Was schön war, Freitag, 20. November 2020 – Nachfeiern und Yodas backen

F. hatte sich Urlaub genommen, also schliefen wir beide sehr lange aus. Nachdem der Herr zu sich spaziert war, begann ich meinen langen Blogeintrag von gestern zu den erfreulichen Ereignissen vorgestern. (Vorgestern? Fühlt sich an wie ne Woche her.) Gerade als ich ihn veröffentlichen wollte, klingelte mein Handy, eine alte Freundin war dran, was ich am Display sah, und so meldete ich mich nur halb-ironisch mit „Frau Dr. des. Gröner, guten Tag?“, woraufhin es aus dem Handy kreischte: „ICH HAB NUR ANGERUFEN, DAMIT DU DICH SO MELDEN KANNST!“ (Herzchen-Emoji!)

Den Wocheneinkauf erledigt, wobei ich wieder merkte, dass es manchen sehr bewusst ist, dass Pandemie ist – ausweichen auf dem Gehweg, am Eingang des Supermarkts gucken, ob einem jemand entgegenkommt – oder egal, so wie dem Herrn, der sich ernsthaft ohne jeden Abstand an mir vorbeidrängelte, um in einen bestimmten Gang zu kommen. Okay, vielleicht ist der immer ein Arsch.

Sehr lange mit Mütterchen und Schwesterherz telefoniert aus Gründen.

Anschließend startete ich den ersten weihnachtlichen Backvorgang in diesem Jahr. Es sollte eine Runde schlichte Mürbeteigkekse werden, weil ich ein paar von ihnen besonders ausstechen und dekorieren wollte. Die zwei schönsten aßen F. und ich gestern abend blöderweise schon auf, bevor ich ein Einzelfoto von einem machen konnte. Kenner:innen sehen natürlich das Star-Trek-Emblem beim undekorierten und viel zu dunkel gewordenen Yoda. Eat this, komisches Universum.

Den Trick mit dem Engelausstecher ohne Kopf hatte mir natürlich das Internet und seine vielen seltsamen Foren verraten. Auch gelernt: einen Braunton mit Lebensmittelfarbe anzumischen, der nicht völlig unappetitlich aussieht, ist gar nicht so einfach.

Das Festessen holte F. vom Broeding ab, das für Freitag- und Samstagabend ein Menü to go plus Weinbegleitung anbietet. Ich kann das sehr empfehlen. Ich vergaß allerdings leider, die gut gepackte Tüte zu fotografieren, in der sich Brot, Salat, ein Hauptgang und ein Dessert für zwei verbargen.

Zunächst buk ich das kleine Kürbiskernbrot im Ofen auf und wir genossen dazu den Ziegenfrischkäse, der in einem kleinen Gläschen mitgeliefert wurde. Der Salat bestand aus gegrilltem Rosenkohl (wir waren skeptisch), der mit Zitrusfilets, Erdnüssen, gegrillten Zwiebeln und ordentlich Koriander serviert wurde (wir waren erfreut) und der hübsch angerichtet in runden Pappboxen kam. Ich schaufelte es trotzdem auf einen Teller, weswegen es dann nicht mehr ganz so hübsch angerichtet war.

Während wir den Salat aßen, wärmte ich den Hauptgang im Ofen auf: Es gab Ragout vom Bio-Kalb, Perigord-Trüffel, Kartoffel-Käse-Püree und Zuckerhut aus eigenem Anbau. Letzter kam in einem extra Weckgläschen, alles andere kam geschichtet in einem weiteren Glas.

Zum Abschluss erfreuten wir uns an Schokokuchen Grand crû de Terroir und jeweils einer halben leicht gekochten Birne. Dazu gab’s – natürlich – österreichischen Rot- und Schaumwein, den weißen, der zum Salat möglich gewesen wäre, ließen wir allerdings aus, das schien uns für zwei ein bisschen Overkill zu sein.

Das jeweilige Wochen-Menü steht auf der Website vom Broeding und muss bis Donnerstag vorbestellt und dann am bestellten Tag in einem großzügigen Zeitfenster von, wenn ich mich an F.s Beschreibung richtig erinnere, 90 Minuten abgeholt werden. Es ist alles vorverpackt, man muss nicht nach Hause hetzen, damit nichts kalt wird, weil es eh zuhause nochmal in den Ofen kommt. Eine genaue Anleitung liegt bei. Gerne wieder!

Apropos essen: Samin Nosrat, Köchin und Kochbuchautorin, schrieb gestern auf Instagram, dass sie in diesem Jahr weitaus weniger Fotos von ihren Mahlzeiten gepostet hatte:

„If people were like trees and after I die you were to cut me open and examine me, my 2020 ring would consist mainly of whole grain peanut butter toast. This is one of the main reasons why I haven’t posted many photos of my cooking this year — there honestly hasn’t been much. Lots of peanut butter toast, lots of rice and beans, lots of rice and broccoli. And when I have had the energy or good fortune to cook something lovely, it’s often felt wrong to post a picture of it when I know so many other people have nothing to eat, or are just struggling so hard to keep it together right now. I don’t know. This year is just such a pile of dung. This week has been particularly hard. I hope everyone is staying safe and taking care of yourselves and your loved ones.“

Das passte in meine schon länger vertretene Grundaussage, dass wir bitte alle etwas netter zu uns selbst sein sollten. Niemand muss im Lockdown zwei Fremdsprachen und Jonglieren lernen, man darf auch in seinem Job etwas weniger produktiv sein, es ist verdammt nochmal Pandemie und Ausnahmesituation.

Der Post passte aber auch zu einem anderen Post, nämlich von Vinoroma, der bei einer Mahlzeit die Tränen kamen. Ich musste an meinen durchgeflennten zweiten Gang im Tantris denken, wo der Wein mich schlicht nicht aufhören ließ zu weinen. Manchmal reichen auch die kleinen Dinge, um uns daran zu erinnern, dass wir noch hier sind.

„I still can’t tell you what exactly happened to me as i was eating this. It was October 8th, during a relative lull in the pandemic numbers in our area, when restaurants were allowed to be open and we enjoyed the still warm weather sitting outside on the makeshift patio of our favorite restaurant. ⁣

I took my first forkful and it just hit me. I couldn’t hold back the tears. I ate the whole plate while tears were streaming down my face, that had never happened to me before. I had found dishes amazing and orgasmic and unforgettable and even proposed marriage to a cook once or twice…. but had never cried before. ⁣[…]

And that might be the best way to describe why i love SantoPalato so much. Other than the tangible superiority in product quality, the finest palate in combining and balancing flavors, the surest hand in executing elevated techniques for seemingly simple dishes, it is the love and passion of the whole team led by Sarah, evident in everything even during this time of uncertainty as to safety, lacking social interactions and failing businesses. It is how they still say: “We love you. We will keep on cooking and serving as long as we can. This is what we do.”⁣“