Quantum of Solace


© MGM/Columbia Pictures

Quantum of Solace (Ein Quantum Trost, UK/USA 2008, 106 min)

Darsteller: Daniel Craig, Mathieu Amalric, Judi Dench, Olga Kurylenko, Giancarlo Giannini, Joaquín Cosio, Gemma Arterton, Jeffrey Wright
Musik: David Arnold
Kamera: Roberto Schaefer
Drehbuch: Paul Haggis & Neal Purvis & Robert Wade
Regie: Marc Forster

Trailer

Offizielle Seite

Die Bushaltestelle am Potsdamer Platz ist eine Doppelhaltestelle. Als der 200er auf dem Weg zum Alexanderplatz anhält, steigt niemand ein. Der Bus fährt an, als plötzlich eine Frau mit der flachen Hand mehrmals von außen an den Bus schlägt, zur vorderen Tür rennt, der Fahrer öffnet die Tür – „Na, na, ma nich so stürmisch, junge Frau“ – sie steigt ein und fängt sofort an zu pöbeln. „Sie sind an mir vorbeigefahren.“ Der Busfahrer pampt zurück: „Ick hab doch jehalten.“ – „Ja, als ich hinter Ihnen hergerannt bin. Das ist ne Haltestelle, das wissen Sie schon, oder?“ – „Jetzt ma janz ruhig hier, Sie sind doch im Bus, was wolln Se denn noch?“ – „Ich will, dass Sie nicht so unfreundlich sind. Noch ein Wort und es gibt ne Anzeige.“ Woraufhin sie nach hinten durchgeht. Woraufhin der Busfahrer den Motor abstellt und ihr hinterhergeht. „Ne Anzeige? Ick gloob, ick spinne.“ – „4802, hab ich mir gemerkt, kommen Sie bloß nicht näher, das gibt ne Anzeige.“ – „Dit hab ick ja noch nie erlebt! Wissen Se was, ich ruf jetzt die Polizei, dann können Se gleich Ihre Anzeije loswerden.“ – „Ja, nee, das muss ja jetzt auch nicht sein.“ Die beiden gehen wieder nach vorne, der Fahrer ruft über Funk die Zentrale, die Frau fängt an, ihn im quengeligen Tonfall davon abzuhalten, und ich denke, hättstehättstehättste mal den M48 genommen, der direkt hinter dem 200er kam und jetzt schon lange an uns vorbei ist. „Sie lassen mich jetzt sofort aus dem Bus, das ist sonst Freiheitsberaubung.“ – „Also, ick hab hier ne Dame …“ – „SIE LASSEN MICH JETZT SOFORT AUS DEM BUS!“ – „Ja, watt denn nu, rinn oder raus?“ – Die Tür ging auf, die Dame stieg aus und fluchte draußen weiter. Der Busfahrer ließ den Motor wieder an und nölte seine Zentrale noch bis zur Friedrichstraße voll, bis er sich wieder beruhigt hatte. Ich fuhr bis zur Memhardstraße, stieg in die M2 und kam etwas später als erwartet zu Hause an. Achja, und davor hab ich Quantum of Solace geguckt. Der war aber lange nicht so aufregend wie die Busfahrt.

Das Gute vorweg: Daniel Craig sieht noch besser aus als im letzten Bond. Das Schlechte: Er zieht nur einmal sein Hemd aus. Ab und zu gibt’s wenigstens ein paar Close-ups, in denen seine wasserblauen Äuglein mich immerhin für Sekunden in ihren Bann ziehen durften, aber das war’s leider schon. Der Rest des Films ist nicht zum Schmachten, denn die Böslinge bestehen aus weniger gut aussehenden Kerlen mit deutlich schlechteren Zähnen. Und da ich bei der Story schon nach 20 Minuten abgeschenkt hatte, hatte ich eigentlich nichts mehr, mit dem ich mich geistig beschäftigen konnte.

