Bücher 2009 – November

Daniel Clowes – Ghost World

Ich klaue für die Inhaltsangabe mal die Wikipedia leer –

Ghost World follows the day-to-day lives of best friends Enid Coleslaw (formerly “Cohn”) and Rebecca Doppelmeyer, two cynical, pseudo-intellectual and intermittently witty teenage girls recently graduated from high school in the early 1990s. They spend their days wandering aimlessly around their unnamed American town, criticizing popular culture and the people they encounter while wondering what they will do for the rest of their days. As the comic progresses and Enid and Rebecca make the transition into adulthood, the two develop tensions and drift apart.”

– weil es die perfekte Inhaltsangabe ist. Und weil einige der benutzten Worte genau ausdrücken, warum mir Ghost World so gut gefallen hat: cynical, witty, tension, pseudo-intellectual, popular culture. Die beiden Mädchen schlendern durch eine Geschichte, die ein bisschen schwieriger zu erfassen war als sie es in „geschriebener“ Form gewesen wäre. Mir ist selten der gutter, der Raum zwischen den Panels, größer vorgekommen als hier. Sehr viel bleibt unausgesprochen, aber genau das macht das schmale Büchlein so gut.

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 1: Gone to Texas

Jau. Satter Aufschlag. Die Preacher-Serie war ein freundlicher Lesertipp (ich weiß leider nicht mehr, ob per Twitter, Mail oder sonstwie), und auf diesem Wege möchte ich dem Leser ärgstens dafür danken, denn ich bin völlig hingerissen. Preacher erzählt die völlig absurde Geschichte von Jesse, einem Priester, der von einem Wesen namens Genesis besessen ist. Genesis ist das Ergebnis einer heißen Nacht zwischen einem himmlischen und einem höllischen Wesen. Und weil Genesis Jesse ganz schön nervt und nebenbei seine gesamte Kirche in Schutt und Asche gelegt hat, macht sich Jesse jetzt auf die Suche nach Gott, um ihm mal die Meinung über seinen Saustall da oben zu sagen. Ihm zur Seite stehen Cassidy, ein Vampir, und Tulip, seine Ex, die von Cassidy gerne Turnip genannt wird und ständig eine Knarre in der Handtasche hat. Ich könnte jetzt noch 30 Zeilen weitere hirnrissige Plotpoints aufzählen, aber stattdessen möchte ich euch Preacher einfach ans Herz legen. Die Zeichnungen sind eher naja, die zahlreichen Metzeleien gerade noch im erträglichen Bereich, aber dafür sind die Dialoge schön krachledern, und in die Hauptfigur würde ich mich, wenn sie auf einer Leinwand wäre, sofort verknallen.

Bill Watterson – The Complete Calvin & Hobbes

Wie Tim und Struppi – alle paar Jahre muss ich das einfach durchlesen. Denn “in the end, all our games turn into Calvinball.”

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 2: Until the end of the world

Weiter geht’s mit dem Pastor und seiner Suche nach Gott. In diesem Sammelband erfahren wir mehr (als wir wissen wollen) über die Kindheit von Jesse Custer, wer sich hinter dem schicken Namen Jesus de Sade verbirgt und dass es eine Organisation namens grail gibt, die ganz eigene Pläne für die Welt hat, wenn Armageddon kommt und die Erde einen Erlöser braucht. Genauso wie der erste Band: Ich hab ihn atemlos verschlungen, aber glücklicherweise den dritten schon griffbereit neben mir gehabt.

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 3: Proud Americans

Allmählich verstehe ich die Faszination von Comicserien: Genau wie Fernsehserien bieten sie die Möglichkeit, mal eben aus der Handlung auszusteigen und sich etwas näher mit der einen oder der anderen Figur zu beschäftigen, ihr mehr Hintergrund zu geben und so ihre Aktionen in der Gegenwart zu erklären. In Band 3 erfahren wir mehr über Jesses Vater und seine Zeit in Vietnam, wie Cassidy zum Vampir geworden ist und kriegen es weiterhin mit den Verschwörern vom grail zu tun. Weiterhin hohes Tempo und viel Blut – kurz: derbe Unterhaltung.

