Tagebuch KW 12 – E-Mail-Signatur geändert

Am Montag spazierte ich ein vermutlich letztes Mal ins Prüfungsamt und holte mir meine Promotionsurkunde ab. Hier im Bild mit dem BA- und dem MA-Zeugnis. Der etwas schickere blaue Ordner ist für den Doktortitel.


Im Anschluss änderte ich meine E-Mail-Signatur bzw. trug den Titel vor meinem Namen ein. Komischerweise hat sich das wichtiger und bedeutungsvoller angefühlt als ein Stück Papier aus der Uni zu tragen.

Auf Twitter stellte eine Historikerin eine gute Frage, ich zitiere den Tweet:

„Liebe #twitterstorians, kennt ihr Tipps zum Umgang mit psychisch belastenden Quellen? Wie grenzt ihr euch ab? Wir arbeiten im SoSe mit Gewaltdarstellungen. Möchte die Studis damit nicht allein lassen und würde gern auch eine Einheit “Selbstfürsorge für Historiker*innen” anbieten.“

In den Replys waren einige schlaue Dinge, von denen ich mir ein paar merken bzw. andere anwenden werde. Ich kam mir meist wie eine totale Memme vor, wenn mich NS-Quellen zum Weinen gebracht haben. Ich erinnere mich besonders an einen Tag im Bundesarchiv, eh eine gute Quelle fürs Heulen, als ich in den Unterlagen, die ich als Mikrofiche einsah, plötzlich lauter Schreiben hatte, die sich mit der Aktion „Entartete Kunst“ befassten. Die hatte ich gar nicht gesucht, aber weil das Speicherformat Mikrofiche halt mehr Platz bietet als die Originalquelle, waren die Dokumente schlicht an meine Bestellung angedockt. Ich zitiere meinen eigenen Blogeintrag:

„Und dann stolperte ich noch über die ersten Entwürfe zur staatlich legitimierten „Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst“, also dem Raubzug durch deutsche Museen der heute so genannten Klassischen Moderne. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet gewesen; ich hatte mich doch gerade nur durch Briefwechsel von einzelnen Künstlern oder Künstlergruppen gewühlt, die irgendwelche Nachlässe, Werke oder Kompositionen dem „verehrten Führer und Reichskanzler“ überlassen wollten, woraufhin die Kanzlei meist sehr höflich formulierte, dass Herr Hitler gerade echt was Besseres zu tun hätte. Allerdings nicht immer: Gerade die Münchner Künstler konnten sehr häufig auf persönliche Unterstützung oder finanzielle Hilfen hoffen. Auch deswegen wollte ich in diesen Beständen rumwühlen; die Sekundärliteratur war da gerne etwas blumig-vage geblieben, aber jetzt konnte ich einzelne Schreiben zitieren und Vorgänge nachvollziehen. Und so war ich im Kopf bei Bettelbriefen und Huldsbezeugungen und dann kamen auf dem Monitor plötzlich die ersten Unterlagen darüber, wie man am besten deutsche Kunst einzieht, aber die Ausländer nicht verprellt, die diesen Kram ja so mögen. Es fiel auch der Begriff „nicht unbeachtliche Vermögensobjekte“; den Deppen war durchaus klar, was sie da an den Wänden hatten, sie wollten es bloß nicht anschauen oder sich damit auseinandersetzen, dass es mehr als ihre beschissen eng gefasste Weltsicht gibt, sondern lieber banalste Genreszenen aus dem 19. Jahrhundert wieder aufleben lassen, weil’s da ja so schön war.

Zuerst war ich pissig und dann sehr nah am Wasser, was mich selbst überraschte. Ich weiß ja so gaaanz langsam, mit was ich mich da seit Jahren befasse, aber manchmal überwältigt es mich dann doch noch. Diese Engstirnigkeit, dieser Hass, dieser Wille zur Macht auf der einen und zur Vernichtung auf der anderen Seite. Die Sprache, das Bürokratische, die ständig neuen Regeln, die gefühlt willkürlich gemacht wurden, weil sie es konnten. Manchmal ist es zu viel und dann heult man kurz im Bundesarchiv. Weil es eben nicht nur um ein paar bunte Bilder ging. Ich bin nicht hart genug für die Kunstgeschichte.“

Das ist ein anderer Schnack als wenn man sich mit Genozidforschung befasst, schon klar. Aber ich merkte und merke es immer wieder, dass ich dünnhäutiger werde, je tiefer ich in dieses Thema einsteige. Im den letzten beiden Semestern hörte ich einer Vorlesung von Michael Wildt an der Humbold-Uni zu, die tollerweise per Zoom stattfand. Im Sommersemester ging es um die Entwicklung der Vernichtungspolitik im „Dritten Reich“, angefangen mit der Aktion T4 über die Wannseekonferenz nach Auschwitz. Im letzten Semester ging es um populärwissenschaftliche Bücher (oder Werke von Ruth Klüger und Anne Frank), die unser Bild vom Nationalsozialismus prägten. Nach jeder der 90 Minuten war ich fertig, obwohl ich nur zuhörte und nicht selbst durch Akten blätterte. Dieser ganze Hass frisst sich irgendwann in einen hinein, und ich ahne langsam, dass meine Witze über meine Fassungslosigkeit darüber eine völlig angemessene Reaktion der Überforderung und Hilflosigkeit waren. Gut zu wissen, dass ich mit dieser Hilflosigkeit nicht allein bin und dass es in Ordnung ist, nach einer konzentrierten wissenschaftlichen Arbeit, bei der man sich um Distanz und Emotionslosigkeit bemüht, zu weinen, mit Dingen zu werfen oder viel Kuchen backen zu müssen.

