World Science Festival 2009: Bobby McFerrin Demonstrates the Power of the Pentatonic Scale from World Science Festival on Vimeo.
“Regardless of where I am – anywhere – every audience gets that.” Via mein arschs Gezwitscher.
World Science Festival 2009: Bobby McFerrin Demonstrates the Power of the Pentatonic Scale from World Science Festival on Vimeo.
“Regardless of where I am – anywhere – every audience gets that.” Via mein arschs Gezwitscher.
Oh, Craig Thompson hat ein Blog. (Via Liz)
Cakewrecks, eins meiner Lieblingsblogs, hat mich auf einen Wettbewerb von Threadless, einem meiner liebsten T-Shirt-Lieferanten, aufmerksam gemacht: Threadcakes. Kuchen bzw. Torten, die nach Shirtmotiven gebacken wurden. Wie großartig ist das denn wieder?
Ich habe nur zwei meiner Shirts wiedergefunden, und beide Kuchen sind nicht ganz so der Bringer. Egal. Ich finde die Idee fantastisch: Bunny and Gopher (Shirt – Kuchen) und Nothing Rhymes with Orange (Shirt – Kuchen).
“Have you ever noticed that when your mind is awakened or drawn to someone new, that person’s name suddenly pops up everywhere? My friend Sophie calls it coincidence, and Reverend Simpless calls it grace. He thinks that if one cared deeply about someone or something new one throws a kind of energy out into the world, and ‘fruitfulness’ is drawn in.”
Mary Ann Shaffer & Annie Barrows, The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society. Eine kleine (wunderbare) Aufmerksamkeit der Kaltmamsell. Mehr darüber in meinem monatlichen Leserückblick, den ich am Samstag veröffentliche, denn ich habe das Büchlein fast durch. Muss nur kurz bloggen und kurz arbeiten, dann kann ich es zuende lesen.
Watchmen (Die Wächter, USA 2009, 162 min)
Darsteller: Malin Akerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jackie Earle Haley, Jeffrey Dean Morgan, Patrick Wilson, Carla Gugino, Matt Frewer, Robert Wisden
Musik: Tyler Bates
Kamera: Larry Fong
Drehbuch: David Hayter & Alex Tse (nach dem Comic von Alan Moore/Dave Gibbons)
Regie: Zack Snyder
Lustig: Ich kann zum ersten Mal eine Kritik über eine Comicverfilmung schreiben, von der ich die Vorlage kenne. Weniger lustig: Ich glaube, der Film hat mir deshalb nicht ganz so gut gefallen, weil ich die Vorlage kenne.
Watchmen hat vieles richtig gemacht. Ich fand die Figuren größtenteils sehr gut umgesetzt; ich hatte bei keinem das Gefühl, näh, das passt jetzt so gar nicht mit dem Bild zusammen, das ich nach dem Comic im Kopf hatte. Jeder der Schauspieler und Schauspielerinnen hat die Essenz, das Besondere dieser bestimmten Figur, auf den Leib geschrieben bekommen, und netterweise sind keine Models gecastet worden, sondern Leute, die was können. Billy Cudrup gibt den seltsam entrückten und weltfremden Sätzen von Dr. Manhattan diesen gewissen Hauch an verlorener Menschlichkeit mit, der ihn davor rettet, als gefühlloser Supermann hinter seiner blaugen CGI-Gestalt zu verschwinden. Allen voran ist aber Jackie Earle Haley als Rorschach; er ist wirklich die fleischgewordene Zeichnung. Ich behaupte, ich habe seine Stimme im Ohr gehabt, als ich den Comic gelesen habe, noch bevor ich die ersten Trailer gesehen habe. Dieses Verächtliche, der Abscheu vor der Welt und allem, was sich auf ihr bewegt – das kommt in jeder Sekunde, in der Rorschach zu sehen ist, zum Ausdruck. Und nebenbei ist seine animierte Maske großartig.