Garth Ennis/Steve Pugh, Carlos Ezquerra, Richard Case – Preacher Vol. 4: Ancient History

Hach, endlich andere Zeichner! Die Zeichnungen von Dillon sind, mit Verlaub, relativ eindimensional, weswegen ich es sehr genossen habe, hier endlich mal was zum Gucken zu haben. Die erste Geschichte in Ancient History, The Saint of Killers, befasst sich mit eben diesem, dem Saint of Killers, der von den Engeln auf Jesse angesetzt wurde. Hier erfahren wir, warum er so viel Hass in sich trägt und wie er zum Job des himmlischen Rächers gekommen ist. Die Bilder von Pugh und Ezquerra haben weitaus mehr Tiefe und vielfältigere Bildkompositionen von Dillon, weswegen mir dieser Band auch bisher am besten gefallen hat.

Richard Case darf sich dann in The Story of You-Know-Who an der Geschichte mit Arseface austoben, dem armen Kerl, der sich nach dem Tod von Kurt Cobain das Hirn rauspusten wollte, allerdings scheiterte und jetzt mit einem Gesicht wie ein Arsch rumläuft. Arseface ist ein sehr eigenwilliger comic relief, der sich von Anfang bis Ende durch die Preacher-Saga zieht und mir sehr ans Herz gewachsen ist. (Der Band nennt Arseface You-Know-Who, weil der Verlag das Wort arse nicht auf einem Titel sehen wollte. Meine ich jedenfalls irgendwo gelesen zu haben.)

In The Good Old Boys, dem dritten Teil des Bandes, darf nochmal Ezquerra ran und mit Dennis die fiesen Verwandten von Jesse wiederbesuchen, mit denen wir doch eigentlich schon abgeschlossen hatten. Auf den Teil hätte ich locker verzichten können, denn er hat so gar nichts mit der Priester-Handlung zu tun.

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 5: Dixie Fried

Dieser Band spielt fast ausschließlich in New Orleans, es geht um Voodoo und wie Jesse endlich Genesis loswerden will, und nebenbei um Cassidy und eine Truppe von Vampirgroupies. Alles ein bisschen hektisch und seltsam – nicht ganz so mein Ding. Immer noch okay, aber hier hatte ich mehr und mehr das Gefühl, dass Ennis selbst nicht mehr wusste, wo die Reise hingehen soll. Deswegen wahrscheinlich auch die Liebeserklärung von Cassidy, die so gar nicht zu ihm passt und ihn allmählich zu einer Nervensäge macht, die er vorher absolut nicht war – was ich den Autoren ziemlich übel nehme.

Garth Ennis/Steve Dillon, Peter Snejbjerg – Preacher Vol. 6: War in the sun

Geht gut los, mal wieder mit einem anderen Zeichner, der uns mehr Hintergrund über Herrn Starr verrät, der den grail anführt und ein dickes Huhn mit Jesse zu rupfen hat. Dann darf wieder Dillon ran; jetzt scheint es zum Showdown zwischen dem grail und Jesse zu kommen – natürlich geht alles ganz anders aus als geplant, einer unserer Helden stirbt … oder nicht? und der Band endet mit einem riesigen Fragezeichen. Verdammte Cliffhanger.

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 7: Salvation

Wieder ein langer Einschub, der Jesse zu einem Sheriff in einem Kaff in Texas macht. Er findet jemanden aus seiner Vergangenheit wieder, und endlich trifft er Gott, um sich endgültig mit ihm anzulegen.

Garth Ennis/Steve Dillon, John McCrea – Preacher Vol. 8: All hell’s a-coming

Nach acht Bänden endlich mal mehr zu Tulips Vergangenheit. Und allmählich steuert dann doch alles auf ein Ende zu. Reicht jetzt auch.