(Hat sich seltsam angefühlt, Anne Franks Wikipedia-Artikel zu verlinken, denn eigentlich weiß man ja, wer das ist.)

The Art of Working in Social at a Museum

Dieses Interview mit JiaJia Fei fand ich recht spannend. Danke an @simply_hande für den Link.

„RK: Why do you love working in social within the arts?

JF: I used to joke that following me on Instagram could give you an honorary degree in art history. By design, the art world is built on exclusion and hierarchy. Objects that end up in museums and galleries have cultural (and financial) value because they pass through a vigorous selection process that basically declare other objects do not hold such value. The power that social media provides in the possibility of opening up the art world and bringing art to more people beyond these structures is what’s motivated me to do this work over the last 15 years. […]

RK: I’ve noticed a lot of Link in Bio readers work at museums. What are a few tips you have for social media professionals who work in this field?

JF: The most important thing to know when managing social media for a museum is the museum itself. More important than the latest trends or optimal times to post, it is critical to internalize the mission, collection, and program of your institution first, in order to properly interpret that story (in an engaging way) to a broader public online. For this reason, it’s often a mistake to delegate social media to the most inexperienced person (which often happens) at your organization. Think about it: you are handing over the most publicly visible channels to the person who understands your institution the least. For that reason, anyone working in this role should do the work of getting to know every aspect (and person) at the museum first. […]

We are living in a time of unprecedented access to information and images, and art should be at the forefront, as long as we can make it more accessible to more people. People are often intimidated by art because they think it requires so much prior knowledge and experience to appreciate, but I like to compare it to developing one’s taste for music or movies. The more you see, the more you can decide for yourself what you like (or dislike). Art is a reflection of our world, and the more people (of all backgrounds) participate in the discourse of art, the more it will be truly reflective of the world we actually live in.“

Ich höre gerade Herrn Krömer beim Spazierengehen zu. Gibt’s zum Beispiel auf Spotify.

Choose Enjoyment Over Pleasure

An manchen Tagen leichter gesagt als getan, aber: im Prinzip ja.

„This creates a puzzle for the happiness seeker, who must navigate between the twin perils of puritanism and indulgence, leading to the much-dreaded rule of moderation, which is more or less the philosophy of leaving any party as soon as it gets really good. Fortunately, there is a better way to solve the puzzle: To stay at the party without letting it get out of control, choose enjoyment instead.

Enjoyment and pleasure are terms often used interchangeably, but they are not the same thing. Pleasure happens to you; enjoyment is something that you create through your own effort. Pleasure is the lightheadedness you get from a bit of grain alcohol; enjoyment is the satisfaction of a good wine, properly understood. Pleasure is addictive and animal; enjoyment is elective and human. […]

Enjoyment is better than pleasure because it is more conscious and permanent. […] everyone gets pleasure from eating when they’re hungry, but it takes some knowledge and cultivation to enjoy food. After you finish lunch, the pleasure is gone, and in fact, the idea of eating is no longer appealing because your physical need has been satisfied. Meanwhile, the memory of a meal enjoyed with friends transcends the immediate experience and can bring good feelings long after it is over.“

Ich habe mir ein bisschen Enjoyment selbst gebastelt und gekocht. Zum Beispiel Rote Bete à la Bourguignonne mit Kartoffelbrei (nur echt mit Brocken) oder Confit Byaldi. Und generell erfreut mich meine Biokiste weiterhin, aber das ist ja nichts Neues. (Trotzdem aufschreibenswert.)




Tagebuch KW 11 – Dunkelgrau, Schokotorte und E-Mail vom Prüfungsamt

Mit meiner Bibliothek (aka dem Wohnzimmer) war ich seit Längerem unzufrieden. Die Wände waren hellgrau, die sechs Billys mit Aufsätzen sind aus Buche und haben einen ähnlich orangefarbenen Ton wie der Holzfußboden, den ich sehr mag. Nur nicht in Kombi mit den Regalen und der Wandfarbe. Seit Wochen überlegte ich hin und her, ob es sinnvoller wäre, die Regale zu streichen oder die Wände und entschied mich schließlich für die Wände, weil ich noch nie beschichtete Ikea-Regale gestrichen hatte und bei meinen DIY-Fähigkeiten davon ausgehen kann, dass es ein Desaster werden würde. Und eigentlich möchte ich keine weiteren Regale mehr kaufen, wenn ich die hier versaue; die sechs quellen über, immer wenn ich ein neues Buch kaufe oder geschenkt bekomme, bemühe ich mich, ein, zwei alte rauszuwerfen. Aber ganz auf Papierbücher werde ich nicht verzichten, ich wohne einfach sehr gerne mit und zwischen ihnen.


