#12von12 im August 2016

Die anderen 12von12er gibt’s wie immer bei Caro.

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Um kurz vor 6 aufgewacht (ZU FRÜH!). Nach 20 Minuten rumliegen und warten, dass ich wieder müde werde, aus dem Bett gekrabbelt und aus F.s Dachfenstern über die Maxvorstadt geguckt. Foto gemacht, wieder ins Bett gegangen und weiter dem Regen auf den schrägen Fenstern und der Tram zugehört, zwei Geräusche, die ich in meiner Wohnung nicht habe. Rumgedöst.

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Um kurz nach 8 dann doch aufgestanden. Erstmal den Brief mit den zwei ausgedruckten Versionen der Geschichtshausarbeit über Kindheit im 19. Jahrhundert eingeworfen, was ich vorgestern abend natürlich vergessen hatte. Der Dozent bekommt zusätzlich noch eine digitale Version, die dann durch die Plagiatssoftware gejagt wird. Das möchte aber jede*r Dozent*in anders haben – digital ja, ausgedruckt nicht immer, wenn doch, wieviele Exemplare –, deswegen ist das auch eine der beliebtesten Fragen am Ende der Vorlesungszeit: Wie hätten Sie’s denn gern?

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Auf dem Weg ein neues Pokémon gefangen, das ich wenige Stunden später schon einsetzen konnte. Die einzige Arena, die mir etwas bedeutet, auch wenn sie mir noch nie gehört hat, sind – natürlich – die Propyläen am Königsplatz. Diese Arena ist immer blau, wenn ich vorbeikomme – aber gestern nicht. Ich war auf dem Weg zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte und stellte entsetzt fest, dass meine liebsten Klötze in hässlichem Gelb erstrahlten. Ich habe noch keinen einzigen Kampf gewonnen, vermutlich weil ich total memmige Pokémon habe und auch nicht wirklich weiß, was ich überhaupt tue, aber ich forderte den Gelbling zum Kampf, schickte hektisch meine tollsten fünf Pokémon in den Ring, konnte auch ein paar Treffer landen – verlor aber wie immer und schlich geknickt von dannen. Als ich ein paar Stunden später wieder zurückkam, war die Arena aber wieder blau. Mein Team rockt!

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Aber noch war ich nicht am Königsplatz, sondern in meiner Küche, wo ich erstmal die Fruchtfliegenfalle leerte aka ein Schnapsglas von meinem Opa mit Balsamico-Essig, Vanillezucker, Wasser und Spülmittel. Die Viecher sind dieses Jahr hartnäckiger als sonst; im letzten Jahr war ich die Nervensägen nach zwei, drei Tagen los, dieses Jahr lungern sie schon eine Woche in meiner Küche rum und wollen einfach nicht sterben. Ich habe aber noch genug Essig, und weil ich zwar eine Massenmörderin, aber eine nette bin, gönne ich den Fliegen meinen guten Vanillezucker, wo simpler Rohrzucker vermutlich auch reichen würde.

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Normalerweise frühstücke ich nur Cappuccino (oder Flat White, je nachdem wieviel gute Laune mein Milchschaumbereiter hat) und Saft, aber da ich schon so lange wach war, hatte ich Hunger. Es gab mein liebstes Weizenbrot von der Hofpfisterei mit Frischkäse und schwarzem Johannisbeergelee.

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So, jetzt aber. Mit der U-Bahn bis zum Königsplatz gefahren, mich digital verkloppen lassen, immerhin noch einer Touristin sagen können, welches von den beiden schicken Gebäuden die Glyptothek ist und dann ab ins ZI. Ich las über die Neue Sachlichkeit, da vor allem die Menschendarstellung, dann blätterte ich in einem französischen Katalog über Daumier und Gavarni, merkte aber recht schnell, dass ich mich nicht so recht konzentrieren konnte, bibliografierte noch pflichtschuldig etwas, entschied mich nach gut zwei Stunden aber, das Ganze für heute zu lassen. Das macht mein Kopf gerne mit mir, wenn ein großes Projekt durch ist, dass er dann auf Durchzug und Doof schaltet, und da ich Donnerstag nicht nur ein, sondern gleich zwei Brocken vom Schreibtisch räumen konnte, hätte mir das auch klar sein müssen. Da aber Montag hier in Bayern Feiertag ist und alle meine geliebten Bibliotheken geschlossen sind, wollte ich noch ein bisschen was wegarbeiten. Hat immerhin so halb geklappt.

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Direkt von der U-Bahn-Station Königsplatz kommt man in den Kunstbau des Lenbachhauses, wo gerade Favoriten III: Neue Kunst aus München läuft. Ich als KuGiStudi komme umsonst ins Lenbachhaus (dankeschön!) und dachte mir, wenn ich schon nix lesen kann, kann ich wenigstens was gucken.

Ich mochte die 3-Kanal-Videoprojektion „Radiation Room“ von Babylonia Constantinides sehr gerne, die sich irrlichternd mit der Atomkraft auseinandersetzt, bedeutungsschwere Sätze mit kompletten Nullnummern mischt, die einen in Sicherheit wiegen, bevor der nächste Satz wieder weh tut. Manchmal kamen fast nebenbei solche Schönheiten wie „Nur der Notausgang leuchtet, der Apokalypse zum Trotz“, die mich sofort den Stift zücken ließen, den ich als brave Studi natürlich immer dabei habe. Zunächst dachte ich, uh, Atomkraft, schnarch, ist das Thema nicht durch, aber dann fiel mir Fukushima ein und wie wenig wir diese Energie hinterfragen, obwohl sie eventuell doch eine blöde Idee ist.