Garth Ennis/Steve Dillon – Preacher Vol. 9: Alamo

Yep, Ende. Ein bisschen zu viel krude Bibelkunde zum Schluss, aber immerhin ein Ende, das zur Serie passt, sowohl zum Tonfall als auch zu den Figuren. Wenn ich es den Jungs auch immer noch übelnehme, aus Cassidy ein Arschloch gemacht zu haben. Jetzt, wo ich alle Bände durchgelesen habe, kann ich eine recht warme, wenn auch keine jubelnde Emfehlung abgeben; dafür war zwischendurch dann doch viel Füllmaterial, das mich ab und zu etwas genervt hat.

(Und so klingt das, wenn ich zwischendurch keine Lust habe, direkt nach dem Zuklappen des Buchs darüber zu schreiben, sondern erst sechs Bände lese und dann nochmal nachblättern muss, was in den einzelnen Dingern passiert ist.)

Gerard Way/Gabriel Bá – The Umbrella Academy: Apocalypse Suite

Hmja. Tolle Zeichnungen, keine Frage. Alleine wegen würde ich mir den zweiten Band, Dallas, auch noch kaufen – aber nur, wenn der eine etwas besser Story hat. The Umbrella Academy handelt von sieben Kindern, die alle von verschiedenen Frauen ohne jede Vorwarnung geboren und dann von einem außerirdischen Professor adoptiert werden, der sie zu Superhelden heranzieht. Jedenfalls teilweise. Hört sich krude an, macht aber erstmal Spaß, weil man völlig ahnungslos in die Geschichte geworfen wird. Die vielen, kleinen Storys, die als Einzelhefte erschienen sind, fügen sich auch zu einem großen Gesamtbild zusammen, aber in sich waren sie mir zu fahrig, zu wenig ausformuliert, zu sehr auf die Show aus als auf eine Handlung. Ich habe Umbrella gerne gelesen … nein, ich habe Umbrella gerne angeschaut, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht. Eher etwas ratlos zurückgelassen.

(Nein, ich lese gerade nicht nur Comics – mich begleitet seit Wochen ein Buch über die Reconstruction, aber das ist zu dick und teilweise zu zäh, um es in vier Wochen durchzuackern. Leider.)

“When asked by the nurse filling out the hospital accident report “Cause of accident?” I stated ‘time travel attempt’ but she wrote down ‘stupidity’.”

Eigentlich geht’s in dem Eintrag um unser aller Lieblingsthema – bitte arbeite umsonst für mich –, aber der Satz ist so toll.

Ein schöner Nachklapp zum Ausdruck: Das Werk kann man jetzt auch, jaha, gedruckt bekommen. Jeriko hat genauere Anweisungen, wie’s geht.

Und jetzt alle, laut natürlich, wir ham’s ja, hallo Nachbarn, hallo Kollegen, SING ALONG: “SCARAMOUCHE, SCARAMOUCHE, WILL YOU DO THE FANDANGO?”

(via Knüwers Gezwitscher)

Der Comic und ich. Eine Annäherung.

Ich bin seit Monaten nicht mehr im Kino gewesen. Das mag damit zusammenhängen, dass es mir mehr und mehr auf den Zeiger geht, zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein zu müssen, den ich mir auch noch mit anderen Menschen teilen muss, die womöglich Nachos mit Käseschleim essen und ihrem Nachbarn die Handlung erzählen, die sich gerade vor uns allen entfaltet. Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich gerade ein bisschen müde bin von all den Geschichten, die ich mir in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Kino oder auf DVD angeschaut habe. Ich nehme an, man kommt irgendwann in ein Alter oder an einen Punkt, wo man das Gefühl hat, kenn ich schon, war ich schon, hatte ich schon. Vielleicht geht auch nur mir das gerade so. Aber seit einiger Zeit finde ich Fernsehserien deutlich unterhaltsamer als Filme, weil sie viel mehr Zeit für einen Spannungsbogen haben und eben nicht nach zwei Stunden alles aufgelöst haben müssen. Weil sie viel mehr mit ihren Figuren machen können.

