Montag, 31. März 2003

Vor 25 Jahren wurde Life of Brian gedreht. Der Guardian erinnert an die Finanzierungsschwierigkeiten, die Rettung durch George Harrison, die Dreharbeiten mit muslimischen Frauen und einem nackten Graham Chapman und auch an die sehr Python-eske Werbekampagne in England zum Film: Welease Bwian.
„The film was backed by an ingenious advertising campaign in which each Python recruited either a relative or friend (Gilliam's mum, Michael Palin's dentist) to present their own radio spot.
By far the best was Cleese's 80-year-old mother, Muriel, reading an appeal to listeners, claiming that she is 102-years old and kept in a retirement home by her son, and that unless enough people see his new film and make him richer, he will throw her on to the streets where she will assuredly perish. The ad won a delighted Muriel an award for best radio entertainment commercial of 1979.“



Die 80-er Jahre sind wieder da – und sie haben Einzug gehalten in Blogland: BlogShares is here. Eine total bescheuerte Idee, aber ich habe gestern einem meiner englischen Lieblingsblogger per Kommentar versprochen, ihn heute zu linken, damit sein shareholder value ein bisschen nach oben geht. Ist hiermit geschehen.



Wider eklige Farbkombinationen in Blogs oder Webseiten allgemein: Abhilfe hier.



Und wo wir gerade bei gutem Design sind: Die Jungs und Mädels von tokyoplastic haben eine allerschönst geflashte Site. Dauert zwar stundenlang, lohnt sich aber. Ton anmachen.






Sonntag, 30. März 2003

Aus der Zeit: Poeten an die Front: Günter Kunert über die Hilflosigkeit pazifistischer Lyrik in den Zeiten des Krieges.
„Gedichte gegen den Krieg – existieren da nicht schon haufenweise Anthologien? Die Ehre, sich als außenstehender Nichtkombattant gegen das Gemetzel zu stellen, ist, wie ich finde, zu leicht errungen. Wer ist schon für den Krieg? Nur laufen die Dinge nicht immer so, wie man es sich wünscht. Sobald nämlich der Krieg nahe rückt, bis vor die eigene Haustür, bleiben von den Helden der Felder nur wenige standhaft. Mit der Gefahr wächst das Feigsein auch. Wir haben es ja in Deutschland vor langer Zeit selber erlebt. Man vergisst zu rasch und zu gerne. Was haben wir eigentlich während der Kuba-Krise, als ein Dritter Weltkrieg drohend bevorstand, von den Poeten gelesen? Wo erschienen die Gedichte gegen die Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba? Mir jedenfalls ist keines unter die Augen gekommen, und ich habe auch keines geschrieben, da ich ja mitten im Pisspott saß und keine Knastgelüste hatte. Ich weiß, es ist simpel, für gestern klug zu sein, doch immer erst im Nachhinein wird einem klar, wozu man fähig ist und wozu nicht. Und es gab im „sozialistischen Lager“ wenig selbstmordbereite Schriftsteller.“



Aus der New York Times: Das nenne ich eine unerwartete Zielgruppe – amerikanische Trucker sind große Fans von Audiobooks. Throttle on Cruise, Turn Up the Story.
„There is a natural symbiosis between long-distance truckers and the audio book business. Just about anyone who has taken a road trip knows the boredom of the long empty stretches. For truckers who have the interstate system memorized, a story well told can make miles go by faster.
Truck drivers have a critical underground that passes judgment mercilessly on recorded books. They swap tapes and book advice at freight terminals and at truck stops, where taped books are often available to rent. Reviews of audio books are a feature of trucking magazines and Web sites. Drivers tend to disdain abridged versions.“



Direkt von meinem Nachttisch: Ich habe gerade Das fliegende Auge, Tom Tykwers aufgezeichnete Gespräche mit Michael Ballhaus, ausgelesen. Es ist leider etwas weniger ausführlich als der Klassiker des Genres (Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? von Francois Truffaut), und daher hat man ständig das Gefühl, nur an der Oberfläche herumzukratzen. Vielleicht liegt es an der Unerfahrenheit Tykwers als Interviewer, denn er gibt sich meiner Meinung nach zu schnell mit einer Antwort zufrieden. Oder vielleicht wollte Herr Ballhaus auch nicht weiter über seine Kunst reden, keine Ahnung. Trotzdem hat das Buch einige spannende Anekdoten über die Arbeit von Balllhaus zu bieten, er verrät eine Menge kleiner Tricks und Hilfsmittel, mit denen er auch auf schwierigen Sets versucht hat, eine interessante Bildkomposition zu erreichen.
Generell fand ich es interessant, mal von einem Kameramann, also quasi dem „Auge“ des Films, etwas über die Gestaltung einer Szene zu hören und nicht nur vom geistigen Vater, dem Regisseur, der einfach erwartet, dass seine Vision umgesetzt wird, egal wie. Gerade die Riege der Regisseure, mit denen Ballhaus zusammengearbeitet hat (vor allem natürlich Martin Scorsese und Rainer Werner Fassbinder), ist schon sehr beeindruckend, und das Buch vermittelt ein ziemlich gutes Gefühl davon, mit wem Ballhaus arbeiten konnte und vor allem, warum.
Und natürlich habe ich den Klatsch über Meryl Streeps Visagisten und das unprofessionelle Gekeife von Richard Dreyfuss und Bill Murray am Set von What about Bob? auch sehr gerne gelesen.


(PS: Die Leseempfehlung von Amazon, Billy Wilder – Eine Nahaufnahme von Hellmuth Karasek, kann ich dagegen uneingeschränkt empfehlen. Und noch mehr die etwas neuere Ausgabe eines Gesprächs mit Wilder: Conversations with Wilder von Cameron Crowe.)




Samstag, 29. März 2003

Friday Five:
1. What was your most memorable moment from the last week?
Klingt total profan, und ich habe den Moment auch schon am Donnerstag im Weblog gepostet: der Augenblick, in dem ich in meinem wunderschönen Auto saß, neben mir auf dem Beifahrersitz die neue Vanity Fair und eine Menge duftender Rosen, ich hatte Urlaub, alles erledigt, was ich erledigen wollte, die Sonne schien in einem klarblauen Hamburger Himmel, im Radio kam gute Musik, und ich habe einen Parkplatz direkt vor der Haustür gekriegt. Eben einer dieser alltäglichen Momente, in denen mal alles passt und so ist, wie es sein soll. Das sind diese kleinen Augenblicke, die ich mir merken will und in denen ich still in mich hineinlächele und mal kurz Danke sage, dass ich so einen Moment erleben durfte.
Nennt mich kitschig. Aber ich heule ja auch im Kino.

2. What one person touched your life this week?
Die Person, zu der ich seit einiger Zeit wieder regelmäßig gehe, um mich selber besser in den Griff zu kriegen. Und sie „berührt“ mich jede Woche.
Und meine Art Direktorin, die mich angerufen und mir gesagt hat, dass ich ihr fehle. Ich gehe mal egoistischerweise davon aus, dass es nicht nur um meine Texte ging.

3. How have you helped someone this week?
Ich habe einer Freundin am Telefon mein Ohr geliehen. Ich kann nur hoffen, dass es geholfen hat.

4. What one thing do you need to get done by this time next week?
Mal wieder zum Friseur gehen, damit ich auf der Party nächsten Samstag halbwegs menschlich aussehe.

