Kartoffeltaschen mit Zucchinifüllung und Schnittlauchdip

Wieder ein Rezept aus der Vegetarischen Sommerküche von Paul Ivic. Bei den Zutaten dachte ich zunächst, naja, Kartoffeln und Zucchini halt, aber das schmeckte unerwartet gut und gefiel mir auch von den Texturen her sehr.

Für vier bis sechs Personen, die Dinger machen irre satt.

600 g mehlig kochende Kartoffeln kochen und passieren oder zerstampfen, wir brauchen Kartoffelbrei.

Währenddessen die Zucchini vorbereiten.
3 mittelgroße Zucchini 3 Millimeter dick abschälen, wir brauchen für die Füllung nur die Schale. Den Rest erstmal zur Seite stellen, die Schale in kleine Würfel schneiden.

100 g Butter (was mir viel zu viel vorkam) aufschäumen und leicht bräunen. Die Schalenwürfel darin knackig braten. Auf einen großen Teller oder eine Platte geben, mit
Salz, Pfeffer und Muskat würzen und circa eine Minute ziehen lassen. Danach noch
3 EL Semmelbrösel unterrühren. Die Masse sollte leicht klebrig sein. Im Rezept werden noch 2 Eigelb erwähnt, das kam mir aber seltsam vor, die darunter zu heben, daher habe ich sie weggelassen.

Nun den noch warmen Kartoffelbrei mit
240 g Mehl, Type 405,
30 g Butter und
2-3 Eigelb verkneten, mit
Salz und Muskat würzen. Auf der bemehlten Arbeitsfläche sofort 3 Millimeter dick ausrollen, mit Eigelb bestreichen (habe ich weggelassen) und Kreise ausstechen, ca. 6 Zentimeter im Durchmesser.

Mit einem Löffel ein bisschen Füllung auf jeden Teigkreis setzen, die Kreise zusammenfalten und die Enden gut zusammendrücken. Das sah bei mir ein bisschen wie eine Mischung aus Dim Sum und Ravioli aus, aber die lustigen Dinosaurierrückenplattenkanten, die ich produzierte, verschwanden beim Kochen von alleine. Die gefüllten Taschen mit den Enden nach oben auf Backpapier setzen, die kleben sonst an allem fest.

Die geschälten Zucchini nun in Scheiben, Stücke oder was auch immer ihr wollt schneiden und in wenig Butter andünsten.

Für die Schnittlauchsauce
125 ml saure Sahne mit
1 EL Mayonnaise,
1 zerdrückten Knoblauchzehe,
1 kleinen Bund Schnittlauch, fein gehackt,
1–2 EL Zitronensaft sowie
Salz und Pfeffer mischen. Kalt stellen.

Einen großen Topf mit Salzwasser aufsetzen. Die Taschen bei leicht köchelndem Wasser hineingeben. Wenn sie an die Oberfläche kommen, noch zwei Minuten köcheln lassen. Herausnehmen und in
heißer, brauner Butter anschwenken. Auf dem Zucchinigemüse servieren, dabei darf gerne noch Butter dabeisein, und den Dip dazureichen.

Ich fand die Füllung überraschend knusprig, wobei das eventuell am fehlenden Eigelb gelegen haben könnte. Es ist schon sehr viel Butter im Gericht, aber mei, Butter ist super, gerne wieder. Vor allem die braune, nussig schmeckende macht den Teller sehr mummelig, wogegen der Dip gut hilft. Und falls ihr nicht den ganzen Teig verarbeitet – aus dem kann man auch am nächsten Tag noch ohne Füllung latent zähe Schupfnudeln machen.