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(„Transmetropolitan – Back on the Street“, Warren Ellis/Darick Robertson, Vertigo 1998, Seite 109)

Vielleicht ist das blöd, aber momentan kommen mir Filme wie Kurzgeschichten vor. Ich erinnere mich an meine Deutschlehrerin vor gefühlten 100 Jahren, die mal meinte, eine Kurzgeschichte zeichne sich dadurch aus, dass man quasi in die Handlung hineingeworfen werde. Ohne Vorbereitung oder 30 Seiten Exposition, es geht gleich los, es geht schnell wieder vorbei, und im besten Falle hallt das Geschriebene viel länger nach als man zum Lesen gebraucht hat. Gute Filme kriegen genau diesen Effekt bei mir auch immer noch hin, aber trotzdem – und das ist sicher ein hausgemachtes Problem – habe ich momentan sehr wenig Lust dazu, mir welche anzugucken, weil ich im Hinterkopf diesen kleinen nörgelnden Druck habe, der mir sagt: Schreib drüber. Füll das Blog mal wieder mehr.

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(„The Umbrella Academy – Apocalypse Suite“, Gerard Way/Gabriel Bá, Dark Horse Books 2008)

Filmegucken ist gerade eher Pflichtaufgabe. Und wenn ich den Nörgler im Hinterkopf knebele und mal nicht über einen Film schreibe (wie vor Wochen über Coraline), nörgelt sein Zwillingsbruder: pictures or it didn’t happen. Habe ich einen Film wirklich gewürdigt und verinnerlicht, wenn ich danach nicht mehr meine Gedanken darüber zu Papier bringe bzw. sie in eine Eingabemaske tippe?

Völliger Blödsinn, ich weiß. Trotzdem.

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(„Black Hole“, Charles Burns, Pantheon 2005)

Ich lese schon viel länger als dass ich Filme sehe. Und das macht mir immer noch Spaß, und da stört es mich auch überhaupt nicht, einen Eintrag im WordPress-Entwürfe-Ordner zu haben, den ich nach jedem Buch aktualisiere, um ihn am Monatsende online zu stellen. Über Bücher rede ich anscheinend noch gerne. Vielleicht weil ich da nicht das Gefühl habe, ach, das kennt ja eh jeder. Wer braucht schon die x-te Up-Kritik? Das hat mich zwar früher auch nicht davon abgehalten, die x-te Tw*l*ght-Kritik zu schreiben, aber jetzt gerade stört es mich.

Aber: Ich vermisse Bilder. Mir fehlen Bilder, auf die ich selber nie kommen würde und die mir dementsprechend lange im Gedächtnis bleiben, weil sie mich so beeindruckt haben. Manchmal kriegt das Fernsehen das natürlich auch hin; so bekomme ich heute noch Gänsehaut, wenn ich an Martin Sheen denke, der sich in The West Wing regennass zu Brothers in Arms die Fäuste in die Hosentasche steckt, während im Hintergrund das Sternenbanner weht (sieht besser aus als es geschrieben klingt, was genau mein Punkt ist: Manchmal sind Bilder eben doch toller als Text). Oder die letzten fünf Minuten von Six Feet Under. Oder das Ende der ersten Folge von The Shield, wo Michael Chiklis mit seiner Waffe die Gangart der gesamten Serie vorgibt. Oder, ja schon gut, der Heiratsantrag von Monica an Chandler aus Friends. Bilder eben, die mich ohne Vorwarnung erwischen und nicht wieder loslassen.

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(„Preacher – Gone to Texas“, Garth Ennis/Steve Dillon, DC Comics 1995, Seite 62)

Und da waren auf einmal die Comics. Voller Bilder, auf die ich nie kommen würde, in dutzend-, ach was, hundertfach verschiedenen Stilen. Dialoge, die aus Sitcoms stammen könnten, aus großen Dramen, aus Daily Soaps, aus Actionfilmen. Und: Ich kann sie lesen, wann immer ich will, und ich kann mich auf ihre Bilder einlassen, wann immer ich will.

