Sonntag, 29. Februar 2004

Tonight's the night – Oscar night!

Ich weiß allerdings noch nicht, ob ich sie live gucken kann. Normalerweise wird der Oscar-Montag ja grundsätzlich frei genommen. Da ich im Moment aber frei (haha) arbeite, kann ich keinen Urlaub beantragen. Und außerdem wartet am Freitag ein schöner Neugeschäftspitch auf eine Goldidee, die sich gestern noch nicht eingestellt hat. Vielleicht heute. Hoffentlich spätestens morgen. Im Klartext: Ich muss wahrscheinlich schlafen, und ihr müsst wahrscheinlich deshalb auf meine minute by minute-Berichterstattung verzichten. Wer in Erinnerungen schwelgen will, kann sich ja das letzte Jahr nochmal durchlesen: 24. März 2003. Im Archiv. Da, links. Ja, da. Genau.

Aber meine persönlichen Tipps gebe ich natürlich trotzdem ab. Here are the nominees.

Best picture: The Lord of the Rings: The Return of the King. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung. Ich denke, auch wenn Mystic River der bessere Film ist, wird die Academy die Anstrengung des Teams um Peter Jackson würdigen und quasi in Vertretung für alle drei Filme King auszeichnen.

Best direction: Wird auch an Peter Jackson gehen. Dreimal hintereinander nominiert – jetzt kriegt er ihn.

Actor in a leading role: Ich hoffe, dass Sean Penn ihn endlich kriegt. Bill Murray macht zwar auch seit Jahren einen guten Job, aber ehrlich gesagt, fand ich ihn nicht sonderlich anders als in all seinen anderen Rollen. Johnny Depp hat, glaube ich, nur Außenseiterchancen, auch wenn es mich sehr freuen würde, wenn mal eine komische Rolle als Best Actor ausgezeichnet werden würde. In Nebenrollen macht die Academy das ja ganz gerne (Kevin Kline in A Fish Called Wanda, zum Beispiel), aber in Hauptrollen eher selten.

Actress in a leading role: Charlize Theron. Ich habe Monster noch nicht gesehen, weil er hier noch nicht angelaufen ist, aber nach allem, was ich gelesen habe, ist ihre Leistung eine von diesen Once in a lifetime-Performances.

Actor in a supporting role: hoffentlich Tim Robbins in Mystic River. Der Mann bricht mir jedes Mal das Herz. Wenn er allerdings den Oscar kriegt, könnte Bill Murray ihn für die beste Hauptrolle kriegen.

Actress in a supporting role: Von den fünf Damen habe ich gerade mal eine gesehen, und zwar Marcia Gay Harden in Mystic River. Die wird ihn aber nicht kriegen. Erstens hat sie schon einen für Pollock, und zweitens glaube ich, dass Renée Zellweger ihn endlich abstauben wird nach drei Nominierungen in drei Jahren hintereinander. Auch wenn ich sie überhaupt nicht leiden kann.

Animated feature film: Finding Nemo. Keine Konkurrenz.

Original screenplay: Lost in Translation. Trostpreis. Weil Sofia Coppola nicht beste Regie kriegen wird und auch nicht den besten Film. Ich würde ihn allerdings In America geben.

Adapted screenplay: Ich hoffe, dass King ihn kriegt, weil ich die Adaption für wirklich gelungen halte.

Aber hier wird nur noch getippt:
Foreign language film: The Barbarian Invasions.

Cinematography: Master and Commancer: The Far Side of the World.

Costume design: The Last Samurai.

Make-up: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl.

Art direction: Girl With a Pearl Earring

Editing: The Lord of the Rings: The Return of the King.

Visual effects: The Lord of the Rings: The Return of the King

Sound editing: Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl.

Sound mixing: The Lord of the Rings: The Return of the King

Music (score): The Lord of the Rings: The Return of the King

Music (song): You Will Be My Ain True Love aus Cold Mountain

Dokus und Kurzfilme lasse ich aus, weil – kenne ich alle nicht, hab ich keine Meinung zu.




Samstag, 28. Februar 2004

Keine Friday Five diese Woche. Aber netterweise hat Herr Scholz für Abhilfe gesorgt.

1. Welche typische Eigenschaft deines Sternzeichens trifft auf dich absolut nicht zu?
Ich bin ein prima Fisch – gottlob mit einem prima Löwe-Aszendenten: romantisch, total verseelt, irgendwelchen Suchtmitteln verfallen (Kino und Schokolade), träumerisch, kreativ (jaHA!), empfindlich, eigen. Was ich aber nicht bin, ist selbstlos. Den Fischen wird, soweit ich und Google es wissen, gerne Selbstaufgabe nachgesagt. Das war vielleicht mal; das will ich allerdings nie wieder sein. Da tritt mir inzwischen mein Aszendent kräftig in den Allerwertesten, wenn ich mal wieder anfange, mich und meine Eigenschaften aufzugeben oder mein Licht unter den Scheffel zu stellen.
Wenn man „selbstlos“ allerdings mit „großzügig“ übersetzt, würde ich ja dazu sagen. Ich verschenke gerne Dinge, ich lade gerne ein, und ich gebe sogar den Nervensägen, die an der Ampel meine Windschutzscheibe sauber machen, ob ich will oder nicht, zwei Euro.
(Ich glaube, Fische sind auch keine guten Nein-Sager.)

2. Welche (deiner Meinung nach) typische Eigenschaft deiner Generation trifft auf dich absolut nicht zu?
Dazu müsste ich wissen, welche Eigenschaften typisch für meine Generation sind. Ich habe das Gefühl, dass die Werte, nach denen wir uns richten, sich neuerdings alle 20 Minuten ändern. Früher war es no future, dann war es das Yuppie-Dasein, dann die Sehnsucht nach der Kindheit (Generation Golf), und heute ist es Cocooning. Keine Ahnung. Ich habe schon immer das Gefühl gehabt, leicht neben der Spur zu fahren, daher treffen für mich immer ein paar Eigenschaften zu und ein paar eben gar nicht. Im Moment finde ich holde Zweisamkeit total toll. Vor zwei Monaten hätte ich genau das Gegenteil gesagt. Frag mich morgen nochmal, und du wirst wieder eine andere Antwort bekommen. I am large, I contain multitudes.

3. Welche Eigenschaft, von denen andere sagen, das sei „typisch du“ findest du völlig unzutreffend?
Mir wurde jahrelang vorgeworfen, ich sei ein widerlich rechthaberischer Verlierer, vor allem bei Spielen wie Trivial Pursuit oder Outburst. Ich gebe zu, ich lasse mir ungern von einer dämlichen Spielkarte sagen, wer in den Dornenvögeln die Hauptrolle gespielt haben soll, wenn ich es BESSER weiß, aber nun gut. Früher habe ich Spielbretter umgeworfen. Heute knurre ich in mich hinein und benehme mich zivilisiert; daher lasse ich mir diese früher typische Eigenschaft inzwischen nicht mehr vorwerfen. Aber wenn ich den Idioten erwische, der damals Barbara Stanwyck anstatt Rachel Ward als Meggie-Darstellerin auf die Karte getippt hat ...

4. Welche Eigenschaft hättest du gerne?
Selbstdisziplin.

5. Auf welche deiner typischen Eigenschaften würdest du gerne sofort verzichten?
Ach, ich hab mich irgendwie mit mir arrangiert. Eigentlich mag ich mich verdammt gerne. Nee, warte, nicht nur eigentlich. Ich mag mich verdammt gerne.

(„Oh, danke, Anke. Ich bin gerührt.“
„Bitte, Anke, gern geschehen.“
„Gehen wir jetzt was essen?“
„Und danach ins Kino?“
„Sauber.“
„Siehste.“)




Freitag, 27. Februar 2004

Du weißt, du arbeitest wieder in einer Werbeagentur (meaning: mit lauter Irren), wenn sich das Piepsen der neu zu konfigurierenden Alarmanlage mit dem Gerassel von kilometerlangen Eisenketten für ein Fotoshooting mischt, dem Gesprotze der Espressomaschine, dem Geklimper des Gucci-Bildschirmschoners, einer Diskussion um die neue West-Kampagne („Erstens pisst sie sich in den Schlübber, und zweitens hält sie die Zigarette falsch!“) und dem Genörgel eines Texters: „Nach dem Klingeln zu urteilen, war dein Handy das Abschiedsgeschenk aus der Ballettschule, hm?“




Donnerstag, 26. Februar 2004

Nur mal so nebenbei: Ich kenne auch noch andere Leute als Blogger. Ich hab auch noch ein Leben.
(Wirklich.)



FM4 verleiht die Gegenoscars – die Rascos. Hier geht's zu den Nominierungen.
Die Oscars werden übrigens in der Nacht von Sonntag auf Montag verliehen. Was bedeutet: Ich muss noch ne Videokassette kaufen, und ihr könnt meine wilden Vorhersagen auf die Sieger am Sonntag im Weblog lesen.



Ja ... äh ... Februar, du ... finde ich echt klasse ... man muss es ja anscheinend nur sagen ... ähm ... danke, du ... wow ...

Ich hab die Wohnung.

(Das wird allmählich unheimlich. Mein Kollege meinte, jetzt wäre ein prima Zeitpunkt für mich, um Lotto zu spielen.)



Der Philadelphia Inquirer hat einen schönen Abriss über verschiedene Religionen im Film. Aufhänger für den Artikel ist natürlich Mel Gibson The Passion of the Christ, der am 8. April in Deutschland startet. In Amerika ist er gestern angelaufen, und wie die amerikanische Presse ihn fand, sagen euch wie immer die Rotten Tomatoes.
Der Artikel beleuchtet nicht nur die bekannten Jesus-Darstellungen, sondern beschreibt auch Filme, in denen der Islam oder der Buddhismus eine Rolle gespielt haben: When sacred goes cinematic, passions flare.
„Also offensive is the spectacle of sin in a holy setting. That's what Cecil B. DeMille, king of biblicals, discovered when he directed 1923's The Ten Commandments, in which Moses came down with the holy tablets and encountered an orgy in progress. At the time, many found this blasphemous.

In response to this and other salacious activities in Hollywood, the Motion Picture Producers and Distributors of America – the precursor to today's MPAA – issued its own commandments. No. 10: Thou shalt not offend the faithful. The result was religious homogenization.