Tagebuch Freitag, 7. August 2020 – Tote Blaubeeren

Ich ahne, dass meine Krankheitssymptome der letzten Woche eher eine launige Lebensmittelvergiftung waren oder was auch immer und nicht das C-Wort, aber ich habe trotzdem mal einen Test für Montag vereinbart. Passt auch gut, weil ich Ende nächster Woche wieder in den Norden fahre, um das Mütterlein zu unterstützen. Herr Bielinski berichtete vom Test seiner Familie, der seit Anfang Juli in Bayern kostenlos für alle zu haben ist. Wer wissen möchte, wo in seiner Nähe eine Ärztin ist, die diese Tests durchführt, geht auf die Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und sucht seine Postleitzahl. So habe ich einen HNO-Arzt gefunden, der 200 Meter von meiner Haustür entfernt praktiziert und freue mich jetzt total darauf, nochmal Würgereiz zu spüren, wenn der Rachenabstrich genommen wird.

Den Tag über mit Dingen beschäftigt, die nicht ins Blog gehören. Und gekocht und gebacken, jetzt wo der Magen wieder Ruhe gibt. Dabei reproduzierte ich Böcklins Toteninsel als Blaubeerkuchen.

Und ich beim Rausnehmen des Kuchens aus dem Ofen noch: „Der fühlt sich aber schwer an, ist der echt schon durch? Aber der war jetzt 10 Minuten länger im Ofen als im Rezept angegeben. Wird schon passen.“ Mmmh. Aber hey, mit ein bisschen Guss drüber merkt das niemand.

Apropos Toteninsel: Der BR zeigt noch bis Anfang September online den Jahrhundert-Ring von Chéreau. Ich habe das Ding natürlich auf DVD, aber da diese gerade auf dem Dachboden meiner Eltern zwischengelagert wird, werde ich wohl 16 Stunden vor dem Laptop hängen. Kein Problem, das habe ich gerade mit den Serien Unorthodox und Unbelievable durchgespielt, beide übrigens große Empfehlungen. (Und Selling Sunset, aber das muss als Ausgleich echt sein!)

Ein standardwerkiges Dankeschön …

… an Bettina, die mich mit einem Amazon-Geschenkgutschein überraschte. Den nutzte ich für einen Kauf von Victor Klemperers LTI. Mit diesem Buch hatte ich auf dem Wunschzettel immer Schwierigkeiten, weil viele Verkäufer nicht an Packstationen verschicken. Jetzt konnte ich ein Exemplar raussuchen, das auf diese Art versendet wird und habe es nächste Woche in der Heimbibliothek und nicht mehr in zerfledderter Version in der Uni-Bib. Vielen Dank für das Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

Karotten-Kokos-Dip mit Sesam/Sauer-pikanter Paprikadip

Beide Rezepte stammen aus dem Kochbuch Vegetarische Sommerküche von Paul Ivic, der für das Tian in Wien und München verantwortlich ist. Der Paprikadip wird eigentlich mit roten Paprika hergestellt und sieht im Buch verführerisch orange aus; ich hatte gelbe Paprika und … äh … werde das Bild vermutlich noch austauschen müssen. Schmeckt aber auch so prima.

Für den Karotten-Kokos-Dip
500 g Karotten schälen, in Scheiben oder Stücke schneiden und in
2 EL Kokosfett kurz anrösten. Mit
200 ml Kokosmilch und
200 ml Gemüsefond aufgießen und weich kochen. Pürieren und mit
1 EL dunklem Sesamöl,
1/2 TL Sesamsamen,
Meersalz und
Pfeffer abschmecken. Bei mir sind noch dekorative Schwarzkümmelsamen oben drauf, weil ich keinen dunklen Sesam im Haus hatte, sondern nur unfotogenen hellen.

Für den Paprikadip
750 g rote Paprika (ca. 3 bis 4) halbieren, Kerne und Fruchtfleisch entfernen und in 5 mm kleine Würfel schneiden.
1 große rote Zwiebel und
1/2 Knoblauchzehe ähnlich fein würfeln.
2 EL Olivenöl in einem Topf erhitzen und das Gemüse darin bei mittlerer Hitze weich garen.
80 g braunen Zucker mit
50 ml Sojasauce,
100 ml Rotweinessig und
1 Spritzer Tabasco mischen und über das Gemüse geben. Alles bei geringer Hitze sämig einkochen und abkühlen lassen. Notfalls pürieren, ich habe es stückig gelassen.

