warum der NDR die neue Staffel von “Dittsche” nicht ausstrahlt?

  3. Das Ding ging bisher zum Glück an mir vorbei. Hoffentlich schreibst du nicht weiter so viel spannende Sachen darüber. (Bin mit dem Rest schon am Limit.)

  4. in meinem kopf ist die beste serie der welt die sopranos.

  5. Die Serie wurde von mir zwar wohlwollend wahrgenommen, zu sehen habe ich sie aber bisher leider nicht bekommen (Der Geiz). Dabei würde ich sie alleine deshalb gerne mal zu sehen bekommen um endlich mal wieder den großen Alan Alda zu sehen…

  6. Principessa, werden Sie sich auch die Konkurrenz von Commander in Chief zu Gemüte führen?

  7. Wenn die Videothek meines Vertrauens die irgendwann als DVD hat, dann ja. Blind kaufen eher nicht.

  8. Also, nach den ersten drei Folgen muss ich sagen: Commander-in-Chief ist absolut sehenswert. Vermutlich etwas mehr “Lindenstraße im Whitehouse” als West Wing, aber (bzw. darum?) sehr unterhaltsam. Oder, wie Slate es formuliert: “Commander in Chief is The West Wing with extra cheese.”
    http://www.slate.com/id/2126991/