As insurance, when DeMille made The King of Kings in 1927, he hired a minister, a priest and a rabbi to advise him on the life of Jesus as seen through the eyes of Mary Magdalene. His hedge gave rise to the crack about Hollywood's being "a Jewish-owned business selling Roman Catholic theology to Protestant America," but it didn't prevent another dustup with the religious community.“



Dass nicht immer alle meiner Meinung sind, wenn es um Kinofilme geht, ist mir ja klar. Dass ich manchmal auch etwas unverschämte Kommentare oder Mails bezüglich meiner Kritiken kriege, in denen ich gerne als „unfähig“, „unwissend“ oder schlicht als „scheiße“ beschimpft werde, kenne ich auch schon. Besonders Irréversible, den ich nicht unbedingt weiterempfehle, den ich aber durchaus für handwerklich sehr ordentlich halte, spaltet in der Kinoecke die Gemüter. Bis jetzt habe ich ja Mails ignoriert, die arg persönlich wurden („Schreiben ist bloß Handwerk, Denken dagegen ist Glückssache“) oder Kommentare gelöscht, die mir einfach zu dämlich waren. Aber dass vor einigen Tagen jemand ernsthaft den Satz „Wer so (die sah ja aus wie ne Prostituierte) rumläuft braucht sich nicht zu wundern“ über die Vergewaltigung von Monica Belluccis Charakter schreibt, hat mich doch ziemlich fassungslos gemacht.
Den Kommentar hab ich mal stehen gelassen.
(Spacken. Geht euch doch die Schädel einschlagen. Ich geh lieber kuscheln. Wenn das eine naive Weltsicht ist, dann möchte ich sie mir noch sehr, sehr lange erhalten.)






Mittwoch, 25. Februar 2004

Hab ich vor ein paar Tagen gesagt, dass das neue Jahr sich ganz schön lang machen muss, wenn es den Januar (neuer Kerl, neuer Job) übertreffen will? Hey, du, 2004 – hier ist deine Chance. Gib mir die Wohnung, um die ich mich gestern beworben habe, die anscheinend stumme Nachbarn hat, einen Tiefgaragenstellplatz, eine Badewanne, große Küche, in einem anständigen Viertel liegt und für Hamburger Verhältnisse sogar halbwegs bezahlbar ist. Was bedeutet, in Hannover würde ich für das Geld in einem Penthouse wohnen, aber wir sind hier ja schließlich in der Hansestadt.
Also los, Jahr, streng dich an. Oder willst du, dass der Januar hier die nächsten elf Monate den Dicken macht? Willst du das? Na also.



Der Herr Albertsen spricht da ein (leider) wahres Wort gelassen aus: „Nach zu vielen Filmen und Büchern sind die meisten echten Dialoge nur noch langweilig.“



Der Guardian hat ein schönes Interview mit Carrie Fisher über ihre Kindheit als Prominachwuchs, wie ihre Tochter damit klarkommt, dass alle ihre Mutter im Goldbikini kennen und dass sie ihre eigenen Depressionen ziemlich komisch findet:' Get me to the funny bar'.
„Over the course of an hour she does indeed take on her lousy ex-husband, her sister-in-law's lousy ex-husband, her crazy mother, her "schmuck of a father" who, she reveals, is sleeping with a yoga teacher 20 years his junior, and all the "creepy" people who populate Hollywood. "Shit, now I've said too much," she drawls at the end, although she hasn't seriously maligned anyone. "You're gonna write a piece making fun of me, right? Taking the piss out of manic depression?" On the contrary, I say, the Guardian is the manic depressive's friend, in fact there are probably quite a few on the staff. "You'd better believe it," says Fisher, and before she can stop herself she has reeled off three big-name, closet depressives, a director and two actors who are variously treating their problem with "dope, dope and lithium". Fisher shoots me an incendiary look. "Now THAT is off the record." “



Und um die Verwirrung von gestern bezüglich meines Gschpusis zu klären: „D“ ist der Anfangsbuchstabe seines zweiten Vornamens. Also schreibt mir keine Mails mehr mit zugegebenermaßen sehr hübschen Vermutungen. Ich habe nichts mit Herrn Dahlmann, Don Alphonso oder Herrn Dave-Kay. Wirklich nicht. Obwohl sie bestimmt alle sehr, sehr nett sind.




Dienstag, 24. Februar 2004

Ich nehme Bezug auf einen Leserkommentar, in dem Unmut darüber kundgetan wurde, dass ich meinen „boyfriend“ (O-Ton Kerl) immer „Kerl“ nenne. Nach einer ausführlichen Diskussion mit meinem „Lebensabschnittsgefährten“, in der die Begriffe „geiles Stück“, „Schatz“ und „Typ“ fielen, schlug mein „Knackarsch“ „Herr D.“ vor. Ich hoffe, das ist jetzt genehm.
(The things you do for your readers.)



Herr Parka made my day with these sentences:
Der Mythos vom papierlosen Büro. Ersma ausdrucken.“



Ein Ausflug in meinen werbischen Freundeskreis: Wenn aus bisher ganz normalen Menschen Eltern werden.

Nein, ich bin nicht schwanger. Aber dafür eine gute Freundin von mir. Das Texterehepaar ist natürlich zu beschäftigt (vulgo: zu faul), sich selbst über den Namen ihres Nachwuchses Gedanken zu machen. Daher findet in wenigen Wochen ein Pitch statt, um dem kleinen Mädchen, das voraussichtlich Anfang Juni das Licht der Welt erblicken wird, einen anständigen Rufnamen mitzugeben.

Das ganze wird so aussehen: Jeder von den handverlesenen Gästen muss sich drei Namen überlegen. Diese werden dann ethymologisch hergeleitet, berühmte Namensvetterinnen werden genannt und überhaupt wird der Name gegenüber der Konkurrenz vehement verteidigt, denn: Es kann nur einen geben.
Obwohl: Ich sehe die arme Pratte schon mit fünf Namen enden, weil die Eltern sich nicht entscheiden können. Ich erinnere mich an diverse Ikea-Einkaufstouren, wo man auch nie sicher war, ob man jetzt diese oder lieber jene Lampe oder vielleicht doch eher die Teelichter ...

Jedenfalls bin ich zurzeit bemüht, schöne Mädchennamen zu finden. Also weniger schöne als die, die ich meinen imaginären Töchtern geben würde, denn die rücke ich natürlich nicht raus. Ich treibe mich daher seit Wochen auf irgendwelchen Babynamen-Webseiten rum, die teilweise sehr, sehr widerliche Vorstellungen davon haben, wie Mädchen heutzutage heißen sollen. Ich habe bereits eine ganze Liste von „Bezeichnungen“, die gnadenlos raus sind. Hier eine kleine Auswahl von Scheußlichkeiten. Bitte beachten Sie auch die kreativen Schreibweisen.

Amadea (wenn's für Wolferl nicht gereicht hat)

Arwen (kein Kommentar. Liv ist übrigens auch raus)

Benita (muh)

Bonnie (is over the ocean, my bonnie is over the sea ...)

Camilla (klingt wie ne Binde. Oder wie ne hässliche Geliebte)

Cheyenne (in mein Wigwam, Baby)

Eileen (tulura-ey, come on ...)

Geeske (heiratet später Hauke. Oder Finn)

Hellena (neue deutsche Rechtschreibung)

Jacklin (extrem deutsche Rechtschreibung)

Joy (Batikröcke, Räucherstäbchen, Bauchtanz)

Kimberly (backt ganz toll Torten und sieht auch so aus)

Lorena (der Dödel ist unser Feind)

Ludowika (hieß die Mutter von Romy Schneider in Sissi nicht so?)

Mandy (für Eislaufmuttis)

Marusha (entweder Pornostar oder DJane. Beides nicht wirklich gut)

Maxima (Großkotzika)

Metta (fährt im Jetta und isst Lätta und wird trotzdem immer fetta)

Monique (warum nicht gleich Angelique?)

Nadeschda (Studienrätinnen-Mutter über 40)

Ninja (lernt schon im Kindergarten Selbstverteidigung und wird lesbisch)

Océane (Eltern wollten immer mit Delfinen schwimmen, sind aber bei Rudis Lass dich überraschen nie rangekommen)

Pippi (du, lass uns doch einfach nie erwachsen werden, du)

Savannah/Shoshana (siehe Cheyenne. Habt ihr alle ne Macke?)

Sille („k“ is an evil letter)

Tessy (ich kenne einen Dackel, der so heißt)

Tiffany (der Diamant, den ich deiner Mama nie kaufen konnte)

Tsunami (da fällt mir nix mehr zu ein)




Montag, 23. Februar 2004

Kuscheliger Gottesdienst gestern. Kein Wunder bei dem Predigttext:

„Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Und natürlich wurde auch Erich Fried in der Predigt erwähnt. Vorhersehbar, aber egal. Höre ich immer wieder gerne.



DVDs vom Wochenende:
Down With Love (Zum Teufel mit der Liebe!): knapp daneben gegangene Hommage an die Doris Day/Rock Hudson-Filme der 60er Jahre. Renée Zellwegers putzige Koketterie passt zwar ausnahmsweise in die bunten Sets, und sie sieht klasse aus in den völlig wahnwitzigen Kostümen, aber die Story selbst ging mir schon nach fünf Minuten auf die Nerven. Genau wie der Südstaaten-Akzent von Ewan McGregor, den ich in einem bonbonfarbenen Hollywood-Schinken einfach nicht sehen will. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum ich mir jetzt nicht einfach einen der Originalfilme wie Pillow Talk angucke, der in seiner ganzen Albernheit wenigstens ernst gemeinte Unterhaltung war. Down With Love soll wohl ein Kompliment an diese Filme sein, fühlt aber eher an, als ob sich jemand 40 Jahre zu spät darüber lustig macht. Nicht zu Ende geguckt. Aber der Anfang mit dem alten 20th Century Fox-Logo und der Einblendung „in Cinemascope“ war schon schön.

Identity (Identität): hmja. Hatte ich mir, ehrlich gesagt, mehr von versprochen. Ich fand ihn schon spannend, bis mittendrin die halbe Auflösung kam. Von da an war mir der Film relativ egal. Vor allem natürlich deshalb, weil John Cusack nicht mehr mitspielen darf. Und was die Krankheit angeht, die dem Film zugrunde liegt – nach Primal Fear kann da eh nix mehr kommen.

Whale Rider: Schön. Poetisch. Berührend. Die Geschichte eines jungen Maori-Mädchens, das sich den Respekt ihres Großvaters erkämpfen muss, ist ein relativ einfach gestricktes Märchen. Das heißt aber nicht, dass es sich wie eine billige Geschichte anfühlt. Der Film überzeugt genau durch diese simple Gradlinigkeit; er wirkt nie aufgesetzt oder pathetisch, sondern einfach wahr. Die Bilder sind eher kühl und fast ein bisschen zu sehr zurückgenommen, aber dadurch wirkt die Kraft der Botschaft noch mehr. Wundervoll.