Hedwig Eberle zeigte Malerei; teilweise war ihr Untergrund aus einzelnen rechteckigen Blättern zusammengesetzt, was dem Gesamtbild einen suchenden, tastenden Eindruck verlieh, fast etwas Unfertiges. Wieso hängt das hier, da fehlt doch noch was? Ich mochte es, dass mich die Bilder irritierten.

Bei Philipp Guflers Werk dachte ich zunächst, das kann doch nicht neu sein, das sieht aus, als wäre es in den 1980er Jahren entstanden: Drei transparente Fahnen hängen leicht versetzt übereinander, teilweise beschriftet; sie standen für Leben, Kunst, AIDS. Der Rest des Werks bestand ebenfalls aus bunten, durchsichtigen Stoffbahnen, und auch hier mochte ich, dass ich zunächst dachte, altes Thema, weiter, aber mir dann klar wurde, wie aktuell es eben leider noch ist. Und mit Stoff als Material kriegt man mich eh immer.

Mein Liebling der Ausstellung war dann auch eher ein Material, nämlich das Werk von Carsten Nolte, bei dem ich erst durch das Begleitheft kapiert habe, dass die Plastikscheiben, die ich so mochte, alte Werbedisplays waren. Ich sah zehn, zwölf (keine Ahnung) rechteckige PVC-Bahnen, die in unterschiedlichen Formaten versetzt nebeneinander hingen. Mir gefiel die Farbigkeit, die von pissgelb zu honiggold reichte und mich sofort an Eva Hesse erinnerte. Ich mochte die klare Vergänglichkeit, die diesem Material immanent ist. Dass ich hier gleichzeitig der sinnlosen Geste einer leeren Werbetafel zuschaue, hat es dann noch besser gemacht.

Das eben erwähnte Begleitheft drückte mir einer der Aufseher in die Hand, als er mich ständig was aufschreiben sah. Das blättere ich aber erst zuhause durch, denn ich fand es sehr ent- und spannend, durch eine Ausstellung zu gehen, bei der nichts beschriftet war oder erklärt wurde. Gerade die Namen der Künstler*innen standen auf dem Fußboden an den Werken, und wenn ich nicht zum Schluss noch die Tafel in Richtung U-Bahn-Ausgang gesehen hätte, hätte ich nicht mal gewusst, wer davon Männlein und wer Weiblein war, denn die Vornamen waren abgekürzt. Auch das fand ich gut, denn ich weiß, dass ich mich trotz aller Mühe nie ganz davon freimachen kann, Dinge durch die Mädchen- oder Jungsbrille zu sehen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Oktober. Geht mal rein. Kann man schnell durchhuschen.

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Mit der U-Bahn nach Hause, noch ein Pokémon in der Station Josephsplatz gefangen, aber das hatte ich schon. An Rattfratzen und Taubsis gehe ich ja schon gelangweilt vorbei, außer sie strotzen vor Punkten.

Zuhause wartete ein Brief im Kasten auf mich: Die Tochter Leo von Weldens, mit dem ich mich jetzt noch in meiner zweiten Hausarbeit beschäftige, hatte blitzschnell auf meinen Brief von Mittwoch reagiert, in dem ich sie um Zugang zum Nachlass ihres Vaters gebeten hatte. Sie teilte mir mit, dass sie kein Internet habe, ich möge doch einfach anrufen. Gemacht, eine erfreute ältere Dame am Ohr gehabt, die mir eine ausführliche Beschreibung zu ihrem Haus lieferte, bevor ich „Google Maps“ sagen konnte. Ich habe dann nächsten Dienstag eine total offizielle kunsthistorische Verabredung und bin sehr aufgeregt.

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Rechnungen schreiben. Immer wieder schön.

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Und Lektoratskorrekturen prüfen. Wie ich beim eigenen Buch gelernt habe, wissen Lektor*innen immer besser, was man selbst meint, und so war das hier auch. Alles abgenickt.

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Abends gönnten F. und ich uns eine kleine, leichte bayerische Mahlzeit im Georgenhof. Als der Kellner mir den Teller brachte, auf dem ein schönes, buttrig-gewelltes Schnitzel lag, meinte er, das zweite käme gleich. Ich lachte und dachte, der Herr macht einen Scherz. Machte er nicht. Wann lerne ich endlich, dass Bayern sein Essen wirklich sehr ernst nimmt? F. durfte Reste essen, denn ich konnte nicht mehr. Also wenigstens 20 Minuten lang, bis wir noch eine Runde Creme Brûlée bestellten, die ich gestern auch als zwölftes Foto instagramte. Ich finde aber als Tagesabschluss ein Bild meines geliebten Siegestors viel schöner, an dem wir beim dringend nötigen Verdauungsspaziergang vorbeikamen.

F. rollt auch nicht mehr so fies mit den Augen, wenn ich „OH EIN NEUES POKÉMON!“ quietsche.

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Was schön war, Donnerstag, 11. August 2016

Gutes Feedback auf einen Job bekommen. Einen anderen Job vorerst abgeschlossen.

Die erste Hausarbeit in diesem Semester fertiggekriegt und zufrieden gewesen. Danach folgt immer das rituelle Bücherschleppen in die Bibliotheken. Ich begann mit der UB, wo ich zunächst fünf Kilo Bücher abgab und dann in den Lesesaal ging, wo eine Fernleihe aus der UB Regensburg für mich lag, in der ich noch etwas nachschauen wollte. Gemacht, noch etwas in der Hausarbeit ergänzt und das Buch abgegeben.