Ich schob mein weißes Ecksofa in die Zimmermitte, zerrte den grauen Sessel und das halbe weiße Kallax nach nebenan und räumte von den sechs Regalen, die haargenau eine Wand bedecken, das erste und das sechste leer, damit ich mit der Farbe in die Ecken kommen konnte. Elf Bücherkisten wurden voll, mit denen ich in den Flur vollstapelte. Dann schob ich die beiden leeren Regale vor die anderen vier vollen und bedeckte die Seitenfläche an der Wand, an die Grau sollte, halbwegs ordentlich mit Malerplane, weil ich ja weiß, dass es beim Farbeauftragen gerne mal spritzt. Die Plane wurde von einem Buch am Platz gehalten, wie sich das gehört. Am Samstag abend schaffte ich es noch, die Kanten von Decke und Fußleisten abzukleben und weiß vorzustreichen, am Sonntag kam dann dunkelgraue Farbe an die Wand.

Schon am Sonntag abend wurden die Regale wieder eingeräumt. Zunächst schob ich eins der leeren Regale wieder an seinen Platz (Nummer 6), dann räumte ich alles aus Regal Nummer 5 (das links daneben) in die 6, dann alles aus der 4 in die 5 und zerrte dann die nun leere 4 aus der Reihe. Die schob ich nun ans Fußende des Sofas, die bisher ungerührt rumstehende 1 ans Kopfende, und so standen nun vier Regale an der Wand mit einer Lücke zwischen der neuen Nummer 2 und Nummer 3, in die ich den Sessel schieben wollte. Das tat ich auch, aber das ging mir alles Sonntag schon auf die Nerven. Montag früh räumte ich erneut das Regal am Sofakopfende aus, schob es in die Lücke, schloss damit die Bücherwand wieder, räumte es erneut ein (seufz) und sortierte dabei ungefähr 15 Bücher aus.

Am Kopfende steht jetzt das kleine Kallax statt des großen Billy, ich habe wieder eine Wand – zwar nur aus fünf Regalen, aber immerhin –, am Donnerstag kam noch ein cremeweißer Teppich, neben dem Sessel auf dem Fußboden steht gerade eine Vase mit weißen Tulpen, für die ich noch einen winzigen Tisch erwerben werde, aber jetzt mag ich das Zimmer wieder sehr. Die Buchenregale knacken jetzt so richtig schön im Kontrast, auch weil das Grau, Verzeihung, die Kunst der Linie bei Tageslicht sehr blaustichig ist.

Über dem Fenster wurde die Wand weiß, weil die Wand hinter den sechs Regalen auch weiß geblieben war, die hatte ich nie gestrichen, und auch jetzt wollte ich sie nicht streichen. Neben dem Fenster ist noch ein weiterer schmaler Streifen Wand, den hatte ich, genau wie die Fläche über dem Fenster, beim Einzug hellgrau gestrichen, aber das sah beknackt aus, sobald ich das erste Regal vom Fenster wegzog. Und da nun kein Regal mehr steht, strich ich diese beiden Flächen halt weiß wie die Wand. In der Lücke des ersten Regals am Fenster steht nun eine Lampe, die dort mehr reflektiert als bisher vor dem matschigen Grau, und jetzt ist der Raum wirklich hübsch und ich freue mich jedesmal über ihn, wenn ich auf dem Sofa liege.

Die Küche hatte ich schon davor umgeräumt und endlich mal sinnvoll angeordnet. Ich weiß nicht, warum das dreieinhalb Jahre gedauert hat, bis ich die geniale Idee hatte, einfach alles links und rechts an die Wand zu stellen, aber so steht es jetzt und auch darüber freue ich mich momentan jedesmal, wenn ich morgens reinkomme, um Kaffee zu machen oder tagsüber fürs Mittagsmüsli oder die abendliche Gemüseschlacht.

Links sind endlich die Arbeitsflächen fast frei. Das einzige, was noch auf ihnen steht, ist ganz links, nicht im Bild, ein kleines Tablett mit zweimal Essig (die Flaschen sind zu hoch für das Schrankfach, in dem alle anderen Essige und Öle stehen) sowie Salz- und Pfeffermühle und das Salztöpfchen, in das ich mit den Fingern greife. Daneben noch ein Gefäß mit den üblichen Utensilien wie Pfannenwender, Schaumlöffel etc. Ganz rechts stehen Wasserkocher (brauche ich jeden Tag), Messerblock und Bretter (dito) und ein Besteckkasten. Ich erwähnte bereits, dass meine einzige Besteckschublade ganz links unter der Arbeitsfläche ist, ich aber immer ganz rechts stehe beim Vorbereiten, weil da halt Platz ist (und gutes Fotolicht). Da ich aber gerne, gerade beim Backen, 10 Teelöffel griffbereit habe, steht die Hälfte des Bestecks halt da. Vorher hatte ich drei Gläser, jetzt ist es nur noch ein Kasten, und schon ist alles ordentlicher. Und wo bisher am Waschbecken eine Flasche mit Spülmittel, ein Seifenspender und eine Box für Schwämme und Bürsten standen, steht letztere jetzt unter der Spüle im Schrank, und Spülmittel und Seife habe ich in zwei Spender umgefüllt. Zweck = Hübschizität.

