Fehlfarben 4: Happiness is a Common Ground

Nach etwas längerer Pause melden wir uns zurück: Wir besuchten zwei Ausstellungen und testeten drei südamerikanische Rotweine.

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00.00:00. Begrüßung und Vorstellungsrunde

00.02:20. Blindverkostung Wein 1.

00.03:45. Unsere erste Ausstellung: Stephan Huber – Weltatlas. Läuft noch bis zum 28. März in der Eres-Stiftung in München. Die Website des Künstlers mit hochauflösenden und scrollbaren Karten findet ihr hier. Wir sprechen unter anderem über Geografie der Liebe & Nervenbahnen der Abenteuer, La Ville Sentimentale vs. AIC (Ambient Informatic City) und Passage durch den Überbau. Die Ausstellung bekam von uns drei Daumen nach oben.

00.29:28. Zwischendurch mal Blindverkostung Wein 2. Dann geht’s weiter mit Herrn Huber, wo wir unter anderem die mappa mundi erwähnen.

00.50:00. Blindverkostung Wein 3.

00.52:20 Unsere zweite Ausstellung: Common Grounds in der Villa Stuck, läuft noch bis zum 17. Mai. Die Ausstellung bekam von uns ebenfalls drei Daumen nach oben.

01:32.00 Auflösung der Weine und Verabschiedung.

Bei den Weinen waren wir uns alle einig, welcher uns am besten geschmeckt hat (wie langweilig). Wir würden alle noch mal kaufen, aber das war unser Siegertreppchen:

Platz 1: Wein 2. Das war ein chilenischer Montes Alpha Carmenère vom Weingut Viña Montes, 2012, 14,5%, 14 Euro.

Platz 2: Wein 1. Das war ein chilenischer Casillero del Diablo Cabernet Sauvignon vom Weingut Concha y Toro, 2013, 13,5%, 8 Euro.

Platz 3: Wein 3. Das war ein argentinischer Passo Doble Malbec/Corvina vom Weingut Masi Tupungato, 2009, 13,5%, 10 Euro.

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„Die Münchner Universität, die einzige Großstadtuniversität, die bis zum Ersten Weltkrieg Frauen regulär immatrikulierte, hatte in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts für Studierende geisteswissenschaftlicher Fächer eine hohe Anziehungskraft weit über Bayern hinaus: Heinrich Wölfflins Name leuchtete in der Kunstgeschichte, Karl Vossler galt als führender Romanist seiner Zeit, Geschichtswissenschaft und vor allem Philosophie genossen einen hohen Ruf, in der Deutschen Philologie wurde durch Carl von Kraus, den Lessingspezialisten Franz Muncker, durch Fritz Strich und den unkonventionellen und von den Kollegen mit einigem Argwohn beobachteten Artur Kutscher eine breite Methodenpalette angeboten. (Daß Kutscher sich allerdings so intensiv mit noch lebenden Autoren beschäftigte und über einen Bänkelsänger und Bürgerschreck vom Schlage eines Frank Wedekind eine Monographie vorlegte, ging den Universitätskollegen dann doch zu weit. [21])

Marieluise Fleißers Belegblatt für das erste Semester sieht man den Eifer der Anfängerin an, es dokumentiert einen übervollen, wohl kaum zu bewältigenden Stundenplan: 21 Wochenstunden (+ eine Übung ohne Stundenangabe). [22] Als erstes belegt sie eine fachfremde Veranstaltung eines Privatdozenten der Medizin (Dr. Georg Hohmann) „für Hörer aller Fakultäten“: „Die körperliche Erziehung des wachsenden Menschen (mit Lichtbildern)“, dann „Die Weltanschauung der Romantik“ des nichtplanmäßigen a.o. Professors Christian Janentzky, Franz Munckers Vorlesung „Geschichte der deutschen Literatur von der Blütezeit bis zum 15. Jahrhundert“. Das Studium bei Artur Kutscher beginnt sie mit einer Vorlesung zu den Grundsätzen und einer Übung zur praktischen Theaterkritik. „Dabei wählten wir meist Aufführungen“, erläutert Kutscher in seiner Autobiographie, „über die noch kein Urteil vorlag. Wir gingen oft gemeinsam ins Theater, und die Studenten hatten ihre Kritik entweder in Form eines Telegramms oder eines Zeitungsberichts von vorgeschriebener Länge gleich nach Schluß der Vorstellung zu schreiben und an mich adressiert vor Mitternacht in den Briefkasten zu werfen.“ [23] Ferner setzt Marieluise Fleißer die Beschäftigung mit der französischen Sprache aus ihrer Gymnasialzeit fort und schreibt sich bei Jules Simon, Lektor für Französisch, für Übersetzungs- und Interpretationsübungen ein. Und natürlich läßt sie sich den großen Heinrich Wölfflin nicht entgehen und hört seine Vorlesung „Über den Charakter der deutschen Kunst“.