Dann in die Stabi geradelt, wo ebenfalls im Lesesaal Bücher für mich lagen, genauer gesagt, Erinnerungen von Menschen, die im 19. Jahrhundert ihre Kindheit verlebt hatten. Die Bücher sind meist zu alt, um sie zu verleihen, weswegen man sie nur in den Lesesaal bekommt. Dort guckte ich nochmal alle durch, ergänzte wiederum ein paar Winzigkeiten in der Hausarbeit und machte innerlich einen Punkt unter das Ding.

Im Erdgeschoss gab ich die letzten zwei Bücher für die Arbeit ab und fing ein Pokémon an der großen Treppe. Vor der Stabi guckte ich aufs Handy, ob irgendwo ein aktives Lockmodul in der Nähe war und sah erfreut, dass auf dem Alten Nördlichen Friedhof, an dem ich auf dem Nachhauseweg vorbeikomme, eins vor sich hinblühte. Ich radelte zum Friedhof und machte mich auf den Weg, als ich diesen Gedenkstein sah, der für die französischen Gefangenen aus dem Krieg 1870/71 errichtet wurde. Das Spannende (für mich): Ich hatte gerade in einer der Memoiren über genau diesen Krieg gelesen. Eine Autorin schrieb, wie sie als Erwachsene Handarbeiten von sich verkaufte und von diesem Geld Verbandsmaterial für die Soldaten finanzierte.

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Geschichte ist toll. Vor allem, wenn sie unerwartet vor einem steht.

Was schön war, Mittwoch, 10. August

Schon wieder kühl genug, um mit Jacke radzufahren, aber noch nicht kalt. Die doofe Hitze ist (vorerst) weg und kann von mir aus auch wegbleiben.

Im Zentralinstitut für Kunstgeschichte sitzen und mal wieder in Architekturbüchern versinken. Die Bücher sind im ZI thematisch geordnet, das heißt, wenn man in der Architekturecke steht und sein Buch im Regal sucht, das man in der hauseigenen Suchmaschine gefunden hat, ist die Chance sehr groß, direkt nebenan noch 5000 weitere Bücher zu finden, die man noch nicht auf dem Radar hatte. Deswegen las ich gestern was von Ethik der Architektur, dem Begriff der Leere und guckte mir ziellos moderne Projekte an, einfach weil sie vor meiner Nase standen.

Den restlichen Tunfisch vom Nizza-Salat zu einer schönen Tomaten-Tunfisch-Nudelsauce verarbeitet.

Mahatma Panda und Martin Luther Koala.

How I Met Your Mother-Rewatch, was sehr anstrengend ist, weil mir die Dickenwitze schon beim ersten Sehen auf die Nerven gingen, mir jetzt aber der unsägliche Sexismus auffällt, der fast in jeder Folge vorherrscht. Aber dann hat Marshall plötzlich zwei Handpuppen dabei und ich muss doch weitergucken.

Ein angeschickertes Dankeschön …

… an Antje, die mich mit einer Spezialität ihrer Heimatstadt beglückte: einer Flasche Long Horn Gin aus Leipzig.

F. und ich haben diesen Sommer total uneigennützig eine ganze Reihe an Gins durchprobiert. Im Hochsommer war der Tanqueray Rangpur mein Liebling, weil er einen winzigen Hauch Limette mitbringt. Sobald ich aber wieder meinen Alltime-Favorite The Duke im Glas hatte, kam mir der Rangpur zu süß vor. Hendrick’s mochte ich gerne, Monkey 47, auf den meine Timeline zu schwören scheint, schmeckte mir überhaupt nicht, Adler aus Berlin fand ich spannend. Dummerweise wies mich @tbaschetti gestern auf eine Karte hin, auf der ein Großteil der deutschen Gindestillen verzeichnet sind, so dass ich jetzt schön Stadt für Stadt durchtrinken kann/muss. Nebenbei haben F. und ich gelernt, dass man Schweppes Tonic überhaupt nicht mehr ertragen kann, wenn man einmal Thomas Henry probiert hat. Auf unserer Liste steht auch noch Fever Tree, aber das gibt’s nur in den ollen 0,2-Fläschchen, während man den Henry auch in 0,7 aus dem Getränkemarkt schleppen kann.

Wir testen weiter. Und jetzt mit einem Gin aus Leipzig in der Reihe. Vielen Dank für das tolle Geschenk, ich habe mich sehr gefreut.

< quote >

„Kudjabo und Panda hatten zu dem sehr kleinen Kreis von Kongolesen gehört, die im Ersten Weltkrieg in Belgien kämpften. Bereits 1912 war ein Mann namens J. Droeven in die belgische Armee eingetreten; er war der Sohn eines belgischen Büchsenmachers, der 1910 im Kongo ermordet worden war, und einer Afrikanerin. Dieser métis war der erste Farbige in der belgischen Armee, aber noch keine drei Monate nach Kriegsbeginn desertierte er und führte ein ausschweifendes Leben in den Schänken von Paris. Kudjabo hingegen gehörte zu einem kongolesischen Freiwilligenkorps, das sich 1914 zu den bedrängten belgischen Streitkräften gemeldet hatte. […] Sie sollten dabei helfen, die Stadt Namur gegen die vorrückenden deutschen Truppen zu verteidigen, konnten aber nicht viel ausrichten. Das deutsche Heer rollte wie eine Dampfwalze über Belgien hinweg, und der 21-jährige Albert Kudjabo geriet, zusammen mit Paul Panda, in Gefangenschaft. Als Kriegsgefangener landete er in Berlin, unter Soldaten aus allen Gegenden der Welt. Einige Völkerkundler und Philologen fanden diese unversehens entstandene ethnographische Ansammlung recht interessant. Sie gründeten die „Königlich Preußische Phonographische Kommission“ und machten fast zweitausend Sprachaufnahmen all dieser Exoten. Albert Kudjabo durfte ein Lied singen. Er trommelte, pfiff und redete in seiner Muttersprache. Diese Aufnahmen sind bewahrt geblieben. Es hat etwas Anrührendes: Der einzige Soldat im Dienst der belgischen Armee im Ersten Weltkrieg, dessen Stimme wir noch kennen, ist ein Kongolese.“

David van Reybrouck (Waltraut Hüsmert, Übers.): Kongo. Eine Geschichte, 2. Aufl., Berlin 2014, S. 168/169.

