Wir unterbrechen nicht für die Werbung

Adical geht los. Zunächst mit ca. 20 Blogs, später wahrscheinlich mehr. Johnny hat die wichtigsten Fragen dazu schon im Vorfeld beantwortet.

Sascha hatte mich auch gefragt, ob ich mit ankegroener.de bei adical mitmachen wolle. Wollte ich nicht. Ich hab ihm damals geantwortet, dass ich auf meinem Blog keine Werbung haben will – was stimmt. Auch aus dem Grund, weil ich den ganzen Tag Werbung um mich rum habe (remember my day job? Werber) und ich es deswegen einfach wahnsinnig beruhigend finde, auf meiner Seite nichts blinken zu sehen, keine Produktversprechen ertragen muss und keine Headlines, die auf Zwang auf 20 Zeichen getextet wurden, weil im Banner nicht mehr Platz ist.

Ich stehe Werbung garantiert nicht so kritisch gegenüber wie andere. Aber komischerweise habe ich bei Werbung in privaten Weblogs immer ein unangenehmes Gefühl. Mit der Qype-Leiste bei Felix kann ich leben, weil ich Qype gut finde und weil man bei Felix auch die Orte sieht, die er beschreibt. Es besteht also immer noch ein gewisser Zusammenhang zwischen Werbung und Inhalt des Blogs, und deswegen lasse ich mir das gefallen.

Mit jeder dämlichen Google-Adsense-Leiste wird meine Laune aber schlechter, weil ich diese Art Werbung als völlig unpersönlich und überflüssig empfinde. Ein Weblog ist für mich zuallererst eine persönliche Spielwiese. Ich lese die Blogs am liebsten, bei denen ich das Gefühl habe, jemand hat mich zu sich nach Hause eingeladen und plaudert jetzt ein bisschen mit mir. Beim Kaffee. Ganz ungezwungen. Ich würde mich ziemlich seltsam fühlen, wenn dieser Jemand plötzlich aufspringen würde und mir mit verstellter Stimme ins Ohr brüllen würde, wie geil die neue XBox ist, wie gut Coke Zero schmeckt und dass Krups Kaffeemaschinen die coolsten Teile ever sind. Dann würde sich Jemand wieder hinsetzen und mit mir weiterplaudern. Und ich würde mir denken, näh, Baby, das kannst du wem anders erzählen.

Wenn ich mir die neue XBox gekauft habe und sie geil finde, schreibe ich darüber. Und zwar, weil ich meinen Lesern meinen Spaß vermitteln will, den man mit diesem Ding haben kann. Und nicht, weil Microsoft mir dafür ein müdes Taschengeld gezahlt hat (oder von mir aus auch ein Monatsgehalt). Wenn mir Coke Zero schmeckt, genauso. Wenn ich nur noch Kaffee von Krups gebrüht haben will … ihr wisst schon. Aber dieses alberne Geschäft des Produkte-Testens für Geld finde ich einfach doof. Jedenfalls nach der Opel-Geschichte.

Als die Opel-Story losging, fand ich die Idee erstmal clever: eine neue Form von Werbung, wieso nicht, da zerbreche ich mir jeden Tag den Kopf drüber, wie man Zeug an Leute kriegt und vor allem auf welchen Wegen, die noch nicht so ausgelatscht sind wie PrintFunkFilmBanner. Aber ich habe auf keinem der vier Blogs mehr als einen Artikel gelesen, die sich um das Thema drehten. Weil ich von Felix eben lieber lese, was er auf der Bambi-Verleihung treibt oder wie mies die Klos bei Starbucks sind. Oder was Don zu politischen Themen denkt und was er in seiner Jugend in Bonn gemacht hat. MC und Pia lese ich extrem sporadisch, daher war mir das egal, was die beiden machen. Grundsätzlich gilt für mich persönlich aber: Ich will von Bloggern, die ich mag, kein Zeug lesen, das sie schreiben müssen, weil sie dafür Geld kriegen. Ich will von ihnen Zeug lesen, das sie geschrieben haben, weil sie es schreiben wollten. Denn dann klingt es so, dass ich es lesen will.

Klar ist adical ein anderer Schnack. Vielleicht haben die Macher ja auch ein paar spannende Werbeformen im Ärmel, auf die ich neidisch sein werde, weil sie mir nicht eingefallen sind. Ich gönne ihnen auch, mit der Idee Erfolg zu haben, genau wie ich es jedem gönne, ein paar Euros dazu zu verdienen. Aber ich will da einfach nicht mitspielen. Je mehr Blogs es gibt, desto mehr schätze ich die, die nicht diesen dämlichen Spruch im Munde führen von wegen „bisschen Geld, supi Sache, tut doch nicht weh“. Doch. Mir tut das weh. Denn ich freue mich inzwischen über jeden Blogbetreiber, der mir durch sein werbefreies Blog suggeriert, dass er das alles aus Spaß macht. Denn das sind die Blogs, die ich gerne lese.

PS: kid37 hat das ähnlich in einem Kommentar bei Rebellmarkt ausgedrückt.