5. What one thing will you do over the next seven days to make your world a better place?
Mehr lächeln.



Hehehe ... Salons Charles Taylor spricht mir mal wieder aus der Seele in seinem Artikel Roman's Holiday: Why the Oscar audience was right to boo Michael Moore – and applaud for Roman Polanski.
„A.O. Scott, who was present at the ceremony, wrote in the New York Times that the booing of Moore came even from people who share his politics. Why? I think for the simple reason that no matter what Michael Moore says or does, it's always, very plainly, about Michael Moore. Nothing Moore said struck me as especially wrong. What was offensive was that self-satisfied smirk he always wears, the "Oh, what a bad boy am I" grin of this Georgie Porgie of the left. He used the deaths of Iraqis and Americans to grandstand, to show that he wasn't going to be silenced by the Hollywood establishment, in a way that no one else who spoke against the war that night did. He craved those boos, would have been disappointed if he hadn't gotten them, because then he couldn't point to them to prove he was right and to show how brave he is to speak the truth.“



Meine persönliche Variante von „Oh Gott, ich hab gar nichts anzuziehen!“, obwohl der Kleiderschrank voll ist: Trotz der 30 ungelesenen Bücher nebem dem Bettchen mal wieder einen Amazon-Kaufrausch entwickeln.




Freitag, 28. März 2003

Nein, Anke, du packst jetzt nicht die Fernbedienung in deinen Rucksack und das Handy neben das Bett. Und schön, dass du das mit dem Deo und dem Haarspray auch noch gemerkt hast.



Obwohl mir Adaptation ja nicht so gut gefallen hat, fand ich den Artikel, auf dem das Buch beruht, aus dem schließlich der Film nicht geworden ist, ziemlich interessant: Orchid Fever von Susan Orlean.
„Laroche has the conversational manner of a Mr. Encyclopedia. This is not the result of rigorous and extensive formal education. He went to high school in North Miami, but beyond that he is self-taught. In fact, it is almost impossible to imagine him in a classroom. On occasion, he gets wistful about the life he might have had if he had applied himself conventionally. He believes he could have gone to medical school and become a brain surgeon. He would have become distinguished and rich. Instead, he lives at home with his father and has mostly made a living in uncustomary ways. For instance, he once sold to a gardening journal an article he called Would You Die for Your Plants? This was after he had spilled granular pesticide into a cut on his hand – an incident that left him with permanent heart and liver damage and the persistent feeling that his experience would make a good and salable story. He is now writing a guide to tissue-culturing plants at home, which he plans to advertise in High Times, the marijuana magazine. The ad will ask for a lot of money for the guide but will neglect to mention that any marijuana grown following Laroche's precise methods will never mature enough to have any psychoactive properties. He defends this by saying that it will earn him money, it will teach kids how to grow plants, it will keep them from actually getting high, and it will give them an object lesson in how crime doesn't pay. The spiral of logic entwining altruism and rule-breaking around a possible financial outcome is a Laroche specialty. Just when you think you've figured out that he's a crook, he reveals an ulterior and principled but lucrative reason for his crookedness. He loves doing things the hard way, if it means he gets to do what he wants and leaves you wondering how he got away with it. He is the most moral amoral person I've ever known.“



Der Urlaub ist noch nicht vorbei:
Frequency: Nette Idee, dass ein Sohn per Funkgerät und Aurora Borealis Kontakt zu seinem Vater vor 30 Jahren aufnehmen kann. Nette Darsteller wie Dennis Quaid und Jim Caviezel. Nette Story, dass der Sohn den Vater vor dessen Tod retten kann. Dann wird's allerdings kompliziert, denn mit jeder Veränderung der Vergangenheit ändert sich natürlich auch die Gegenwart. Ich fand's irgendwann zu lang und hab nur noch halb zugehört. Aber immerhin halb.
Flawless (Makellos): Nein, nein, nein. Philip Seymour Hoffman und Robert de Niro sind hervorragende Schauspieler, Joel Schumacher ist ab und zu sogar ein guter Regisseur, aber dieses Script hätte er lieber verbrennen sollen. Die Story vom Schwulen hassenden Cop, der nach einem Schlaganfall Gesangsstunden bei der Oberschwuchtel der Stadt nimmt und plötzlich ein netter Kerl wird, ist echt zu peinlich.
Duets (Traumpaare): Jaaa ... hmmm ... oooch ... drei voneinander unabhängige Storylines über drei Paare, die sich alle erst einzeln zusammenraufen, um schließlich mit den anderen Pärchen in einer Karaoke-Bar zu landen. Hübsche Idee, gute Songs, aber irgendwie hat mir alles zu lange gedauert. Und die Charaktere waren auch eher Schablonen. Da hat auch Huey Lewis nichts mehr gerissen.



Ich habe seit gestern einen weiteren Grund, gerne nach Hause zu kommen. Grund 1: mein iBook. Grund 2: Viggo in riesengroß, ganz für mich alleine. Grund 3: Narsil, das Schwert der Könige. Seit gestern gehört es mir und sieht total dekorativ aus. Zumindest, wenn es an der Wand lehnt. Wenn ich es umherschwinge, sieht es eher bescheuert aus. Beziehungweise, ICH sehe bescheuert aus. Daher gibt es auch nur ein An-der-Wand-Bild. Muss reichen. Happiness is a cold blade.
(Ein dickes Dankeschön an Jens, der mir fachmännische Tipps gegeben hat, damit ich keinen billigen Schrott kaufe. Soll ja auch was hermachen, das Messerchen.)




Donnerstag, 27. März 2003

Ach, Geld (und Urlaub) macht doch glücklich: ein paar Leihvideos, 30 leuchtend orangefarbene Rosen, die neue Vanity Fair mit 13 Hollywood-Schnuckeln auf dem Ausklappcover und ein kurzer Besuch bei Pizza Hut. Life tastes good. Und wer immer sich diesen Claim für Coca-Cola hat einfallen lassen: Danke, Mann.



Gods and Monsters: Sehr ruhiger Film über die letzten Tage im Leben von James Whale, dem Regisseur von Frankenstein mit Boris Karloff. Whale wird absolut wundervoll von Ian McKellen verkörpert, neben dem der meiner Meinung nach auch nicht untalentierte Brendan Fraser leider ziemlich untergeht. Schöne Bilder, gefühlvolle Rückblenden und Traumsequenzen, ein geschickter Mix aus Original-Filmmaterial und neuen Szenen verknüpfen sich sehr stimmig zu einem kleinen Juwel. (Ja, sehr geschwärmt, ich geb's zu, aber nach dem Film war ich irgendwie lyrisch drauf. Daher als Kontrastprogramm:)
Gone in 60 seconds (Nur noch 60 Sekunden): Hatte ich irgendwie im Kino verpasst und wollte ihn auch nicht wirklich gucken. Aber in der Videothek stand er direkt neben Gods and Monsters, und da ich nach Adaptation wieder ein bisschen Vertrauen in Nicolas „overacting“ Cage gefasst hatte, dachte ich mir, ach, nimm ihn mal mit. Hmja. Tolle Idee, Gröner. Cage hat's mal wieder übertrieben, und seit ich The Fast and the Furious gesehen habe, muss sich sowieso jeder andere Autofilm verdammt lang machen. Daher gibt's nur nen Querdaumen, und den auch nur, weil Giovanni Ribisi mitgespielt hat und ich mich nicht richtig gelangweilt habe.
(PS: Angelina Jolie in blond geht gar nicht.)
Music of the heart: Fiesester Hollywood-Gutmenschen-Schmonz nach einer wahren Begebenheit um eine Geigenlehrerin (wer sonst als Meryl Streep), die armen Kindern in Harlem ausgerechnet das Geigespielen beibringt. Ich hab ne Menge geheult (ich bin ein braves Publikum), aber richtig gefallen hat er mir nicht. Trotz Kieran Culkin und dem triefenden Soundtrack, der sogar noch Mr Holland's Opus schlägt. Und der war schon böse.



Mal wieder die Blog-Bookmarks updaten. Meine neuesten Lieblinge wären Astrid Paprotta, das Kellerkind, Helen Jane und Oblivio.