Sonntag, 22. Februar 2004

Gestern morgen, kurz nach neun. Das Auto vollgetankt und schwungvoll auf die A7 in Richtung Hannover gefahren, wo meine Haus- und Hoffotografin mich für DAS BUCH ablichten soll. Ein so strahlend blauer Himmel, dass ich schon innerlich jubiliere, bevor mein breites Grinsen die Mundwinkel erreicht. Den Kuss vom Kerl noch auf den Lippen, One More Time von Daft Punk im Radio, die Lieblingssonnenbrille auf der Nase, 170 Sachen und die erste Zigarette des Tages.
Es bleibt dabei: Life is great.



Wo wir gerade bei Mundwinkeln sind: Welches Lachen ist echt und welches nicht? Ich hatte 16 von 20.
(via wirres.net)



Der SZ-Fragebogen via Vorspeisenplatte:

Welcher populären Disney-Figur sahen Sie als Kind ähnlich?
Vom Gesichtsausdruck her Fabius aus Arielle.



(Ähem ... Fabius ist der Fisch, nicht die Krabbe.)

Sie sollen wiedergeboren werden. Wer oder was möchten Sie sein?
Ich selbst, ein bisschen selbstbewusster, ein bisschen disziplinierter, ein bisschen begabter, ein bisschen amerikanischer.

Was möchten Sie gerne erfinden?
Ein Mittel, das unsterblich macht. Und das Gegenmittel.

Warum sollte man Latein lernen?
Damit man merkt, wie simpel im Vergleich dazu die deutsche Grammatik ist. Und mit dem Wissen kann man dann über alle herziehen, die keine vernünftigen Sätze bilden können.
(Jetzt gaaanz vorsichtig weiterformulieren. Oder gleich die Kommentare abschalten. 20six-Diskussionen, anyone?)

Welcher Droge sind Sie verfallen?
Schokolade. Mit Leib und Seele. Aber mehr mit Leib.

Stellen Sie sich „Hölle“ vor.
Ein überheizter Raum, in dem selbstgedrehte Homevideos in der Endlosschleife laufen, es nur Champignons zu essen gibt, alle anderen Frauen kluge Models sind und alle Kerle Mundgeruch haben und nur über den Lohnsteuerjahresausgleich reden können.

Was genießen Sie beim Essen/Trinken?
Die Tätigkeit an sich. Seltsame Frage.

Welches Tier gefällt Ihnen?
Das ist zwar die totale Mädchen-Antwort, aber ich finde Pferde wunderschön. Obwohl ich mich nie auf eins draufsetzen würde. Aber bei der Marlboro-Werbung muss ich jedesmal weinen.

Wem wären Sie lieber nie begegnet?
Virtuell wäre ich gerne meinem verfickten Stalker nie begegnet. Komischerweise fällt mir in der Realität niemand ein, den ich so verabscheut habe. Wahrscheinlich, weil ich die Realität beeinflussen kann, während E-Mails seltsam unfassbar bleiben.

In welchem Film hätten Sie ein Star sein wollen?
Gone with the Wind. Ne Zicke sein und trotzdem Clark Gable knutschen.

Darf man seinen Partner betrügen?
Nein, darf man nicht. Passiert aber leider trotzdem. We're only humans, born to make mistakes.

Welches Kleidungsstück ziehen Sie am liebsten aus?
Bügel-BHs.

Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin und warum?
In die Zukunft. Das Jahr 3000. Weil ich mit Fry Silvester feiern will.

How to make anybody fall in love with you?
Hit them over the head with a really big club.




Samstag, 21. Februar 2004

Friday Five:
When was the last time you...
1. ... went to the doctor?
Das ist glücklicherweise schon etwas länger her. Aber es war garantiert ein Orthopäde. Zu anderen Ärzten gehe ich ja gar nicht mehr. Außer zu denen in Frage 2 natürlich.

2. ... went to the dentist?
Vor ein paar Wochen. Zum ersten Mal Praxisgebühr bezahlt, aber dafür die nagelneue Zahnfleischkamera kennengelernt. Meine Zähne sind übrigens in Ordnung, trotz acht Jahre Zungenpiercing. Eat this, Nörgelnasen.

3. ... filled your gas tank?
Heute morgen, bevor ich auf die Autobahn in Richtung Hannover gefahren bin. Und heute abend mache ich das ganze nochmal, wenn ich wieder gen Hamburg düse.

4. ... got enough sleep?
Ist ein bisschen länger her. Könnte mit meinem Wechsel vom Single- zum Pärchenstatus zusammenhängen. Hachja.

Manchmal wünsche ich mir eine Webcam, um euch mein dümmlich-verknalltes Grinsen zeigen zu können, das sich unwillkürlich über mein Gesicht schleicht, wenn ich an meinen Kerl denke. Und ich kann nichts dagegen machen! Wird man jemals erwachsen, wenn es das kleine Herz betrifft oder muss ich mich damit abfinden, immer wie ein Idiot auszusehen, wenn's um ihn geht?

5. ... backed up your computer?
Danke für den Hinweis. Das letze Mal im Oktober. Ich glaube, ich müsste mal wieder.



Ich habe mich schon länger gefragt, was der Regisseur im Suntory-Spot eigentlich genau zu Bill Murray gesagt hat und ob die Übersetzung der Dolmetscherin wirklich richtig war. War sie natürlich nicht (ach, deswegen heißt der Film Lost in Translation, ach sooo). Hier ist die korrekte Übersetzung.

Den Link habe ich durch dieses Weblog gefunden, das gestern in meinen Referrern aufgetaucht ist und ziemlich spannend klingt. Auch wenn ich mich jetzt nie wieder trauen werde, irgendwelche englischen Satzbrocken zu verwenden, weil ich weiß, dass ein Profi mitliest. Das wird alle Leser freuen, die sich genau deswegen ab und zu per anonymer Mail beschweren. F*** you.




Freitag, 20. Februar 2004

Wieso ich gekündigt habe? Weil ich etwas anderes machen wollte. Was genau das war, war mir selbst nicht so klar – endlich das Buch schreiben, mit dem mir Freunde seit Monaten in den Ohren liegen, endlich die Drehbuch-Exposes fertigkriegen, die in der Schublade auf mich warten, endlich Antwort auf den Sitcom-Piloten bekommen, der immerhin schon bei zwei Sendern vorliegt, mich endlich bei der Cinema als Redakteur bewerben, endlich ins Ausland gehen, endlich ... irgendwas. Aber erstmal raus aus der Werbung. Und dann sehen wir weiter.

Und so habe ich Ende Dezember meiner schnuffigen Agentur den Rücken gekehrt und wollte alles ganz anders machen. Aber bevor ich alles ganz anders machen konnte, habe ich mich noch schnell auf eine Copywriter-Stelle in London beworben, die eine deutsche Agentur ausgeschrieben hatte. Leider kam die Bewerbung zu spät; die Stelle war bereits besetzt, aber die Agentur fand meine Mappe hübsch und hat sie mal intern rumgereicht. Und so wurde ich eines Tages angerufen und zum Vorstellungsgespräch gebeten, das ausgesprochen nett war. Einen Tag später rief, ohne dass ich mich da beworben hatte, eine weitere Agentur an, die mich mal kennenlernen wollte. Und wiederum einen Tag später rief meine alte Agentur an, die mich für sechs Wochen frei buchen wollte, weil ein Texter einen langen Urlaub genommen hatte. Und die mir außerdem meinen alten Job wieder anbieten wollte.

Und so habe ich ein bisschen in mich reingehorcht und überlegt, ob ich wirklich wieder texten will. Und ich musste mir eingestehen (und das komischerweise ganz gerne), dass ich den Job vermisst habe. Es hat auch, ehrlich gesagt, nur fünf Minuten gedauert, bis das passiert ist.

Vielleicht habe ich nur das Gefühl vermisst, zu wissen, was ich tue. Vielleicht haben mich die viel zu vielen Möglichkeiten eingeschüchtert. Oder es war die simple Sehnsucht, wieder jeden Morgen zu einer festen Zeit aufzustehen, jeden Tag in ein spannendes Büro zu gehen und jeden Tag mit Kollegen rumzuspacken. Denn selbst, wenn die Kunden mal genervt haben und die Tage länger wurden als sie sollten – es hat trotzdem Spaß gemacht, zur Arbeit zu kommen, sich auszutauschen, Geschichten zu hören, zu lernen, zu lachen.

Ich habe zur Probe erstmal den freien Job angenommen und sitze seit zwei Wochen wieder in meiner alten Agentur, aber nicht im gleichen Gebäude wie vorher. So kenne ich zwar die Kollegen und natürlich die Kunden, aber es fühlt sich trotzdem ganz neu an. Und nebenbei verdammt gut. Und deswegen glaube ich, dass es genau das war, was ich gebraucht habe: einen Schnitt zu machen. Einfach zu sagen: Nee, ich mag jetzt nicht mehr. Ich hab keine Ahnung, was dann kommt, aber ich gehe jetzt. Dieses Gefühl hat mich so stark gemacht und gleichzeitig so entspannt, dass ich endlich mal von außen auf meine Situation gucken konnte. Mal durchatmen konnte. Mal nachdenken konnte, ohne fünf Meetings im Hinterkopf zu haben. Und erst da habe ich gemerkt, wie gerne ich meinen Job habe.

Und so habe ich auch das zweite Angebot angenommen und bin ab 1. April in einer neuen Agentur. Mit neuen Kunden, neuen Kollegen, für eine schöne Ecke Geld mehr und mit einem Büro nur für meine Art Direktorin und mich – und einer Tür, die man zumachen kann. Kein Großraum mehr. Das hatte ich noch nie. Ich werde an meinem ersten Tag wahrscheinlich vor Glück weinen und die ganze Zeit die Tür öffnen und ganz schnell wieder schließen.

Was mich am meisten an der Situation freut, ist die Tatsache, dass mir das alles irgendwie in den Schoß gefallen ist. Beziehungsweise, dass ich locker mit meiner Mappe in der Gegend rumgelaufen bin und zu hören bekommen habe, dass es ziemlich nett ist, was ich in den letzten Jahren so zustande gebracht habe. Vielleicht war es auch das, was ich mal gebraucht habe: dass mir jemand Externes sagt, dass ich einen guten Job mache.

Die Kündigung war die richtige Entscheidung, selbst wenn ich in der Werbung geblieben bin anstatt nach Hollywood zu ziehen. Ich lerne gerade das Gefühl zu schätzen, ins kalte Wasser gesprungen zu sein und gemerkt zu haben, dass ich nicht untergehe, sondern stattdessen ganz locker ans Ufer schwimmen kann. (Und hoffentlich liest keiner in der neuen Agentur diese Metapherngrütze, sonst überlegen die sich das mit meiner Einstellung nochmal.)