Beide Dipps passen ganz simpel auf Brot, sind für wilde Gemüsestickschlachten geeignet und schmecken, zumindest mir, sowohl warm als auch kalt.

Schnelle Schoko-Cookies

Nennt man die Teigklumpen, die im Ofen zu Keksen auseinanderlaufen, immer noch „Cookies“ oder hat sich das inzwischen eingedeutscht? Ich stolpere selbst über die Überschrift, aber „Kekse“ heißt für mich immer noch Mürbeteig zum Ausstechen. Ich denke weiter darüber nach. Bis dahin gibt’s was zu essen.

Das Rezept von Herbs & Chocolate ist eine Abwandlung eines veganen Rezepts, falls ihr da mal hinklicken wollt. Es reicht für zehn Cookies (oder Kekse).

Den Ofen auf 180° Ober- und Unterhitze vorheizen.

60 g zimmerwarme Butter mit
100 g Zucker sowie
etwas Vanillezucker schaumig rühren.
30 ml Milch unterühren.

90 g Weizenmehl, Type 405 (laut Herbs & Chocolate geht auch Dinkelmehl 630) mit
30 g ungesüßtem Kakaopulver,
1 TL Speisestärke,
4 g Backpulver,
4 g Natron und
1 Prise Salz gut vermischen. Die trockenen Zutaten zu den feuchten geben, kurz verrühren und noch
75 g Zartbitterschokolade, grob gehackt, unterheben.

Aus dem Teig nun zehn tischtennisballgroße Kugeln formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Plattdrücken nicht nötig, die Cookies laufen auseinander. Daher möglichst nicht mehr als die zehn auf ein Blech legen. Für 13 bis 17 Minuten backen, bei 15 Minuten bleibt der Kern noch etwas klietschig, außen sind die Cookies aber knusprig. Mein Ofen scheint gestern etwas übereifrig gewesen zu sein, da war auch die Mitte bei 15 Minuten schon fast durch. Die Kekse auf dem Blech auskühlen lassen, damit sie noch etwas aushärten können. (Das ist das Schwierigste am Rezept.)

Laut Herbs & Chocolate könnt ihr noch 50 g gehackte Zartbitterschokolade auf die Cookies geben, wenn sie ganz frisch aus dem Ofen kommen und die Schokolade so noch zerlaufen kann, aber den Schritt habe ich mir gespart, die Dinger sind auch so schokoladig genug. Und vor allem nicht so irre süß. Schönes Rezept, gefällt mir sehr.

Tagebuch Sonntag/Montag, 2./3. August 2020 – Vom Vomieren (wir müssen hier halt auch mal über andere Dinge sprechen als Nazikunst)

Die Nacht von Freitag auf Samstag zehrt doch mehr an mir als ich dachte. Wie ich gestern bei einigen Telefonaten merkte, ist meine Stimme fast weg, und ich habe ernsthaft Muskelkater an beiden Seiten. Wir bleiben einfach beim TMI vom letzten Blogeintrag, denn ich habe darüber nachgedacht, wie oft ich mich wohl schon in meinem Leben übergeben habe.

An meine Kindheit kann ich mich nicht erinnern, an den ersten übermäßigen Alkoholgenuss allerdings schon. Also nicht an den Genuss selbst, aber an die Folgen im Bad. Da war ich 16 oder 17, schätze ich. Das reichte, um mir klarzumachen, dass ich das nicht nochmal haben wollte. Es dauerte auch gute zehn Jahre, bis ich diesen Vorsatz vergaß, denn Mitte 20 kam ich auf die Idee, doch mal dieses Haschisch, von dem alle reden, auszuprobieren. Das endete auch im Bad und seitdem kann mir diese Droge gestohlen bleiben. Ich mochte am Kiffen überhaupt nicht, dass ich von einer Sekunde auf die andere in einem neuen Bewusstseinszustand war, anstatt mich wie beim Alkoholgenuss langsam dahinzutrinken. Und wo ich beim Weinchen irgendwann sagen kann, in diesem Maße angetütert reicht, ab jetzt literweise Wasser und ein Taxi, dankeschön, konnte ich den Zustand des Bekifftseins nur aushalten und hoffen, dass er vorbeigeht. Diese Erfahrung fand in meiner damaligen Wohnung in Hannover statt; ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich noch bei einer Freundin in derselben Stadt über der Kloschüssel gehangen habe, ich kann mich an viele Erdbeeren und Rumknutschen erinnern und das Gefühl, sehr sicher zu wissen, heterosexuell zu sein, aber an sonst nicht mehr viel.