Gehirn auslagern: Meine Kinokritiken erscheinen seit heute auch bei den Jungs und Mädels von phlow.net. Ich hoffe, ich bringe ein bisschen cineastischen Glanz in die bisher sehr musiklastige Hütte. Phlow ist ein schönes Gemeinschaftsprojekt, wie ich finde. Wenn Sie auf dem Weg zu weiteren Sites bitte mal kurz einen Umweg klicken würden, ja? Danke.



PS: Wenn man schon mit dem kleinen Zeh an einer Tür hängenbleibt, dann garantiert mit dem, der noch was fühlt.
Fuck you, Murphy.




Mittwoch, 26. März 2003

Wieso kauft man bei Ikea eigentlich grundsätzlich mehr als man haben wollte? Denn im Prinzip brauche ich nicht noch mehr Zeug, aber hey, Besteck mit Blubberbläschen UND bescheuertem Namen konnte ich einfach nicht widerstehen. Immerhin habe ich nicht auch noch die 100-er Packung Strohhalme gekauft. Soviel Caipirinha kann ich gar nicht trinken.



Michael Moores Auftritt bei den Oscars ist ja irgendwie immer noch Thema. Mir geht der Mann einfach auf den Keks, und Bowling for Columbine fand ich fürchterlich. Das weiß auch jeder, der sich in meiner Kino-Ecke rumtreibt. Daher war es Wasser auf meinen Mühlen, über diesen kurzen Artikel gestolpert zu sein, der endlich mal ein wenig am Heiligenschein der Nervensäge kratzt.



Wie steht es um die Filmbildung an deutschen Schulen, fragt sich die taz anlässlich des Berliner Kongresses „Kino macht Schule“: Die Bildung der Leidenschaften.

„Da ist es fast eine Kampfansage, wenn Knut Nevermann in Vertretung von Staatsministerin Christina Weiss sagt: „Deutschland leidet an einer Filmleseschwäche.“
Wie ist die zu beheben? Der Vorschlag, Film wie Musik oder Kunst als eigenständiges Fach in die Curricula aufzunehmen, hat die wenigsten Freunde: zu unrealistisch. Stattdessen soll Filmerziehung fächerübergreifend stattfinden. Spätestens hier beginnt der Dissens. Soll es reichen, wenn die Schüler lernen, „die Codes bewegter Bilder zu dechiffrieren“, wie es in der Abschlusserklärung heißt? Wenn sie dadurch jene „Medienkompetenz“ gewinnen, die während des Kongresses – gerade im Zeichen der fragwürdigen Fernsehbilder aus Bagdad – so oft beschworen wurde? Film wäre dann ein Mittel zum Zweck. Durch seine Analyse ließe sich trainieren, wie man CNN guckt, ohne sich einlullen zu lassen. Oder soll Film dazu dienen, einen Gegenstand zu veranschaulichen? Das Leben ist schön im Geschichtsunterricht? Black Box BRD im Politikunterricht? Jurassic Park im Biologieunterricht? Auch das hieße, Film auf eine Funktion zu reduzieren.“

Ich kann mich eigentlich kaum an Filme erinnern, die wir in der Schule geguckt haben. Ich weiß, dass wir Death of a Salesman und Romeo and Juliet im Englisch-LK angesehen haben. Das war aber für meine Begriffe schon zuviel des Guten, denn gerade Shakespeare im Original zu sehen anstatt ihn zu lesen, ist ziemlich heftig. Trotzdem vermittelt meiner Meinung nach das gehörte/gesehene Wort einen ganz anderen Reiz als das geschriebene: Es macht die Buchstaben auf dem Papier lebendig. Auch wenn ich damals nicht viel verstanden habe, so war es doch ein Anreiz, mich mehr mit beiden Werken auseinanderzusetzen.
(Und dass ich Mitglied im Filmclub unserer Schule war, muss ich, glaube ich, nicht noch erwähnen. Ach, ich tu's trotzdem :-)



Mir liegen noch ein paar Kommentare zum Eintrag vom 19. März im Magen. Ich weiß, dass viele Menschen glauben, Therapie ist was für Idioten oder Weicheier. Hab ich auch jahrelang gedacht. Und ich habe auch jahrelang gedacht, wie soll mir ein Fremder oder eine Fremde bei ganz eigenen Problemen helfen. Da stecken meine Freunde doch viel eher drin, die mich und meine Situation seit Jahren kennen. Und genau das ist der Trugschluss. Es hilft ungemein, wenn jemand ganz objektiv von draußen auf mich gucken kann. Und es hilft, mit jemandem zu sprechen, der mich eben nicht seit 15 Jahren kennt, sondern der mich genau in der Minute zu fassen kriegt, wo ich zur Tür rein komme und bereit bin, über mich zu reden. Denn wenn ich das nicht wäre, würde ich nicht reinkommen.
Es kostet eine Menge Kraft, zur Therapie zu gehen und sich seinen ganzen Ängsten zu stellen, und letzte Woche war die Kraft mal kurz aufgebraucht. Dann werden einem eben Wunden bewusst, über die man sonst nicht nachdenkt, die aber trotzdem immer da sind und mir mein Leben unnötig schwer machen. Und das ist genau der Grund, warum ich für mich eine Therapie sinnvoll finde: Ich weiß, dass es mir schon mal geholfen hat, und ich hoffe, dass es wieder funktionieren wird.

(Wer noch nicht lange mitliest, der mag vielleicht den Eintrag vom 14. November letzten Jahres lesen, dann muss ich nicht alles nochmal schreiben.)

Mir persönlich hilft die Therapie, und ich kenne genügend Leute, denen es auch so geht. Ich kenne allerdings auch Menschen, die eine Therapie begonnen und wieder abgebrochen haben, weil sie ihnen eben nicht geholfen hat. Jedem das seine. Vielleicht reicht es denjenigen wirklich, mal rauszugehen und sich die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen, um einen Kommentar vom 19. sinngemäß zu zitieren. Mir reicht es nicht, und das weiß ich.

(Und zum Wieder-Rauchen: Ich habe letzte Woche vier Zigaretten geraucht und danach die Packung meiner Kollegin in die Hand gedrückt. Der Gieper ist weg. Auf die nächsten zwei Nichtraucherjahre, bis ich mir den nächsten „Rückfall“ gönne.)





Dienstag, 25. März 2003

So. Bin wieder wach nach der langen, aber kurzweiligen Oscar-Nacht. Schön war's. Oder etwa nicht? Salons Cintra Wilson kotzt sich sehr unterhaltsam aus über (unter anderem) Michael Moores Selbstgefälligkeit und sein Talent, aus Gebäuden rausgeschmissen zu werden, Renee Zellwegers Schlüsselbeine und Talentlosigkeit und die miese Dankesrede von Nicole Kidman: The 75th Oscars: Hollywood dons its war paint.
„There were a lot of security precautions this year, such as the really, really loud and insistent "Get the Fuck Off the Stage" music, and the wondrous disappearing microphone. Third man on the sound-editing totem pole? "I love you, Deborah!" was the best you could hope for, as the trumpets renounced your welcome and the mike sank into Mordor.“



Fast genauso „wichtig“ wie die Oscars: die Razzies für die schlechtesten Leistungen im Filmgeschäft. Hier die unglücklichen Gewinner. Madonna hat's natürlich böse erwischt mit der Gurke Swept Away (die ich aber auf jeden Fall gucken werde, wenn sie auf Video erscheint), und zu meiner großen Freude findet auch Star Wars II: The Boredom Continues keine Gnade bei den strengen Juroren.