Comics vereinen für mich derzeit das beste aus zwei Welten: das geschriebene Wort und überraschende Bilder. Zusammen ergeben diese Zutaten so unterschiedliche Geschichten, wie ich es mir nie hätte erträumen können. In der kurzen Zeit, in der ich mich mit diesem Medium beschäftige, habe ich Biografien gelesen, Superheldenfabeln, knuffige Cartoons, philosophische Abhandlungen, Entwürfe von fremden Welten, Wesen und Zeiten, Lustiges, Trauriges, Spannendes, Abstoßendes, aber immer Unterhaltendes. In meinem Regal steht Batman neben einer japanischen Familiengeschichte, ein Münchener Detektiv neben kurzen Skizzen aus dem wiedervereinten Deutschland, Akira neben Laika.

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(„Vertraute Fremde“, Jiro Taniguchi (Claudia Peter, Übers.), Carlsen 2007, Seite 121)

Die Vielfalt der Geschichten ist genauso überwältigend wie die im Kino oder in Büchern, die ohne Bilder auskommen. Und die Erzählweise ist genauso vielfältig: Mal muss man sich die Geschichte in der Bilderflut zusammensuchen, mal wird man schnurgerade ans Ziel geführt. Mal gefallen mir die Zeichnungen besser, mal die Dialoge. Jeder Comic ist anders – und zwar „anders“ anders als Filme sich voneinander unterscheiden oder Bücher. Ein Buch ist immer ein Buch – schwarze Buchstaben auf weißem Papier. Ein Film kann natürlich genauso quietschbunt sein wie ein Comic – und hat dazu noch die Möglichkeit, das gesprochene Wort zu nutzen oder Musik –, aber er gibt mir eben sein Tempo vor. Der Comic nicht. Das fällt auch unter „das beste aus zwei Welten“. Jedenfalls für mich, jetzt gerade.

Je mehr Comics ich lese, desto mehr fällt mir auf, wieviel Mühe es kostet, ein einziges Panel zu gestalten: Was genau sehe ich? Wie groß ist der Ausschnitt, den ich sehe? Wo steht die Sprechblase? Wie ist sie gestaltet? Ist die Schrift Teil des Bildes? Wenn ich mehrere Figuren sehe, wie stehen sie dann zueinander? Ist da vielleicht noch eine zweite Ebene versteckt, die ich erst dechiffrieren muss? Wie ist die Farbgestaltung?

Und dann geht es weiter: Aus einem Panel werden mehrere, die auf eine Seite passen. Müssen es Panel sein? Ist der Rahmen immer rechteckig? Was hat es zu bedeuten, wenn der gerade Rahmen mal nicht gerade ist? Und dann: das letzte Panel auf der Seite, der Moment, bevor ich umblättere, der so simpel für einen Spannungsbogen genutzt werden kann. In vielen Comics ist mir aufgefallen, dass eine neue Seite mich in eine neue Szenerie wirft oder das Vorhergegangene überraschend auflöst. Das Umblättern in Comics ist der manuelle Schnitt, den mir ein Film vorgibt. Und genau das macht dieses Medium für mich gerade so faszinierend: Es fühlt sich so an, als hätte ich die Chance, die Handlung mitzubestimmen. Oder wenigstens die Geschwindigkeit derselben.