Rechts neben dem Kühlschrank steht mein komisches Ikea-Buffet, in dem fast alle meine Töpfe und Pfannen sind sowie die ganzen Dinge wie Teigschaber, Korkenzieher, große Kellen, Pürierstab, Saftpresse, Reibe, Gemüsehobel, der ganze Kram halt, der nicht in die normale Besteckschublade passt. Auf den Regalen stehen in Boxen Nudeln, Kaffee, Tee und Servietten. Glaube ich jedenfalls, die habe ich neulich gesucht und mir fiel nicht ein, wohin ich sie geräumt habe. Auf dem Brett darunter sind meine Lieblingsteller sowie alles an Hülsenfrüchten, Reis, Chilis etc. in Gläsern.

Die hellgraue Wandfarbe ist übrigens genau die, die ich in der Bibliothek überstrichen habe. Hier bei Licht aus Süden sieht sie elegant und unaufdringlich aus, gegenüber bei Nordlicht einfach nur matschig und doof.

Das Bild an der Wand im schwarzen Rahmen ist auch neu. Ich wollte ja eigentlich nur noch echte Kunst kaufen und keine Drucke mehr, aber „Nach dem Ball“ mag ich so gerne. Eine Frau mit Buch auf dem Sofa ist genau meins.

Im Kallax steht in Körben das ganze Geschirr, das sonst nirgends hinpasst und das ich kaum verwende: Omas Goldrand, die ganzen Sammeltassen, etc. Was ich dauernd nutze, steht offen im Regal. Außerdem im Kallax und nebenan auf der Heizung: die ganzen Gewürze, die mich bisher auch wahnsinnig gemacht habe, weil sie immer fürchterlich aussehen, außer man füllt alle in Dosen oder Gläschen, wozu ich keine Lust habe. Jetzt sind sie halbwegs thematisch in leere Mövenpick-Plastikdosen geordnet, die wiederum in den grauen Körben stehen: Ich habe eine Packung „Italien“ (Oregano, Thymian, Fenchel etc.), eine „Scharf“ (Chili, Knoblauch, Zwiebeln, Cayennepfeffer etc.) und eine „Ottolenghi“ (Kurkuma, Kreuzkümmel, Koriander etc.). Alles andere ist ungeordnet, aber das kann ich jetzt überblicken. Im offenen schwarzen Korb stehen die ganzen asiatischen Saucen, die philippinischen Silver-Swan-Produkte vorne, weil ich die Labels gerne mag.

Ich hatte über ein weiteres Regal über der Heizung nachgedacht, wollte aber nicht noch mehr einkaufen, und da ich die Heizung eh nie andrehe, kann auf ihr auch Zeug stehen.

Themenwechsel. Am Mittwoch stellte ich meinen ersten Wikipedia-Artikel online, am Freitag meinen zweiten. Einer liegt hier noch auf Halde, und zusätzlich ergänzte und korrigierte ich mehrere weitere Artikel zu Künstlern der NS-Zeit. Das ist ein noch ungewohntes Arbeiten, aber gerade bei diesen Künstlern (ich gendere hier bewusst nicht) ist der Wissensstand so unterirdisch, dass ich einfach alles anlege, was mir in den letzten Jahren untergekommen ist.

Da diese Artikel meist nur von sehr wenigen Menschen aufgerufen werden, weil es nur sehr wenige Menschen gibt, die sich für diese Ecke der Kunstgeschichte interessieren, hoffe ich, dass mir Edit Wars erspart bleiben.

Ich buk diese Woche eine kleine Geburtstagstorte, in deren Inneren sich Zuckerstreusel befanden. Der Kuchen war beim Backen so fies in der Mitte eingesunken, dass ich ihn einfach teilte, die eine Hälfte (ohne Loch) als Deckplatte nahm, einen dritten Boden als, genau, Boden, und das löcherige Ding kam in die Mitte. Alles wurde mit Schokoganache verbunden, die auch noch um den Kuchen herum aufgetragen wurde. Dabei merkte ich, dass ich mittig ruhig hätte großzügiger sein können, aber mei. Ich wünschte mir beim Kerzenauspusten in Corona- und Kriegszeiten naheliegende Dinge und bekam ein schönes Buch geschenkt.


Ich verbrachte den Geburtstag bis auf abends alleine und wanderte eigentlich nur schokokuchensatt durch meine Wohnung und erfreute mich an Bibliothek und Küche.

Einen Tag später meldete sich das Prüfungsamt der Uni per Mail: „Sehr geehrte Frau Dr. Gröner, ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihre Doktorurkunde fertiggestellt wurde und Sie jetzt berechtigt sind, den akademischen Grad Dr. phil. zu führen.“

Das hätten sie jetzt echt ein bisschen besser timen können! Ich hole die Urkunde am Montag ab, aber ihr dürft schon jetzt ENDLICH OFFIZIELL Doktor Anke zu mir sagen. Puh.

Ein Werbejob wurde anscheinend so nett von mir erledigt, dass ich eine sehr begeisterte Mail bekam. Das hat mich gefreut.