Weggeguckt:
La stanza del figlio (Das Zimmer meines Sohnes): Sehr ruhiger, sehr stimmungsvoller und sehr hoffnungsfroher Film über eine Familie, die den Verlust ihres Sohnes betrauert. Gemeines Thema, schön umgesetzt.
Frailty (Dämonisch): Ein Film über einen Vater, der angebliche Dämonen umbringt, nachdem er eine göttliche Vision hatte. Seine zwei kleinen Söhne müssen alles mitansehen; der eine teilt die Visionen des Vaters, der andere möchte ihn vom seiner Meinung nach sinnlosen Morden abhalten. Das ganze ist ein wenig verschachtelt in Rückblenden erzählt, und Bill Paxton und Matthew McConaughey spielen auch tapfer gegen die Klischeecharaktere an, aber so ganz hat's mich nicht überzeugt. Trotz der netten Wendung kurz vor Schluss.
Bend it like Beckham (Kick it like Beckham): Schönes Mädchenfilmchen über eine indische Nachwuchsfußballerin in England, die sich gegen die Traditionen ihrer Familie durchsetzt, um sich ihren Traum einer Karriere als Profifußballballerin zu erfüllen. Klasse Darsteller, pointierte Dialoge – ein Film fürs Herz, der einen an das Gute im Menschen glauben lässt und für das unten stehende Foto von Jonathan Rhys-Meyers sorgt.
Pollock: Überkandidelter, zu intellektueller und damit herzloser Kunstquatsch. Ich hab ne halbe Stunde durchgehalten. Das konnte nicht mal der sonst so subtile Ed Harris retten, der mir hier einfach zu manisch drauf war.








Montag, 24. März 2003

1.25 Uhr. Die Oscars ohne die Red Carpet Show sind nicht das Wahre. Ich will Glamour, ich will das gönnerische Winken der Stars ans Fußvolk, und ich will Schauspielerinnen, die Designer- und Juwelier-Namen runterbeten. Heuchlicherische Absage. Wie sagte Maximilian Schell eben noch im Ersten: Es ist doch immer irgendwo Krieg auf der Welt.

1.45 Uhr. Miriam Pilhau. Du kannst kein Englisch, du kannst kein Deutsch. Aber du siehst ein bisschen aus wie JLo in deinem goldenen Kleidchen. Reicht das schon zur Qualifikation? Ach, ist ja Pro 7. Ich vergaß.

2.00 Uhr. Die ABC-Pre-Show hat angefangen. Endlich Kleider gucken. Julianne Moore in grün, Halle Berry in gold, Renee Zellweger in rot ... war wohl nix mit den gedeckten Farben. Zum Glück.

2.17 Uhr. Iiiihh, Denzel Washington mit Bart und Salma Hayek in fiesem ausgestelltem Rock und vor allem ohne Dekollete. Aber immerhin mit Herzblatt Edward Norton am Händchen.

2.21 Uhr. Time to puke. ABC sendet eine zweiminütige „Hommage“ an das amerikanische Kino, appropriatly titled The Spirit of America. Bilder von aufrechten Amis, heroischen Siegern und großen Emotionen. Schlagwörter: Courage. Home. Nation. Ächz. Ihr habt gerade eine Menge Wohlwollen bei mir verspielt.

2.27 Uhr. Aber kaum erklingt die Oscar-Musik, grinse ich wieder. Same procedure ... ach, schön. Bring it on, Steve Martin.

2.30 Uhr. Pünktlicher Beginn mit einem Rückblick auf 75 Jahre Oscar Moments. Und Steve Martin kriegt die erste Standing Ovation des Abends. „You probably noticed there was no red carpet tonight. Now THIS will send them a message! ... Directors, actors, writers. If we are stuck here without food, that's the eating order ... Everyone was so supportive of me hosting the Oscars again – except for France and Germany ... Mickey Rooney is here. Mickey, I'm sorry we couldn't get you a better seat – but Vin Diesel is here! ... I loved Lord of the Rings. That was a great download ... Remember: there are no losers tonight. But we are about to change all that.“

2.46 Uhr. Cameron Diaz (im wie immer schrecklichen Outfit) verleiht Best Animated Feature Film: Spirited Away. Da geht mein erster Tipp Ice Age ja schon mal gründlich daneben. Schwacher Trost: Auch das Wohnzimmer und Herr Del liegen falsch.

2.48 Uhr. Keanu Reeves verleiht Visual Effects: The Lord of the Rings: The Two Towers. Ha! Fuck you, Star Wars! Fünf befrackte Herren erklettern das Podium, einer darf was sagen, und dann versinkt das Mikro im Boden. Das kannte ich noch gar nicht.

2.54 Uhr. Jennifer Connelly verleiht nach einer kleinen Rückschau auf 75 Jahre beste Nebendarsteller den Best Actor in a Supporting Role an ...YESSSS ... Chris Cooper für Adaptation! Sauber! (Wieso gibt es keine Einspieler mehr?) Und endlich mal ein Kerl, der mit den Tränen kämpft, wenn er sich bei seiner Frau bedankt.

2.58 Uhr. Jennifer Lopez (schick) verleiht Achievement in Art Direction an das Team von Chicago.

3.01 Uhr. John Travolta mit Buzzcut moderiert den ersten nominierten Song an: I move on aus Chicago. Die hochschwangere Catherina Zeta-Jones singt mit Queen Latifah und ner Menge der üblichen Oscar-Hupfdohlen. Sehr schön.

3.12 Uhr. Jennifer Garner und Mickey Mouse (ja, wirklich) verleihen Best Animated Short Film an The Chubbchubbs. Ähm ... ja.

3.15 Uhr. Jennifer Garner macht gleich weiter: Der beste Live Action Short Film geht an This Charming Man. Nochmal ein ähmja. Aber nette dänische Filmemacher stehen da stammelnd auf der Bühne.

3.18 Uhr. Mira Sorvino (die lebt noch?) verleiht Costume Design an das Team von Chicago. Zwischenstand in der bloginternen Oscar-Wette: alle zwei richtige und drei falsche.

3.22 Uhr. Schnuckel Brendan Fraser moderiert den ersten nominierten Film des Abens an: The Lord of the Rings: The Two Towers. Und nach einem 40-sekündigen Clip von Gollum gehen wir zum ... hm ... vierten Mal? in die Werbung. So oft will ich gar nicht aufs Klo.

3.25 Uhr. Paul Simon performt den zweiten nominierten Song. Wie hieß er doch gleich? Aus welchen Film war er? The Wild Thornberry Movie? Whatever. (Calling Homer Simpson: Booooring!)

3.30 Uhr. Nia Vardalos darf Make-up verleihen. And the Oscar goes to Frida.

3.34 Uhr. Sean Connery (der immer noch mit der 007-Musik begrüßt wird) verleiht Best Actress in a Supporting Role an Catherine Zeta-Jones für Chicago. Sehr schöne, emotionale, aber nicht kitschige Rede. Ich brauch mal kurz ein Taschentuch. (Darf ich erwähnen, dass alle drei Wett-Contestants falsch gelegen haben?)

3.42 Uhr. Matthew McConaughey modiert den Clip für Gangs of New York an. Und außer Chris Cooper hat noch niemand ein Statement zu Krieg oder Frieden abgelassen. Na gut.

3.45 Uhr. Kate Hudson berichtet von den Scientific and Technical Awards. Nerds, I salute you.

3.47 Uhr. Renee Zellweger verleiht Best Original Score an Elliot Goldenthal für Frida. Er hält eine flammende Rede für Mexiko, während Ehren-Oscar-Empfänger Peter O'Toole ziemlich gelangweilt aussieht.

3.49 Uhr. Julie Christie hat noch nicht mal „Hallo“ gesagt, da steht das Publikum schon. Sie modieriert einen Clip aus musikalischen Oscar-Einlagen an. Verdammt, den Lord of the Dance hatte ich schon verdrängt; Isaac „Shaft“ Hayes macht das allerdings wieder wett.

3.56 Uhr. Salma Hayek verleiht den Best Foreign Language Film. Mal wieder auf Caroline Link hoffen ... JAAAA! Nirgendwo in Afrika isses geworden. Das hätte ich nicht gedacht! Der zweite Oscar für Deutschland nach 1979 für Schlöndorffs Blechtrommel. Ach, schön.