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(„Hector Umbra“, Uli Oesterle, Carlsen 2009, Seite 26)

Ein Film zieht mich mit, ob ich will oder nicht. Ein Buch kann ich kurz zuklappen oder zurückblättern und nochmal nachlesen. Genau diese Möglichkeit gibt mir der Comic auch. Ich lese gerade die Preacher-Serie, die deutlich blutiger ist als alles, was ich vorher gelesen habe. Anfangs ging mir das ewige Waffenziehen auf die Nerven, und auch auf die teilweise recht deutliche „Wiedergabe“ eines durchschossenen Kopfes hätte ich verzichten können. Im Kino bleibt mir nichts anderes übrig, als schlechtgelaunt unter meine Jacke zu kriechen und zu warten, bis das Blutbad vorbei ist. Im Comic kann ich die Gewalt entzaubern bzw. mich ihr nähern, damit sie mir nicht zu nahe kommt. Ich kann mir die Bilder genauer anschauen, ich kann auf die Bildkomposition achten – ich hab ja alle Zeit der Welt –, ich kann intellektuell Abstand zum Gemetzel bekommen und so die Geschichte würdigen anstatt den Band als blöde Schlachteplatte abzutun.

Genau wie bei anderen Comics, in denen ich nicht der Gewalt wegen innehalte, sondern weil sie mir schöne Momente bescheren: ein besonderer Satz, ein gelungenes Bild. Ich kann mir gestatten, kurz mit dem Lesen aufzuhören, diesem Gefühl nachzuspüren, das der Comic in mir wachruft, es würdigen, mich darüber freuen, was auch immer, bevor ich wieder in die Geschichte tauche. Genau wie in Büchern – aber die haben leider keine Chance, mich visuell zu erwischen, wie es ein Comic eben kann.

(wird bei weiteren Erleuchtungen fortgesetzt)

google_sandmann

Warum ich Weblogs so liebe, auch wenn sie inzwischen totaler Mainstream sind und jeder eins hat und ganz viele nur noch Businessquatsch publizieren und mir die vielen Geschichtenerzähler fehlen, aber das würde jetzt zu weit führen, also:

Ich habe ja schon öfter meine Liebe zu Herrn Flix und seinen Werken hier im Blog erwähnt. Das ist auch dem unglaublich netten Herrn Screwtape’s aufgefallen, der mir vor einigen Wochen eine Mail schrieb. Darin erzählte er mir, dass der Herr Flix in Kürze in Darmstadt signieren werde, er sowieso bei der Lesung sei und ob er mir vielleicht ein Autogramm mitbringen solle. Das sollte er NATÜRLICH, was für ein nettes Angebot!

In meiner Flix-Sammlung fehlen nur noch die Heldentage, der Rest steht bereits im Regal, weswegen Herr Screwtape’s gestern also zu Comiccosmos zog, mir das noch fehlende Buch kaufte, sich in die Signierschlange stellte, bewaffnet mit dem ausgedruckten Foto von meiner Arbeitsseite – und mir heute morgen, quasi als Vorgeschmack auf die Postsendung, folgende Bilder zuschickte:

flix_signiert

flix_anke

Wie großartig ist das denn, bitte? Ich freu mir jetzt den ganzen Tag nen Wolf. Und morgen auch noch. Und überhaupt.

(Lest mehr Weblogs. Und Flix.)

„Ich rutschte zurück in die Depression, und wie bei den meisten verlief dieser Prozess so schleichend, dass ich es nicht merkte. Es ist, als ob die Körpertemperatur jeden Tag um ein Zehntel Grad sinkt, und irgendwann wacht man auf, steht nackt im Eiswasser und hat keine Ahnung, wie man da hingekommen ist.“

Eine sehr treffende Beschreibung von Spiegel Online-Mitarbeiter Hendrik Steinkuhl über seine Depression.

(via Ghostdogs Gezwitscher)

Ich bin sehr stolz darauf, dass jemand ein „Rezept“ von „mir“ „nachgekocht“ hat. Die Blinden führen die Lahmen. Oder so.

“HOWEVER. I am unclear as to why W has taken a super hot, very successful, grown woman and Photoshopped her until she looks like a waifish, hungry 19 year old who is just waiting tables at Caeser’s Palace until she gets her big break. I have seen Demi Moore in person and she looks FANTASTIC, but she looks neither this fragile nor this hungry, and frankly, I am as tired of fragile, hungry-looking cover models as I am of epaulets. She’s nearly 50. Surely there is more to highlight about her than an artfully-shadowed clavicle.”

