Dienstag, 14. Mai 2024

Der 6-Euro-wein aus dem 50-Euro-Glas.

Montag, 13. Mai 2024 – Flashback

In einem Hörsaal der LMU gesessen, ganz wie damals. (Damals = 2012 bis 2017 plus noch ein paar Vorlesungen aus Spaß.) Gute Nachrichten erhalten. Auf weitere Nachrichten gewartet. Lecker Brokkoli gegessen. Handy leergedaddelt, weil keine Lust auf Kopfanstrengen.

Sonntag, 12. Mai 2024 – Balkontag

Ein paar Tomaten warten noch in der Küche darauf, nach draußen zu dürfen, aber ansonsten ist der Balkon jetzt frühlings- und sommerstartklar. Alle Teppiche, die ich für diesen Ort besitze, liegen, Tisch und Stuhl sind dort, und am Samstag schraubte ich auch nach zwei Jahren endlich einen zweiten Sonnenschirm ans Balkongeländer, damit ich auch in der Zeit zwischen 11 und 18 Uhr draußen sein kann, ohne meine zarte Alabasterhaut zu ruinieren, die kleine Memme. Wie ich schon tootete: „Zweiten Sonnenschirm am Balkongeländer angebracht: check! Dabei den Inbusschlüssel einmal aus dem vierten Stock in den Hof fallengelassen: auch check!“

Gestern saß ich morgens draußen, trank Kaffee und las im Jerusalem-Buch weiter. Ein kleiner atemloser Ausschnitt findet sich auf Masto.

Mittags vollendete ich die Samstag begonnene Sauce aus gerösteten Paprika, Pilzen und Walnüssen und genoss das ganze ebenfalls an der frischen Luft.

Erst beim Essen fiel mir auf, dass vielleicht ein Detailfoto zur Sauce nett wäre. Im Rezept aus den Meal Plans (daher kein Link) wird das ganze „mushroom “meat”“ genannt, was ich nicht so clever finde. Ich ahne, dass das ganze an Ragu oder Bolognese erinnern soll, aber es schmeckt natürlich nicht so. Rindfleisch schmeckt nach Rindfleisch, Tofu, Pilze, Seitan und was man sonst noch so optisch in Fleischnähe kriegt, schmeckt wie Tofu, Pilze, Seitan mit diversen Gewürzen. Und das ist auch völlig in Ordnung so. Ich muss aber zugeben, dass die Textur durchaus an Sauce Bolognese erinnerte und zudem äußerst schmackhaft war.

Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen und den üblichen Dingen, die ich so am Wochenende zuhause mache („rumkrutschteln“ nennt F. es immer), saß ich abends dann erneut auf dem Balkon, schaute dem Sonnenuntergang zu, las, solange das Licht es noch zuließ und freute mich darüber, dass die Nachbarin mit dem Raucherhusten, den ich auch bei geschlossenen Fenstern höre, gerade mal nicht auf dem Balkon war.

Außerdem habe ich auf einen Tipp von Herrn Buddenbohm hin nun auch eine Vogelstimmen-App auf dem Handy und staune über Amseln, Meisen, Rotkehlchen und Mönchsgrasmücken. Nur über Tauben staune ich weniger; diese SUV der Lüfte mit ihrem Ausmaßen und dem dann doch beeindruckend lauten Flügelschlag nerven einen Hauch, wenn ich so königinnengleich in meinem kleinen Zusatzreich rumlungere.

Samstag, 11. Mai 2024 – ESC im Fediverse

Den ganzen Tag lang Häuslichkeiten erledigt und dann mit einer Kanne Kaffee und der derzeitigen fiktionalen Lektüre „Franziska Linkerhand“ auf dem Balkon versackt. Abends das erste Sößchen aus dem Meal Plan vorbereitet, und dann war es Zeit für die Gute-Laune-Sendung aller Gute-Laune-Sendungen: den ESC.