Das Problem mit der Essenz ist natürlich: Der Film hat einfach keine Zeit, alle Details, die der Comic bereithält, auf die Leinwand zu übertragen. Mit über zweieinhalb Stunden ist Watchmen schon ganz ordentlich lang geworden, und er braucht auch jeden Augenblick. Naja, fast jeden: Auf die Sexszene in billigster Pornooptik mit der komplett fehlplatzierten musikalischen Untermalung durch Leonard Cohen hätte ich gerne verzichtet. Überhaupt hätte ich generell gerne etwas weniger wiedererkennbare Musik im Film gehabt: 99 Luftballons und All along the watchtower sind sicherlich tolle Songs, aber ich fand sie völlig sinnentleert eingesetzt. Und der Walkürenritt zum Vietnammassaker war dann auch extrem uninspiriert. (Apocalypse Now, anyone? Und nein, ich habe das nicht als Verbeugung vor dem Meisterwerk gesehen, sondern einfach als „Das gab’s schon mal, das fanden alle gut, das kopieren wir einfach.“)
Zurück zur Essenz: Was den Comic so besonders gemacht hat, war die extreme Detailverliebtheit in die Vergangenheit der Wächter. Da wurden eben nicht mal drei kleine Panels genutzt, um dem Charakter Tiefe zu verleihen, sondern dreizehn Seiten. Plus schriftliches Dossier am Ende jeden Bandes. Jeder einzelne der Wächter hatte eine ausgeklügelte Psychologie, aus der sich seine Handlungen ergaben. Die klangen zwar teilweise im Film an, waren aber natürlich längst nicht so ausführlich. Und das hat einige Figuren dann doch eher blass aussehen lassen, allen voran Nite Owl. Ihre Besetzung stimmte, die Kostüme sahen klasse aus, ihre Dialoge waren gut – und trotzdem habe ich mich die ganze Zeit gefragt, warum ich mit ihnen mitfühlen sollte. Obwohl ich ihre Vorlage kannte.
Der andere Punkt, an dem ich zu knabbern hatte, waren die Metzelszenen. Ich weiß nicht, warum Regisseur Zack Snyder so viel Wert darauf legt, in Zeitlupe und Großaufnahme zu zeigen, wie Messer in Hälse eindringen oder Knochen brechen, wenn man gegen sie tritt. Vor allem, weil es die Story so gar nicht weiterbringt oder den Figuren noch eine andere Seite mitgibt. Und vor allem: Sie minimieren das Ende in seiner Wirkung. (Achtung, Spoiler:) Wer gesehen hat, wie jemandem mit einer Flex die Unterarme durchtrennt werden, den erschüttern ein blauer Blitz und einstürzende Hochhäuser nicht mehr wirklich. Was sehr schade ist, denn das Ende sollte erschüttern. Die durchtrennten Unterarme natürlich auch, aber die waren ein winziges Detail und nicht das große Finale. Falsche Prioritäten, Snyder!
Was mir halb negativ, halb positiv aufgefallen ist: die im Endeffekt doch recht gradlinige Umsetzung. Natürlich muss ein Film eine Geschichte anders erzählen als eine literarische Vorlage, aber manche Filme suchen sich nur ihre Lieblingsversatzstücke raus und unterschlagen den Rest. Das musste Watchmen zu einem gewissen Teil auch: Die Story in der Story mit dem Jungen, der einen Comic liest (und eben der Inhalt des Comics), fehlt völlig – was den Film aber auch nicht besser gemacht hätte, wäre sie drin gewesen. Denn das Comiclesen hat ja nur Sinn gehabt, weil es in einem Comic stattgefunden hat. Bis auf dieses Detail, was im Comic sehr viel Platz bekommt, bewegt sich die Geschichte recht nah an der Vorlage – und versagt dabei, einen angemessenen filmischen Erzählstil zu finden. Das Tempo versackt ganz gerne mal, wenn die Rückblenden anstehen, um die Vergangenheit der Figuren zur beleuchten. Ganz besonders ungelenk passiert das bei der Beerdigung des Comedians, auf der verschiedene Figuren am Grab stehen, auf die die Kamera ranzoomt, um dann in der Vergangenheit zu verschwinden. Das hat sich doch sehr beliebig angefühlt, um auf Teufel komm raus die Beziehung der Charaktere untereinander klarzuzurren. Viel eleganter hat das bei Mr. Manhattan funktioniert, dem wir auf dem Mars zuschauen, wie ihm ein Foto aus der Hand fällt – soweit ich mich erinnere, eins zu eins aus der Comicvorlage übernommen und trotzdem mit ganz simplen filmischen Mitteln überzeugend umgesetzt.
