Hero

Hero
(Ying xiong, CHN 2002)

Darsteller: Jet Li, Tony Leung Chiu Wai, Maggie Cheung, Zhang Ziyi, Daoming Chen, Donnie Yen
Drehbuch: Feng Li, Bin Wang, Zhang Yimou
Kamera: Christopher Doyle
Musik: Dun Tan
Regie: Zhang Yimou

Manchmal wird ein Satz zu einer großen Weisheit. Manchmal reicht eine Handbewegung, um ein Weltreich zu schaffen. Manchmal wird aus einem Zeichen eine Botschaft. Und manchmal werden Bilder zu purer Emotion.

In Hero geht es um eine der vielen Legenden, die sich um den Kaiser von Qin ranken, dem ersten Kaiser Chinas, dem Mann, der aus vielen Provinzen ein Land formte. Die Legende erzählt von vier Menschen, die den Kaiser töten wollen. Ob sie Erfolg haben, wie sie es anstellen, ob ihr Vorhaben etwas ändern wird – all das scheint nebensächlich zu werden im Laufe der Geschichte. Denn wie Legenden nun einmal sind, werden die Protagonisten überlebensgroß, ihre Worte zu Botschaften und ihre Aktionen zu Heldentaten.

Uns werden Menschen gezeigt, die auf eine Funktion beschränkt sind. Sie sind Stellvertreter für die Eifersucht, die Angst, die Loyalität, den Frieden, die Weisheit, den Mut. Man hat zu Beginn das Gefühl, einer Art Schachspiel zuzusehen – einer eigentlich intellektuellen Auseinandersetzung mit den Themen Krieg oder Frieden, Tyrannenherrschaft oder Meisterstrategie, Individualität oder Masse, Vernunft oder Gefühl. Aber der Film schafft es, uns aus der vergeistigten Ecke herauszureißen – durch seine überbordenden Bilder, seine üppige Farbigkeit und seine absolute Perfektion bis ins letzte Detail. Die Geschichte verkommt fast zu Beiwerk; das, was zählt, sind die Bilder. Jede Einstellung im Film ist ein Tableau, jede Szene ein Gemälde, jede Landschaft ein Traum. Die Figuren bewegen sich in ihren Szenerien wie Farbkleckse auf einer Leinwand; sie scheinen jeglicher Realität entflohen zu sein.

Das Vorhaben, eine Legende zu bebildern, ist Regisseur Zhang Yimou mehr als gelungen. Man will nicht einmal mehr blinzeln, um bloß keinen der vielen, vielen wundervollen Momente zu verpassen: eine der traumhaft choreografierten Schwertkampf-Sequenzen womöglich, eines der unfassbar schön gestalteten Sets, eines der zeitlosen und opulenten Kostüme, die uns die Darsteller noch mehr entrücken und sie noch mehr zu Teilen eines Kunstwerks machen.

Man vergisst im Laufe des Films, dass man Schauspielern zusieht, man vergisst, dass man eine Geschichte erzählt bekommt, man vergisst, dass man in einem Kino sitzt und auf eine Leinwand starrt. Irgendwann überwältigt einen einfach ein Gefühl der Dankbarkeit, der Freude, des kindlichen Staunens über das, was vor einem abläuft.

Manchmal wird ein einfacher Abend zu einem Erlebnis. Denn manchmal erinnert man sich daran, wieso man Kino so sehr liebt. Nämlich genau dann, wenn man Filme wie Hero sieht, bei denen man den Atem anhält, die Augen aufreißt und sich nicht mal bemüht, die Tränen abzuwischen, die einem über die Wangen laufen, weil man von so viel Schönheit einfach überwältigt ist.

Manchmal entwickeln Bilder eine solche Macht, dass man fast Angst davor bekommen kann.

Aber nur fast. Denn das Gefühl, mit dem der Film einen entlässt, ist ein Gefühl tiefster Zufriedenheit und dem Bewusststein, ein Wunder gesehen zu haben.