Der neue Kommentator nach Urgestein Peter Urban muss anscheinend ähnlich bemühte Scherze vortragen, was ich schade finde: Vor zehn Jahren war die ewige Ironie aus der Kommentatorenbox, angeführt von Graham Norton, vielleicht noch lustig, hey, lasst uns das alles nicht zu ernst nehmen, aber inzwischen fände ich es netter, genau das zu tun: es ernst zu nehmen. Das hindert kein Land daran, komplette Quatschacts auf die Bühne zu schicken, so wie gestern Finnland, das dafür auch weit hinten blieb, aber es gibt eben auch genug Künstler*innen, die eine Botschaft haben, wie Nemo aus der Schweiz, die dafür als Sieger*innenland Malmö wieder verlässt. (Ich merke gerade, dass die genderneutrale Schreibweise Nemos ein gewisses Umdenken erfordert. Erstens: ach was?!? und zweitens: jo, geht aber.) Ich finde es inzwischen schade, dass auch die Acts, die gute Musik bieten wollen, dieselbe distanzierte, selbstironische Kommentatorensauce abbekommen wie alle anderen.

Was mir gestern bei mir selbst auffiel: Es dauert ungefähr drei Minuten und dann ist die ganze blöde Welt da draußen egal, die Halle tobt, es gibt laute Musik, alle wedeln mit Fähnchen und es ist völlig egal, wessen Fahne es ist, und das Internet kommentiert sich die Finger wund. Europa hat gemeinsam gute Laune, jedenfalls meine Timeline, und ich mittendrin. Leider war das Fediverse nicht auf diesen Ansturm vorbereitet, ich musste irgendwann dem Hashtag #ESC folgen, weil meine Timeline ungefähr 20 Minuten Verspätung hatte, aber auch der Hashtag kam irgendwann nicht mehr hinterher. Also suchte ich Asyl auf Bluesky, was ich quasi null bespiele außer um auf Blogeinträge hinzuweisen. Hier fand ich den Rest meiner Timeline, die nicht auf Masto ist, und konnte weiterhin Spaß haben.

Was mich selbst überraschte bzw. was mir erst bei den Publikumspunkten auffiel: wie wenig politisch die Punktevergabe war. Israel bekam aus Deutschland zwölf Punkte und schnitt generell beim Publikumsvoting deutlich besser ab als bei den Jurystimmen. Diese vielen Punkte wurden aber in der Halle mit Pfiffen kommentiert, die sonst kein einziger Act abbekommen hatte. Ich selbst rief für die Schweiz (I am here for the DRAMA), Kroatien (wie Rammstein ohne Faschoscheiß, genau meins) und Portugal an (der Act fiel in seiner Ernsthaftigkeit raus, das mochte ich – wobei ich heute las, dass die langen Fingernägel der Sängerin grafisch die Kufiya zitierten, was mich arg mit den Augen rollen ließ. Die verlinkte Aufnahme ist vermutlich aus dem Halbfinale, da sind die Fingernägel noch weiß). Ich kam aber selbst nicht auf die Idee, für Israel anzurufen, einfach weil ich den Song nicht so toll fand. Vor zwei Jahren rief ich hingegen mehrfach für die Ukraine an. Darüber muss ich noch nachdenken.

Ehrenwerte Erwähnungen: Armenien, das machte sehr viel Spaß, und Frankreich, das die oben angesprochene ernsthafte Musik bot.

Was mich gestern allerdings irre machte, war der Hinweis des Kommentators auf die anti-israelischen Demonstrationen in Malmö, die inzwischen ernsthaft Vergleiche zu Russland ziehen: Das sei als Kriegspartei ja auch vom ESC ausgeschlossen, wieso also nicht auch Israel? Damit war die gute Laune kurzzeitig hinüber, aber ich konnte mich immerhin für die Schweiz mitfreuen, deren Botschaft hiermit laut und deutlich und weltweit zu hören gewesen war.