In Quantum of Solace geht es um die Organisation Quantum, die fremde Regierungen stürzt, um mit den Nachfolgemarionetten Geschäfte zu machen, ein Stück Wüste in Bolivien, eine Umweltorganisation, die keine ist, lauter Feinde, die man eigentlich für Freunde gehalten hat, und nebenbei kann sich Bond nicht so recht entscheiden, ob er noch sauer wegen des letzten Films ist und sich rächen will oder nicht. Ich musste mich arg anstrengen, um mich überhaupt an den letzten Film zu erinnern, denn daraus hatte ich eigentlich nur meine Abneigung gegen Eva Greens Akzent mitgenommen und das für ewig auf meiner Netzhaut eingebrannte Bild, wie Craig in Badehose aus dem Meer steigt. Was sonst noch so passiert war, hatte ich schon total vergessen. Dementsprechend egal war es mir auch, ob Bond sich jetzt rächen will oder nicht.

Story also eher vernachlässigenswert. Craigs nackte Haut: Fehlanzeige. Bleiben meine Lieblinge, die Frauenfiguren. Judi Dench darf von mir aus alles machen, die ist immer toll, aber warum wir sie uns hier beim Abschminken angucken durften, war mir nicht so klar. Außerdem hab ich immer Mum verstanden, wenn die Jungs vom MI6 bestimmt M gesagt haben. Aber das kann daran liegen, dass neben mir zwei 18-Jährige ihre Volljährigkeit ausgiebig begossen haben. Allein von den Bierdünsten hatte ich 0,8 Promille. Die beiden anderen Mädels waren netterweise nicht ganz so klischeeig und nicht ganz so doof; leider ist mir diesmal Olgas Akzent auf den Keks gegangen, aber dafür hat sie nur einmal gekreischt und Bond musste sie auch nicht aus kompletten Deppensituationen retten. Also nur so ein bisschen, aber das hab ich ihr verziehen, denn Craig durfte sie in den Arm nehmen, während die Flammen sich in seinen blauen Augen … *schmacht* … wo war ich? Achja.

Selbst die Actionsequenzen fand ich diesmal nicht so töfte. Ob sie nun auf Motorbooten spielten oder über den Dächern von Siena, man konnte ihnen so gut wie nie richtig folgen. Ich mag Actionszenen, die so choreografiert sind, dass man wirklich sehen kann, was passiert (Bourne Ultimatum, anyone?). In Quantum schienen mir zwischendurch immer die paar Hundertstel Film zu fehlen. Und so waren die blitzschnellen Prügel- und Verfolgungsszenen leider banal, denn sie bestanden nur aus einem Stroboskop an Eindrücken, bei denen zum Schluss irgendwer tot am Boden lag.

Ich hatte ja gar keine großen Ansprüche an den Film. Eins: Lass mich sabbern. Hat nicht funktioniert. Und zwei: langweil mich nicht. Hat auch nicht geklappt. Unglaublich, aber wahr: Quantum of Solace ist der erste Bond, den ich wirklich dröge fand. Der Film hüpft von Schauplatz zu Schauplatz, und es gibt Actionszenen zu Lande, zu Wasser und in der Luft (dass ich das mal schreiben darf!). Blöderweise gibt es auch Actionszenen in der Seebühne zu Bregenz, wo ich ein ungeahntes Flashback zu dem fürchterlichen Riesenauge hatte, das mir jede EM-Übertragung versaut hat, wo ich doch nur Jürgen Klopp beim Fansein zuhören wollte und Kerner immer stumm geschaltet habe.

Außerdem gibt es den fast schon üblichen Verdacht, dass Bond auf eigene Faust Mist baut und ihm deswegen mal wieder alle Privilegien entzogen werden (was den Fortgang der Geschichte natürlich überhaupt nicht stört), es gibt immerhin einen schönen Aston Martin zu bewundern, und das MI6 hat die tolle iPhone-Wand von Minority Report geklaut, aber trotzdem: Der Film bleibt total blutleer. Außer Craig gab es keinen Charakter, der mich auch nur die Bohne interessiert hat. Und selbst bei ihm musste ich mich wirklich zwingen, ihm folgen zu wollen. Generell mag ich es ja, dass er nicht die ganze Zeit grinst, wenn er seinen Job macht, aber so ab und zu hätte ich einen Hauch Emotion doch ganz nett gefunden. Der gute Mann bleibt leider bei allen Aktionen völlig unbewegt. Ob er gerade Fieslinge erledigt oder Olgamaus beschützt – Craig sieht immer so aus, als ob er im Kopf gerade seine Handykosten überschlägt oder sich fragt, ob er nach dem Film den 200er oder den M48 nach Hause nehmen soll. Dit hätte ick ihm jetzt sagen können, wa?