Inside “Deep Throat”

Inside “Deep Throat” ist eine Dokumentation über den Pornofilm mit Linda Lovelace, der – laut Filmaussage – die Welt des Erotikfilms verändert hat. Kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne die Welt vor Deep Throat noch schlechter als die danach. Was ich aber beurteilen kann, ist die Unterhaltsamkeit von Inside “Deep Throat”, und die ist hoch.

Der Film holt Harry Reems, den „Doktor“ aus Deep Throat, der Lovelace weiszumachen wusste, dass ihre Klitoris in ihrer Kehle läge, nochmal vor die Kamera, genau wie Gerard Damiano, den Regisseur. Und der Location Scout darf auch ein bisschen rumnölen, wie unprofessionell damals alle am Set waren. Es ist schon spannend zu sehen, was aus den Jungs geworden ist und wie ein blöder Pornofilm ihr Leben geprägt hat. Lovelace selbst ist vor einigen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber auch sie hatte natürlich an ihrem Erbe zu tragen.

Deep Throat war der erste Porno, der von der New York Times besprochen wurde, und für kurze Zeit hatten die Hardcorefilmer Hoffnung, dass Pornofilme ein genauso gewöhnliches Genre werden würden wie Chick Flicks, Oscar-Dramen oder Familienfilme. Dass es nicht so gekommen ist, lag unter anderem an der Gesetzgebung der USA, denn eifrige Menschen, die derartigen Schmutz nicht zum Mainstream zählen wollten, begannen ein Verfahren gegen Deep Throat, seine Verbreitung und seine Produzenten. Harry Reems war kurz davor, für fünf Jahre im Gefängnis zu landen.

Ich wusste nicht, dass Deep Throat einen derartigen Einfluss auf die Erotikfilmbranche (ist das 70er-Jahre-Sprech?) hatte und fand es daher spannend, die Hintergründe mal auf dem Silbertablett serviert zu bekommen. Ebenso spannend fand ich die Ambivalenz, die gerade Lovelace zu ihrem Werk hatte: Zuerst verteidigt sie den Film und wettert gegen die „Zensoren“, die ihn verbieten wollen; einige Jahre später wechselt sie auf die feministische Seite und sagt vor einem Untersuchungsausschuss der Reagan-Regierung aus, dass jeder Zuschauer, der heute den Film sieht, ihr dabei zusieht, wie sie vergewaltigt wird, und wiederum einige Jahre später macht sie erotische Fotos, um an ihren alten „Ruhm“ anzuknüpfen.

Ich muss gestehen, dass ich mich nie entscheiden kann, ob Pornos nun fürchterlich furchtbar oder fürchterlich egal sind – und auch die Frauenbewegung der 70er Jahre in Amerika hatte ihre Probleme mit dem Thema. Einerseits feierten sie Deep Throat als einen Beweis, dass es klitorale Orgasmen gab (ach was?), und andererseits verurteilten sie die Rolle der Frau in der Pornografie. Das Thema ist bis heute noch nicht durch, und daher hat dieser 30 Jahre alte Film noch eine seltsame Aktualität. Genauso wie die erhellende Dokumentation darüber.

6 Antworten:

  1. Also, wenn dich der Film interessiert: Hier ist eine sehr originelle Adaption des Stoffes…

    (zur Sicherheit, hier die URL: http://bettgefluester.twoday.net/stories/940429/

  2. Sehr schöner Link. Da hat aber jemand richtig Langeweile gehabt :-)

  3. Eins der kontroversen Themen, die wohl immer aktuell bleiben werden.

    Aber die Story….*grübel*

  4. ja, viiiiiiiiiiiiiiel langeweile. aber das sieht einfach irre aus. und einen so langen film dieser machart habe ich noch viel gesehen…

  5. werde selber jemandem etwas von Klitoris
    im Hals erzählen und das making of next year
    beim ADC einreichen.

    Ach was sage ich : CANNES!

    – Schmunzelregierung.

  6. Also ich finde die (inoffiziellen) Fortsetzungen von “Deep Throat” spannender. Liegt wohl an den Lichteffekten und an den Kameratricks, die heute so möglich sind.