Die Geschichte an sich hat aber trotz der Macken und Mängel des Films immer noch die gleiche Wucht wie im Comic. Der Entwurf einer Welt, in der Nixon seine fünfte Amtszeit ableistet und sich die USA und die UdSSR an der Schwelle eines Atomkriegs befinden, die Angst, die Mutlosigkeit, die Endzeitstimmung, die politische Kälte – all das kann der Film gelungen transportieren. Und: Er schafft es, in sehr kurzer Zeit – nämlich in den drei Minuten des absolut sehenswerten Vorspanns – die Ausnahmestellung der ehemaligen Superhelden zu verdeutlichen, die verschiedenen Karrieren, die sie hingelegt haben, warum es einigen von ihnen gut geht und anderen nicht. Das Gefühl, dass es eine Gruppe Menschen gibt, die mit dieser Welt nicht einverstanden sind, wird sehr deutlich, genau wie die Einsamkeit der Gruppenmitglieder, die nur sich selbst und ihre wenigen Vertrauten haben.
Watchmen ist leider nicht der Film geworden, den ich mir erhofft hatte, und er ist auch keine gelungene Alternativversion der Geschichte, die den Comic filmisch interpretiert. Er hat viele gute Momente, aber er schafft es nicht, einen vollständig in seinen Bann zu ziehen – trotz der grandiosen Geschichte, seiner vielen guten Ansätze und dem offensichtlichen Respekt vor der Vorlage. Er ist trotzdem ein Film geworden, den man sich gut anschauen kann – wahrscheinlich noch besser, wenn man das Original nicht kennt. Aber er hat mich weitaus weniger berührt und mit viel weniger Fragen zurückgelassen, als es der Comic getan hat.
Das charmante Fußballblog „Du gehst niemals allein“ hat mit mir ein kleines Interview geführt – zum Thema Fußball. (Ach was.) Das Ganze gehört zu einer Reihe von Interviews mit Nicht-Fans. Teil 1 war Herr Alphonso, Teil 2 bin icke. Soweit ich weiß, kommen noch vier weitere Teile. Also mal rübergucken, da drüben.
Drehbuchautor und Regisseur Ari Folman verarbeitet in Waltz with Bashir seine Erlebnisse als junger Soldat Anfang der 80er Jahre während des Libanonkriegs. Als 40jähriger merkt er, dass er Erinnerungslücken hat, dass er Bilder im Kopf hat, die er nicht zuordnen kann und begibt sich auf die Suche nach ehemaligen Kameraden, die dasselbe erlebt haben wie er. Nach und nach setzt sich das Puzzle zusammen, und der Film endet mit Szenen aus einem Flüchtlingslager, in dem das Massaker von Sabra und Schatila stattgefunden hat.
Der Film ist fast vollständig animiert, was ihm eine Distanz zum blutigen Geschehen verleiht – bis zur letzten Szene, wo plötzlich schreckliche Realbilder zeigen, was wir eben „nur“ gezeichnet gesehen haben. Ich fand den Weg der Animation sehr clever, denn so erspart man sich gerne mal billig aussehende, nachgestellte Szenen, die in den üblichen Dokumentationen verwendet werden. Zusätzlich ist die eben genannte Distanz so schön beruhigend, bis die Realität ohne Schnitt und Vorwarnung einen wieder einholt. Waltz with Bashir klingt an manchen Stellen wie die übliche Jugenderinnerung, nur dass man eben ein Gewehr dabeihatte, um dann ganz plötzlich umzuschwenken in Abgründe menschlichen Verhaltens, von dem wir eigentlich seit 5000 Jahren wissen, wie sinnlos es ist, es aber anscheinend nicht ändern wollen. Der Film bringt seine Botschaft sehr subtil und gleichzeitig sehr eindringlich zum Zuschauer, ohne die übliche filmische Katharsis zu liefern. Die Bilder bleiben. Die Geschichte leider auch.