3.59 Uhr. Julianne Moore verleiht Achievement in Sound an das Team von Chicago.

4.01 Uhr. Julianne darf nochmal: Best Sound Editing geht an The Lord of the Rings: The Two Towers.

4.04 Uhr. Gael García Bernal (einer der Schnuckel aus Y Tu Mamá También) moderiert den nächsten Nominee für Best Song an: Burn it blue aus Frida, gesungen von ... öhm ... kennichnicht und habichnichtverstanden. Irgendwas Brasilianisches. Ich mach mal kurz den Kulturbanausen.

4.14 Uhr. Hillary Swank moderiert The Hours an. Pink ist nicht deine Farbe.

4.15 Uhr. Diane Lane verleiht Best Documentary Feature an Michael Moore und Bowling for Columbine. Und ne Standing Ovation kriegt er auch noch. Jetzt fängt er allerdings an, politische Statements zu machen. Es gibt Buh-Rufe, und Bill Conti lässt das Orchester aufspielen.

4.19 Uhr. Ähm ...irgendwer ... verleiht Best Documentary Short Subject an Twin Towers. Can't imagine what that film is about.

4.22 Uhr. Julia Roberts in schwarz und blond verleiht Best Cinematography an ... hoffentlich Michael Ballhaus ... nein, ein alberner posthumer Award an Conrad L. Hall für Road to Perdition.

4.24 Uhr. Kathy Bates: „Everytime an Oscar is given out, an agent gets his wings.“ Sie moderiert einen Clip über „Wie fühlt es sich an, einen Oscar zu kriegen“ an. Sehr schön.

4.32 Uhr. Colin Farrell moderiert den nächsten Song an: U2 spielen The hands that built America aus Gangs of New York. Und Bono hat nicht mal ein Peace-Zeichen am Revers.

4.36 Uhr. Geena Davis verleiht Best Film Editing an den namenlosen Cutter von Chicago.

4.40 Uhr. Susan Sarandon leitet den Clip der Filmschaffenden ein, die im letzten Jahr gestorben sind. Darunter Dudley Moore, John Frankenheimer, Rod Steiger, Horst Buchholz, Milton Berle, Rosemary Clooney, George Roy Hill, Richard Harris, James Coburn und der große Billy Wilder.
Steve Martin hat dazu zu sagen: „That was so moving. Gosh, I hope I'm up there someday.“

4.48 Uhr. Halle Berry verleiht den Oscar Best Actor in a Leading Role an ... jetzt bin ich wirklich gespannt. Jack? Daniel? Wow. Adrien Brody für The Pianist. Er kriegt ne Standing Ovation und knutscht Halle Berry: „That wasn't in the gift bag.“
Sehr schöne Rede, gute Balance zwischen Komik und Taschentuch. Seine politischen Statements klingen besser als die von Michael Moore. „Wether you believe in God or Allah – let's pray for a swift and peaceful resolution.“ Und auch er kämpft mit den Tränen. Dieses Jahr heulen anscheinend die Kerle. Letztes Jahr hat ja auch Halle Berry stellvertretend für alle Frauen dieser Welt geflennt. Mehr geht nicht.

4.56 Uhr. Passend dazu moderiert Dustin Hoffman den Clip für The Pianist an.

4.58 Uhr. Barbra Streisand verleiht den besten Song an ... unglaublich: Eminem für Lose yourself aus 8 Mile. Schade, dass Herr Mathers nicht selber da ist, um den Oscar abzuholen. Wäre ne schöne Kombi auf der Bühne geworden.

5.02 Uhr. Meryl Streep hält die Laudatio auf Peter O'Toole. Das wird allmählich inflationär mit den Standing Ovations. Obwohl: Hier dürft ihr.
(Höre ich über die schöne Dankesrede etwa schon Vögelgezwitscher?)

5.15 Uhr. Denzel Washington darf die Best Actress in a Leading Role auszeichnen ... und es ist: Nicole Kidman für The Hours. Ach, schade. Ich dachte, nach Brody hätte auch Diane Lane eine Chance. Ja, heul doch, Kidman. Anämische Langeweile.

5.21 Uhr. Academy-Präsident Frank Pierson (oder wie immer er sich schreibt) zeigt, wie der Oscar seit 50 Jahren im Fernsehen angekündigt wird.

5.24 Uhr. Olivia de Havilland wird nochmal mit der Gone with the Wind-Fanfare begrüßt. Und natürlich mit der 1000sten Standing Ovation. Sie hat immer noch dieses bezaubernde Lächeln drauf. Ich bin gerührt. Sie erzählt davon, wie sie vor 53 Jahren den Oscar bekommen hat und begrüßt 59 weitere Gewinner der vergangenen Jahre. Namentlich. Oh Gott, das dauert jetzt. Hatten wir das beim 70sten Geburtstag von Oscar nicht auch schonmal?

5.41 Uhr. Richard Gere sagt den letzten nominierten Film an: Chicago.

5.43 Uhr. Marcia Gay Harden vergibt Best Adapted Screenplay an The Pianist.

5.46 Uhr. Best Original Screenplay wird von Ben Affleck an Pedro Almodovar und Talk to her verliehen.

5.52 Uhr. Harrison Ford verleiht den Oscar für die beste Regie an ... ups ... Roman Polanski. Eine halbherzige Standing Ovation in Abwesenheit des Regisseurs. Wenn The Pianist jetzt auch noch bester Film wird, hat Gangs of New York gar nichts gekriegt.

5.54 Uhr. Michael und Kirk Douglas kündigen den besten Film an: Chicago.

Seltsame Nacht. Wenn ich richtig gezählt habe, sieht die Aufrechnung so aus: Sechsmal Chicago, dreimal The Pianist, zweimal Lord of the Rings: The Two Towers, zweimal Frida und jeweils einmal Adaptation, 8 Mile, Road to Perdition, Talk to her und The Hours. Und von zehn Nominierungen geht kein Oscar an Martin Scorsese und Gangs.

Für die Statstik: Der Verlierer des Oscar-Lottos zwischen Hamburg, Salzburg und Wien ist mit fünf richtig getippten Kategorien (im Gegensatz zu sieben von Inès und mir) der Herr aus Wien. Reservier schon mal ein lauschiges Kaffeehaus fürs Frühstück.

That's it for this year – good night, everybody.




Sonntag, 23. März 2003

So ... tonight's the night. Ich bin allerdings nicht wirklich gespannt, weil ich dieses Jahr filmisch gesehen recht ereignislso fand. Trotzdem wage ich mal ein paar Prognosen – immer mit der Einschränkung im Hinterkopf, dass ich einige der Filme nicht gesehen habe, weil sie a) noch nicht in Deutschland laufen (The Hours, The Quiet American) oder b) nur auf Deutsch laufen, und das tue ich mir in bestimmten Fällen nicht an (Frida, Far from Heaven).
Meine Lieblinge aus den Nominierten für heute nacht wären:

Best Film: Wenn die Academy sich entscheidet, alles über einem Film auszukippen, wird's Chicago. Wenn sie sich von der derzeitigen politischen Stimmung beeinflussen lässt, wird's Gangs of New York. Wenn sie wirklich einen anständigen Film auszeichnen will, wird's The Pianist. The Hours haben trotz Golden Globe meiner Meinung nach nur eine Außenseiterchance, Lord of the Rings: The Two Towers hat gar keine. Ich tippe auf Chicago.

Best Direction: Wieder die Frage nach dem Auskippen und dem „Jetzt muss er aber mal gewinnen“: Ich denke, es entscheidet sich zwischen Rob Marshall und Martin Scorsese, und ich tippe mal mutig auf Scorsese.