Salade niçoise

Neuerdings bin ich dem Salade niçoise der Kaltmamsell total verfallen, daher muss ich das Rezept verbloggen, um nicht ständig bei ihr im Blog die Anleitung fürs Dressing nachzulesen. Ich wette, sobald ich es aufgeschrieben habe, habe ich es mir gemerkt. Na dann.

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Bei Salat achte ich nie auf Mengenangaben, sondern werfe von allem so viel in die Schüssel, wie ich gerade will. Wer genauere Angaben möchte, guckt bei der Kaltmamsell. Oder hier bei der Zeit, die statt Dosentunfisch frischen verwendet. Das teste ich demnächst auch dringend an.

Für mich alleine gab’s gestern folgendes:
3 Kartoffeln, in mundgerechte Stücke geschnitten, in Salzwasser gar kochen.
Ich habe nach ein paar Minuten auch
1 Handvoll grüne Bohnen und
1 Ei in den Topf gegeben, aber ihr könnt das natürlich auch schön alles getrennt kochen.

Für das Dressing
Saft von 1 Zitrone,
70 ml Olivenöl,
1 TL Dijon-Senf,
eine Handvoll Basilikumblätter,
1/2 TL getrockneten Oregano,
1/2 TL getrockneten Thymian (frisch geht natürlich auch),
1 Knoblauchzehe und
1 Schalotte in einen hohen Becher geben und pürieren. Mit Salz und schwarzem Pfeffer abschmecken.

In eine Schüssel
ein, zwei Hände Salat (bei mir lag nur Eisberg rum) geben, darauf
3–4 EL Dosentunfisch,
1 große, geviertelte Tomate und
1 kleine Zwiebel, in Ringe geschnitten.

Die Kartoffeln mit einem Drittel des Dressing mixen und auf den Salat geben. Das Ei pellen und auf den Salat geben. Die Bohnen … genau. Wer mag, wirft jetzt noch schwarze Oliven, Kapern, Anchovis oder sonst was rüber – mir haben die obigen Zutaten völlig gereicht.

Nach dem hübsch adretten Foto kippt man das restliche Dressing über den Salat und füllt alles in eine größere Schüssel um, in der man anständig umrühren kann. Das sieht dann überhaupt nicht mehr adrett aus, schmeckt aber großartig.

Was schön war, Samstag, 6. August 2016

Ich war zum ersten Mal in der Bibliothek am Englischen Garten. Dort befindet sich unter anderem der Bestand der Ethonologinnen, und da Geburtstags- und Weihnachtsfeiern, über die ich in der Kindheits-Hausarbeit schreibe, zur Volkskunde gehören, standen dort halt ein paar Bücher.

In einer neuen Bibliothek muss ich mich immer erstmal akklimatisieren – was für eine Münze brauche ich fürs Schließfach (als gute Studentin habe ich immer ein 1- und ein 2-Euro-Stück in der Hosentasche), gibt’s überall Steckdosen, wo lege ich die Bücher nach der Benutzung wieder ab, ist das Ding klimatisiert oder muss ich meinen Fächer mitnehmen? Und natürlich: Wo steht mein Buch? Seit gestern weiß ich: Die Bibliothek ist niedlich-klein und klimatisiert, hat aber irrwitzig wenige Steckdosen (großes Manko). Vermutlich war sie auch deshalb nur sehr spärlich besucht. Man kann aber auf den Stühlen gut sitzen, ich habe meine Bücher sofort gefunden und sie nach Benutzung wieder selbst ins Regal gestellt. Ich bin ja eher eine Freundin davon, die Bücher auf irgendwelche Rollwägen zu legen oder in Abgabefächer zu stellen, damit Menschen, die dafür Geld kriegen, sie anständig verräumen, aber nun gut.

Ich habe mehrere schöne Belege und Quellen in mein Geburtstagskapitel eingearbeitet, das vorgestern noch hauptsächlich ein einziges Buch als Beleg hatte, was ich natürlich nicht gelten lassen kann. Nach „Geburtstag“ im OPAC zu suchen, ist übrigens ein Himmelfahrtskommando, weil es irrwitzig viele Sammelbände gibt, die im Untertitel „Für Sowieso Sowieso zum 80. Geburtstag“ tragen und mich so gar nicht weiterbringen.

Ich bin sehr gut mit meiner Arbeit vorangekommen, hadere aber immer noch mit dem Einstieg. Von meiner persönlichen Anekdote habe ich mich verabschiedet, aber die Zitate, mit denen ich jetzt beginne, finde ich irgendwie so belanglos. Sie sind für das Thema gut, aber ich bin noch nicht glücklich. Das kann aber ein Überbleibsel aus der Werbezeit sein; wenn ich irgendwas hasse in Werbematerialien oder auf Websites, dann ist es die Nutzung von Zitaten. Wenn mir irgendeine Firma ihre Philosophie mit einem Oscar-Wilde-Zitat näher bringen will, denke ich immer, wieso braucht ihr jemand, der schon 100 Jahre tot ist, um mir zu sagen, warum ihr toll seid? Könnt ihr das nicht selber? Seid ihr so wenig von euch selbst überzeugt, dass ihr euch fremde Kompetenz borgen müsst? Näh.