Wie sagte Frau Lyssa doch so schön, als ich ihr von den ganzen unerwarteten Jobs erzählte, die sich bereits im Januar abgezeichnet haben: „Du schaffst es nicht mal, VIER WOCHEN arbeitslos zu sein.“

Tscha. Wer einen kann, soll einen mitnehmen, hat mein Opa immer gesagt. Der Januar war überhaupt ein klasse Monat. Da muss sich der Rest des Jahres schon verdammt lang machen.




Donnerstag, 19. Februar 2004

Liebe/r CDNLGXMLSFAV@msn.com: Vielen Dank für deine Mail mit dem elaborierten Betreff „sugper viagrga apogee southern afraid parse bernie core end cecil optoisolate luminary nucleate via electrify chronography interest cummings quantitative schoolgirl astral bryn lad trifluouride burlap arrear lubricious somehow“.
Schön, dass du mir eine ganz tolle Schniedeldroge verticken willst. Leider habe ich davon schon tonnenweise bei der Konkurrenz geordert – schließlich bin ich ein braver Konsument und kaufe alles, was mir in meinem Postfach angeboten wird. Außerdem macht es mich etwas stutzig, dass dein Produkt meine erectlion troubles beheben soll; dieser medizinische Terminus ist mir leider nicht bekannt. Und da du dich nicht einmal entscheiden kannst, ob du mir nun Cialdis oder Cialis verkaufen möchtest, warte ich doch lieber auf die nächste Mail, um bei einem anderen Anbieter zu ordern. Ich hoffe, du bist nicht allzu böse. Trotzdem vielen Dank für deine Mühe.
Immer, deine Anke.



Zur persönlichen Beweihräucherung möchte ich bekannt geben, dass ich ausnahmsweise mal wieder eins von Herrn Tutscheks Rätseln gelöst habe. Ich finde die meistens so fies (oder bin zu langsam, wenn ich's mal sofort weiß), dass ich immer ein kleines bisschen stolz bin, wenn ich eins erraten habe.



Schöne Diskussion um Rassismus oder nicht, alleine oder in Massen gucken, finden nur Pärchen den Film gut, und kann der auch in Bangkok spielen? Die Rede ist natürlich von Lost in Translation, und die Diskussion findet bei Herrn bov statt.



Serviceparadies Deutschland: Gestern beim H
äagen-Dasz-Laden angerufen, um zu erfahren, ob sie eine bestimmt Eissorte im Programm haben. Leider ist niemand rangegangen. Drei Minuten später klingelt mein Telefon: „Häagen-Dasz am Gänsemarkt, Sie hatten angerufen, was kann ich für Sie tun?“

Wow.
Ein Hoch dem Rufnummernspeicher.
Ich bin begeistert.

Da habe ich ihnen sogar verziehen, dass sie kein Pistazieneis hatten. Musste ich eben Ben & Jerry's Phish Food essen. Auch nicht schlecht.




Mittwoch, 18. Februar 2004

Bei Herrn Praschl wird über vergangene Computererfahrungen reminisziert.
Ich habe von meiner ersten E-Mail erzählt. Die habe ich 1996 geschrieben. Bei Compuserve. Ein Freund hatte mir geholfen, das state of the art 14.400-Modem an meinen 386-PC anzuschließen. Ich kannte gerade mal eine Person, die eine E-Mail-Adresse hatte, und die hat dann eben Post gekriegt. Als diese Person umgezogen ist, habe ich ihn nach seiner neuen E-Mail-Adresse gefragt, weil ich dachte, die würde sich ändern, wenn der Rechner an einer anderen Telefonbuchse hängt.



Wednesday Dozen, schamlos geklaut bei Wortkontor.
1. First record you ever bought?
Kiss, Dynasty.

2. First gig (who and where)?
Pink Floyd, A Momentary Lapse of Reason-Tour, Niedersachsenstadion Hannover, irgendwann Ende der 80er.

3. Best gig (who and where)?
Billy Joel, Going to Extremes-Tour, Eilenriedehalle Hannover, ebenfalls irgendwann Ende 80er.

4. Gig you wish you'd been at?
The Who mit Keith Moon. Oder Nirvana. Die Karte hatte ich schon, aber ein paar Wochen vorher hatte Kurt Cobain irgendwie keine Lust mehr auf alles.

5. What's in your CD player at the moment?
Gershwin: A Collection

6. A record that makes you laugh?
Extreme, Pornograffiti

7. A record that makes you cry?
Elvis Costello, All This Useless Beauty

8. A record that reminds you of school or college discos?
Spider Murphy Gang, Schickeria

9. A record which sounds better in the dark?
Kraftwerk, We are the robots

10. A song you wish you'd written?
White Christmas. I'd be friggin' rich by now.

11. A record you'd like played at your funeral?
Frank Sinatra, Love's been good to me

12. Soundtrack for a long car journey?
Soundtrack von Forrest Gump. Oder eine Bayreuth-Gesamtaufnahme vom Tannhäuser.




Dienstag, 17. Februar 2004

Festival-Nachlese: Bereits am Sonntag wurde Fatih Akins Gegen die Wand mit dem goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet. Starttermin ist der 22. April. Hier die restlichen Gewinner.

Außerdem fanden am Sonntag die Bafta Awards statt. Gewinner der Nacht war The Lord of the Rings: The Return of the King, der als bester Film ausgezeichnet wurde, sowohl von der Jury als auch vom Publikum. Hier die vollständige Siegerliste.



Die Zeit nörgelt, dass die Ausstellung Das MoMA in Berlin nicht ganz gelungen sei: Avantgarde des Spektakels.
„Sind die Bilder das wert? Lohnt sich das finanzielle Wagnis? „Es wird eine Jahrhundertausstellung und das Kulturereignis des Jahres 2004“, sagt Peter-Klaus Schuster, der oberste Direktor der Berliner Museen. Und er trötet wohl auch deshalb so schrill in die Werbetute, weil es unter seiner Leitung seltsam still in der Kunststadt Berlin geworden ist. Während London, Paris und Wien eine gewichtige Ausstellung auf die nächste folgen lassen, verzettelt sich Schuster im Klein-Klein. Statt El Greco, Holbein oder Tizian, Gerhard Richter oder Andreas Gursky, die andernorts Publikumsrekorde brechen, nach Berlin zu holen, kauft er lieber Fertig-Ereignisse ein: Er gefällt sich als Sammler der Sammler und hegt die Bilderschätze der Herren Flick, Newton oder Scharf. Berlin könnte also tatsächlich glücklich sein, dass nun mit dem MoMA endlich etwas Großes die Stadt in seinen Kunstbann ziehen will. Und doch ist auch dies Große wieder nur eine Art Fertigprodukt.

Die Ausstellung kommt als Komplett-und-Sorglos-Paket, machte erst eine Zwischenstation in Houston und erreicht nun Berlin – Schuster und seine Mitstreiter vom Verein der Freunde der Nationalgalerie, der die finanzielle Verantwortung trägt, müssen nur noch auspacken. Gut, die Deutschen durften einige Wünsche äußern. Doch Konzept und Bildauswahl stammen von John Elderfield aus dem MoMA, die einzelnen Ausstellungsteile sind nach bedeutenden MoMA-Ausstellungen benannt, alle Katalogtexte haben MoMA-Leute verfasst. Es kommt einem vor wie das typische Anzeichen von Unterentwicklung: Die neue Villa bestellt man sich nicht etwa im eigenen verarmten Lande, sondern in der ersten Welt, Tapeten und Wasserhähne inklusive.“

Mir egal. Ich will sie trotzdem sehen. Allein, um mal wieder vor meinen Lieblingen van Gogh und Mondrian zu stehen und den Atem anzuhalten.

Herr Dahlmann, Frau Stattkatze – haben Sie um den 22., 23. März rum abends schon was vor?



"So quiet and peaceful
Tranquil and blissful
There's a kind of magic in the air
What a truly magnificent view
A breathtaking scene
With the dreams of the world
In the palm of your hand"




Montag, 16. Februar 2004

Eine schöne Art, die neue Woche zu beginnen – sich auf Webseiten rumtreiben, die die verschiedenen Filmtode von Darstellern und Darstellerinnen sammeln: Cinemorgue. (via Sofa)

Immer noch einer meiner liebsten Filmtode: Kevin Spacey in L.A. Confidential. Ich hatte das Gefühl, dass seine Augen wirklich leblos wurden, als er seine letzten Worte flüsterte.

Runner-up: Giovanni Ribisi in Saving Private Ryan, der sein Leben auskeucht, während ihm die Gedärme rausquellen, seine Gefährten ihm eine Morphium-Ladung nach der nächsten ins Bein jagen und er im französischen Niemandsland nach seiner Mutter ruft.

Und natürlich auch immer wieder „gern“ gesehen: Christohper Walken als zugedröhnter Ex-Kriegsgefangener in Vietnam in The Deer Hunter, den Robert de Niro schon fast soweit hatte, die Waffe aus der Hand zu legen und nach Hause zu kommen, als er sich doch noch mit einem kleinen resignierten Lächeln das Hirn rauspustet.



Zu den Lebenden: Im Kino gab's gestern für mich Something's Gotta Give (Was das Herz begehrt). Auch einen Tag nach Valentin war ich gerührt bis zum Abwinken, habe Keanu Reeves angehimmelt und hoffe, dass ich mit 50 auch so klasse aussehe wie Diane Keaton. Mehr in der Kinoecke.






Sonntag, 15. Februar 2004

Wieder eine nutzlose Unterseite aufgelöst: die Kurzgeschichten-Ecke. Einige Storys sind schon verdammt alt und lesen sich für mich inzwischen eher wie Fingerübungen, andere gefallen mir einfach nicht mehr so gut. Die, die ich wirklich gerne mag, habe ich teilweise schon mal im Blog gepostet, weil ich sie in meinen favorite entries haben wollte. Die folgende aber noch nicht, und dabei ist es meine liebste. Here it comes:

Calling up Betty at 5 in bed

I

Einen guten Cappuccino erkennt man daran, dass es ewig dauert, bis der Zucker im Milchschaum untergeht. Er sollte sich einige Zeit auf der Milchhaube halten, bevor er zu schwer wird und braun gefärbt versinkt. Das Loch, das er in die Haube gerissen hat, sollte sich wieder schließen, damit man das Spiel wiederholen kann, so lange, bis der Löffel im Zuckerschlamm steht. Dann kann man behutsam den Rest des Schaums unterheben. Und dann kann man den Cappuccino trinken, denn nach der ganzen Prozedur hat er genug Zeit gehabt, zur richtigen Temperatur abzukühlen.