Clive Owen und Naomi Watts bilden ein Gespann aus Ermittlern (Interpol und amerikanische Justiz), die versuchen, kriminelle Aktivitäten einer Bank in Luxemburg aufzudecken. The International belegt seinen Titel nicht nur durch die Hauptfiguren, sondern auch durch Schauplätze quer über die Kontinente und den üblichen europäischen Sprachenmix. Das war dann auch leider alles, was mir am Film gefallen hat. Ich fand ihn wahnsinnig verkopft und gleichzeitig total banal. Die Kritik an den Großbanken und ihre Verwicklungen in internationale Waffenfinanzierung und damit Kriegsunterstützung weltweit passt zwar gerade jetzt ganz supi, aber der Rest des Films fühlt sich an, als wäre er in den 80er Jahren von Praktikanten gedreht worden. Da verlässt man sich auf Fußspuren (wer heuert eigentlich Killer an, die so dermaßen leicht zu identifizieren sind?), ballert mal wieder 100 Magazine leer, ohne jemanden zu treffen und läuft absolut zufällig einem Verdächtigen über den Weg. Über mehr kann ich nicht meckern, dann nach einer Stunde und dem Shootout im Guggenheim habe ich den Film Film sein lassen. Aber Bonuspunkte für den Dreh in der Autostadt Wolfsburg, deren Fensterfronten man prima wiedererkennt, wenn man schon mal da war. Bank in Luxemburg my ass.
Ein Casting, das eigentlich nur schiefgehen konnte: Tom Cruise als Graf von Stauffenberg. Über diese Besetzung bin ich dann auch den halben Film lang nicht weggekommen, aber ich muss zugeben, dass mich Valkyrie (Operation Walküre) über lange Strecken dann doch erwischt hat.
Die Geschichte der geplanten Ermordung Hitlers und des darauffolgenden Staatsstreichs dürfte hinlänglich bekannt sein. Trotzdem schafft es Valkyrie, zumindest im zweiten Teil des Films durchaus spannend zu bleiben. Der erste Teil erschöpft sich darin, wie von Stauffenberg in den Kreis der Attentäter eingeführt wird, was zwar interessant ist, aber bei weitem nicht so ausführlich dargestellt wurde wie es war. Die gesamte Vorbereitung, die monatelangen Planungen, was genau mit Berlin und dem deutschen Reich passieren sollte, werden hier in zehn Minuten und zwei markigen Sätzen von Cruise abgehandelt. Dabei waren genau diese Planungen das Besondere an dem Attentat und seinen Folgen. Natürlich ist das kein guter Filmstoff, älteren Herren in Uniformen beim Diskutieren zuzugucken, aber genau diese inneren Skrupel, die es bei vielen Adligen, Politikern und Militärangehörigen zu überwinden galt, genau die haben dem Film gefehlt, um ihm wirklich Tiefe zu geben.
Das Attentat selber und die darauffolgende Kettenreaktion in Berlin sind allerdings absolut solide Unterhaltung. Ein sehr zügiges Tempo und die Konzentration auf einige wenige Hauptfiguren sorgen dafür, dass das militärische Gewusel und wer jetzt gerade auf welcher Seite steht, nicht zum Puzzle verkommt. Regisseur Bryan Singer verkneift es sich auch, zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken oder uns noch ein paar Spielberg’sche Botschaften mitzugeben. Die Geschichte wird erzählt, von Stauffenberg erschossen und damit ist der Film zuende.