Freitag führte mich F. ins Sparkling Bistro aus, in dem wir bereits einmal waren und von wo F. vor einem Jahr mein Geburtstagsmenü außer Haus geholt hatte. Das war erneut herrlich und ich fühlte mich sehr umsorgt. Nichts fotografiert, nichts notiert, nur genossen.

Ein Gang bestand unter anderem aus Foie gras, Brioche und schwarzen Trüffeln. Ich war etwas skeptisch, weil ich Trüffel nicht mag, woraufhin F. meinte, vielleicht hätte ich nur noch keine guten gegessen. Ich probierte – und war schockverliebt in den Teller (wie in so ziemlich alle anderen auch). Ich mag anscheinend Trüffel.

Und heute morgen musste ich mir ernsthaft einen Wecker stellen, was ich Sonntags sonst natürlich nie mache. Denn um 11 Uhr arbeitete sich Igor Levit an Ronald Stevensons Passacaglia on DSCH (1960/62) ab. Das gut 75 Minuten lange Stück überforderte mich streckenweise total und mittendrin fand ich es kurz ernsthaft körperlich unangenehm. Innerlich quengelte ich in Richtung Bühne, dass ich jetzt wirklich dringend gerne mal einen Akkord hätte, den ich kenne, aber niemand hörte auf mich. Macht aber nichts. Das war Gehirntraining der besten Sorte. Standing ovations, und ich war danach erstmal 20 Minuten platt und sprachlos.

Hier eine Version mit Noten, Levit spielt.

Tagebuch, KW 10 – Musike, Eis und Schleifchen drum

F. machte mich auf ein schönes Schleifchen um mein Studium aufmerksam. Ganz zu Beginn, also 2012 OMG, meldete sich eine Kuratorin der Städtischen Galerie im Lenbachhaus bei mir und outete sich als Blogleserin. Sie freute sich, dass ich nun in München sei, ausgerechnet Kunstgeschichte studierte und bot mir an, mich durch das frisch renovierte Haus zu führen, was ich natürlich gerne annahm. (Ich stelle gerade fest, dass ich das nicht verbloggt habe. Unglaublich.) Damals wusste ich noch nicht, was die Neue Sachlichkeit ist, was mir bis heute peinlich ist. Davon hängt im Lenbachhaus nämlich einigermaßen viel, weniger als vom üppig vorhandenen Blauen Reiter, klar (Münchenbezug, städtische Galerie usw.), aber immerhin, ich ging vorbei, fand alles toll und hätte vielleicht damals schon merken können, dass mir die italienische Renaissance irgendwann egaler sein und mein kunsthistorisches Hirn in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland enden wird. Das wusste ich damals aber noch nicht. Aber heute bin ich Doktor in diesem Themengebiet und genau dazu gibt es demnächst im Lenbachhaus eine Ausstellung und auf Anfrage eben dieser Kuratorin darf ich ein winziges bisschen am Katalog mitarbeiten.

Die Woche war in meiner Freizeit gnadenlos von Musicals geprägt. Ich hatte mich geweigert, mir die Neuverfilmung der „West Side Story“ von Spielberg im Kino anzuschauen, aber als sie für lau auf Disney+ rumlag, klickte ich doch mal vorsichtig rein. Und, Überraschung: Ich fand sie gut.

Sie korrigiert quasi die Dinge, die heute bei der Verfilmung von 1961 Cringe erzeugen wie das Dubbing von Richard Beymer (Tony) und Nathalie Wood (Maria), die beide nicht selber sangen; wir hörten die Stimmen von Jimmy Bryant und Marni Nixon. Oder dass Nathalie Wood keine Latina war. Oder auch Songzeilen, die heute missverständlich sind wie bei „I feel pretty“, wo es eigentlich hieß: „I feel pretty and witty and gay“. Heute erklingt „pretty and witty and bright“, es reimt sich auf „tonight“ und nicht mehr auf „today“. Auch die Lyrics von „America“ bekamen ein Update, das ich noch nicht kannte. Wie mir die Website des Musicals verriet, wurden Textfassungen der Broadway-Version von 1957 wieder hervorgeholt. Anita singt nämlich nicht mehr von Hurricanes und Überbevölkerung, sondern von Ananas und Kaffeeblüten. Den Song kann man netterweise auch online anschauen und kann so prima vergleichen (1961, 2021). Hier mochte ich auch, dass die Sharks nicht mehr auf einem Dach tanzen, sondern sich alles in die Straßen von New York ergießt. Überhaupt, die Stadt: Sie kommt in der alten Verfilmung nur als Kulisse vor; in der Neuverfilmung wurde stärker spürbar, warum die Story im sprichwörtlichen Melting Pot so gut funktioniert. Und ja, sie funktioniert immer noch, wenn man akzeptiert, dass junge Menschen wegen sehr wenig total durchdrehen.

Und natürlich ist es fantastisch, dass Rita Moreno in beiden Verfilmungen dabei ist. Auch dass sie den Song „There’s a place for us“ singt, den sonst Maria dem angeschossenen Tony hinterherhaucht. Das war eine meiner persönlichen Cringe-Szenen im alten Film: dass Tony ewig rumsterben muss, damit der Song Zeit hat. Hier singt Maria etwas anderes, Tony darf wortlos gehen und das passte hervorragend.