Nach Unikram, Pokémonfangen und Einkaufen habe ich meinen selbstauferlegten Putzplan ignoriert und mich mit Harry Potter aufs Sofa verzogen. In fünf Stunden war das Theaterstück durchgelesen. Ich fand es sehr schön, wieder im Potter-Kosmos zu versinken, hätte mir aber doch eher ein Buch als ein Stück gewünscht. Klar ist das clever, die Story noch weiter zu melken, aber so ganz war der Rowling’sche Charme dann doch nicht da. Auf der Bühne kommt es aber bestimmt gut; die wenigen Kritiken, die ich überflogen habe, um mich ja nicht zu spoilern, klangen auch ziemlich begeistert. Es ist aber natürlich ausverkauft, weswegen ich das nicht überprüfen kann. Ich glaube, ich möchte das auch gar nicht; die Potter-Filme fand ich durch die Bank fürchterlich, wobei ich die letzten gar nicht mehr geschaut habe. Die waren mir alle zu hektisch, wo mir das Tempo der Bücher viel besser gefallen hat. Auch deswegen musste ich mich an die reine Dialogform des Theaterstücks erst gewöhnen, das auch deutlich auf Lacher oder Entsetzen im Publikum getextet wurde. Aber wie gesagt: Es war sehr schön, alte Bekannte wiederzutreffen. Ich wollte sie gar nicht wieder gehen lassen.

(Man könnte natürlich die ersten acht Bände zum vierten Mal … hm …)

Avocadobrot mit Koriander und Olivenöl. Wie konnte ich jemals ohne Avocados leben?

Was schön war, Freitag, 5. August 2016 – Who you gonna call?

Meine Geschichtshausarbeit hat ein erstes Textgerüst, an dem ich jetzt rumschraube, dann feinjustiere und dann nochmal drüberpuschele.

Der neue Harry Potter lag in der Packstation. Ach ja, und meine stets überfüllte Packstation 300 Meter vor meiner Haustür ist vergrößert worden, weswegen das Buch da jetzt auch drin lag anstatt wie sonst in den letzten acht Monaten in der Station zwei Kilometer von mir weg.

Croissants mit Johannisbeergelee.

In äußerst charmanter Begleitung in den neuen Ghostbusters-Film gegangen. Einmal weil ich ihn wirklich gerne sehen wollte, dann aber auch, damit er richtig schön Geld an der Kinokasse macht und die Crybabies, denen ein Remake angeblich die Kindheit ruiniert (WTF?) endlich die Klappe halten.

Kurzkritik: kann man gut machen. Etwas länger:

Ich fand das Remake ähnlich gelungen wie den letzten Star-Wars-Film, der zwar kein Remake sein sollte, aber von der Story schon verdammt nah an den alten Filmen dran war, damit alle rührselig zur Leinwand gucken. Haben wir gemacht, ich auch, alles gut. Beim neuen Ghostbusters sind die Geisterjäger alle weiblich und die Sekretärin männlich, aber sonst ist fast alles wie im Original. Die Greatest Hits wie Slimer, der Marshmallowmann, das Geisterjäger-Logo, der grün umwaberte Wolkenkratzer mit der unheilvollen Wolke drüber, die blitzenden Strahlen aus den Protopacks – alles da, alles prima. Der Tonfall ist allerdings ein anderer, was nicht verwundert, wenn man sich anguckt, wer mitspielt.

Kristen Wiig macht das, was sie am besten kann, nämlich awkward zu sein, Melissa McCarthy trägt hier netterweise weit weniger dick auf (dick, haha) als in The Heat oder Spy, was mir persönlich gut gefallen hat. In ihr brodelt die ganze Zeit eine gewisse genervte Biestigkeit, weil sie verdammt noch mal weiß, dass New York von Geistern bedroht wird und echt keine Zeit für die Deppen hat, die das nicht glauben. Ihr Sidekick ist mein totaler Girl Crush Kate McKinnon, deren Figur zwischen hysterischer, aber äußerst fähiger Waffenbastlerin und soziophober Physikerin hin- und herschwankt. Alleine für die Szene, in der sie ihre Pistole ableckt und damit die halbe Geisterwelt plattmacht, lohnt sich das Eintrittsgeld. Ich habe es so genossen, eine Frau zu sehen, die mal eben alle in den Arsch tritt, die es verdient haben, dass es mich selbst gewundert hat. Es ist ja nicht so, dass wir nicht inzwischen ein paar weibliche Superheldinnen gesehen hätten, und nach Thelma und Louise konnte eigentlich eh nichts mehr kommen, aber, BABY, war McKinnon toll und ich will sie heiraten. Oder mich wenigstens von ihr ablecken lassen. Leslie Jones kannte ich bisher wie McKinnon nur aus SNL, habe sie also zum ersten Mal auf einer großen Leinwand gesehen, und ich finde, das könnte man demnächst öfter machen. Die Dame hat in jeder Szene nicht nur Präsenz, sondern spielt alle anderen locker an die Wand.

