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Sex and the City (USA 2008, 148 min)

Darsteller: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall, Kristin Davis, Cynthia Nixon, Chris Noth, David Eigenberg, Jennifer Hudson, Evan Handler
Musik: Aaron Zigman
Kamera: John Thomas
Drehbuch: Michael Patrick King
Regie: Michael Patrick King

Trailer

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Gut, ich konnte nie verstehen, warum man 400 Dollar für ein Paar Schuhe ausgibt (außer es sind Sneakers, die bunt blinken und goldene Schnürsenkel haben) oder warum man auf 12-Zentimeter-Stilettos rumlaufen will – und ich meine laufen, nicht dekorativ rumstehen. Ich konnte auch nie verstehen, wie man vom Handtaschenkaufen Orgasmen kriegen kann oder was an der Fashion Week so toll sein soll. Trotzdem habe ich Sex and the City immer sehr gerne gesehen, jedenfalls auf DVD, denn ich will gar nicht wissen, wie man absofuckinglutely für Pro7 übersetzt hat. Daher habe ich alle Kritiken im Vorfeld des Films ignoriert, mich auf meine vier Lästerschwestern gefreut und gehofft, dass das meiner Meinung nach total doofe Ende der Serie wieder wettgemacht wird.

Achseufz.

Wir erinnern uns: Carrie hatte endlich Mr. Big gekriegt (damit konnte ich leben), und Charlotte und ihr Göttergatte, den ich immer superschnuffig fand, weil er so gar nicht in das gelackte SATC-Universum passte, hatten eine Adoptivtocher bekommen (damit konnte ich auch leben). Aber: meine Lieblingsfigur Miranda, die anfangs immer so schicke Hosenanzüge trug, als einzige kurze Haare hatte und die man dazu auch ab und zu mal hat arbeiten sehen, endete als Mutti mit Weichei Steve in Brooklyn. Und Samantha, die freizügige und unbekümmerte Samantha, musste Krebs kriegen und steckte dann plötzlich in einer monogamen Beziehung. Was für ein Quatsch.

Der Film beginnt nicht direkt nach dem Ende der Serie, sondern lässt ein paar Jahre ins Land ziehen. Aber im Prinzip ist alles so geblieben: Carrie hat sich ein neues MacBook zugelegt, Charlotte und Miranda haben Familie, und Samantha hat ebenfalls noch Blondie an ihrer Seite. Immerhin ist sie nach Hollywood gezogen und seine Managerin. Aber für ein Großereignis treffen sich doch alle vier in Manhattan wieder – und zwar zur Hochzeit von Carrie und Big. Natürlich kommt was dazwischen, natürlich müssen die Mädels trösten und natürlich wird zum Schluss alles gut. Klingt wie eine Serienfolge, fühlt sich aber wie eine halbe Staffel an, die man gezwungen ist anzugucken, ohne Alkohol dabeizuhaben oder vorskippen zu können.

Mein Problem mit dem Film war erstens: DU BIST ZU LANG! Und zweitens: Du machst aus drei Ereignissen (die alle zu zwei Dritteln schon im Trailer ausgeplaudert werden) drei riesige riesengroße Riesenprobleme, die eigentlich keine sind. Eins der Dinge, die mal wieder Weltuntergangsstimmung auslösen, ist jedenfalls Kinderkacke. Über die anderen beiden darf man zu Recht angefressen sein, aber man muss deswegen nicht jahrelange gemeinsame Geschichte wegschmeißen. Und genau das tun die beiden Damen, um die es geht.

Was ich an der Serie so mochte, war der teilweise sehr abgeklärte Tonfall. Das mag man jetzt, zehn Jahre später, rührend rebellisch finden, aber soweit ich mich erinnere, war SATC damals die erste Serie, in der Frauen öffentlich so über Kerle und Sex reden, wie sie es auch hinter verschlossenen Türen tun. Meist etwas pointierter und in teurerer Garderobe, aber im Prinzip war es so. Diese Abgeklärtheit fehlt dem Film völlig. Aus vier Mittvierzigern, die glauben, alles mitgemacht zu haben und für den Rest ihres Lebens gestählt zu sein, werden teilweise wieder nervige Backfische, die wegen einer unbedachten Äußerung oder Handlung monströse Sinnkrisen bekommen. Und die nicht einmal das Wort „Sex“ in den Mund nehmen, weil Charlottes kleine Tochter mit am Tisch sitzt.

Gleichzeitig werfen sie ihre gerne pompös vor sich hergetragene Solidarität mit den Geschlechtsgenossinnen über Bord. In der Serie waren die Kerle immer das Objekt schnippischer Diskussionen und die Mädels immer die Guten. Im Film macht man sich gegenseitig runter, weil die Bikinizone nicht rasiert ist oder plötzlich fünf Kilo mehr die Hüften umspielen. Und auch der Grund, warum Carrie plötzlich so wild darauf ist, Big zu heiraten, hat mich angewidert im Kinositz rumrutschen lassen: aus Sicherheitsgründen. Man hat ja sonst nix. Keine Rede ist mehr davon, dass Carrie seit Jahren ganz gut alleine von ihrem Geld leben kann, genau wie alle anderen Frauen der Serie. Aber erst wenn man verheiratet ist, kann man sich wirklich entspannt zurücklehnen.

Der Moment, in dem ich endgültig gemerkt habe, dass dieser Film außer seinen vier Hauptdarstellerinnen kaum noch etwas mit meiner Wohlfühlserie gemeinsam hatte, kam, als Carrie eine Assistentin einstellen musste. Eigentlich hatte sie bloß Hilfe beim Kistenauspacken nötig, aber dafür wäre Oscarpreisträgerin Jennifer Hudson ja zu schade gewesen. So darf diese sich klischeegerecht und hysterisch über eine ORIGINAL-LOUIS-VUITTON-HANDTASCHE OH MEIN GOTT freuen, peinliche Schlüsselanhänger mit dem Wort „Love“ (get it? get it?) tragen und in Windeseile vom Singlemarkt verschwinden. Ihre einzige dramatische Funktion ist es, Carrie ein paar Stichworte zu geben, die ihr die anderen drei Busenfreundinnen nicht mehr geben können. Und ab da habe ich mich schmerzlich von den vieren verabschiedet, denn anscheinend ist selbst ihre Freundschaft nicht mehr die, die sie mal war.

Das einzige Gute an dem Film war, dass immerhin eine der Damen wieder zu ihrem Ursprungscharakter zurückkehren durfte. Und die anderen drei haben ja immer noch die Liebe zu ihren jeweiligen Hasimausis, was inzwischen anscheinend wichtiger geworden ist als eine Karriere, ein gut gefülltes Bankkonto oder die Stadt New York, die einstmals so verheißungsvoll glitzerte und heute nur noch beliebige Kulisse ist.