Ein bisschen muss man sich an eine andere Atmosphäre gewöhnen, manchmal fehlten mir Bruchstücke oder Details der Songs, aber das liegt daran, dass ich den Soundtrack ewig gehört habe, seit ich, keine Ahnung, 14 bin und alle Songs mitsprechen kann. Zusammengefasst: Ja, kann man gucken, fand ich gut. Wobei ich bei Ansel Elgort ein bisschen gebraucht habe, um ihn okay zu finden. Mich hatte er erst bei „One Hand, One Heart“. Dann aber richtig.

Und weil ein Musical so schön war, guckte ich gleich noch zwei: „In the Heights“ von Lin-Manuel Miranda, bei dem sehr deutlich wurde, warum „Hamilton“ so gut funktioniert: weil Miranda hier schön üben konnte. Mir war der Film viel zu lang, auch wenn die Darstellenden alle durch die Bank niedlich und sympathisch waren. Und es ein wirklich schönes Easter Egg gab: The one and only Jimmy Smits hängt in einer Szene in der telefonischen Warteschleife von Stanford, und es erklingt: „I’ll be back“ aus „Hamilton“. Das habe ich peinlicherweise nicht erkannt, ich wusste, ich kenne den Song, aber auf diesen naheliegenden und charmanten Gag bin ich nicht gekommen, den musste ich ergoogeln.

Ebenfalls geguckt und deutlich mehr gemocht: „Tick, Tick … Boom!“, eine Art autobiografische Musicalszene von Jonathan Larson, dem Schöpfer von „Rent“. Läuft auf Netflix und ist sehr empfehlenswert. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was da auf mich wartete und war freudig überrascht.

Ich gab sogar „Newsies“ eine Chance, aber: nein. Wirklich nicht.

Am Mittwoch radelte ich endlich mal wieder ins ZI, unter anderem für den kleinen Katalogjob. Dabei stöberte ich in der wenigen Literatur über Henny Protzen-Kundmüller, die Ehefrau des Herrn, über den ich promoviert habe. Ich hatte mich in der Diss sehr wenig mit ihr befasst, auch weil ihr Anteil am gemeinsamen Nachlass geradezu lächerlich winzig ist im Vergleich zu der Überlieferung seiner malerischen Tätigkeit. Mpf. Ich stieß beim Rumlesen auf eine Dissertation von 2005, die sich mit mit der GEDOK befasste, einer Überorganisation, in der sich seit den 1920er Jahren Künstlerinnenverbände zusammengeschlossen hatten. (Die ist in der Wikipedia noch nicht mal als Literatur angegeben, werde ich nachtragen, wenn ich mich endlich an diese Website rantraue.) Dort fand ich ein Detail, das mich überraschte, netterweise mit Quellenangabe des Bundesarchivs.

Ab 1933 wurde Kunstschaffenden im „Dritten Reich“ sehr deutlich nahegelegt, in die Reichskammer der bildenden Künste einzutreten. Bis heute hält sich die in meinen Augen zu sehr verallgemeinerte Aussage, dass man ohne diese Mitgliedschaft nicht künstlerisch tätig sein konnte. Ich selbst fand in den Beständen zur GDK noch Anlieferungsunterlagen von 1944, wo Maler und Malerinnen statt ihrer RKK-Mitgliedsnummer angaben, noch kein Mitglied zu sein. Ich meine mich an Begriffe wie „Kriegszulassung“ zu erinnern, aber ich bin mir selbst nicht sicher. Ich hatte dazu eine ewig lange Fußnote verfasst, die ich schließlich doch rauskippte, aber vielleicht hätte ich sie drinlassen sollen, um eben dieser Verallgemeinerung noch einen Gegenbeleg zu liefern. Wie dem auch sei: Laut den Unterlagen des Bundesarchivs stellte Protzen-Kundmüller erst im November 1938 einen Aufnahmeantrag – nachdem sie jahrelang problemlos arbeiten und ausstellen konnte, zum Beispiel auf der ersten GDK 1937, und sie auf der Weltausstellung 1937 sogar mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde, wo im Deutschen Pavillon ein Werk von ihr hing.

Gestern sahen F. und ich uns endlich die John-Heartfield-Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum an. Ich war überrascht, wie viel ich von ihm kannte, aber auch, wie wenig ich über seine Biografie wusste. Die Schau empfehle ich gerne weiter, kostet nicht mal Eintritt, läuft noch bis Ende April.

Viel Gutes gekocht und genossen und mich immer gefreut, wenn ich gut gekocht und genossen habe.


Seit ich einen Reiskocher habe, esse ich deutlich mehr Reis, weil ich immer gleich zwei Portionen mache. Eine gibt’s gleich, aus der anderen, inzwischen trockenen wird einen Tag später herrlich knuspriger Bratreis mit allem, was halt aus dem Gemüsefach wegmuss.