Was mir gefallen hat: dass es schlicht kein Thema ist, dass die vier Hauptdarsteller weiblich sind. Es wird nur ein einziges Mal ein Spruch darüber gemacht – „you shoot like girls“ –, was dem Sprücheklopfer aber nicht gut bekommt. Die Retourkutsche kommt erst im Abspann, wo eine Figur auftritt, mit der ich nicht gerechnet hatte, die mich aber fangirlig hat rumquietschen lassen: „Safety lights are for dudes.“ Ansonsten gibt es keine Klischeeideen, sondern eher das Gegenteil: Wenn angeblich typischer Frauenkram ein Thema ist, wird es ironisch gebrochen. So fragt McKinnon Wiig beim ersten Aufeinandertreffen, wie es ihr so auf ihren hohen Schuhen gehe, was Wiig wahrheitsgemäß mit „nicht so super“ beantwortet. Die Damen dürfen im Gegensatz zu diversen Superheldinnen in bequemen, funktionalen Overalls rumlaufen, müssen nicht hübsch und adrett und Eye Candy sein, sondern erledigen ihren Job, denn dafür sind sie da, fertig. Genau wie die Jungs im Original. Wobei wir da noch die unerträgliche Story mit Venkman haben, der Dana Barrett rumkriegen will. Das bleibt uns in der Neuauflage erspart, und ich bin sehr dankbar dafür. Hier ist der sehr lustige Chris Hemsworth das Objekt der Begierde, der aber zu bräsig ist, um es mitzukriegen und die betreffende Dame zu awkward, um überhaupt eine Chance zu haben. Auch für Hemsworth lohnt sich der Abspann. Einer meiner Lieblingssätze aus dem Original – „Seid mal ruhig, ich glaube, ich riech was“ – wird dadurch gewürdigt, indem Hemsworth sich stets die Augen zuhält, wenn ein lautes Geräusch ertönt, was fürchterlich niedlich aussieht.

Die Special Effects halten sich gerade bei den Geistern und den Waffen halbwegs zurück, so dass man auch da das Gefühl hat, die FX-Menschen wollten sich eher vor dem Original verbeugen als zeigen, was die Rechner heute so drauf haben. New York wirkt allerdings deutlich seelenloser als in den 1980er Jahren, aber das mag kindliche Verklärung des ersten Films sein. Mir haben vor allem die Gargoyles am Hochhaus gefehlt, die sich so schön fies verwandelten, aber das verzeihe ich dem Film. Was ich ihm nicht ganz verzeihe, sind die teilweise recht zähen Dialoge; der Film hätte ein bisschen mehr Tempo oder eine 20 Minuten kürzere Laufzeit vertragen können. Aber auch das ist im Endeffekt egal, denn man bekommt zum Schluss noch mal den tollsten Filmsong aller Filmsongs angespielt und geht sehr gut gelaunt und unterhalten aus dem Kino.

Was schön war, Donnerstag, 4. August 2016 – Bibliotheksliebe (Business as usual)

Sechs Stunden konzentriert und zufrieden in der Stabi gesessen und gearbeitet. Mein Hauptteil wächst, gut zwei Drittel der Arbeit sind fertig – also fertig im Sinne von „da gehe ich jetzt noch 20 Mal rüber.“ Ich habe gestern eine Quelle Zeile für Zeile ausgewertet, und so sehr ich mich anfangs über ihren Fund gefreut habe, desto misstraurischer wurde ich, je länger ich an ihr rumklöppelte. Die ist einfach zu sehr auf den Punkt, an ihr kann ich fast jedes Thema, das wir im Kindheitsseminar hatten, und nicht nur meines, nachweisen. Das beunruhigt mich jetzt, auch wenn ich weiß, warum in ihr so viel drin steht. Quasi Münchhausen-Syndrom, auf Quellen bezogen.

Außerdem freute ich mich über eine schöne Buchgestaltung. Nein, dieses Buch ist nicht meine Hauptquelle, ich werte es nur unterstützend aus. Wie auf der BSB-Website unter „Mehr zum Titel“ vermerkt ist, stammt das Buch aus dem Bestand der Ordensburg Sonthofen. Ich komme derzeit vom NS-Thema echt nicht weg. (Ich möchte jetzt nicht darüber nachdenken, wie es eventuell in den Bestand von Sonthofen gekommen ist.)

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Mal wieder den Wikipedia-Eintrag zur Stabi durchgelesen und ehrfürchtig geworden. Ja, digital ist super, aber können wir bitte nie aufhören, Dinge aus Papier zu sammeln? Was ich durch den Eintrag auch gelernt habe: Wenn ich im Lesesaal sitze, sitze ich in einem Gebäude von Sep Ruf.

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Im Hintergrund weitere Lebenserinnerungen von Menschen, die im 19. Jahrhundert ein Kind waren. Dazu mein Fächer, ohne den ich im Sommer nie aus dem Haus gehe.

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Diese mit feinen Blütenranken bedruckte Vorschaltseite fühlt sich übrigens wie Stoff an, nicht wie das übliche Bibelpapier. Sowas hatte ich noch nie in der Hand.

Tagebuch, Mittwoch, 3. August 2016

An einem Job weitergearbeitet, den ich Dienstag überraschend auf den Tisch bekommen hatte, und mal wieder auf die harte Tour gelernt, dass Übersetzen länger dauert als einen Text selbst zu schreiben. Ich hatte mich in meinem Angebot um einen satten halben Tag verkalkuliert und muss nun warten, ob ich den bezahlt bekomme. Selber schuld.

Den Rest des Tages mit Schreibarbeit für die Geschichtshausarbeit verbracht. Die Einleitung steht jetzt seit über einer Woche und seit über einer Woche bastele ich an ihr rum – neben der Arbeit am Hauptteil, der langsam vor sich hinwächst. Mein Problem: Der Einstieg ist komplett unwissenschaftlich, passt aber hervorragend zum Thema. In meiner Arbeit geht es um private, bürgerliche Feste des 19. Jahrhunderts, in denen sich Normen und Rituale des Bürgertums widerspiegeln. Ich erwähnte in meinem Referat zum gleichen Thema schon Gunilla Budde, die das schöne Wort des „Weihnachtsdrehbuchs“* in einem ihrer Bücher schuf; damit meint sie die Abläufe, die Festtage gestalten. Wenn ihr mal an eure familiären Feiern denkt: Gibt es Weihnachten immer das gleiche zu essen? Wer zündet die Kerzen am Baum an und wann? Wann wir beschert? Geht man in die Kirche? Die Abläufe sind von Familie zu Familie verschieden, aber im Großen und Ganzen ähneln sich die Handlungsweisen und: Sie wiederholen sich jedes Jahr.