Deswegen habe ich auch wirklich nur an der Besetzung was zu nörgeln. Cruise ist immer dann fürchterlich, wenn er versucht, im Befehlston zu agieren, weil es immer nach Mission: Impossible klingt. Durch den Rest seiner netterweise kurzen Dialoge kommt er aber sehr überzeugend durch, und obwohl man dauernd damit beschäftigt ist, auf Glitches in der digitalen Nachbearbeitung seiner fehlenden Finger zu gucken, besitzt Cruise seine übliche Präsenz und hat mich daher doch irgendwann auf seiner Seite gehabt. Der Rest der Verschwörer wird größtenteils von der gewohnten, historisch versierten britischen Darstellerriege (Kenneth Branagh, Bill Nighy, Tom Wilkinson, Terence Stamp) gegeben, die dann auch eher englisch als berlinerisch klingt, während Cruise weiter amerikanisch spricht und Thomas Kretschmann wie immer seinen fiesen deutschen Akzent besitzt – außer bei „our Führer“, wo er gekonnt das R rollt. Naja. Aber wer jemals auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet Eddie Izzard in die Telefonzentrale der Wolfsschanze zu stellen, muss wirklich besoffen gewesen sein.
Last Chance Harvey (Liebe auf den zweiten Blick) funktioniert nur deshalb, weil Harvey seinen Flug verpasst. Lustigerweise ist der Film genau einer der Güteklasse, die am besten im Flugzeug laufen sollten: Er ist fluffig-beruhigend, es gibt kein schlechtes Wetter, das Happy-End strahlt einen schon bei den ersten Klavierakkorden an, die im Vorspann erklingen, und dann haben Hauptdarsteller Emma Thompson und Dustin Hoffman auch noch diese gewisse Chemie, die selbst dünnste Storys über anderthalb Stunden trägt. Das war’s dann aber auch. Und trotzdem war’s schön.
Der Film erzählt eine recht schlichte Liebesgeschichte, die wirklich nicht der Rede wert wäre, wären da nicht die Probleme, die Menschen im Alter von Thompson und Hoffman mit sich rumschleppen. Man ist eben keine 20 mehr und glaubt, ach, wenn’s mit dem oder der nichts wird, dann wird’s eben mit dem oder der nächsten was. Ganz im Gegenteil, man ist inzwischen 40 (oder 60) und ahnt, dass man mit all dem persönlichen Ballast, der sich über die Jahre in einem ansammelt, nicht mehr ganz so formbar, fügbar und besinnungslos lustig ist wie man es einmal war. Man hat Familie, einen Job, Verpflichtungen – ein Leben, das man nicht mal eben so für einen Funken Verknalltheit über Bord schmeißen kann. Oder will. Und genau um diese Frage geht es in Last Chance Harvey: können oder wollen. Nochmal gucken, ob aus einem Flirt eine Niederlage wird oder lieber gleich mit nem Buch ins Bett? Der Film funktioniert, weil er im Grunde seines Herzens ganz fürchterlich romantisch ist, aber gleichzeitig weiß, wie man morgens unrasiert oder ohne Schminke aussieht – und weil man nie aufhören sollte, herausfinden zu wollen, wie jemand unrasiert oder ohne Schminke aussieht.
In Gran Torino spielt Clint Eastwood Walt Kowalski, einen ehemaligen Autoschrauber, der 40 Jahre bei Ford am Band stand, gerade seine Frau beerdigt hat und nun brummig mitansehen muss, wie in seiner Nachbarschaft immer mehr Weiße wegziehen und immer mehr Asiaten ankommen. Er quittiert das ganze mit Auf-den-Boden-Spucken und knurrend rassistische Stereotype rummurmeln, bis, ja, bis eines Tages auf wundersame Weise alles anders wird. Eine asiatische Gang versucht den Nachbarsjungen in ihre kriminellen Aktivitäten hineinzuziehen und überrascht ihn eines Abends zuhause, worauf sich im Vorgarten eine Schlägerei zwischen der Gang und der Familie entspannt. Walt hat logischerweise was dagegen, dass sein Vorgarten in Mitleidenschaft gezogen wird und verjagt die Knallchargen mit etwas Großkalibrigem – woraufhin die Nachbarn ihm Blumen und Essen vor die Tür stellen und sich langsam so etwas wie gute Nachbarschaft entwickelt.
