1. Auf welche Art und Weise hast du deine/n Lieblingsautoren/in gefunden oder er/sie dich?

Ich glaube, jeder Lebensabschnitt hat einen Lieblingsautor. In der Schul- und Studienzeit waren es Max Frisch und Franz Kafka, die mir viel bedeutet haben. Wahrscheinlich weil sie am weitesten von mir selbst weg waren und vor allem Kafka mir gezeigt hat, wie wunderbar Fantasie und ein Talent zum Schreiben sein können. Die beiden habe ich ganz einfach im Deutschunterricht gefunden, an den ich immer noch gerne zurückdenke.

Dann war es jahrelang Douglas Coupland, der mit mich Generation X, Shampoo Planet und vor allem Microserfs begeistert hat. Jeder Coupland hat sich so angefühlt, als hätte er das Buch nur für mich geschrieben; da waren so viele Sätze, Worte, Ausdrücke, die mich berührt haben und von denen ich dachte, nur ich könne sie dechiffrieren. In den letzten Jahren habe ich Coupland eher aus Pflichtbewusstsein gelesen: Ah, neues Buch, sofort kaufen, lesen – und ins Regal stellen, längst ohne den Wunsch, sofort nochmal von vorne anfangen zu wollen. Auf Douglas Coupland hat mich die Tempo aufmerksam gemacht.

Momentan habe ich keinen Autor oder keine Autorin, den oder die ich lieber lese als alle anderen. Das könnte an meinem derzeitigen Biografienrausch liegen, der immer noch nicht ausgestanden ist. Derzeit lese ich auch vor allem viele Klassiker nach, die ich mir seit Jahren vorgenommen habe, aber nie Lust darauf hatte, weil in den Bestsellerlisten oder in Bücherblogs so viele andere Empfehlungen nach mir riefen. Ich finde es gerade sehr schön, die ganzen „alten Meister“ zu lesen. Vielleicht weil ich jetzt gerade alt genug bin (und vielleicht endlich genug andere Bücher gelesen habe), um sie wirklich würdigen und einordnen zu können.

2. Welches Buch hat dir das schönste Leseerlebnis geschenkt und welches das unangenehmste?

Das unangenehmste ist einfach: American Psycho von Bret Easton Ellis. Mehrmals angefangen, bei einer Ekelszene weggelegt oder quer durchs Zimmer geworfen, wieder aufgehoben und weitergelesen, bei der nächsten Szene in den Kleiderschrank gesperrt, weil es so beängstigend war, irgendwann durchgelesen – und gleich nochmal von vorne angefangen. Zehn Jahre später habe ich es nochmal gelesen und musste entsetzt feststellen, dass ich längst nicht mehr so abgestoßen war wie früher.

Das schönste Leseerlebnis ist schwieriger. Gone with the Wind war mein erstes 1000-Seiten-Buch, das ich in zwei Tagen, so weit ich mich erinnere, durchgelesen habe. Aufhören ging gar nicht. Fight Club hat mich genauso begeistert, weil es neu war. Inzwischen fühlt sich Palahniuk wie ein Poser an. Kann ich nicht mehr lesen. Look Homeward, Angel von Thomas Wolfe war ein Erlebnis, weil es mich – ich hab kein anderes Wort – so fürchterlich ergriffen hat, genau wie der Mann’sche Zauberberg. Die Bücher, die mir fast körperlich in Erinnerung bleiben, sind die, die mich in eine Welt führen, von der ich vorher nicht wusste, dass es sie gibt.

3. Von welchem Buch glaubst du, dass du es immer wieder lesen könntest, ohne dass es dir langweilig wird?

Tim von Colleen McCullough. Das ist so herzschmerzig, das ich davon nie genug kriege. Und weil ich dieses Buch schon so lange habe und auch immer wieder lese, wenn mir grad nichts anderes einfällt, was ich lesen könnte, ich aber unbedingt was lesen will, weiß ich inzwischen, dass es egal ist, ob ich Single bin oder Pärchenbestandteil. Das Buch bringt mich immer zum Weinen und macht mich immer glücklich.

4. Von welchem Buch meinst Du, dass du es einmal gelesen haben solltest, hast es aber noch nicht geschafft?

Ulysses von James Joyce. Steht im Regal, sogar mit Erläuterungen. Bleibt da auch noch ein bisschen stehen, glaube ich.

5. Welches Buch sollte deiner Meinung nach auf jeden Fall in der Schule gelesen werden? Und welches Buch würdest du jedem Erwachsenen ans Herz legen, unabhängig von seinem Lesegeschmack und seinen Lesegewohnheiten?

Ich oute mich hermit als konservativer Verfechter des klassischen Deutschunterrichts. Ich finde, man sollte schon die ganzen Klassiker mal lesen, die man gemeinhin dem Bildungskanon zurechnet. Also irgendwas von Goethe (z.B. den Faust, aber noch viel lieber den Werther), Schiller (gerne Don Carlos), Gedichte en masse, meine Lieblinge Frisch und Kafka natürlich … ach, ihr wisst doch selbst, was ihr in der Schule gelesen habt. Wenn ich mir nachträglich was wünschen könnte: Ich hätte gerne auch noch Zeit für ein paar Autoren aus dem 20. Jahrhundert gehabt.

Um den zweiten Teil der Frage drücke mich mich schamlos, denn Buchempfehlungen gehen fast immer in die Hose. Ich habe allerdings in den letzten Jahren gemerkt, dass ich Empfehlungen von Bloggern, die ich gerne lesen, fast immer blind vertrauen kann. Insofern: Wer immer mich liest, sollte dringend Montauk nochmal rauskramen. Lohnt sich.

6. Welches Buch müsste jemand in der Straßenbahn lesen, damit du verleitet wärst, die- oder denjenigen anzusprechen?

Ich spreche niemanden an, der oder die in einem Buch versunken ist. Das kann nicht gut enden, wenn man beim Lesen stört.

7. Welches Buch hat dir beim Durchleben einer schwierigen Situation einmal geholfen?

Help Me, I’m Sad.

8. Wie muss ein Buch aussehen, um dir im Bücherregal Freude zu bereiten?

Es muss einfach nur da sein. Auch wenn mich Umzugshelfer dafür hassen.

9. Auf welches Buch in deinem Besitz bist du wirklich stolz?

Auf keins im Besonderen. Eher auf die Menge. Und Stolz ist nicht das richtige Wort. Beruhigung passt besser.

10. Welches Buch würdest du lesen, wenn du wüsstest, dass es deine letzte Lektüre wäre?

Die Bibel.

(via Leipziger Bücherlei. Glaube ich. Liegt schon so lange in meinen Entwürfen rum.)