Dementsprechend begann ich meine Arbeit mit dem Gröner’schen Weihnachtsdrehbuch in fünf Sätzen – wie verläuft bei uns der Heilige Abend? –, um dann überzuleiten auf Budde und die Rituale, die sich in Festen zeigen; danach kommt der übliche Teil zur Festforschung (Forschungsstand) und der restliche Kram, der halt in eine Einleitung gehört (Fragestellung, Vorgehen usw.).

Ich mag die Einleitung, sie liest sich gut (meine Mindestanforderung an Texte) und ich finde sie themengerecht, aber sie fühlt sich halt so unwissenschaftlich an wie nichts Gutes. Mir fällt auch partout kein wissenschaftlicher Aufsatz ein, der ähnlich beginnt. Bücher ja, logisch kann ich mir in einer Monografie mehr erlauben, aber in einer Hausarbeit? Die ich dazu auch noch bei dem Dozenten abgeben muss, der die Stilbibel fürs Historicum mitgeschrieben hat – wie zitiere ich richtig, wie erstelle ich ein Referat usw. Ich ahne, dass ich den Einstieg noch umschreiben werde und bin darob etwas missgelaunt. Die nächstbeste Lösung wäre natürlich, Quellen zu suchen, die genau das beschreiben, also in die Tüte: Wie hat Fontane Weihnachten gefeiert oder irgendein bürgerliches Kind (derartige Quellen habe ich, klar). Es nervt mich nur, dass ich inhaltlich das Gleiche schreibe wie vorher – der einzige Unterschied ist nur, dass ich den neuen Text mit einer schönen Quellenangabe versehen kann, die dem Dozenten zeigt, dass ich weiß, wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert. Dass ich das auch so weiß und ich außerdem glaube, dass mein Weihnachten viel spannender ist als das von Fontane, ist dann bloß persönliche Eitelkeit.

Ich warf die Frage auch in die allwissende Twitterrunde, aber @canzonett hatte die einzig richtige Antwort: „Historische Anekdote – okay. Persönliche finde ich in wissenschaftlichen Texten mangels Belegbarkeit nicht angebracht. // … und wenn Du Dich wohl damit fühlen würdest, hättest Du’s schon längst gemacht und würdest uns nicht fragen …“

Abends Bratkartoffeln, weil die Avocado, die ich in meinen Lieblingssalat werfen wollte, doch schon brauner war als sie sich angefühlt hatte. Da habe ich einmal Bohnen im Haus und dann das. (Die Pinienkerne für den Salat hatte ich schon angeröstet, die mussten dann halt an die Kartoffeln.)


*Budde, Gunilla: Auf dem Weg ins Bürgerleben. Kindheit und Erziehung in deutschen und englischen Bürgerfamilien 1840–1914, Göttingen 1994, S. 86.

Gemüsetempura mit Johannisbeer-Chili-Koriander-Dip

Gemüse allein ist schon super. Gemüse frittert ist noch superer. Und der Dip dazu ist schlicht großartig. Danke für dieses schöne Rezept.

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Für vier Personen.

In einem Topf
6 EL Johannisbeergelee (bei mir dunkles, im Buch steht rotes; Apfelgelee geht auch) mit
2 EL Apfelweinessig (bei mir Apfelessig),
2 TL helle Sojasauce,
2 roten Chilis, entkernt und fein gehackt, sowie
2 Knoblauchzehen, fein gehackt, mischen und aufkochen. Kurz auf kleiner Flamme köcheln lassen, bis die Sauce etwas eindickt, dann auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Mit schwarzem Pfeffer würzen (habe ich vergessen, war auch so toll) und vor dem Servieren ordentlich Koriandergrün einrühren.

Dann das Gemüse vorbereiten. Ich sag mal: alles, was irgendwie dipbar ist. Bei mir waren es gestern Kohlrabi, Möhren, Paprika und Bohnen, und seitdem ich dieses Festmahl genossen habe, frage ich mich, warum ich nicht schon viel früher auf die Idee gekommen bin, Bohnen in heißes Fett zu werfen. Grandios. Möhren werde ich allerdings doch lieber weiter roh essen. Weitere Ideen wären Zucchini, Frühlingszwiebeln, grüner Spargel, Pilze, Blumenkohl … ihr wisst schon.

Erst kurz vor dem Frittieren den Teig zubereiten, der muss nicht lange rumstehen. Dazu

100 g Mehl (bei mir Type 405) mit
40 g Maismehl,
1/2 TL Backpulver,
1/2 TL Salz und
200 bis 225 ml eiskaltem Sprudelwasser mischen.

Bei mir waren 200 ml schon viel zu viel, daher lieber erstmal die trockenen Zutaten vermischen und dann Wasser angießen, bis die Konsistenz stimmt: Der Teig sollte zähflüssig sein, damit er am Gemüse haften bleiben kann. Falls das Wasser nicht eiskalt ist, kann man auch gerne ein paar Eiswürfel in die Schüssel werfen. Ich ahne, dass es einen total tollen Grund dafür gibt, warum es Sprudelwasser sein muss und das auch noch eiskalt, aber ich kenne diesen Grund nicht. Als überzeugte Leitungswassertrinkerin war das dann auch ernsthaft das einzige, was ich im Supermarkt kaufen musste, als ich gestern spontan Lust auf Gemüse und sonst eher nix hatte.