Es hätte alles so schön weitergehen können mit dem knarzigen alten Opa, der jungen Nachbarin, die nicht auf den Mund gefallen ist und weiß, dass man für alles hart arbeiten muss, was Opa besser gefällt als seine eigene Familie, die nur auf die Erbschaft wartet, und dem Nachbarsjungen, der plötzlich eine Vaterfigur hat, die ihm beibringt, Mädels klarzumachen, wie man Abflüsse repariert und wie man sich als „echter Mann“ unterhält. Wenn das bisher schön gewesen wäre. Gran Torino vertraut mir ein bisschen zu sehr auf den Eastwood’schen Charme, der es fertig bringt, dass man selbst böseste Rassenklischees auf einmal total putzig findet, genau wie die eklige Erziehungsmethode, aus einem Jungen einen Mann zu machen, indem er mit Schimpfwörtern um sich schmeißt und sich bei seinem Friseur ausheult, dass ihm seine Alte zuhause auf den Sack geht. Der Film propagiert einen ziemlich widerlichen Konservativismus, der scheinheilig so tut, als würde er doch nur die guten, alten Nachbarschaftsideale in der guten, alten amerikanischen Kleinstadt beschwören.
Warum ich Gran Torino trotzdem gerne gesehen habe, liegt alleine an Eastwood, denn ich glaube, dass der Film wirklich nur mit ihm funktionieren konnte. Mit ihm verbinden wir so viele andere Filmfiguren, die man einfach nicht aus dem Hinterkopf kriegt. Seine ganze Machoart, der flinke Finger am Abzug seiner Waffen, all das schwingt mit, wenn man ihm als Kowalski zuguckt. Und genau das macht sich der Film sehr geschickt zunutze, wenn es endlich zum Showdown zwischen der Gang und dem seltsamen Team aus Walt und dem Nachbarsjungen geht. Das auf Teufel komm raus dramatische Drehbuch mit den vielen banalen Dialogen kriegt das Ende, was es verdient – und das macht den Film rund. Wenn auch nicht richtig gut.
Auch in diesem Jahr wird eine Aufführung der Bayreuther Festspiele live im Internet gestreamt. Letztes Jahr waren es die Meistersinger, dieses Jahr wird es Tristan und Isolde sein.
Die Inszenierung kenne ich bereits und fand sie vor vier Jahren live vor Ort wahnwitzig statisch. Mal sehen, ob das diesmal vom gemütlichen Sofa aus und mit Partitur in der Hand anders sein wird. Ich bin dabei – und das diesmal um einiges günstiger als letztes Jahr. Kostete der Stream 2008 noch knapp 50 Euro, ist das Ticket in diesem Jahr für nur noch 14,90 Euro zu haben. Wer also schon immer mal eine Wagner-Oper gucken wollte, aber nie so recht wusste, ob fünf Stunden im Opernhaus und dann noch das viele Geld – jetzt gibt’s keine Ausreden mehr. Und das finde ich großartig.