Freitag, 10. Mai 2024 – Pink, weiß, violett

Gelernt: Pflanzerde und Blähton per Post erhalten = super. (Das war das schwerere Paket, für das der DHL-Bote gutes Trinkgeld bekommen hat.) Aber: Pflanzen per Post = eher nicht so. Die kamen doch etwas zerrupfter an als wenn ich sie selber mit der guten, alten Ikea-Tüte in der U-Bahn transportiert hätte. Ich hatte die brillante Idee, alles auf einmal zu bestellen, und die Website klang so, als ob deswegen eine Spedition auch alles auf einmal bringen würde, aber stattdessen waren es drei Einzelsendungen per DHL. Das machen wir dann also auch nicht nochmal.

Trotzdem habe ich mich gefreut, denn seit gestern blüht es wieder auf meinem Balkon und zwar in pink, weiß und violett. Ich hoffe, die Bienen bekommen davon genauso gute Laune wie ich. Nachdem ich gestern noch einen neuen Balkonkasten und ein paar Übertöpfe erstanden hatte, schippte ich 20 Liter Erde um, befreite Geranien, Köcherblümchen, Salbei und Schneeflockenblume aus ihren Plastiktöpfen und pflanzte in der Gegend herum. Dann breitete ich den Outdoorteppich aus, legte noch zwei alte Ikea-Läufer darüber, weil ich lieber Wolle unter den Füßen habe als Plastik, schleppte den schon aus dem Keller geholten Tisch sowie meinen Klappstuhl auf den Balkon, spannte den Sonnenschirm auf und lag erst einmal 20 Minuten einfach nur rum. Ich sonne mich nie, meine Haut findet Sonne auch eher doof, aber gestern wollte ich noch nicht lesen, noch nicht aufs Handy starren, sondern einfach nur stumm und mit geschlossenen Augen und leicht erhöhten Füßen in der Wärme liegen. Es waren bloß 20 Grad, aber das ist für mich ja schon am oberen Ende der Wohlfühlskala. Das war schön.

Donnerstag, 9. Mai 2024 – Verwechslung

Gestern war der klassische Tag nach einem tollen Fine-Dining-Abend: Wir schliefen ewig, lungerten ewig im Bett rum und frühstückten zur Mittagszeit. Gestern waren wir aber noch mit einer anderen Tätigkeit beschäftigt: Tickets buchen.

Die Agentur, in der ich am längsten fest angestellt war und am häufigsten frei gebucht wurde, wird in diesem Jahr 25 Jahre alt. Dafür gibt es eine große Party, für die man Eintrittskarten erwerben kann, wofür man eine Foodtruck-Flatrate und ewig freie Getränke bekommt (plus noch mehr Zeug). Ich hatte ein bisschen gehadert mit der Buchung, aber F. hatte einen hervorragenden Plan: „Wenn wir am 28. Juni bei der Party sind, können wir am 29. in die Elbphilharmonie.“ Dort war ich nämlich unglaublicherweise immer noch nicht, und am besagten Datum gibt es Musik von Smetana (yay!) und Martinů (OH MY GOD!) sowie Grandmasters Dvořáks Neunte, die ich erst einmal live gesehen habe, aber dauernd live sehen möchte. Also das perfekte Programm.

Wir saßen uns mit unseren Laptops am Küchentisch gegenüber, ich buchte Werbung und Zug, F. buchte Klassik – bis ihm auffiel: „He, Moment, wieso steht auf den Tickets der 28. Juni und nicht der 29.?“ So erfuhren wir, dass es das Kracherprogramm an zwei Abenden gibt. Und wir hätten jetzt zwei Tickets für den ACHTUNDZWANZIGSTEN übrig. Wer also am FREITAG, DEN 28. JUNI, gerne in die Elphi will, sagt mir bitte Bescheid. Die Tickets sind erste PK und liegen nicht direkt nebeneinander – es gibt nur noch wenige Karten –, aber sie sind im selben Block über denselben Eingang zu erreichen.

Mittwoch, 8. Mai 2024 – Nochmal Freude und Büro

Dirk von Ligne Claire hat einen netten kleinen Newsletter, wo Menschen ihre Arbeitsplätze herzeigen. Gestern war ich dran: Hier gibt’s ein bisschen Text zum untenstehenden Bild.