[21] Artur Kutscher: Der Theaterprofessor. Ein Leben für die Wissenschaft vom Theater, München 1960, S. 144f.
[22] Archiv der Ludwig-Maximilians-Universität, Immatrikulationskarte Fleißer und Belegblätter für das Wintersemester 1920/21 und das Sommersemester 1921.
[23] Kutscher: Der Theaterprofessor, S. 150.

(Hiltrud Häntzschel: Marieluise Fleißer. Eine Biographie, Frankfurt am Main/Leipzig 2007, S. 32/33. Das erste Buch, das nichts mit der Uni zu tun hat, das ich seit Weihnachten in der Hand habe. Okay, neben der Geschichte der O. Bei dem ganzen Grey-Hype dachte ich, lieste doch mal das Original.)

Absätze und Fußnoten, die es wegen Zeichenbeschränkung nicht in die Software-Hausarbeit geschafft haben

Ein weiteres Problem von Softwaregeschichte ist die Vergänglichkeit des Subjekts. Durch die äußerst dynamische Entwicklung des Computers veränderte sich Software sehr oft und sehr schnell; viele der ersten Betriebssysteme und Programme sind für uns heute verloren, und selbst wenn wir sie besitzen, sind sie für uns unzugänglich, weil die Hardware für sie nicht mehr existiert. Emulatoren können die Programme zwar simulieren, aber sie vermitteln nicht das unmittelbare Erlebnis, das ein Computernutzer oder eine -nutzerin vor einem halben oder dreiviertel Jahrhundert hatte.[1] Die Aura des Originals, die gerade der Kunstgeschichte so wichtig ist, bleibt verloren.[2]

[…]

Aber auch wenn über den Computer bzw. über Software noch keine eindeutige Geschichte mit einer definierten Zielrichtung geschrieben werden kann, ist klar, dass beides die Welt verändert hat.[3] Historiker und Historikerinnen sind meist vorsichtig mit dem Begriff der Revolution; auch Michael S. Mahoney nutzte ihn in seinem Essay bewusst nicht.[4] Stattdessen wies er darauf hin, dass der Begriff der Revolution gerne die Kontinuität von Ereignissen ignoriere, bei der eine Entwicklung einer vorausgegangenen folge.[5]

Der Technikjournalist Walter Isaacson schreckte hingegen vor dieser Vokabel nicht zurück. Er beschrieb in The Innovators (2014) ein scheinbares Paradoxon, das für ihn Teil einer digitalen Revolution ist: Ein Arbeitsgerät, das für einen einzelnen User geschaffen wurde, wurde durch das Internet – einer Infrastruktur aus Hard- und vor allem Software – Teil eines weltumspannenden Netzwerks. Dieses machte aus einzelnen viele User und schuf damit erstmals die Möglichkeit, fast unbegrenzt und in sehr kurzer Zeit weltweit kreative Ideen und Wissen auszutauschen.[6]

[…]

Diese Befehle bezeichnen wir heute als Software.[7]

Software ist, im Unterschied zu Hardware, ein nicht-physischer Funktionsbestandteil eines Computers.[8] Nicht nur das Betriebssystem, auch die Programme werden als Software bezeichnet (System- bzw. Anwendungssoftware).[9] Beide Arten von Software liegen hauptsächlich in zwei Versionen vor: als Quellcode (source code) sowie als Binärcode (binary code). Der Quellcode wird in Programmiersprachen geschrieben und ist für Menschen verständlich und lesbar. Durch einen Compiler[10] wird er für den Rechner in Binärcode übersetzt, der von Menschen kaum mehr lesbar ist, dafür aber vom Computer verstanden wird.[11]

Für eine der ersten Programmiersprachen (FORTRAN, 1957 entwickelt) hatte der Compiler vor allem eine Aufgabe: einem bestimmten Rechner möglichst viele Informationen möglichst effizient zu vermitteln. Im Laufe der folgenden Jahre änderte sich diese Stoßrichtung: Bereits zu Anfang der 1960er Jahre lag der Schwerpunkt von Compilern darauf, maschinenübergreifend Informationen lesbar zu machen. Das heißt, ein Programm konnte auf unterschiedlichen Rechnern laufen und war nicht mehr an einen bestimmten Hardwaretyp gebunden.[12]