In Hamburg wohnte ich in drei unterschiedlichen Wohnungen und ich kann mich nur an ein einziges Gefühl von Fußboden und knien und rumwürgen erinnern, nämlich in der letzten, gemeinsamen Wohnung mit Kai. Das war ein äußerst netter Abend in der Lieblingsweinbar mit einem eher unschönen Ende, aber das war’s wert.

In meiner ersten Münchner Wohnung ging es mir wie es mir Freitagnacht ging: Bauchschmerzen, Hilflosigkeit, kopfüber ins Bad, kein schöner Abend vorweg, vermutlich übermäßiges Frustfuttern. Was das dieser Tage war, weiß ich nicht, jedenfalls kein Frustfuttern oder Drogengenuss, aber ich weiß, dass der Vorgang des Sich-übergebens noch nie so lange gedauert hat. Das kam in vier Wellen über Stunden, bis endlich nichts mehr im Magen war, während ich bei den vorherigen Malen mit ziemlicher Sicherheit sagen kann, dass der Vorgang in einem Rutsch (ähem) erledigt war. Deswegen war vermutlich auch nie die Stimme weg und meine Seiten fühlten sich an, als hätte ich zuviel Sport gemacht. Oder wie auch immer sich das anfühlt, das habe ich noch nie hingekriegt, glaube ich.

Ich trinke weiterhin die guten Dalheimer Klosterschätze, habe mir gestern sogar eine halbe Portion Nudeln mit Erbsenpüree zugetraut (blieb drin) und warte nun, bis ich wieder glockenhell vor mich hinplaudern kann, nichts mehr wehtut und die Grundmattigkeit nachlässt. Atemwege sind frei, Geschmackssinn ist da, kein Fieber, danke für die Aufmerksamkeit.

Ich wies bereits auf die arte-Doku zu Amsterdam, London und New York hin, inzwischen habe ich alle vier Folgen gesehen. Es kam immerhin eine einzige Historikerin vor, ansonsten durfte ich mir von Männern die Weltgeschichte erklären lassen. Auch in den atmosphärischen Aufnahmen von heute aus den Städten sah man eher selten Frauen; die Banker, die sich motiviert die Hände schüttelten oder dramatisch in gläsernen Aufzügen auf und ab fuhren, waren fast alle männlich, zweimal sah ich eine vermutlich weibliche Person auf hohen Absätzen durchs Bild huschen. Ich unterstelle den Machern inzwischen ernsthaft Absicht und bin darob verstimmt.

Aber immerhin lernte ich durch die Doku das irrwitzige Woolworth-Building kennen, das im Film korrekt als „Kathedrale des Kommerzes“ bezeichnet wurde. Der wohlhabende Herr Woolworth ließ sich seinen Wolkenkratzer im Stil der Gotik bauen, komplett mit Figuren, die ihn zeigen oder den Architekten, der sein eigenes Gebäude im Arm hält; das Motiv findet sich auch gerne auf mittelalterlichen Gemälden, wo Stifter das Kirchlein halten, für das sie gespendet haben. Ich war fasziniert und irritiert von dieser Geschmacklosigkeit, aber falls ich jemals nach New York komme, will ich das Ding dringend anschauen.