Abends holten wir das Geburtstagsdinner für F. nach, das letzte Woche wegen unabhängig von einander krank seienden Teilnehmer*innen verschoben werden musste. Wir ließen es uns wie immer bei Tohru gut gehen, lernten den neuen Sommelier kennen und lieben und hatten erneut einen ganz hervorragenden Abend.

Ich habe nur eins der Desserts fotografiert („Okashi“), denn bei den anderen Gängen war ich mit Riechen und Anschauen und Bewundern und dann konzentriertem Schlemmen beschäftigt. Beim letzten Gang hatte ich schon so viele tolle Weine intus, dass es für einen kurzen Schnappschuss gereicht hat.


Ich weiß noch, dass ich die kleine Blüte komplett mit den sie umgebenden Blättchen sowie der Kokoscreme und der Erdbeersauce auf den Löffel bekommen habe und zu F. meinte, wie hübsch das alles sei. Und dann war sie weg, die ganze Schönheit. Darauf noch einen Absacker-Whisky.

Dienstag, 7. Mai 2024 – Freude!

Für das Bayern-Viertelfinale in der Champions League hatte ich mir mal wieder einen Monat Amazon Prime gegönnt, der sich beim gestrigen Halbfinale von Dortmund auszahlte. Blöderweise lief aber gleichzeitig auf arte die Neunte von Beethoven, ich erwähnte es gestern. Also schloss ich Fußball auf dem Laptop und rief Klassik auf, loggte mich aber auf dem Handy bei Prime ein und ließ das Spiel stumm nebenbei laufen, während ich Beethoven hörte. Das sollte ich öfter machen, das war sehr lustig. Vor allem, weil der Schlusspfiff und die überbordende Freude des BVB über den Finaleinzug ganz herrlich mit dem vierten Satz zusammengingen.

Man kann die Aufführung aus vier verschiedenen Städten netterweise in der Mediathek nachschauen.

Montag, 6. Mai 2024 – Konditionstraining

Dieser halbkranke Zustand ist ja kein Zustand. Also nahm ich gestern mein Konditionstraining für die Welt da draußen auf, indem ich drinnen blieb, Bettwäsche wechselte, das Schlafzimmer entstaubte und in drei Zimmern Fenster putzte. Damit war die Kraft dann kurz erschöpft und ich hatte schon fast 4000 Schritte gemacht, wie mein Hosentaschenhandy mir anzeigte. Ein paar verbrauchte ich dann noch beim Kochen, aber der Nachmittag und Abend wurde wieder brav auf dem Sofa verbracht, wo ich mich erneut und immer wieder über seltsame Duolingo-Vokabeln amüsierte.

Burrito Bowl: Reis, Paprika aus der Pfanne, schwarze Bohnen mit ordentlich Chili und Limettensaft, veganer Queso (Cashewkerne, Jogurt, Nährhefe. Gewürze), Avocado, Cherrytomaten und ein Salätchen dazu. Memo to me, weil das schon der zweite Salat aus dem Meal Plan ist, mit dem ich nicht ganz so glücklich bin: Dressings mit Orangensaft magst du nicht, weil zu obstig. Mach einfach dein Lieblingsdressing mit Rotweinessig.

Meine Stimme ist fast wieder komplett da, wie ich beim zweistündigen Telefonat mit dem Mütterchen merkte.

Ich hatte eine etwas größere Sendung bestellt, die aus mehreren, teilweise schwereren Einzelteilen bestand, weswegen ich davon ausging, dass zwei Speditionsjungs bei mir auflaufen würden. Es war aber der DHL-Bote, der die ersten beiden Teillieferungen brachte, die dritte kommt vermutlich heute, von der vierten weiß ich noch nichts. Gestern war der schwere Teil dabei, weswegen ich 10 Euro Trinkgeld zückte, was den Boten irgendwie überforderte. Vielleicht brauche ich doch ab und zu ein Auto. Ich habe mir eure Tipps für Leihwägen in München brav gemerkt, will aber eigentlich kein Auto durch München steuern.