In den 1960er und 1970er Jahren entstanden verschiedene Arten von Programmiersprachen und Systemsoftware, die das gleiche Ziel hatten: rechnerübergreifend zu arbeiten. Sie kamen vor allem aus der Universität von Berkeley, Kalifornien, dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) sowie den kommerziellen Forschungszentren von AT&T in New Jersey (Bell Laboratories bzw. Bell Labs) und Xerox in Kalifornien (Palo Alto Research Center bzw. Xerox PARC).[13] In den Bell Labs entstanden sowohl die Programmiersprache C als auch das Betriebssystem UNIX, das in C programmiert wurde.[14]

1. Vgl. zu diesem Absatz Mahoney, Michael Sean: „What Makes the History of Software Hard“, in: IEEE Annals of the History of Computing 30, Ausgabe 3 (2008), S. 8–18, hier S. 14.
2. Vgl. Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Berlin 2010, S. 15/16.
3. Selbst die Teile der Welt, in denen Computer noch kein gängiges Arbeits- oder Unterhaltungsmittel sind. So schreibt Thomas J. Misa: „In today‘s global economy, a country or region that might entirely lack access to computing still has a relationship with the computer-mediated global economy through trade and travel, even if it is entirely frozen out of such trade.“ Vgl. Misa, Thomas J.: „Unterstanding ‚How Computing Has Changed the World‘“, in: IEEE Annals of the History of Computing 29, Ausgabe 4 (2007), S. 52–63, hier S. 53.
4. Vgl. Mahoney 2008, S. 10: „The main problem with the revolutionary or impact model is that it attributes agency to the computer as if it had a nature of its own that it could impose on subjects or activities to which it is applied, that is, as if the computer in and of itself had the power to transform those activities.“
5. Vgl. Mahoney 2008, S. 10.
6. Vgl. zu diesem Absatz Isaacson, Walter: The Innovators. How a Group of Hackers, Geniuses, and Geeks Created the Digital Revolution, New York 2014, S. 32 von 894 (e-Book).
7. Laut Leimbach 2010, S. 8, gibt es bis heute keine „eindeutige, internationale Definition, was Software ist und was sie umfasst“. Leimbach zählt auch die Dokumentation sowie die Bedienungsanleitung eines Programms zu Software, vgl. Leimbach, Timo: Die Geschichte der Softwarebranche in Deutschland. Entwicklung und Anwendung von Informations‐ und Kommunikationstechnologie zwischen den 1950ern und heute, München 2010, ebd..
8. Meine Definition von Software beschränkt sich, im Gegensatz zu der Leimbachs, vgl. die vorherige Fußnote, auf den simplen Unterschied zwischen den fassbaren und den unfassbaren Teilen eines Rechners und folgt von Engelhardt, Sebastian: „Die ökonomischen Eigenschaften von Software“, in: Jenaer Schriften zur Wirtschaftswissenschaft 14 (2006), S. 1–21, hier S. 1.
9. Diese Unterscheidung existiert seit der Mitte der 1950er Jahre. Die Trennung in zwei Arten von Software ermöglichte es erstmals, einen Computer für unterschiedliche Aufgaben zu nutzen. Die Systemsoftware übernimmt die Grundfunktionen des Rechners, während Anwendungssoftware für einzelne Aufgaben bestimmt ist. Vgl. Mahoney, Michael Sean: Histories of Computing, Cambridge/Mass. 2011, S. 21., S. 82/83.
10. Neben reinen Binär- und Quellcodes gibt es Mischformen wie z. B. Pseudo-Code, ein Quellcode, der ohne einen Compiler zu Binärcode wird, vgl. das Linux Dictionary im Linux Documentation Project, http://www.tldp.org/LDP/Linux-Dictionary/html/p.html [zuletzt abgerufen am 9.2.2015].
11. Vgl. zu Quellcode und Binärcode von Engelhardt 2006, S. 1.
12. Vgl. zu Compilern und ihren Zielen Mahoney 2011, S. 81/82.
13. Vgl. Lerner, Josh/Tirole, Jean: „Some Simple Economics of Open Source“, in: The Journal of Industrial Economics 50, Ausgabe 2 (2002), S. 197–234, hier S. 200/201.
14. So gut wie alle Programmiersprachen, die noch heute die Basis für System- und Anwendungssoftware bilden, wurden vor 1975 entwickelt, vgl. Mahoney 2011, S. 79.

Liebe mitlesende Kunsthistoriker*innen …

… danke, dass ihr mir kurz eure Aufmerksamkeit schenkt, denn ich möchte euch um Hilfe bitten.

Ich habe in diesem Semester ein sehr spannendes Seminar zum Thema digitale Kunstgeschichte belegt und ein Referat über Software gehalten. Darin habe ich verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie sehr Softwarenutzung unser Fach verändert.