Ich beobachte den Milchschaum mit dem Zucker jetzt schon zum dritten Mal. Es ist genauso faszinierend, wie Wasser zuzuschauen, wenn es im Abfluss verschwindet. Oh, merken: Sobald ich in Australien bin, nachgucken, ob das Wasser da wirklich andersrum abfließt.

Zu meiner dritten Tasse Cappuccino brösele ich an meinen Aufbackcroissants rum und überlege, was ich draufschmiere. Ich entscheide mich für Nutella und brösele und zuckere weiter vor mich hin.
Wenn Susann jetzt hier wäre, würde sie sagen, lass den Quatsch. Nimm nicht so viel Zucker. Und Croissant isst man nicht mit Nutella. Sie würde sich aufrecht an den Küchentisch setzen, formvollendet ihren Croissant mit einem Hauch von Butter bestreichen und ihn in kleinen, mundgerechten Häppchen essen, ohne dass ihr Lippenstift verschmiert.

Satt und zufrieden liege ich im Bett und starre an die Decke. Das Bett ist zu groß, aber nicht zu leer. Es ist nur ein Instinkt, antrainiert in jahrelanger Beziehungsarbeit, aber ich lange auf ihre Seite rüber, wie jeden Morgen, als ob sie da wäre und mich ungeschminkt anschauen würde, zweifelnd, wie das Wetter wird, ob der Job vielleicht heute Spaß macht, ob die neue Kollegin dünner ist als sie. Und ich streiche ihr die Haare aus der Stirn, küsse sie und versichere ihr, dass das Wetter klasse wird, der Job heute besser als je zuvor und die neue Kollegin eine blöde Schlampe ist. Und sie wird sich unwirsch wegdrehen und mir sagen, dass es regnen wird, ihr Job sie ankotzt und die neue Kollegin sich nach oben geschlafen hat.

Ich lange auf ihre Seite rüber und schnippse die Krümel meines Nutellacroissants auf den Fußboden.

Das Telefon klingelt. Ich lasse den Anrufbeantworter rangehen und höre mit wohligem Schaudern, wie Susanns Stimme verkündet, dass wir beide nicht da sind.
Es ist Tom.
„Geh schon ran, ich weiß, dass du da bist. Du hast übermorgen Abgabetermin, ich hoffe, du hast es nicht vergessen. An dem Auftrag hängt ne Menge. Steh endlich auf, du Irrer, und geh an das verdammte Telefon.“
Tom pöbelt noch ein wenig weiter, in der Hoffnung, mich mit Beschimpfungen zu motivieren. Das hat schon im Büro nicht geklappt. Und jetzt funktioniert es auch nicht. Im Geiste übersetze ich alle seine Flüche ins Englische, nur so als Training. Vielleicht muss man auch in Australien mal jemanden beschimpfen.

Susann ist immer gerne nach Frankreich gefahren. Einfach so an der Atlantikküste spazierengehen, Parfüm aus Grasse mitbringen und natürlich ein Foto vom Eiffelturm runter. Wir waren ganz oben auf der dritten Plattform. Mein Französisch ist mies, ich mag keine Schnecken und ich trinke lieber Bier als Rotwein. Aber das sind natürlich nur Klischees, wurde ich jedesmal vor der Abfahrt belehrt. Und jedesmal musste ich mich in Paris wie ein Idiot fühlen, wenn ich es wagte, zum Essen une bière zu bestellen.

Unser letzter Urlaub ist noch gar nicht so lange her. Kurz vor Susanns Auszug haben wir ein romantisches Wochenende in Paris gebucht. Was als Versöhnungsversuch gedacht war, endete in einem wüsten Streit auf dem Père-Lachaise, weil ich Bourbon auf Jim Morrisons Grab kippen wollte, was Susann unglaublich peinlich war. Sie rauschte davon, nahm den Lageplan mit und ich könne ja sehen, ob ich mich auch ohne sie zurechtfinden würde. Ich trabte also los, entschlossen, meinen Bourbon über einem Promi-Grab auszuschütten, rannte kopflos in irgendwelche Richtungen, unterschätzte völlig die Ausmaße dieses Friedhofs und blieb schließlich keuchend, teils aus Anstrengung, teils aus Wut, vor einem Grab stehen. Da ich den Inhaber nicht kannte, köpfte ich die Flasche Bourbon und nahm einen tiefen Schluck. Durch den Boden der Flasche entdeckte ich eine Rucksacktouristin, die in einem Lageplan blätterte. Ich ging auf sie zu und fragte in mühsamem Französisch, ob sie mir helfen könne, den Ausgang zu finden, damit ich meine blöde Freundin einholen kann, die hoffentlich nicht gerade das Hotelzimmer leer räumt und mich alleine ohne Pass auf einem Friedhof zurücklässt.

Betty guckte mich freundlich, aber völlig verständnislos an und zwitscherte: „Do you speak English?“


II

Was auch immer Susann den Rest des Tages in Paris gemacht hat, ich weiß es nicht. Ich erinnere mich, gefragt zu haben, damit sie aufhörte, dieses nervige Schmollgesicht zu ziehen. Aber sobald sie anfing zu erzählen, hörte ich nicht mehr zu, sondern sammelte die Hotel-Handtücher aus dem Badezimmer ein und stopfte sie in meinen Koffer.

Betty und ich sind den ganzen Tag von einem Museum ins nächste gerannt, weil sie unbedingt die Seerosen von Monet sehen wollte. Ich folgte ihr auf dem Fuß und hörte mir ihre Lebensgeschichte an, die ungefähr genauso banal klang wie meine. Aber bei jedem Punkt, der einen ihrer Sätze beendete, wurde ihre Stimme geheimnisvoll tiefer, so dass ich es kaum erwarten konnte, den nächsten Satz zu hören. Und bei jeder Pause, die sie machen musste, wenn sie auf dem Metro-Plan das nächste Museum suchte, kräuselte sie ihre Stirn, so dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht mit der Hand darüber zu fahren, um die Linien wegzuwischen. Und bei jeder Anekdote sprühten ihre Augen kleine Funken, die in meine Richtung flogen und als Feuerwerk bei mir ankamen.

Nach den Seerosen saßen wir vor dem Museum und guckten in den Himmel. Betty drehte für uns beide Zigaretten. Ich sah ihr dabei zu, wie sie die Tabakportion gleichmäßig verteilte und glattstrich, das Papier zu einer Röhre drehte und beide Klebseiten anleckte. Das sei das Geheimnis, sagte sie und schob die Papierhälften zu einer perfekten Zigarette zusammen. Sie entzündete sie, nahm einen Zug und blies einen Rauchkringel in die Luft, der sich erst nach einer Ewigkeit auflöste. Wir gingen in ein Café, wo ich ihr erklärte, woran man einen guten Cappuccino erkennt. Sie drehte mir Zigaretten, während ich den Zucker in ihre Tasse rieseln ließ.


III

Tom hat aufgehört, auf meinen – meinen! – Anrufbeantworter zu bellen. Ich rolle mich aus dem Bett und lösche das Band.
Wenn Tom die Zeichnungen haben will, muss er sie schon selber machen. Oder in meine Wohnung einbrechen und kriminell werden. Davor will ich ihn bewahren. Ich beginne, auf dem Fußboden herumzurollen. Das Zimmer dreht sich um mich. Die Wandfarben ändern sich. Der Boden unter mir wird kalt. Ich bin in der Küche angekommen. Ich erhebe mich und wühle nach meinen Zigaretten. Ich zünde mir eine an und gehe ins Schlafzimmer zurück, wo unter dem Bett die fertigen Zeichnungen liegen. Ich halte das Feuerzeug an das Papier und beobachte, wie meine Grundrisse in Flammen aufgehen. Die Asche fliegt im Zimmer umher. Ich trete die schwarzen Flecken in den Teppich und warte auf verbale Gegenwehr, von irgendwo her in der Wohnung. Es bleibt still, und ich lächele.

Tom haben meine Entwürfe immer gefallen. Er findet sie realistisch und doch kreativ, wie aus dem Lehrbuch und doch neu. Wir kennen uns seit der Schule. Er hat studiert, ich nicht. Er hat geheiratet, ich nicht. Er hat eine Firma, ich nicht. Er zahlt mein Gehalt. Jetzt nicht mehr.

Ich habe Tom von Betty erzählt. Von ihren Funken, ihren perfekten Rauchkringeln und dass sie eine gute Cappuccino-Trinkerin geworden ist. An einem Nachmittag. Ich habe dafür Jahre gebraucht.
Tom sagt, dass Australien ein blödes Land ist, weil da Weihnachten im Sommer ist. Und ich kann ja nicht mal Hunde leiden, wie will ich es da erst mit Kängurus aushalten.
Bis dahin konnte ich ihm folgen. Dann allerdings sagte er, ob Susann es schon weiß und dass ich bei ihm eine Kündigungsfrist einzuhalten habe. Ab da habe ich nicht mehr zugehört.

Tom habe ich zum letzten Mal vor einem Monat gesehen. Susann und ich waren zum Abendessen bei ihm und Tina eingeladen. Es fühlte sich an wie immer, und ich vermisste wie immer die Hintergrundmusik, um die Fernsehserie perfekt zu machen. Vor meinem geistigen Auge lief der Vorspann, als Tina die Suppe servierte, und ich wartete auf die Werbepause, um aufs Klo gehen zu können. Tina und Susann tauschten wie immer die Rezepte für die vier Gänge aus, während Tom über Zigarren fachsimpelte und ich da saß und den dankbaren Zuhörer gab.
Als Tina das Dessert servieren wollte, musste sie eine Markierung auf dem Boden des Studios übersehen haben, denn sie stolperte, und die wunderschöne Mousse au Chocolat ergoss sich über den Tisch, Susann und Tom. Drehbuchgerecht erstarrten die drei, während ich lauthals loslachte und anfing zu klatschen.


IV

Ich rolle wieder ins Bett zurück und lande auf der Fernbedienung. Die Stereoanlage springt an und spielt traurige Musik. Ich kann gar nicht sagen, ob Susann traurig war, als ich ihr sagte, dass ich sie verlassen wollte. Es war auf dem Rückweg von Tom und Tina; sie saß am Steuer und ich drehte am Autoradio rum, um die richtige Musik zu finden. Schließlich schaltete ich es aus und sagte es ihr.
Sie fuhr einfach weiter und guckte starr auf die Straße. Ihre Handknöchel waren weiß und ihre Adern puckerten unter der Haut, aber sie weinte nicht. Das Kostüm war ganz neu.