Cannoli Cake. Auf den hatte ich letzten Samstag unbändige Lust – aber so gar keine Lust, auf die Suche nach Pistazien in den umliegenden Supermärkten zu gehen. Also orderte ich Amazon Fresh, was ich bisher nur einmal 2020 gemacht hatte, als ich mich ungeimpft nicht so recht vor die Tür getraut hatte. Es gab sogar noch ein Lieferfenster am selben Tag, ich bestellte, wartete … und wartete … und sah irgendwann die Nachricht, dass ich den Laden bitte kontaktieren solle, die Lieferung sei verspätet. Ach was. Ich ließ mich anrufen und sah eine Londoner Nummer auf dem Handy-Display. Eine indisch klingende Dame las die üblichen Floskeln brav vom Blatt ab: „Danke, dass Sie sich an uns wenden … danke für Ihre Geduld … vielen Dank, dass Sie kurz gewartet haben …“ Schon gut. Sie musste mich schlussendlich doch weiterverbinden, weil ich ihr nicht klarmachen konnte, worum es ging. Der nächste Herr, dessen Nummer ich nicht zuordnen konnte, verstand mich besser, buchte meine Bestellung auf ein späteres Zeitfenster, entschuldigte sich mehrfach, schon gut, ich freute mich auf die Lieferung zwischen 18 und 19 Uhr statt auf die zwischen 15 und 16 Uhr – und wartete. Um 17.59 klingte es, ich bekam mein Zeug und begann, in der Küche Tüten auszuräumen, als es erneut klingelte. Huch, hatte der gute Mann irgendwas vergessen? Nee, alles da. Ich öffnete erneut die Tür und stand einem weiteren Amazon-Lieferanten gegenüber, der mir die gleiche Lieferung wie eben übergeben wollte. Er war genauso verwirrt wie ich, musste aber leider mit allem wieder abziehen, und ich hatte nicht mal mehr Kleingeld fürs Trinkgeld.


Pastinakenpuffer mit Kräuterdipp und zu enthusiastisch verteiltem Korianderöl. Das war überraschend gut, wo es eigentlich nur eine Notidee für „Die Pastinaken müssen jetzt aber WIRKLICH weg“ war.


Gestern eröffneten F. und ich die Eisdielensaison, natürlich beim Ballabeni. Es gab Cappuccino, Pistazie und einen Probierlöffel Banane-Kokos, das ich demnächst dringend in Kugelform brauche.


Abends landeten die allerletzten Pastinaken als Chips auf einem Topinambursüppchen, für das ich eine Flasche Malzbier gekauft hatte, wie es die Jahreszeiten-Kochschule haben möchte. Auch das war ganz hervorragend.

Tagebuch Ende Februar, Anfang März 2022 – Very mixed bag

Ich weiß nicht, wie ich diesen Eintrag anfangen soll und vermutlich weiß ich auch nicht, wie er aufhören wird. Es fühlt sich falsch, fast frivol an, auf Insta Mahlzeiten zu posten und auf Twitter die Artbots zu retweeten, während nicht wirklich weit von mir weg Menschen in einem Krieg sterben. Ich hatte in meinem Leben bisher das Glück, noch nicht persönlich von einer derartigen Katastrophe betroffen zu sein bzw. kenne persönlich keine Menschen, die fliehen mussten, höchstens den Mann aus dem damals noch existierenden Jugoslawien, mit dem ich ein Einstellungsgespräch führte, als ich in den 1990er Jahren ein Kino in Hannover leitete. Dieser Krieg war entfernungsmäßig sogar noch näher an mir dran, fühlte sich aber bescheuerterweise wie ein lokaler Konflikt an, den ich schön ignorieren konnte. Dass es das Internet noch nicht in der heutigen Form gab, half vermutlich auch. Aber heute habe ich halt Twitter, das ich zwischendurch immer wieder vom Handy werfe, um es drei Stunden später wieder zu installieren. Auch um Artbots zu retweeten, um dem Strom aus Katastrophennachrichten etwas entgegenzusetzen, aber ich weiß selbst nicht, ob das albern ist oder irgendjemandem außer mir hilft.

Einige Menschen habe ich stumm geschaltet oder bin ihnen entfolgt, weil sie minütlich Dinge aus dem Krieg posten und ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll, kann, muss, müsste.

(Edit, halbe Stunde nach Veröffentlichung:

Klar kenne ich Flüchtende, nämlich meine Mutter und meine Omi. Meine Omi hat nie über Ostpreußen gesprochen und ist auch nie nach Polen gefahren, während ihre Schwester sich das in den 1980er Jahren nochmal angeschaut hat. Mit meiner Mutter. Muss mal die Fotoalben anschauen, wenn ich wieder im Norden bin. Meine Mutter hat selten über ihre Fluchterfahrungen gesprochen, sie verarbeitet die Zeit anders. Sie kann zum Beispiel kein Essen wegwerfen, nie. Sie friert den Saft einer viertel Zitrone ein und isst steinhartes Brot. Und sie ist vor Jahren mal nicht mit nach Bayreuth mit mir gefahren, als wir Karten für den „Lohengrin“ hatten, in dem Menschen als Ratten auftreten. Ratten gehen gar nicht. Auch hier ist sie nicht in Detail gegangen, sondern erwähnte nur ungern Leichen am Weg, als sie flohen. Und eben Ratten.)