„Bemerken wir hier noch kurz, daß Madame Verdurin, auch abgesehen von den unvermeidlichen Veränderungen des Alters, nicht mehr dem glich, was sie zu jeder Zeit gewesen war, als Swann und Odette bei ihr das klene Thema anhörten. Selbst wenn es gespielt wurde, hatte sie nicht mehr nötig, die von Bewunderung überwältigte Miene anzulegen, die sie früher zur Schau trug, denn diese war ihr ständiger Gesichtsausdruck geworden. Unter der Einwirkung der zahllosen Neuralgien, deren Ursache jeweils die Musik von Bach, von Wagner, von Vinteuil, von Debussy gewesen war, hatte die Stirn von Madame Verdurin enorme Proportionen angenommen wie Glieder, die der Rheumatismus schließlich deformiert. Wie zwei schöne, glühende, schmerzdurchwogte, milchigweiße Sphären, in denen die Harmonie bis in alle Ewigkeiten kreist, schüttelten beiderseits ihre Schläfen die silbrigen Locken zurück und proklamierten anstelle der Patronne, die nicht den Mund zu öffnen brauchte: Ich weiß, was meiner heute abend harrt. Ihre Züge hatten nicht mehr nötg, nacheinander überstarken ästhetischen Impressionen Ausdruck zu verleihen, denn sie waren selbst zu deren permanentem Abbild in einem grandios verwüsteten Antlitz geworden. Diese Haltung des Sichergebens in immer unmittelbar bevorstehende, vom Schönen auferlegte Leiden, und des Mutes, der aufgewendet werden mußte, wollte man sich umziehen, wenn man noch kaum von der letzten Sonate genesen war, bewirkte, daß Madame Verdurin, selbst um die grausamte Musik anzuhören, eine verachtungsvoll unbewegliche Miene bewahrte und ihre zwei Löffel Aspirin sogar heimlich schluckte.“
Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit 4: Sodom und Gomorrha, Suhrkamp 3644, 1999, Seite 449/450, Übersetzung von Eva Rechel-Mertens.
„Disons en un mot que Mme Verdurin, en dehors même des changements inévitables de l’âge, ne ressemblait plus à ce qu’elle était au temps où Swann et Odette écoutaient chez elle la petite phrase. Même quand on la jouait, elle n’était plus obligée à l’air exténué d’admiration qu’elle prenait autrefois, car celui-ci était devenu sa figure. Sous l’action des innombrables névralgies que la musique de Bach, de Wagner, de Vinteuil, de Debussy lui avait occasionnées, le front de Mme Verdurin avait pris des proportions énormes, comme les membres qu’un rhumatisme finit par déformer. Ses tempes, pareilles à deux belles sphères brûlantes, endolories et laiteuses, où roule immortellement l’Harmonie, rejetaient, de chaque côté, des mèches argentées, et proclamaient, pour le compte de la Patronne, sans que celle-ci eût besoin de parler: «Je sais ce qui m’attend ce soir.» Ses traits ne prenaient plus la peine de formuler successivement des impressions esthétiques trop fortes, car ils étaient eux-mêmes comme leur expression permanente dans un visage ravagé et superbe. Cette attitude de résignation aux souffrances toujours prochaines infligées par le Beau, et du courage qu’il y avait eu à mettre une robe quand on relevait à peine de la dernière sonate, faisait que Mme Verdurin, même pour écouter la plus cruelle musique, gardait un visage dédaigneusement impassible et se cachait même pour avaler les deux cuillerées d’aspirine.“
Marcel Proust, À la recherche du temps perdu 4: Sodome et Gomorrhe, Quelle.
Thomas Knüwer tritt aus dem DJV aus. Mit Begründung und einer Aufforderung:
„Der DJV mag sich nicht mit der Zukunft beschäftigen. Mehr noch: Er hasst die Zukunft. Wer aber die Zukunft hasst, der hat auch keine solche. Und so lange diese Gewerkschaft noch schlimmer agiert als jene Plastiktüteneinkleider und Trillerpfeifer, mag ich ihr mein Geld und meine Zeit nicht geben.
Und nun? Keine Interessenvertretung mehr?
Das geht irgendwie auch nicht.
Es gibt eine Reihe Menschen, die sich derzeit fragen, ob es nicht etwas anderes geben müsste. Etwas Neues. Vielleicht eine Erklärung, ähnlich derer, die derzeit in manischer Hektik von Chefredakteuren und Geschäftsführern ohne weiteres Nachdenken unterzeichnet werden. Oder eine Gruppierung, die das Internet für Journalismus nicht als Feind begreift – sondern als riesige Chance.
Wer ebenfalls dieses Gefühl hat, wer Ideen hat, was man tun könnte, wer Lust hat, etwas auf die Beine zu stellen, über dessen Mail würde ich mich sehr freuen. “