(LIEFERTRAMS NOW!)

Heute vor 200 Jahren hatte Beethovens Neunte Uraufführung, wie ich seit Tagen auf allen Kulturkanälen lernen darf. Auf arte gibt es deswegen heute abend ab 21.35 Uhr ein Livekonzert und das tollerweise aus vier Städten:

„Das Gewandhausorchester unter Andris Nelsons eröffnet den Abend in Leipzig mit dem ersten Satz. Weiter geht es mit dem Orchestre de Paris, das unter Klaus Mäkelä in der Philharmonie de Paris mit dem zweiten Satz zu hören ist. Den dritten Satz interpretiert Riccardo Chailly an der Spitze des Orchestra del Teatro alla Scala. Für den vierten und letzten Satz, der mit der „Ode an die Freude“ ganz im Zeichen der Völkerverständigung steht, kehrt ARTE zurück in die Stadt der Uraufführung: nach Wien. Es spielen die Wiener Symphoniker unter Petr Popelka.“

Freude!

Sonntag, 5. Mai 2024 – Ein halbes Klavier

Wir hatten Konzertkarten für Grigory Sokolov. Auf den Abend hatte ich mich schon länger gefreut, denn, warum auch immer, das Publikum ist bei Sokolov eindeutig disziplinierter als bei allen anderen Interpret*innen. Der olle Herkulessaal ist schön runtergedimmt, der einzige wirkliche Lichtpunkt ist der Kegel über dem Flügel, an dem Sokolov sehr unfeierlich Platz nimmt, sein Ding macht, sich nach vorne und hinten verbeugt (auf der Bühne stehen auch Stühle fürs Publikum) und wieder abgeht. Nach dem eigentlich Programm gibt es immer sechs Zugaben, jeweils zwei Verbeugungen und dann ist Schluss. Und weil der Pianist gefühlt so abgezirkelt seinen Stiefel durchzieht, hustet kaum jemand, kein Handy flackert (wobei gestern eins klingelte) und sobald das Saallicht gedimmt wird, ist Ruhe im Laden.

Leider war ich noch nicht ganz optimal fit, ich merkte im ersten Teil, der komplett aus Bach bestand, dass alles an mir vorbeilief, ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, mein Kopf war noch im Bett oder wollte da wieder hin. Außerdem muss ich mir Bach immer erarbeiten, das klingt für mich stets wie vertonte Mathematik, das bewundere ich intellektuell, aber ich lasse mich dann doch lieber von osteuropäischen Komponist*innen emotional hinwegspülen. Gestern war mir alles eine Nummer zu groß und ich musste in der Pause gehen, schon vom Rumsitzen und konzentrierten Zuhören angeschwitzt und überfordert.

Es gab zunächst Bachs „Vier Duette BWV 802–805“, hier mit Tatiana Nikolayeva, und anschließend, von Sokolov ohne Pause gespielt, die „Partita Nr. 2 in c-Moll BWV 826“, hier mit Sokolov. Die Sarabande war der einzige Teil, bei dem ich merkte, dass ich mitging und fasziniert war, der Rest war Arbeit und damit für mich nicht das richtige gestern. Sonst gerne, aber mir fehlte die Kraft.

Nach der Pause hätte ich gesehen: Chopins „Vier Mazurken op. 30“, hier mit Julianna Avdejeva, danach seine „Drei Mazurken op. 50“, hier mit Wladimir Aschkenasi. Abschließend noch Schumanns „Waldszenen“ op. 82, hier mit Igor Schukow.

Hier ist ein total illegaler Smartphone-Mitschnitt vom kompletten Konzert vom Februar in Sevilla mit demselben Programm, wie ich gerade auf YouTube sehe. Mal sehen, wie lange das online bleibt.