Best Actor in a Leading Role: Da hab ich sofort „Nicht schon wieder Jack Nicholson“ im Kopf. Ich persönlich fand Nicholas Cage in Adaptation ziemlich gut, weil er es geschafft hat, auch ohne Make-up-Sperenzchen immer klar zu machen, wer von den beiden Zwillingsbrüdern gerade vor einem steht. Ich würd's ihm gönnen. Aber Nicholson wird ihn kriegen. Oder doch Daniel Day-Lewis ... fiese Kategorie ... okay, Day-Lewis. Basta.

Best Actress in a Leading Role: Ich drücke Diane Lane die Daumen, weil ich sie wirklich atemberaubend fand in Unfaithful, gebe ihr aber nicht wirklich eine Chance. Ich denke, es entscheidet sich zwischen Renee Zellweger und Nicole Kidman, und mein Tipp ist die olle Zellweger. (Ich fand sie zwar in Chicago nicht wirklich toll, aber sie hat immerhin schon den SAG-Award dafür abgeräumt. Muss wohl doch was dran gewesen sein an ihrer Darstellung. Da war ich bestimmt gerade auf dem Klo.)

Best Actor in a Supporting Role: John C. Reilly hat Außenseiterchancen, weil er in dreien der für den Besten Film nominierten Filme mitgespielt hat. Nominiert ist er für Chicago, wo er mir auch das Herz gebrochen hat. Trotzdem hoffe ich, dass endlich Chris Cooper die Würdigung erfährt, die er seit Ewigkeiten verdient, und tippe daher auch auf ihn. Christopher Walken fand ich in Catch me if you can auch großartig, weil er endlich mal wieder gezeigt hat, was er kann. Aber er dreht leider inwzischen auch ne Menge Müll, und das mag die Academy, glaube ich, nicht.

Best Actress in a Supporting Role: Den wird hoffentlich Julianne Moore abräumen, weil sie den Oscar für die beste Hauptdarstellerin nicht kriegen wird. Aber ich gebe auch Catherina Zeta-Jones eine ziemlich dicke Chance (Stichwort: auskippen).

Best Foreign Language Film: Ich hoffe immer noch auf Caroline Links Nirgendwo in Afrika, weil der von der Thematik und der epischen Bilder einfach Oscarmaterial ist. Aber ich tippe mal ganz verwegen auf Der Mann ohne Vergangenheit von Kaurismäki, auch wenn der demonstrativ nicht bei der Verleihung auflaufen wird.

Best Adapted Screenplay: Adaptation. Einfach, weil's anders ist als die anderen Nominierten.

Best Original Screenplay: Schöne Nominierungen, wie ich finde: Far From Heaven – eher leise; Gangs of New York – eher laut; My Big Fat Greek Wedding – eine Anerkennung, aber mehr gibt's nicht; Talk to Her – den lieben in Amerika anscheinend alle; ich geb ihm ne Außenseiterchance, weil er nicht für den besten ausländischen Film nominiert ist; und zum Schluss Y Tu Mamá También, den ich absolut unterhaltsam fand, aber nicht wirklich oscarwürdig. Ich tippe auf Gangs of New York. Wenn er schon nicht den besten Film kriegt.

Der Rest der Kategorien ist jetzt wildes Rumgerate, weil ich keine Ahnung habe, wonach man zum Beispiel Sound bewerten soll. Um die Kurzfilme und Dokumentationen drücke ich mich sowieso, wobei Bowling for Columbine ein ziemlich sicherer Kandidat ist, denke ich.

Animated Feature Film: Ice Age

Art Direction: The Lord of the Rings: The Two Towers

Cinematography: Chicago (wobei ich natürlich trotzdem Michael Ballhaus für Gangs die Daumen drücke. Auch wenn er schon Besseres gemacht hat. Hey, nicht nur die Amis dürfen Lokalpatriotismus zeigen.)

Costume Design: Frida

Film Editing: Chicago

Make-up: Frida

Music (Score): The Hours

Music (Song): Gangs of New York

Sound: Chicago

Sound Editing: The Lord of the Rings: The Two Towers. Obwohl es in Minority Report auch schön geknarzt hat.

Visual Effects: The Lord of the Rings: The Two Towers. (Star Wars – haha. STAR WARS! Pffft.)

Dann zählen wir mal zusammen: Fünfmal Chicago, viermal Gangs, dreimal The Lord of the Rings, zweimal The Hours, zweimal Adaptation, zweimal Frida. Schaunmermal.

(Und jetzt dürft ihr tippen, wieviele von meinen 20 Tipps falsch sind. Ich erwarte außerdem die Vorhersagen von Herrn Del. Es geht hier immerhin um die Ehre. Und ein Frühstück.)




Samstag, 22. März 2003

Friday Five:
1. If you had the chance to meet someone you've never met, from the past or present, who would it be?
Ich würde gerne mal meinen Großvater kennenlernen, der 1942 bei Leningrad gefallen ist.

2. If you had to live in a different century, past or future, which would it be?
Auf jeden Fall in der Zukunft. Eigentlich möchte ich mindestens 500 Jahre alt werden, weil ich wissen will, ob wir irgendwann auf anderen Planeten leben werden. Oder ob wir es irgendwann mal gebacken kriegen, mit diesem hier vernünftig umzugehen und uns nicht ständig die Schädel plattklopfen zu müssen. Warum auch immer. (Und das hat gar nichts mit der aktuellen politischen Weltlage zu tun. Ich hab keine Lust, über das Thema Irakkrieg zu reden. Das machen andere schon ganz gut.)

3. If you had to move anywhere else on Earth, where would it be?
Amerika. Immer noch. Sorry. Und zwar wegen der Originalversionen im Kino und TV und der unbegrenzten Verfügbarkeit von Ben & Jerry's.

4. If you had to be a fictional character, who would it be?
Hm. Erste Idee, die im Kopf war: Mary Horton aus Colleen McColloughs Tim, weil sich eine unglaubliche Sahneschnitte von Kerl in sie verliebt und immerimmerimmer mit ihr glücklich sein wird.
Zweite Idee: Mir fällt gerade kein Charakter ein, aber ich würde gerne jemand sein, der genau weiß, wo er hingehört, keinen Zweifel hat, wo es lang geht und kein Problem damit hat, sich auf seinen Weg zu machen. Gibt's da wen? Pippi Langstrumpf vielleicht?

5. If you had to live with having someone else's face as your own for the rest of your life, whose would it be?
Das ist einfach: Linda Evangelista. Schönste Frau der Welt. Kann ich ihren Körper auch noch dazu haben, bitte?

Nochmal zur ersten Frage. Ehe jetzt irgendwelche Kommentare zu meinen diversen Celebrity Crushes auflaufen: Ich wollte noch nie einen Star wirklich kennenlernen. Erst recht nicht die, die ich wirklich vergöttere, wie zum Beispiel Kiefer Sutherland, in den ich seit 1987 verknallt bin. Vielleicht (wahrscheinlich) stellt sich beim Kennenlernen heraus, dass er ein total langweiliger Idiot ist. Und was mach ich dann? Dann habe ich 15 Jahre Fantasie an einen Trottel verschwendet. Solange ich nicht wirklich weiß, wie die Jungs drauf sind, kann ich sie gemütlich auf ihre Sockel stellen und fest daran glauben, dass sie großartig sind, leidenschaftlich, ehrlich, intelligent und all die anderen Attribute, die mir wichtig sind.

Und das der folgende Sponsoren-Link bei Google auftaucht, wenn ich „Kiefer Sutherland“ als Suchbegriff eingehe, finde ich persönlich ... total vorhersehbar. Damnit.