Ich lenke mich ab, indem ich über Kunstgeschichte oder Werbung nachdenke, beides ist gerade sehr willkommen. Außerdem hat mein Kopf mal wieder Zeit, über meine Wohnung nachzudenken, Wandfarben, neue Möbelanordnungen, was sich genauso frivol anfühlt, weil nicht wirklich weit von mir weg Menschen keine Wohnungen mehr haben, weil sie von sinnlosen Gefechten zerstört wurden.

Letzte Woche räumte ich meine Küche mal wieder um, was ich seit meinem Einzug turnusmäßig mache, weil ich nie glücklich mit ihr war. 2019 strich ich eine Wand, was kurz half, dann schob ich ständig Regale hin und her, zog den Tisch ein oder aus, überlegte Farbkonzepte und Ordnungsstrukturen, aber irgendwie sah die Küche immer aus, als ob jemand vor fünf Minuten eingezogen war und irgendwo Möbel hingeräumt hätte. Jetzt zum ersten Mal nicht. Links von der Tür ist die eingebaute Küchenzeile, an deren Anordnung ich nichts ändern kann und über die ich mich weiterhin aufregen werde, weil die einzige Besteckschublade ganz links ist und die einzige größere Arbeitsfläche vier Meter weiter rechts. Alles andere – freistehender Kühlschrank, komisches Ikea-Küchenmöbel aus Edelstahl (2012), Kallax (2018?) – steht jetzt rechts von der Tür und in der Mitte der komplett ausgezogene Tisch. Den Tipp hatte ich in Hamburg mal von einer Innenausstatterin bekommen, als ich mit dem Tisch im Esszimmer haderte, der irgendwie verloren rumstand: Tische so groß wie möglich, dann sieht der Raum auch größer aus. Wenn alle ausziehbaren Platten drin sind, passiert genau das, was mein Problem war: Der Tisch steht verloren in der Mitte, und um ihn rum ist sinnloser Platz, der nur nervös macht. Jetzt muss ich zwar beim Kochen noch längere Wege zurücklegen als vorher, weil ich halt um den Tisch muss, um an meine Pfannen und Töpfe zu kommen, aber mir gefällt der Raum jetzt erstmals wirklich. Mal sehen, wie lange das hält.

Halten werden nun auch die beiden schwarzen Regalbretter, die ich mit meiner eigentlich guten Bosch nicht angedübelt bekommen habe, im Gegensatz zur kleineren Wohnung einen Stock über mir, wo ich beide alleine und sogar halbwegs gerade an die Wand dengelte. Dieses Mal musste der Mann mit der Hilti vorbeikommen, was aber auch nett ist.


Die beiden Tabletts hat Papa vor Jahrzehnten von den Philippinen mitgebracht, als der geschäftlich dort war. Als ob er geahnt hätte, dass ich heute einen Halb-Filipino an meiner Seite habe. Die Schüssel davor ist auch von ihm, ich finde den Blogeintrag dazu nicht mehr (falls ich ihn je geschrieben habe): Er hat mal Holz zur Kirche im Dorf gebracht, die von diesen Spenden Schalen hat herstellen lassen. Das ist eine davon.

Es gab gutes Essen in den letzten Tagen, aber auch viel Schokolade.

Bibimbap mit Zucchini, Spinat, Tempeh, eingelegter Möhre und Ei drüber, das all das schöne Zeug darunter verdeckt. Dazu Gochujang und Korianderöl, im Prinzip wie Schnittlauchöl.

Rote Bete im Päckchen mit Linsen und Mozzarella.

Spaghetti mit Tomatensauce, nach Frau Hazan, natürlich.

Baked Beans mit Salat.

Gestern und vorgestern lief ich zum ersten Mal mit einem Audiobook auf den Ohren durch die Gegend anstatt mit der hundertsten 80er-Jahre-Playlist auf Spotify. Es ist ein Sachbuch, über das beim Videokurs öfter gesprochen wurde, ich hätte mich sonst nicht damit beschäftigt. Der Autor liest selbst, das ist nett, ich höre ihm auch gerne zu und bin erstaunt darüber, wie wenig mir das Rumlaufen ausmacht, weil ich mich auf die Inhalte konzentriere, die ich auf die Ohren bekomme, aber ob wirklich viel hängenbleibt, wage ich noch zu bezweifeln. Bei einem Punkt, der vorkam, dachte ich sofort an mein verändertes Essverhalten in den letzten gut zehn Jahren im Vergleich zum Leben davor und ich dachte, ach, guck, könnteste bloggen, aber jetzt weiß ich schon nicht mehr, welcher Satz mich genau angesprochen hatte und da es kein Papierbuch ist, kann ich nicht nachschlagen. Hm. Vielleicht für mich doch eher ein halbgares Konzept.

Ich habe die ganzen Belegexemplare an Museen und Archive verschickt, damit diese mir Rechnungen für ihre abgebildeten Gemälde schicken können, für die ich schon Nutzungsgebühren bezahlt habe.

Meine Omi hätte heute Geburtstag. Ich denke immer an sie, wenn ich Tee aus ihrem Service trinke.

Ich habe meinen Schreibtisch um 90 Grad gedreht und gucke nun nicht mehr auf Sofa und blaue Wand, sondern auf Luise. Und seit gestern auch noch auf Tulpen. Jede Kleinigkeit hilft (mir).