Die Fug Girls mal wieder in Höchstform.

Ich hätte da mal eine Bitte:

In vier Wochen, genauer gesagt, am 10. Dezember, werde ich auf einer Bühne sitzen. Noch genauer gesagt, auf der kleinen Bühne des Toten Salons zwischen den geschätzten Herren Richard Christian Kähler und Gerhard Henschel. Dummerweise werde ich da nicht nur sitzen dürfen, sondern es wird von mir erwartet, etwas vorzulesen. Ich weiß zwar schon genau, welches Mützchen ich aufsetze und welches Shirt ich trage (über sowas kann man sich ja gar nicht früh genug Gedanken machen), aber ich weiß leider noch überhaupt nicht, was ich lesen werde.

Und da kommen dann Sie, verehrte Leserinnen und Leser, zum Einsatz. Was hätten Sie denn gerne mal aus meinem Weblog vorgelesen bekommen? Die Texte, die mir sofort einfallen, weil sie mir sehr am Herzen liegen, sind viel zu schwermütig für einen entspannten Abend mit Wein und Kippe und guter Laune.

Leider kann ich selber nie so recht sagen, wann ein Text von mir puppenlustig und wann eher so reichtfürnmüdeslächeln ist. Würden Sie mir daher bitte verraten, was Sie persönlich amüsiert hat? Bitte per Mail (und am liebsten mit Link, Sie kennen mein Blog ja eh besser als ich) an mail ‘schlumpf’ ankegroener ‘schlumpf’ de. Die schönsten Begründungen kriegen am 10. natürlich ein Bier ausgegeben.

Vielen Dank – und wir sehen uns hoffentlich im Fleetstreet Theater.

” ‘One of our watchwords, a phrase that permeates our productions, is ‘ambitious but crap’,” says Hammond, chuckling to himself. “I love setting off on projects like trying to make a car and cross the English Channel.” Hammond’s Triumph Herald with a sail sunk in minutes and a coastguard called them irresponsible. “I love setting off with deliberately childish and innocent and wide-eyed hopefulness, and I think people enjoy that.’ “

Why we’re mad about the boys. Der Guardian über den Erfolg von Top Gear. (Die neue Staffel startet am Sonntag. In HD. Ich brauche bis dahin ein Sabberlätzchen.)

esskultur.at hat eine sehr ausführliche und sehr schön begründete Literaturliste zum Thema Lebensmittel und Ernährung:

„kalorientabellen finde ich schwachsinnig, grammgenaue ernährungsempfehlungen ebenso. meine philosphie lautet: gescheite lebensmittel, die in der umgebung saison haben, in bester qualität (auf allen ebenen) kaufen und je nach zeitbudget so viel wie möglich selbst daraus kochen. “gesundheit” wird frei haus mitgeliefert. über “verbote” und “sünden” darf ich gar nicht zu lange nachdenken, weil ich mich darüber fürchterlich in rage reden und schreiben könnte. deshalb wird man in den folgenden büchern nichts davon lesen. dafür sehr viel über einen entspannten zugang zum essen und viel über all jene ernährungsprobleme, missstände und lebensmittelskandale, die niemand will, aber (fast) jede und jeder bewusst mitfinanziert.“

Uwe geht ins Kino

Der wunderbare Film Uwe geht zu Fuß kommt nach Hamburg. Am Sonntag, 15. November, findet um 11 Uhr im Abaton die Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Florian von Westerholt statt – und Uwe ist auch da (leider doch nicht). Regulär läuft der Film ab 19. November.

„Aber er war doch Nationaltorwart!“ „Und er hatte doch ein kleines Kind!“ „Und er war doch verheiratet!“ „Und genug Geld hatte er auch!“ „Und überhaupt: Denkt mal wer an den armen Lokführer?“ „Und an die Feuerwehrleute, die das wieder wegmachen müssen?“

Die das wieder wegmachen müssen. Dass die Leute auch nicht ein bisschen rücksichtsvoller sterben können.

Fresse, Idiotenbande.