Als wir zu Hause waren, fing sie an, die Sache auszudiskutieren. Während ich einfach nur da saß, zerpflückte sie unsere Jahre und Nächte und Träume, bis nur noch Teile da waren, die nicht zusammen passten. Sie fing an, hektisch Sachen in einen Koffer zu werfen, der von Paris noch nicht mal ganz ausgepackt war, und versuchte, die Teile wieder zusammenzufügen. Sie redete über unsere gemeinsamen Ziele und Pläne und die Wohnung und mein Leben, während ich daran dachte, dass Betty immer Zigaretten für mich drehen und ich immer ihren Cappuccino umrühren würde.


V

Seit Tagen versuchen mich Susann und Tom anzurufen. Ich liege im Bett und warte darauf, dass mein Reisepass fertig wird. Ich höre gerne ihren wichtigen Nachrichten zu, rolle zum Telefon und lösche sie sofort. Und wenn ich nicht gerade Croissants esse oder Unterlagen verbrenne, nehme ich das Telefon mit ins Bett und rufe in Australien an. Meistens ist es fünf Uhr. Entweder bei mir oder bei ihr.




Samstag, 14. Februar 2004

FridayFive vom Freitag, dem 13.:
1. Are you superstitious?
Unabsichtlich. Meaning: Ich weiß, dass es Blödsinn ist, nicht unter Leitern durchzugehen, und ich tue es trotzdem nicht. Ich bin ja auch der Meinung, dass mir ein ziemlich cooler Job durch die Lappen gegangen ist, weil ich den betreffenden Blogeintrag (Ich hab ihn!) im Geiste schon vorformuliert hatte.

2. What extremes have you heard of someone going to in the name of superstition?
Ich kenne niemanden persönlich, der wirklich mit Hasenpfoten rumläuft, Glücksunterwäsche anzieht oder Kleeblätter sammelt. Daher: keine Ahnung.

3. Believer or not, what's your favorite superstition?
Vor ewigen Zeiten fand ich die Idee toll, 100 Enten (die Autos, nicht die Viecher) zu zählen, um dann zu glauben, der erste Kerl, der mich danach ansprechen würde, wäre mein mir vorbestimmter Ehemann. Ich würde gerne behaupten, dass ich zwölf war, als ich verzweifelt nach französischen Kleinwagen Ausschau gehalten habe, aber ich glaube, ich war 20 oder so.

4. Do you believe in luck? If yes, do you have a lucky number/article of clothing/ritual?
Ich glaube an Schicksal. Was bedeutet, dass auch Unglück hoffentlich seinen Sinn hat.
Ich habe keine Rituale oder Klamotten, aber ich habe jahrelang einen kleinen Buzz Lightyear als Glücksbringer mit mir rumgeschleppt. Aber als auch die dritte Filmhochschule mich nicht wollte, habe ich ihn zu Woody ins Regal gestellt.

5. Do you believe in astrology? Why or why not?
Ach ... ja ... schon so ein bisschen. Nicht an das Tageshoroskop in der Bild-Zeitung, aber schon an die generelle Idee, dass manche Sternzeichen besser zueinander passen als andere bzw dass manche Typologien sich unter bestimmten Sternzeichen häufen. Dass das keine Wissenschaft ist, die hundertprozentig immer zutrifft, ist auch klar. Aber meine Frage „Und? Was für ein Sternzeichen bist du?“ gehört eigentlich schon zu meinen Kennenlern-Ritualen.
(Total spackig, wie ich gerade feststelle. Ich möchte daher betonen, dass ich keine selbstgebatikten Shirts trage oder Räucherstäbchen abbrenne.)




Freitag, 13. Februar 2004

Ode an Ohropax

Aus Wachs gemacht,
Paarweis' verkauft,
In einer Plastiktruhe.
Zwei Plocken, pink,
Noch ungeformt:
Mein Ohr harrt deiner Ruhe.

Ich knete dich,
Zupf' dich zurecht,
Gewöhne dich an mich.
Die Welt ist still,
Ich schlafe ein.
Was wär ich ohne dich?

Wozu hab ich eigentlich den einzigen Kerl auf der Welt abgekriegt, der nicht schnarcht (danke dafür, Universum/Gott/Karmakonto), wenn ich einen Nachbarn habe, der gerne morgens um vier die Bluesplatten anwirft?



Wie ich Was nützt die Liebe in Gedanken fand, steht in der Kinoecke.

Und du, Besucher von der Filmakademie Ludwigsburg, der gestern um 16.25 Uhr auf meiner Seite warst – du bist bestimmt der oder die, der oder mir mir vor 100 Jahren den Studienplatz vor der Nase weggeschnappt hat! Mach was draus! Zumindest was Besseres als Was nützt die Liebe in Gedanken.




Donnerstag, 12. Februar 2004

Anke wartet auf einen wichtigen Anruf und icq-t mit ihrem Kerl.

Anke (16:39 Uhr):
sie haben noch nicht angerufen. ich werde panisch.
Kerl (16:39 Uhr):
ich sags dir: sie haben es einfach vergessen...
Anke (16:40 Uhr):
wie kann man MICH vergessen?
Kerl (16:40 Uhr):
wart valentinstag ab. dann wirst du wissen, wer dich alles vergessen kann.

Dieses Pärchending hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.




Mittwoch, 11. Februar 2004

Wieder den Trollen auf den Leim gegangen. Da denkt man, man kennt das Netz allmählich, und zack! liegt man wieder auf der Fresse. Zuerst ärgert man sich über sie. Dann ärgert man sich darüber, dass man sich über sie geärgert hat. Und dann schreibt man einen Weblogeintrag darüber, dass man sich gerade ärgert, weil man sich über Trolle geärgert hat.
Ich brauche ein Metablog, wo ich mit mir allein nochmal so schön über mich und meine Einträge reden kann. Gröner revisited sozusagen.

(Ich glaube, die Trolle sind der Grund, warum ich neuerdings bei einigen antville-Blogs statt recently modified ständig recently mortified lese.)



Ich verticke meine Trivial Pursuit Entertainment Edition auf eBay: here comes Movieoke! Karaoke for the Movie Buff:
„It’s an inspired idea sure to take the world by storm. Or it’s a sad display of social inadequacy, the cinematic equivalent of playing air guitar or belting out arias in the bath. Movieoke, the latest craze from New York, is the film-lover’s equivalent of karaoke.

All you need is a high-quality DVD system with a large screen and decent speakers, a library of films, a gang of friends and you’re off. Slot the disc into the machine and amaze or appal the assembled company with, say, your re-enactment of Robert De Niro’s “you looking at me?” speech in Taxi Driver.

An exhaustive knowledge of movies and a lack of inhibitions are helpful but not essential.“



Bei Herrn bov werden in den Kommentaren schöne Blog-Ideen geboren.



Der Guardian bietet einen kleinen Service an, über den ich vor einem Jahr böse gelästert hätte, den ich dieses Jahr aber total schnuffig finde: Send your loved one a screen kiss for Valentine's.
(Miese Motivauswahl allerdings.)



Ich weiß nicht, über welche Suchanfrage neuerdings alle auf eine uralte Seite in meinem Archiv aufmerksam werden, aber da man ja nicht oft genug eine Lanze für gute Werbung brechen kann, weise ich nochmal auf das Buch Die Mörderfackel hin und meine schamlos und alle Copyrights verletzende abgetippte Seite daraus.




Dienstag, 10. Februar 2004

Links in der Sidebar gibt es übrigens ab heute die Möglichkeit, Blogs! direkt über meine Seite zu bestellen. Hintergrund: Wer das Buch hier ordert, schaufelt das Geld direkt in meine Tasche und nicht in die von Amazon oder irgendwelchen anderen Buchhändlern. Und wer mich nicht mag, der kann ja bei einem der anderen Beteiligten bestellen (aber: WIR mögen uns – wir teilen. Ätsch).

Zur Erinnerung: Herr Pahl und Herr Alphonso haben @LLes Wird Gut, Andrea Diener, meine Wenigkeit, argh!, dekaf, Elfengleich, EmilyBeat, Freakshow, jetzt.de, den Kutter, Ligne Claire, Luna_Lu, miss.understood, Siebenviertel, Spackonauten und Wo+Man um sich geschart und veröffentlichen unser aller liebsten Weblog-Texte.
Ja, natürlich könnt ihr das auch alles hier (oder eben bei den anderen) umsonst lesen. Aber gedruckt sehen unsere Favoriten bestimmt viel wichtiger aus. So nach Literatur. Oder nach Journalismus. Oder nach Unkonventionalität. Oder was immer unsere Weblogs sein wollen.

Und wenn selbst dieses Killerargument nicht zieht – Weihnachten ist auch schon bald.



Wo wir grad bei Weblogs sind: Neu auf meiner Liste ist londonleben, das mich ziemlich fernwehkrank macht. Als Ergänzung bietet sich London Underground an, das sich mit, wer hätte es gedacht, der Londoner U-Bahn beschäftigt. Dann hätte ich hier noch So much modern time in den Bookmarks rumliegen, ebenfalls aus London, ziemlich filmlastig.

Und auf dooce kann man auch gar nicht oft genug hinweisen, auch wenn es aus Amiland kommt und der momentane Eintrag ein wenig, wie soll ich es sagen, anal ausgefallen ist.



Ich mag es, wenn Britney das Wort Toxic singt. Aber den Rest des Songs könnte sie einfach mal die Klappe halten.
(Wo habe ich dieses Glitzeroutfit schon mal gesehen?)




Montag, 9. Februar 2004

Die Frau Paprotta ist wieder da. Gute Sache, das.