Freitag, 21. März 2003

Nuns, whores and femmes fatalesSalon's very own Stephanie Zacharek regt sich darüber auf, dass schnarchige und blutarme, aber ach so tiefsinnige Rollen als besser angesehen werden als zum Beispiel Sharon Stones intelligente Catherine Tramell in Basic Instinct oder Michelle Pfeiffers aufregende und schlaue Catwoman in Batman Returns:
„At Oscar time, everyone who cares about movies takes stock of the roles and performances that made an impression in the past year. And every year, it's always the most noticeable performances – particularly the ones that receive Academy Award nominations – that people use to gauge how well women have been represented in movies.
But what, exactly, constitutes a "good" role for an actress in 2003? Is it possible that the roles actresses themselves consider good aren't always the ones that translate best to the screen? And maybe the most important question: Are moviegoers these days more open to the subtleties of a good performance, regardless of the most obvious characteristics of the role, or less?
The complaint that there are few good roles for actresses is perennial. But even more pernicious is the fact that year after year, people – and that means critics and the entertainment media, as well as civilian moviegoers – miss the great roles for women that are practically right under their noses. Worse yet, they forget that what an actress does with a role is far more important than the role itself. Why is playing a depressive writer or an anti-death-penalty nun automatically considered superior to (or more difficult than) playing a kook (like Katharine Hepburn in Bringing Up Baby), a prostitute (like Jane Fonda in Klute), or a femme fatale (like Barbara Stanwyck in Double Indemnity)?“

Sehr schöner Kontrast: Molly Haskell vom Guardian sieht das genau anders. Sie feiert das Jahr der Frau und bezieht sich ironischerweise auf genau dieselben Filme wie Zacharek. Adult movies:
„Not just the sheer number of good women's roles, but their breadth and range in terms of age and ethnicity, made this a watershed year. A genuine one, not the phoney annus mirabilis of a decade ago when a defensive Hollywood gave itself undeserved brownie points by declaring 1992 "The Year of the Woman" – an especially hollow gesture in a mediocre year in which the best woman's role went to a man: Jaye Davidson in The Crying Game.
Anyone doubting that the current situation marks a sea change should cast an eye back to the dismal state of affairs in the 1960s and the even more women-deprived 1970s. Sure, there were plenty of remarkable films by emerging American auteurs like Scorsese, Coppola, Milius, and Schrader, but freed from the constraints of the studio system, they were also free to make personal, autobiographical films that pretty much ignored women, downgrading them to helpmeets or temptresses of macho or demonic males.
In the late 1970s, even critics complained about the shortage of actresses in major roles. One critics' group to which I belonged proposed withholding a best actress award in protest, to which I in turn protested that such a move would punish actresses, not Hollywood. There were so few memorable performances at Oscar time, that supporting actresses like Patricia Neal in Hud (1963) and Louise Fletcher in One Flew Over the Cuckoo's Nest (1975), had to be bumped up to leads in order to fill the five slots. Or foreign-language performers jumped into the breach: Isabelle Adjani was nominated for Adele H in 1975; Marie-Christine Barrault for Cousin, Cousine in 1976; and in 1971 four of the five nominees were Brits.“

Achtet bei beiden Artikeln doch mal auf die Meinung der beiden Autorinnen zu Kathy Bates' Nacktszene in About Schmidt. Ich muss gestehen, ich kann beiden ein wenig zustimmen, wie ich überhaupt in beiden Artikeln viel Wahrheit, aber auch viel persönlichen Geschmack gefunden habe (logisch bei einem so subjektiven Thema wie Film). Ich denke schon, dass es heute bessere Rollen für Frauen gibt, dass auch Frauen über 40 noch gute Charaktere spielen dürfen – aber ich habe immer Sally Field im Ohr, die meinte, dass sie 1988 in Punchline Tom Hanks' Geliebte spielen durfte und gerade mal sechs Jahre später in Forrest Gump seine Mutter.



Der Oscar, der am Sonntag vergeben wird, hat laut Georg Seeßlen in der Zeit schon längst seine Unschuld verloren – Goldener Schurke:
„Seit bei der dritten Verleihung der Vizepräsident seinen Auftritt bei der Zeremonie erhielt, wurden die Verknüpfungen von Politik und Academy stetig ausgebaut. Apocalypse Now war nicht preiswürdig, wohl aber Die Rückkehr der Jedi-Ritter. Der Oscar war die kulturelle Waffe einer ökonomischen Institution, die sich jederzeit politisch instrumentalisieren ließ und spätestens in der Zeit der schwarzen Listen McCarthys den Rest von Unschuld verloren hatte.
Wiedergefunden hat Oscar seine Unschuld nie. Er ist nach wie vor eine Institution von Imagebildung, Manipulation und Kontrolle. Die Instrumente dazu werden nur immer feiner (und nebenbei scheint die moralische Empfindlichkeit des Publikums im Multiplex-Zeitalter erheblich gedämpft). Wenn es gar nicht mehr anders geht, inszeniert man in der Oscar-Verleihung auch, nun ja, Fortschrittliches. Durch eine 20 Jahre verspätete Verleihung an ein Opfer der Kommunistenjagd in Hollywood, Dalton Trumbo, zum Beispiel. Oder beim Schleifentragen für die Aids-Opfer. Im letzten Jahr schließlich als demonstrative Wiedergutmachung gegenüber den afroamerikanischen Schauspielern.“



To do-Liste für Sonntag Nacht: Videokassette besorgen. Chips und Schokolade kaufen. Getränkebestände checken. Allen Leuten Bescheid sagen, dass sie es nicht wagen sollen, mich Montag vor 14 Uhr anzurufen. In diesem Zusammenhang: endlich den AB reparieren lassen, damit er anspringt. Vorsichtshalber nochmal den Urlaubsantrag überprüfen. Mich seelisch damit abfinden, dass in diesem Jahr heuchlerischerweise das Schaulaufen der Akteure auf dem roten Teppich ausfällt (wegen dieses komischen Krieges da, you know). Alle Freunde beruhigen, dass ich es verwunden habe, dass Viggo nicht nominiert ist ... und eigentlich auch niemand sonst, den ich ganz großartig finde, zumindest bei den Kerlen. Wenn ich es schaffe, Samstag noch Der Pianist gucken (immer noch nicht gesehen, böse, böse). Die innere Uhr langsam darauf vorbereiten, die ganze Nacht zu Montag wachzubleiben. Klatschzeitschriften besorgen für die langweiligen Kategorien. Auf geht's.




Donnerstag, 20. März 2003

Bin heute maulfaul. Aber zu Adaptation hab ich in der Kino-Ecke noch was zu sagen.
Und außerdem: hier der Trailer zu Equilibrium, hier zu Spider, hier zu Identity, hier zu Anger Management ... ach, und Matrix: Reloaded kann man sich ja auch immer wieder angucken.





Mittwoch, 19. März 2003

„A heart that's full up like a landfill,
A job that slowly kills you,
Bruises that won't heal

You look so tired 'n happy,
Bring down the government,
They don't, they don't speak for us

I'll take a quiet life, a handshake
Some carbon monoxide
No alarms and no surprises, no alarms and no surprises
No alarms and no surprises

Silent
Silent

This is my final fit, my final bellyache with
No alarms and no surprises, no alarms and no surprises
No alarms and no surprises, please

Such a pretty house, such a pretty garden
No alarms and no surprises, no alarms and no surprises
No alarms and no surprises, please“


Da wären wir also wieder. Radiohead im CD-Player, eine Zigarette, ein Glas Wein, auf dem Fußboden liegen und warten. Warten darauf, dass sich irgendetwas zum Besseren ändert. Dem Spiegel ausweichen. Die Worte ignorieren. Die Tür zumachen.

Therapie ist gut, ja sicher, aber Therapie ist gleichzeitig in Räume zu gehen, in die man gar nicht gehen will. Fuck facing your fears. Fuck darum zu beten, dass dich jemand hält und beschützt und dir die Haare aus dem Nacken streicht. Fuck darauf zu hoffen, dass der Fuß sich wieder bewegt, die Haut wieder spürt, die Nerven wieder reagieren. Fuck an seinen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen zu arbeiten und jeden Tag, jeden Morgen, jede Stunde zu gucken, ob sich wundersamerweise auf einmal alles das geändert hat, was eben noch wehtat. Fuck Selbstdisziplin. Fuck Ehrgeiz. Fuck Gesellschaftskompatibilität. Fuck all that.