Ich lernte auch, warum die Wolkenkratzer in New York so seltsam in die Höhe gestaffelt sind: weil die Nachbargebäude sonst überhaupt kein Licht mehr hätten, wenn alle komplett ihre Grundfläche ausnutzten und in diesen Maßen nach oben wüchsen. Die Regel war: Das Gebäude durfte so hoch sein wie die es umgebende Straße breit. Ab da durfte nur noch ein Viertel der Grundfläche gnadenlos nach oben gehen, der Rest wurde gestaffelt.

Und letzter Smalltalkbrocken: das Penthouse von Marjorie Merriweather Post. Um überhaupt Wolkenkratzer bauen zu können, mussten die Bauherren meist mehrere der kleinen, länglichen Grundstücke in Manhattans Rastermuster aufkaufen. Diese waren Anfang des 20. Jahrhunderts größtenteils bereits bebaut. Frau Post verkaufte ihr Haus mit der Auflage, im neuen Wolkenkratzer ein Penthouse zu bekommen, das bis heute vermutlich die größte Wohnung war, die es je gab: 3000 Quadratmeter über drei Stockwerke mit 54 Zimmern. Hier steht etwas mehr darüber.

Wo wir gerade beim Thema sind:

The Story Behind the Most Colorful Apartment Building in NYC. (Via @hellojed)

Meinte der Römer wirklich die Pastinake?

Ein Pflanzengenetiker und ein Kunsthistoriker gucken auf alte Gemälde. Traumjob. (Via @ineshaeufler)

„Alle heutigen Nahrungspflanzen sind irgendwann aus unscheinbaren Wildformen hergegangen, die unsere Vorfahren durch Züchtung an ihre Bedürfnisse angepasst haben. De Smet und Vergauwen treibt die Frage um, wie diese Entwicklung von ihren bescheidenen Anfängen in der Jungsteinzeit bis heute verlaufen ist. Archäologische Funde von Samen und Pflanzenresten erlauben zwar, das Erbgut früherer Sorten zu bestimmen, aber die genetische Sequenz sagt zunächst nichts darüber aus, wie die Feldfrüchte aussahen. Wie groß oder klein waren sie? Wie intensiv war ihre Färbung, und besaßen sie noch Besonderheiten, die heutigen Sorten fehlen? Diese Fragen können letztlich nur anhand von zeitgenössischen Darstellungen beantwortet werden.

Die beiden Freunde sehen daher in den unzähligen Abbildungen von Feldfrüchten auf Gemälden, Zeichnungen und Wandmalereien einen ungeheuren Fundus, den die Pflanzenforschung noch nicht angemessen ausgewertet hat. Sie wollen mit dem Bildmaterial klären, ab wann gewisse Feldfrüchte verwendet wurden, wie sie damals ausgesehen haben, wie beliebt sie zu den jeweiligen Zeiten waren und ob sich aus den Darstellungen auch etwas über die Handelsrouten oder die möglichen Ursprünge herauslesen lässt.“

Tagebuch Samstag, 1. August 2020 – Wärmflasche bei 32 Grad

Sofatag, verdöst, viel Kräutertee getrunken. Immerhin einen guten, nämlich ein Andenken an Frauenchiemsee, wo ich aus dem Klosterladen eine wilde Mischung aus Fenchel, Minze, Koriander und noch mehr Zeug mitnahm. Eiserne Regel: Wo ein Klosterladen ist, wird auch eingekauft. Vorletztes Mal gab’s Likör, der steht hier immer noch unangebrochen rum, aber der Tee war eine gute Idee. Dazu sorgte eine Wärmflasche für noch mehr Hitze, zumindest auf dem Oberbauch, der noch ein bisschen wehtat, und mein Ventilator sorgte dafür, dass ich nicht wahnsinnig wurde.

Abends versuche ich mich an Schonkost, hatte aber nach fünf Bissen keinen Appetit mehr. Bouillonkartoffel, ein kleines Rührei, Karottensuppe. Alles so gut wie ungesalzen und ohne Fett und überhaupt.