Pico Iyer schreibt in seinem Essay The End of Happy Endings? im NYT Magazine, dass kuschelige Filmenden nur schöne Erwachsenenmärchen seien und dass Washington und seine Politiker sich vielleicht ein Beispiel an Hollywood und seinen neuerdings eher bösen Enden nehmen sollten:
„But whatever the reasons, it's hard not to notice that even as our official makers of fantasy are giving up on happy endings, our politicians are serving up the promise of them as if they were going out of style. Ever since Ronald Reagan came to office, conventional wisdom has had it that politics itself is a species of show business, all lighting and angles and delivering your lines with a hopeful punch. But none of this takes in the fact that show business itself is moving in the opposite direction. Clint Eastwood, onetime mayor, gives us Aeschylus in blue-collar Boston, while Arnold Schwarzenegger, newly elected immigrant governor, offers triumphal solutions in the shade of the Hollywood sign. This leap-year month is the first time in memory when the Academy Awards fall fast on the heels of the early primaries. As we watch the two in quick succession, we may wonder whether it's now Hollywood that is teaching Washington a lesson or two in realism, and in the implausibility of any ending being truly happy for everyone.“




Sonntag, 8. Februar 2004

Damn you, frische Eier im Mousse au Chocolat. Damn you, viel zu viel Käse fürs Raclette. Damn you, Rotwein auf Antirheumatikum ... ähm ... na gut, damn me für dämliche Dumpfbackenaktion. Jedenfalls hab ich die halbe Nacht im Bad verbracht und verbringe deswegen zum Ausgleich den ganzen Tag (ja, Ankes Ausgleiche gehen immer zu ihren Gunsten) im Bett. Aber für einen mitleidsheischenden Eintrag im Blog reicht die Zeit natürlich immer. Ich seh euch morgen in alter Frische. Tut alles, was ich nicht tun würde. Beipackzettel durchlesen, zum Beispiel.
(Und danke an den besten Pfefferminzteekocher der Welt.)




Samstag, 7. Februar 2004

Im Kino gewesen. Hätte ich aber auch lassen können. School of Rock in der Kinoecke. No stagediving, please.



Friday Five:
1. What's the most daring thing you've ever done?
Im Nachhinein ziemlich unspektakulär, aber ich glaube, mir die Zunge piercen zu lassen, hat am meisten Mut gekostet.

2. What one thing would you like to try that your mother/friend/significant other would never approve of?
Wenn ich irgendetwas machen will, ist es mir ziemlich wurscht, was meine Mutter, meine Freunde oder mein Schnuffi davon halten. Das bedeutet, dass niemand der oben Genannten mich ernsthaft davon abhalten könnte, wenn ich mich ganzkörpertätowieren lassen, alleine nach Nepal trampen oder mit Haien tauchen wollen würde. Was ich alles nicht will. Aber mir fällt im Moment, verdammt noch mal, nichts ein, was ich Waghalsiges machen wollen würde. (Auf jeden Fall nicht so ein Quatsch wie Bungee Jumping.)

3. On a scale of 1-10, what's your risk factor?
(1=never take risks, 10=it's a lifestyle)
Ich bin ein Angsthase. Ich geb mir ne 4. Deswegen war Zunge piercen auch schon ne ganz große Sache.

4. What's the best thing that's ever happened to you as a result of being bold/risky?
Jemandem offen zu zeigen, dass man ihn mag und eine positive Resonanz zu bekommen.

5. ... and what's the worst?
Jemandem offen zu zeigen, dass man ihn mag und damit richtig auf die Fresse zu fallen.

Na toll. Jetzt sind die Friday Five-Fragen endlich mal ein bisschen spannender als „Name five things in your trash can“, und dann habe ich ein so langweiliges Leben gehabt, dass ich keine tollen Antworten parat habe. Gnargh.



Apropos langweiliges Leben: Ich war noch nicht mal in Italien. (Aber China, Ägypten und Israel wiegen das ein bisschen wieder auf.)

Make a map of the countries you visited.




Freitag, 6. Februar 2004

Ein Satz, den das neue Herzblatt nur bedingt gerne hört: „Ich find das so schön, dass ich dich kennengelernt habe – jetzt hab ich endlich einen Sport-Telefonjoker für Wer wird Millionär.



Ein Interview aus der Zeit mit Tim Lehmacher, der fast jeden Tag ins Kino geht (ich liebe ihn): Der Kinogänger.
„Q: Hat sich das Kinogehen bei Ihnen mit der Zeit verändert?

A: Ja. Nach zwei Jahren in Paris bin ich nach New York gezogen, und dort ist es mit dem Kinogehen erst richtig losgegangen. Bei Terminabsprachen habe ich gesagt „Einen Moment, bitte“, um ins Kinoprogramm zu schauen. Kino hatte Priorität. Ich bin dann auch viel und gerne alleine gegangen.

Q: Die meisten Menschen finden es ziemlich traurig, alleine ins Kino zu gehen.

A: Das hat für mich nichts mit Einsamkeit zu tun. Über die Auseinandersetzung mit Film und Kunst sind viele Freundschaften entstanden. Es geht nur um den magischen Moment des Im-Kino-Sitzens. In diesem dunklen Raum zu sein und den Film in sich aufzunehmen. Das Problem ist nur, dass man als allein gehender Cineast bald viele andere allein gehende Cineasten kennt, die, sobald das Licht angeht, über den Film und tausend andere Filme reden wollen. So groß die Leidenschaft ist, über Filme zu reden, in diesem kostbaren Moment möchte ich mir noch die Erfahrung erhalten. Dann gucke ich, dass ich schnell aus der Dunkelheit hinausgelange auf die Straße.“

Geht mir ähnlich. Wenn ich aus dem Kino komme, will ich nicht reden. Ich will mich ins Auto setzen, die passende Musik anmachen und losfahren. Wenn mich der Film bewegt hat, fahre ich meist viel zu weit. Noch eine Runde um den Block. Noch mal eben auf die Autobahn. Einfach weiter und denken. Und wenn ich genug gedacht habe, fahre ich nach Hause und versuche eine Kritik zustande zu bringen, die den Film nachempfindet – seine Stimmung, seine Wirkung, sein Nachhallen.
Ganz anders, wenn mir der Film egal war. Dann fahre ich gleich nach Hause und schreibe ihn von mir weg. Keine Zeit verschwenden. Raus und gut.
Aber beides geht eben nur, wenn ich alleine im Kino bin, denn dann ist niemand beleidigt, wenn ich ihm oder ihr sagen: Nee, ich kann jetzt nicht mit dir reden – ich muss jetzt Auto fahren.



Apropos Kritik schreiben: Nein, ich war gestern nicht im Kino. Und letzten Donnerstag auch nicht. Irgendwie haben die beiden Einträge von heute ein ganz kleines bisschen miteinander zu tun.
(Und ich wollte doch nie eine von den Frauen werden, die ihre Kinokritiken wegen eines Kerls vernachlässigen.)




Donnerstag, 5. Februar 2004

Frau Emily schreibt über Pizza, und bei mir bleibt nur ein Wort hängen: „Wurstrekord“. Texterglück. Ich komm' da seit Tagen nicht drüber weg. Einmal so ne Kreation hinkriegen und sich dann zur Ruhe setzen. Wurstrekord. Unkaputtbar.
(Mir ist schlecht.)



Salon hat einen kurzen Artikel über Pro und Contra „Anonyblogging“. Es geht vor allem um die üblichen politischen Nörgelblogs wie Media Whores Online, Atrios oder The Minor Fall, The Major Lift:
„Anonybloggers have given various reasons for the decision to withhold their identity. MWO's proprietor told Salon in a detailed e-mail that MWO writers and producers were concerned that if their identity were known, it could "detrimentally affect their employment," given the site's controversial content. "There is a long tradition of anonymous speech in America," writes MWO, adding, "the right is consistently protected and defended by our courts." MWO went on to claim that mainstream publications would be better off if all their articles were published anonymously. "Editors and publishers would be far more concerned with accuracy and credibility if they understood their entire news organization would be accountable."

But what about the hypocrisy in attacking others while protecting oneself from any sort of retaliation? MWO says its critics "are able to respond directly to our content, and they do. Should any contributor run afoul of any free speech regulations, there would be legal accountability." Atrios, meanwhile, refused to comment at all for this story, saying, "I just don't think it's an interesting topic."“



Mal was Erfreuliches vom Superbowl: eine Auswahl der gesendeten Werbespots.
(via vowe dot net)



Gestern lag die Ablehnung der Autorenschule im Briefkasten. Ich hab zwar damit gerechnet, aber ich war trotzdem pissig. Im Laufe meines langen Lebens habe ich allerdings total erwachsene Strategien entwickelt, um mit Enttäuschungen umzugehen. Die beste: der ausgedehnte Shopping-Trip. Wenn euch also in den nächsten Tagen in der Hamburger Innenstadt eine junge Frau entgegenkommt, die ein neues Shirt, eine neue Basecap und neue Sneakers trägt, mit silbernem Geschmeide behangen ist, nach Jil Sanders Pure duftet und den „Verkanntes Genie überzieht ihre Kreditkarte“-Gesichtsausdruck draufhat – das wäre dann ich.




Mittwoch, 4. Februar 2004

Ja, selbst schuld, Anke, wenn du unbedingt im Januar 2003 über Peter Jackson, die schönsten Werbespots während der Superbowl, einen Textausschnitt aus The Two Towers („Then at last he (Sam) began to weep; and going to Frodo he composed his body, and folded his cold hands upon his breast“) und die Oscar-Nominierungen für Best Picture schreiben willst, dann wundere dich nicht, dass ein Jahr später ne Menge deppige Googler mit der Anfrage "jackson superbowl breast picture“ auf deiner Seite landen.

Nebenbei: So toll war's dann auch nicht. Auf mich hatte es eher den „Wenn's Absicht war, sah's scheiße aus“-Effekt. Aber als kleinen Service für alle Besucher: klickst du hier (den Link hat natürlich der Dahlmann gefunden, das alte Ferkel, und gleich bei Frau Lyssa in den Kommentaren gepostet).



kamera.co.uk hat einen schönen Buchtipp parat: Tales from Development Hell erzählt von Filmen, die nie gemacht wurden. Der Autor David Hughes hat bereits Erfahrung mit dem Sujet; von ihm stammt auch das Werk The Greatest Sci-Fi Movies Never Made.
„In all the stories, there's an exasperation at the machinations of Hollywood, but also a thin layer of hope that their project may actually made (though many of the films mentioned in the book hinge on the fact that Arnold Schwarzenegger is involved with them – and he's going to be rather busy for the next few years.). Indeed, Hughes takes a look at some films that have actually made it to the big screen and charts their problems coming to screen. Did you know that The Beatles were actually interested in bringing The Lord of the Rings to the screen? John Lennon as Gollum anybody? (And, yes, that was seriously considered).“



Herr sakana hat seine Weblogpause beendet. Wenn sich der Herr Hack daran bitte mal ein Beispiel nehmen könnte, ja? Und der Herr ubique auch. Die Stattkatze vermietet ja wenigstens unter.