Meine Hausarbeit konzentriert sich jetzt auf einen Aspekt, nämlich das Publizieren. Ich copypaste mal eben aus der Einleitung:

„Ich werde zunächst erläutern, was Software ist, um dann die Entwicklung von Closed-Source-Software zu Open-Source-Software nachzuzeichnen. Anschließend werde ich Eric S. Raymonds Modell von Kathedrale und Basar beschreiben, das zwei Arten der Softwareprogrammierung aufzeigt – eine individuelle und eine kollaborative. Danach befasse ich mich mit einem Teilbereich der kunsthistorischen Forschung, nämlich dem Schreiben und Publizieren, wobei ich die Grundsätze von Open Source und dem gemeinsamen Arbeiten im Basar-Modell auf unser Fach anwende (Open Access, Collaborative Review). Dabei gehe ich vor allem auf den wissenschaftlichen Nachwuchs ein, der meiner Meinung nach besonders von den digitalen Publikations- und Kommunikationsmöglichkeiten und einer gemeinschaftlichen Arbeit profitieren kann. Auf weitere kunsthistorische Arbeitsfelder wie die Recherche oder die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Werken, die sich durch neue digitale Werkzeuge ergibt, werde ich aus Platzgründen nicht eingehen können, auch wenn sie natürlich ebenfalls von Software profitieren.“

Ich erzählte meinem besten Freund von meinem leidenschaftlichen Plädoyer für Open Access und Collaborative Review, woraufhin er die Idee hatte, gleich mal diese Hausarbeit reviewen zu lassen. Also quasi meine These – wir profitieren alle von gemeinsam erarbeitetem Wissen – am lebenden Objekt zu überprüfen. Und genau dafür brauche ich eure Hilfe.

Ich habe meine Hausarbeit als Google Doc veröffentlicht und bereits mein Seminar um eine Review gebeten. (Diese Aktion ist natürlich vom Dozenten abgenickt und er hat den Link auch.) Da ich aber weiß, dass meine armen Mitstudis auch gerade wie wild Hausarbeiten schreiben, dachte ich mir, ich hole mir noch ein bisschen Verstärkung, nämlich euch, meine Twitter-Timeline oder meine kunsthistorischen Blogleser*innen. Wenn ihr 20 Minuten Zeit übrig hättet, über meinen Text rüberzugucken und ihn gegebenenfalls mit kunsthistorischem Wissen zu ergänzen, würde mich das a) sehr freuen und b) mein Argument hervorragend unterfüttern *hüstel*.

Wer mitreviewen will, schreibt mir bitte eine Mail an mail *at* ankegroener *punkt* de oder eine DM auf Twitter. Bitte wirklich nur Kunsthistoriker*innen. Alle anderen dürfen die Arbeit natürlich auch lesen, aber erst später, wenn sie benotet ist und im Blog steht. Bis Sonntag um Mitternacht darf von Herzenslust kommentiert werden. (Oder auch nicht, dann muss ich nicht so viel umschreiben.)

Vielen Dank für eure Zeit und Mühe! Alle meine heute zu vergebenden Karmapunkte sind euch sicher.

Edit: Habe eben den Link zu diesem Blogeintrag im Word-Dokument der Hausarbeit in eine Fußnote gepackt. Das ist gerade alles sehr meta hier.

Rotgrüner Couscous

Mein liebstes Essensfoto auf Instagram in den letzten Wochen. Daher schreibe ich mal flugs das Rezept runter.

couscous

Für zwei Personen.

200 g Couscous nach Packungsanleitung zubereiten. Ich koche ihn immer mit 300 ml Wasser auf und lasse ihn dann nach kurzem Blubbern 15 Minuten rumstehen.

1 grüne Paprika und
1 rote Zwiebel in kleine Würfel schneiden.
Petersilie, so viel man mag, grob hacken.
Eine Handvoll Walnüsse grob hacken. Wer mag, röstet sie vorher 10 Minuten im Backofen an; ich hatte Hunger und habe sie ungeröstet verwendet.
1 Granatapfel entkernen. Ich verwende die Klopfmethode statt der Unter-Wasser-Methode. Das geht in der Spüle fast ohne Flecken und macht schöne Geräusche.

Aus
Zitronensaft,
Rapsöl,
Chiliflocken,
Salz und Pfeffer ein Dressing herstellen. Säure/Öl = 1 zu 3. Kennt ihr ja alles.

Gemüse, Nüsse und Dressing mit dem noch warmen Couscous verrühren. Die Granatapfelkerne darüberstreuen. Übriggebliebene Kerne fürs Schokomüsli am nächsten Morgen verwenden.

muesli