Die Zeit bis zum Schlafengehen vertrieb ich mir mit einer tollen Doku, von der ich nur die ersten zwei Teile von vieren schaffte, aber ich lege sie euch schon ans Herz: „Amsterdam, London, New York – Geschichte dreier Weltstädte.“ Gibt’s noch bis zum 22. September bei arte oder bei Orbanism bzw. Doku-Liebe, durch deren Twitter-Account ich darauf aufmerksam gemacht wurde.

Die erste Folge beschäftigt sich mit der Zeit bis ca. 1650. Die Niederländische Ostindien-Kompanie wird gegründet, in Amsterdam entsteht die erste Börse der Welt, auf dem amerikanischen Kontinent wird die kleine Kolonie Neu-Amsterdam errichtet, die wenige Jahre später New York heißen wird. Vergesse ich auch immer wieder: dass Neu-Amsterdam kein Zufluchtsort für Europäer:innen war, die vor Freiheitsbeschränkungen flohen, sondern schlicht ein Ort, um Profit zu machen. In dieser ersten Folge gucken wir quasi dem Kapitalismus beim Entstehen zu.

Die zweite Folge muss ich heute noch mal schauen, da war ich schon im Halbschlaf, aber ich erinnere mich daran, dass gerade am Ende viel über Kunst gesprochen wird. Das Goldene Zeitalter neigte sich dem Ende entgegen, es wurden nun nicht mehr nur Adelige und Herrscher:innen porträtiert, sondern auch Menschen aus den unteren und mittleren Bevölkerungsschichten: Milchmädchen zum Beispiel. Und zum Schluss wird erklärt, warum heute viele europäische Werke in den USA zu finden sind: weil dort inzwischen das Geld war. Wohlhabende Menschen mit niederländischen Vorfahren erwarben Gemälde aus der alten Heimat und stifteten sie schließlich ortsansässigen Museen bzw. gründeten diese überhaupt.

Nochmal zur ersten Folge: Die passte gerade gut in meine Hamilton-Lektüre bzw. zum Musical, denn dort wurde ich daran erinnert, dass New York mal Hauptstadt der Vereinigten Staaten war. Hatte ich auch schon wieder vergessen.

Tagebuch Freitag, 31. Juli 2020 – TMI

(Achtung, das ist einer dieser Einträge, bei denen ich mich frage, ob sie sein müssen, wenn gerade Bewerbungen unterwegs sind, in denen dieses Blog erwähnt wird, aber mei. Wie schrieb Herr Malo schon vor Jahren so schön, als davor gewarnt wurde, zu privat zu werden in diesem Internetz: „Endlich keine langweiligen Jobs mehr bekommen!“)

Den ganzen Tag bei 31 Grad die Wärmflasche auf dem Bauch gehabt. Dieses schmerzhafte Nachtreten einer meiner Körperteile beim Abschied ist eine für den Rest von mir recht uncharakteristische Neigung, aber vielleicht kommt die Gebärmutter gerade in ihre Midlife-Crisis mit … *rechnet* … 38 Jahren, in denen sie ihre aufopferungsvolle Arbeit verrichtet hat, ein heimeliges Klima für eventuellen Nachwuchs zu schaffen, was ich ihr mit allen mir zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln verwehrt habe. Gestern hielt sich mein Mitleid mit diesem Organ allerdings sehr in Grenzen.

Zum nicht gelungenen Tagesabschluss bekam ich noch eine weitere Art Schmerzen, dieses Mal im Magen, die dazu führten, dass ich bis vier Uhr morgens zwischen Sessel (aufrecht sitzen) und Toilette (übergeben) pendelte. Kleiner Tipp für Menschen, die sich freiwillig den Finger in den Hals stecken: vielleicht nicht unbedingt am Tag vorher ausgerechnet Knoblauchbrötchen backen bzw. essen. Das ist auf dem Rückweg alles andere als ein Vergnügen. Aber immerhin konnte ich mir die ganze Zeit sagen: kein Corona, Geruchssinn funktioniert hervorragend.

Ächz.

Wieder ins Bett. Heute sollen es 32 Grad werden. Wird super.