Dienstag, 3. Februar 2004

Newsweek hat fünf Regisseure an den Runden Tisch gebeten und ein gut gelauntes Gespräch herausbekommen. Clint Eastwood (Mystic River) erzählt, dass er für den Filmschnitt nur eine Woche braucht, Anthony Minghella (Cold Mountain) erinnert sich daran, aus einer eigenen Preview geflohen zu sein, Gary Ross (Seabiscuit) berichtet von der Unwahrscheinlichkeit eines Erfolgs seines Pferdefilms, Sofia Coppola (Lost in Translation) erzählt, wie die Kostümbildner am Set von Daddys Apocalypse Now Kleider für ihre Puppen geschneidert hätten und Peter Jackson (The Lord of the Rings) erklärt, was Sauron eigentlich mit dem Ring will: The Visionaries.
„Q: Was New Line really your very last chance?
Jackson: Yeah, we were terribly worried. We didn't want New Line to know that they were the only studio that was interested. So even though they were the only company that was interested, we canceled a couple of appointments, and we said, "Listen, we can't come because the meeting that we're in is going a bit longer than we thought. Can we reschedule it for tomorrow?" (Laughter)

Q: We won't pester you with a lot of geeky Lord of the Rings questions, but could you just explain one thing? Sauron is the bad guy. He's a disembodied evil eye, and he wants the ring. What's he going to do with a ring? He's an eye!
Eastwood: One of those eyebrow rings, maybe?
Jackson: (Laughs) Well, in the book there is a vague reference made to him slowly gaining some sort of physical form. So eventually he'll probably get a finger to put the ring on. He'll be an eye and a finger.“



Matt Wolf vom Guardian beschwert sich, dass die diesjährigen Oscar-Nominierungen terribly blokish seien. Und so sehr ich Frauen im Film mag und es immer gerne sehe, wenn sie gute Rollen bekommen – müssen Filme schlecht sein, nur weil ne Menge Männer in ihnen mitspielen? And the loser for this year's best picture is...
„Consider the line-up: Lost in Translation, Seabiscuit, Mystic River, The Lord of the Rings: The Return of the King, and Master and Commander: The Far Side of the World. (One might also question the apparent fondness for movies with overly lengthy names demanding subtitles – Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl is another...) Amid this quintet, is it any wonder that the inclusion of Lost in Translation seems semi-miraculous? Singularly among the films judged the best of 2003 by the 5,803 voters who make up the Academy's 15 voting branches, here is a movie written and directed by a woman (Sofia Coppola) that gives women equal time – though not so equal as to allow leading lady Scarlett Johansson a nomination alongside her (wonderful) costar, Bill Murray.“



Bei Ikea gewesen. In einem Anflug von Schnuffigkeit ein Zweierset Bettwäsche gekauft anstatt wie sonst beherrscht und stolz inmitten der ganzen blöden Pärchen, die ihre erste gemeinsame Küche aussuchen, nur zur Single-Version zu greifen.
Danach den ganzen Tag überlegt, ob das jetzt das totale Desaster heraufbeschwört, ob es Zeichen setzt, die gar nicht gesetzt werden sollen, ob es vielleicht Druck ausübt, den man ja um Gottes Willen nicht ausüben will (schließlich haben wir alle Frauenzeitschriften gelesen) und ob ich den zweiten Bezug notfalls als Reserve für Gäste deklarieren kann.
Dann überlegt, dass er es wahrscheinlich nicht mal mitkriegt, dass auf einmal zwei passende Bezüge im Bett sind und was mir das über den Stand unser immerhin einer Woche alten Beziehung sagen soll. Kennt er mich überhaupt, wenn er nicht mal mitkriegt, dass ich gerade jahrelang antrainierte Ikea-Rituale über Bord werfe?
Dann gemerkt, dass ich hier gerade ernsthaft über BETTWÄSCHE nachdenke. Sofort mehrere Folgen Sex and the City geguckt, um den Kopf wieder klar zu kriegen.




Montag, 2. Februar 2004

Link mich, du Sau.



Mel Gibsons The Passion of the Christ ist nicht der erste Film, der eine individuelle Sichtweise auf Geschehnisse der Bibel verspricht. Die New York Times listet mal ein paar Filme auf, die für eine Menge Ärger im Vorfeld gesorgt haben: Enraged Filmgoers: The Wages of Faith?
„Those Catholics and evangelical Protestants who felt alienated from much of American commercial culture and who informed the earlier protests, have not only a powerful and glamorous Hollywood ally in Mr. Gibson but also a growing sense of cultural and political confidence. More and more it seems that religious expression – in the form of best-selling thrillers, pop music, movies and television programs – is entering the mainstream.

Or, perhaps, re-entering it. There is, of course, a strain of ecumenical, therapeutic spirituality in American culture that has been around since at least the mid-19th century and that takes on more or less secular coloration as intellectual fashions change. But we take for granted these days that anything – especially any visual representation – touching on the hard scriptural and historical substance of faith will generate fierce argument. Religion is, like sex and politics, one of those subjects canonically to be avoided at dinner parties or family reunions, lest inflamed passions disrupt civility. Movies that delve into the Bible or that explicitly offer up interpretations of its teachings and stories can always expect, and can easily be accused of provoking, the most divisive and virulent kinds of controversy.“



Wo wir grad so christlich drauf sind: schon spannend, wie manchmal der sonntägliche Predigttext zu meinem eigenen Leben passt. Gestern kam er aus dem 2. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 4, Vers 6–10:

„Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.
Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.“

Oder übersetzt: Jeder hat verborgene Talente und Kräfte, die geweckt werden können – durch einen anderen Menschen, durch eine Begebenheit, durch uns selbst. Wir müssen es uns nur zutrauen.

Hab ich gemacht. Und bis jetzt fühlt sich das alles verdammt richtig an.




Sonntag, 1. Februar 2004

Ebenfalls by request:
Ich habe, ehrlich gesagt, keine Top 10-Liste meiner Filme. Das liegt daran, dass sich die alle fünf Minuten ändert. Es gibt natürlich Filme, die mir persönlich viel bedeuten, die ich für mich als sehr wichtig ansehe, aber ob die dann auch in den Augen der Allgemeinheit als richtig gut gelten, ist wieder eine andere Frage.

One, Two, Three: einer der wenigen Filme, in die mein Papa uns geschleift hat, wann immer er in einem Programmkino gelaufen ist. Ich hab zwar als Kind bzw. Teenager nur die Hälfte der Witze über die deutsche Teilung, die Besatzungsmächte und die Besonderheit Berlins verstanden, aber auch so ist es meiner Meinung nach einer der schnellsten und komischsten Filme, die ich kenne.

When Harry Met Sally: die besten Dialoge, die je zwischen Männern und Frauen geführt wurden. Immer wieder.

East of Eden: der erste Film, den ich mit James Dean gesehen habe. Das führte zur ersten hemmunglosen Verknalltheit in einen Schauspieler und eine handbemalte Jeansjacke, deren Rückenteil James' Name und ein Herz aus Plakafarbe zierte. Das Tragen dieser Jacke führte übrigens zur ersten Außenseiterrolle an meiner beknackten Schule

Edward Scissorhands: Ich mag eigentlich fast alle Tim Burton-Filme, aber in keinem anderen guckt der Hauptdarsteller (in diesem Falle Johnny Depp) so herzzerreißend traurig, verloren und unverstanden. I know that feeling.

Reservoir Dogs: Ich erinnere mich daran, wie ich danach aus dem Kino kam – fassungslos über die Brutalität (ja, damals war ein abgeschnittenes Ohr noch eine aufregende Sache) und gleichzeitig absolut fasziniert von der Erzählweise. Und von Tim Roth. Aber das tut hier nichts zur Sache. Ausnahmsweise.

High Society: Ich sag nur Frank Sinatra, Bing Crosby, Grace Kelly und Satchmo. What a swell party this is.

The Ice Storm: einer meiner liebsten Baseball-Filme. Diese Kategorie hat ihren Namen, weil ich mich nach derartigen Filmen immer fühle, als hätte mir jemand eine Keule über den Kopf gezogen. The Ice Storm hat mich zittern lassen durch seine distanzierte Kälte und mich gleichzeitig berührt durch seine intime Nähe. Und ich habe mir den Namen Tobey Maguire gemerkt.

Schindler's List: Ich habe noch nie ein Kinopublikum so ruhig und fassungslos gesehen wie in diesem Film. Am Anfang hatte ich noch die üblichen Labernasen hinter mir, die sich auf den neuen Spielberg gefreut und Popcorn gegessen haben. Das hatte sich nach zehn Minuten erledigt. Und am Ende sind alle sitzengeblieben und haben den kompletten Abspann geguckt. Und selbst danach wollte man nicht aufstehen. Einfach sitzenbleiben und verarbeiten, was man gerade gesehen hat.

Stand By Me: leise, zärtlich, nie pathetisch. Eine meiner Meinung nach perfekte Momentaufnahme des Erwachsenwerdens. (Und peinlicherweise auch der Film, in dem ich Kiefer zum ersten Mal bewusst gesehen habe. The obsession starts.)

Flatliners: The obsession reaches its peak. Flatliners habe ich dreißigmal im Kino gesehen und danach noch mindestens 25 Mal auf Video und DVD. Und ich gucke ihn immer noch. Weiß der Geier warum.

Back to the Future: Bei dem Film ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie dicht ein Drehbuch gestrickt sein muss, damit man auch beim zwanzigsten Mal Gucken den Atem anhält, wenn Doc an der Rathausuhr rumturnt. So viele kleine, feine ausgelegte Fährten, sowohl im Bild als auch per Dialog, die sich alle perfekt auflösen – ich bin jedesmal wieder begeistert.

The Little Mermaid: Ich bin ein bekennender Disney-Gucker. Und Arielle mag ich wahrscheinlich genau deshalb, weil die total fiese und gemeine Original-Geschichte von Hans Christian Andersen, in der die Meerjungfrau zu Gischt wird, so schön verdisneyt wurde. Alles geht gut aus, die Bösen verlieren, die Guten knutschen, und Anke trocknet eimerweise Tränen.

Se7en: ähnlicher Effekt wie bei Reservoir Dogs. Als ich Se7en zum ersten Mal gesehen habe, habe ich danach im Auto die Türen verriegelt und zuhause zehnmal den Sitz der Kette an der Wohnungstür kontrolliert. Der Film ist einfach hinterhältig, perfide und böse. Bitterböse.

The Fabulous Baker Boys: ich mag Filme, die in ihrer ganzen Melancholie (sowieso meine bevorzugte Filmstimmung) immer noch einen Funken Hoffnung vermitteln. Der Moment, in dem Michelle Pfeiffer Jeff Bridges in der Bar Klavier spielen sieht und plötzlich seinen ganzen Schmerz begreift. Der Moment, in dem Jeff versteht, warum sein Bruder so ist wie er ist und er zum ersten Mal spürt, wie gut Familie tun kann. Und jeder Moment, in dem Michelle Pfeiffer singt und ihre ganze Seele offen da liegt. Wunderbar.