In einem tiefen, schweren Topf (oder wie ich es immer mache: in einem kleinen, leichten Billotopf, den ich mal als Zeitungsaboprämie gekriegt habe) 5 cm hoch neutrales Öl erhitzen (bei mir war es Erdnussöl), das Gemüse durch den Teig ziehen und portionsweise ausbacken. Nicht zu viel Gemüse auf einmal in den Topf, ist klar, und möglichst schnell servieren.

In Tempura könnte ich mich ja reinlegen, aber der Kracher ist wirklich der Dip. Der hatte für mich genau die richtige Schärfe – also kaum spürbar, aber eben da –, eine schöne Süße, trotzdem genug Salzigkeit, um nicht zu kuschelig zu sein, und durch den Koriander war er herrlich frisch. Tolles Zeug.

Was schön war, Sonntag, 31. Juli 2016

Mein 13-Uhr-Flug wurde annulliert. Okay, das war nicht schön, weil mich so was immer nervt, aber da der nächste Flug erst um 17 Uhr ging (Hannover, du Nestchen – aus Hamburg kann man einmal pro Stunde München anfliegen), hatte ich noch die Gelegenheit, mit Eltern und Verwandten Mittag zu essen. Wir haben die Reste des samstäglichen Festessens mitnehmen dürfen – also die Speisen, die noch in der Küche waren, nicht die fast leeren Platten auf den Tischen –, und deswegen gab es gestern noch mal Hirsch mit Preiselbeeren, Pute, Kartoffeln, diverses lustiges Gemüse, schöne dicke Saucen und vorher ein paar Kellen Hochzeitssuppe, die bei uns traditionell mit Knopfnudeln, Eierstich, Fleischklößchen und Spargelspitzen serviert wird. Mein geliebter Nachtisch, der Nachtisch aller Nachtische und das Schönste, was es gibt auf der Welt, die Welfenspeise, war leider komplett aufgegessen worden. (Zwei Schüsseln vermutlich von mir.)

Vor dem Essen konnte ich außerdem an meiner Geschichtshausarbeit weitertippen. Natürlich hatte ich den Laptop und meine 50-seitige-Stoffsammlung (ja, schon gut) dabei und konnte daher ohne ein einziges Buch entspannt über die Begriffsdefinition eines Festes sowie das bürgerliche Selbstverständnis im 19. Jahrhundert schreiben.

Eine Tupperschüssel Blaubeeren, die meine Schwester frisch gepflückt hatte, im Handgepäck.

Ein freier Mittelplatz im Flieger. Die Maschine war nur zu zwei Dritteln gefüllt, und ich ahne jetzt, warum der 13-Uhr-Flug gestrichen wurde.

Schon beim Hinflug durfte ich erstmals das neue Satellitenterminal am Flughafen München antesten. Dafür fährt man vom Terminal 2 eine un-glaub-lich lang-sa-me Rolltreppe über drei Stockwerke in den Keller, besteigt dort ein kleines Bähnchen, das mich ein bisschen an den Heidepark Soltau erinnert hat, das dann führerlos ungefähr 400 Meter zuckelt und einen am neuen Terminal ausspuckt. Die Strecke ist komplett beleuchtet, aber es fühlt sich trotzdem an, als ob man in eine Mine zur Schicht einfährt. Beziehungsweise so würde es sich vielleicht anfühlen, wenn das Bähnchen und die Wände nicht so schön weiß wären.

Jetzt beim Rückweg war ich gespannt, wo mich das Bähnchen am Terminal 2 ausspucken würde. Zunächst kam wieder die un-glaub-lich lang-sa-me Rolltreppe, dann drei sehr zackige Walkways – und dann stand ich am Baggage Claim, wie sich’s gehört. Ich hatte zwischendurch die Orientierung verloren und war daher beeindruckt von der Logistik.

Mit dem Rollkoffer rollkofferte ich zur S-Bahn und guckte, ob die S1 oder die S8 auf mich wartete. Bei der S8 kann ich länger in der klimatisierten S-Bahn sitzen und muss erst am Hauptbahnhof umsteigen, wo dann noch lockere drei, meist unklimatisierte, U-Bahn-Stationen auf mich warten. Dort muss ich auch den Koffer eine Treppe runterschleppen, weil es an dieser Stelle keine Rolltreppe gibt. Gefühlt ist die Strecke drei Minuten kürzer als die mit der S1, und falls wirklich mal was mit meiner U2 sein sollte, gäbe es noch viele weitere Möglichkeiten für mich, nach Hause zu kommen, weil der Weg nicht mehr so weit ist. Gestern aber stand die S1 bereit – auf die S8 hätte ich 16 Minuten warten müssen –, die mich bis Feldmoching bringt, von wo ich in die U2 umsteige. Das tat ich dann und war sehr überrascht davon, wie gerne ich plötzlich die nuscheligen U-Bahn-Ansagen der nächsten Stationen hörte. Ich als gebürtige Hannoveranerin war immer stolz auf mein perfektes, akzentloses Hochdeutsch – und jetzt, wo ich in München wohne, kommt es mir plötzlich sehr blutleer vor. Ich freute mich sehr über meine schwäbischen Verwandten am Tisch, damit ich wenigstens ein bisschen Singsang um mich hatte. Damn you, Süddeutschland. You ruined Hochdeutsch for me!

Den Abend mit dem Lieblingsmenschen auf dem Balkon verbracht und einen wie immer hervorragend gemixten Gin Tonic vorgegesetzt bekommen. Schokolade, Kuscheldecke, Aussicht über München und gefühlt zehn Kirchen, die gleichzeitig zur vollen Stunde läuten.

Zuhause.