Samstag, 4. Mai 2024 – „Die Prüfung“

Gestern wieder brav gar nichts gemacht, um die Rekonvaleszenz nicht zu stören wie am Freitag, wo es anscheinend schon zu viel war, drei Mahlzeiten zuzubereiten. Also zurück zum Sandwich, Apfelmus (immer ein Gläschen im Haus) und Müsli. Und Immobilienschrott auf Netflix, „Black-ish“ auf Disney+ (die Serie ist völlig an mir vorbeigegangen – die kann ich jetzt komplett nachschauen) und einem Film auf Amazon Prime, auf den ich bei Christian aufmerksam geworden bin: „Die Prüfung“.

Ich zitiere von Amazon: „687 Bewerber, 10 Plätze, 9 Prüfer, 10 Tage Zeit: Jahr für Jahr ist die Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Schauspielschule Hannover nicht nur eine besondere Herausforderung für die Bewerber, sondern auch eine außerordentliche Belastungsprobe für das Kollegium.“ Die Kamera durfte anscheinend in allen Auswahlrunden der Bewerber*innen dabei sein, wir sehen also erste Vorsprechen bis hin zum abschließenden Workshop, nach dem die Endauswahl der zehn zukünftigen Studierenden ansteht. Dazu gibt es Aussagen der Prüfenden, die ein bisschen einordnen, was wir sehen.

Ich war schon beim Beginn des Films erstaunt, als die ganzen Bewerberinnen aus der Straßenbahn am Messegelände ausstiegen – das Expo-Gelände ist dann doch recht unverkennbar. Ich wusste nicht, dass der Bereich Schauspiel der Hochschule für Musik, Theater und Medien anscheinend dort residiert. Gleich mal auf der Website geguckt, ob das auch alles seine Richtigkeit hat, denn ich hatte die Hochschule immer mitten im Grünen an der Eilenriede verortet. Da sitzt aber nur die Musik. Wieder was gelernt.

Die Doku ist bereits von 2016, weswegen man die Namen der Angenommenen aus dem Abspann schön ergoogeln kann. Einige sind anscheinend a) nach Hannover zum Studium gekommen anstatt sich für eine andere Stadt zu entscheiden, b) inzwischen in diesem Beruf tätig oder c) machen jetzt etwas ganz anderes.

Ich fand es spannend zu sehen, worauf die Prüfenden achten bzw. was sie suchen oder aus den Kandidat*innen herauskitzeln wollen. Ein Zitat eines Prüfers beschäftigt mich seit gestern, weil ich erst da rational nachvollziehen konnte, was im Theater eigentlich mit mir als Zuschauerin passiert: „Ein guter Schauspieler, eine gute Schauspielerin geht persönlich über die eigene Angst, zum Beispiel vor Veröffentlichungen oder auch vor Kontakt, die jedem Menschen innewohnt heutzutage. Und dass sie das schaffen und dann Dinge so öffentlich verhandeln, die man sich im Leben privat wohl kaum zu sagen traut – das ist ja nicht nur ein extrovertierter Rausch, sondern es ist für die meisten ein echter Schritt, [die Überwindung der Angst] zu erobern und zu kultivieren –, das ist für den Zuschauer eine Riesenchance zu einer Befreiung. Das dann zu erleben.“

Ja! Auch Kino mit seinen Geschichten und erzählerischen Kniffen erweckt in mir Dinge, von denen ich nicht wusste, dass sie da sind oder die an der Oberfläche wollen; auch in klassischen Konzerten bin ich neuerdings immer wieder davon überrascht, was alles hochgespült wird, das ich gar nicht auf dem Plan hatte, sobald die Geigen einsetzen. Aber Theater ist noch näher, direkter, intensiver. Das „öffentliche Verhandeln“ findet quasi auf Augenhöhe und vor der eigenen Nase statt. Das ist manchmal schwer auszuhalten; ich bin schon aus Theatervorstellungen gegangen, weil sie mich überforderten. Aus Kinos bin ich bisher nur gegangen, weil ich tödlich gelangweilt war.

Memo to me: mal wieder ins Resi gehen. Oder in die Kammerspiele.

Freitag, 3. Mai 2024 – Zu früh

Während der fiesen Erkältung ernährte ich mich von Tiefkühlsuppe (lohnt sich die Anschaffung von Soup Cubes? Ich friere momentan alles in Gläschen ein, was immer erst auftauen muss), French Toast (nur fünf Minuten in der Küche und es gibt danach was Süßes, was dem Hals nicht weh tut) und Weingummi (immer auf die Vitamine achten!). Plus literweise Pfefferminztee und Orangensaft.

Gestern fühlte ich mich erstmals wieder fit genug, um etwas länger in der Küche zu stehen. Da ich meinen Kühlschrank eine Woche lang sehr vernachlässigt hatte, gab’s erstmal Reste-Shakshuka aus roter Paprika und sehr viel Spinat. Während das durchzog, wischte ich den Kühlschrank gleich mal komplett aus, entsorgte Zeug, das sich irgendwie in die dritte Reihe geschlichen hatte, weil ich es nie benutze (Remoulade? What the hell) oder nicht oft genug (im Dezember 2022 abgelaufenes Augustiner).

Was auch dringend entsorgt werden musste, waren zwei Bananen, die ich kaum noch aus der Schale bekam, weil sie so weich waren. Ich hatte die ganze Woche überlegt, ob ich sie zum French Toast schon zerquetschen sollte, aber bei braunen Bananen muss man Banana Bread machen, das gehört sich so. Und man hat gleich wieder was zum Einfrieren. Ich liebe dieses Rezept sehr, es ist idiotensicher, man braucht nur eine Schüssel und einen Schneebesen und es ergibt immer saftiges Backwerk.

Abends gab’s dann auf dem Sofa erneut Tiefkühlgrünzeug (Erbsen, Bohnen, Edamame) mit frisch von Knuspr geliefertem Brokkoli und Koriander sowie viel zu wenig Erdnusssauce. Das einzig Nicht-Grüne waren Möhrenstreifen. Hier ein verspätetes Dankeschön an eine*n Leser*in, der oder die mir mal dieses herrliche Werkzeug für Grüne-Papaya-Streifen empfohlen hatte. Ich benutze es seitdem für Möhren und es ist fantastisch.

Danach war ich allerdings dreimal durchgeschwitzt und musste mir eingestehen, es vielleicht doch etwas übertrieben zu haben. Wieder ins Bett.

Eigentlich haben wir für morgen schon wieder Konzertkarten und ich hoffe wirklich sehr, dass ich für drei Stunden Rumsitzen und zwei Busfahrten fit genug bin und nicht allzu sehr huste.

Donnerstag, 2. Mai 2024 – Der Kopf kommt wieder

Nach einer Woche Bettruhe, viel Pfefferminztee, drei negativen Covid-Tests, Halsschmerzen aus der Hölle, aber dafür so gut wie keinem Schnupfen bin ich langsam auf dem Weg der Besserung. Was auf der Strecke geblieben ist: meine erste Uni-Sitzung im Semester, das Geburtstagsessen für F. in einem unserer Lieblingslokale und ein Konzert in der Isarphilharmonie, auf dessen Solo-Künstlerin Sol Gabetta ich mich sehr gefreut hatte. Verdammte Viren überall.

Im Erkältungsnebel bekam ich mit, dass immer mehr Blogs runde Jubiläen feiern. Mein 20-Jähriges war im Juli 2022, daher ist mein Blog derzeit unrund, aber ich guckte mal spaßeshalber – und weil ich sonst nichts zu bloggen hätte –, was vor 20 Jahren im Blog stand. Das meiste kann ich nicht mehr ertragen, ist total kryptisch oder ich weigere mich, es zu lesen, aber manche Einträge klingen immer noch nach mir.

Das hier stand am 3. Mai 2004 im Blog:

„i’m tired
i’m happy
i’m busy
i’m sad
i’m curious
i’m in love

i’m just around the corner“

Das kann ich auch zwei Jahrzehnte später so stehenlassen.