Ich war Sonntag morgen in der Kirche. Aus purer Verzweiflung darüber, dass ich nicht wusste, wo ich sonst mit mir hätte hingehen sollen. Der Pastor begrüßte die Anwesenden und meinte, dass es egal sei, warum man hier sei: um den schönen Morgen mit Gott zu genießen, um sich zu freuen, um zu trauern, weil man liebt, weil man traurig ist, weil man Menschen begegnen will, weil man alleine ist. Und schon war ich am Heulen. Therapie bedeutet in meinem Fall noch näher am Wasser zu sein, in dem ich ja quasi sowieso schon wohne. Ich öffne mich in den Sitzungen soweit, dass kaum noch Barrieren da sind. Auf einmal kommt alles hoch, was sonst tief in mir schwelt und lauert. Und dann reicht ein Wort, und irgendetwas löst sich in mir und fließt los. ich weiß in solchen Momenten nicht einmal, ob es gut oder schlecht ist. Ich merke nur, dass ich mich ausgeliefert fühle – mir, meinen Gedanken, meinen Gefühlen und allem, was diese Gefühle in mir auslöst. Die unbegrenzte Emotion.

If this is not helping me it's going to kill me.




Dienstag, 18. März 2003

Cry me a river
Weep me an ocean
Burn all the bridges
Let me drown in the tide







Zwei Jahre Nichtraucher sein reicht dann auch. Whatever.




Montag, 17. März 2003

Dankedankedanke für die vielen Mails und Kommentare gestern. Ich habe mich sehr gefreut. Doofe Floskel, kommt aber von Herzen :-)
(Apropos Kommentare: Haloscan hat mal wieder ein paar verschluckt, unter anderem die schönen LP-Titel von letzter Woche. Sorry. ICH hab sie nicht gelöscht. Aber dafür die lästige Bild-diskussion von gestern. Die habe ich mal durch Umbenennung meines Geburtstagsbildchens beendet. Es sei mir gegönnt.)



Aufgeräumt und weggeschmissen: Rechnungen von Autos, die schon längst im Jenseits sind. Garantiescheine von Videorecordern, die ich nicht mehr besitze. Einweisungen in Arbeitsstätten, die nicht mehr existieren. Anmeldebestätigungen von Städten, ich denen ich nicht mehr wohne. Auszüge von Konten, die es nicht mehr gibt.

Aber – aufgeräumt und melancholisch-lächelnd wiederentdeckt: meinen Filmvorführerschein, der mir bestätigt, dass ich alle auf dem Markt befindlichen 16-mm-Projektoren bedienen kann. Also alle, die 1986 auf dem Markt waren, meine ich.



For the record (und Emily und Groyne): Ich bin dunkelblond.



In meiner Geburtstagspost befand sich eine E-Mail, die mich für meinen „behutsamen, fast zärtlichen Umgang“ mit der Sprache lobte. Ich habe selten ein so schönes Kompliment bekommen – und mich dann gefragt: Was ist Sprache überhaupt? Language is ...
... culture
... the expression of thought
... a universal property of human beings
... a philosophy that believes
... the armory of the human mind
... the dress of thought
... a human instinct
... love
... a battlefield
... a gift
... a virus
... my best friend
... a powerful tool
oder
... a dialect with an army

Manchmal ist Onkel Google ein wahrer Poet.



Und wer mal wieder einen Verriss lesen möchte, kann das in der Kino-Ecke zum Thema The Life of David Gale tun.




Sonntag, 16. März 2003



Make a wish. Don't forget that last candle. There you go. 34.




Samstag, 15. März 2003

Friday Five:
1. Do you like talking on the phone? Why or why not?
Natürlich telefoniere ich gerne. Ich bin ein Mädchen. Wie warum?

2. Who is the last person you talked to on the phone?
Mein bester Freund, dem ich viel Spaß in Berlin auf der ADC-Verleihung gewünscht habe, obwohl er dieses Jahr nix gekriegt hat, soweit ich weiß. (Im Gegensatz zu anderen Leuten, harharhar :-)

3. About how many telephones do you have at home?
Zwei. Festnetz und Handy. (Kann sich bitte mal irgendwer ein neues Wort für Handy überlegen? Nein, nicht ich. Ich denke mir schon den ganzen Tag andere Worte für sportlich, dynamisch und kraftvoll aus. Das muss reichen. Autokataloge texten rules.)

4. Have you encountered anyone who has really bad phone manners? What happened?
Ich kenne niemand bestimmten, der sich am Telefon schlecht benimmt. Ich bin allerdings immer etwas verwirrt, wenn Leute sich nur mit „Ja, was?“ am Telefon melden. Da bin ich ja konservativ: Ich möchte schon den Namen meines Gesprächspartners hören. Oder wenigstens ein freundliches „Hallo?“
Genauso verwirrend finde ich abrupt beendete Telefonate, in der Art „Jabisdanntschüss.“ So in einem Wort. Von meinen Freundinnen verabschiede ich mich mindestens dreimal, bevor einer von uns auflegt: „Alles klar ... schön, dass du angerufen hast ... okay, bis dann ... mach's gut ... tschüüüüs.“

5. Would you rather pick up the phone and call someone or write them an e-mail or a letter? Why or why not?
Kommt auf den Anlass an. Normalerweise finde ich Telefonieren netter und schneller. Und man glaubt es kaum, aber manche meiner Freunde gucken nicht alle zehn Minuten nach, ob sie eine E-Mail haben. Ja, manche haben nicht mal Internet zu Hause (mir völlig unverständlich).
Wenn es allerdings darum geht, mich vor irgendwas zu drücken oder eine last minute-Absage hinzuwürgen, dann schicke ich am liebsten eine feige SMS anstatt anzurufen. Ich Schwein.



Das Gefühl, wenn man im Supermarkt an der Kasse steht und sich beim Portemonnaie-Öffnen denkt: Hey, Moment, ich hatte doch heute morgen noch nen 50-Euro-Schein? und einem dann einfällt: Ach ja, ich war ja tanken. Ganz große Klasse.



In Bezug auf meinen gestrigen Eintrag, in dem ich hoffte, dass das Geburtstagsgeschenk meiner charmanten Kollegen gut ausfallen möge, kann ich Entwarnung geben. Es ist nämlich wunderschön. Perfekt für die kleine, nerdige Anke: Meine allerliebste Art Direktorin hat ein Viggo-Bild auf 1 x 1,50 Meter hochplotten lassen und aufgezogen. Genauer gesagt, dieses Bild:



Das hängt jetzt bei mir neben dem Bettchen. Wo sonst :-) Und nächste Woche kommt mein Schwert. Gutes Jahr, dieses Jahr.



Gerade wieder über ein Blog gestolpert, dessen erster Eintrag sinngemäß so ging: Hi, das ist jetzt also mein neues Weblog, und ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll.
Äh ... ja. Erzähl mir doch was von deinen Goldfischen und was du heute zu Mittag hattest – das kommt eigentlich immer gut an.
Meine Fresse.




Freitag, 14. März 2003

Praktisch, wenn man einen Bierkunden in der Agentur und damit immer Stoff im Hause hat. Dann kann man um 18 Uhr, wenn sich der Feierabend aus Deppengründen gerade um ein paar Stunden nach hinten verschoben hat, gleich kistenweise Seelentröster in sich reinkippen. Und so nah an einer Zigarette war ich seit zwei Jahren nicht mehr. Das einzige Argument, was mich davon abgehalten hat, bei meinen Kollegen zu schnorren, war der Hinweis, dass ich beim Wieder-Rauchen mein Geburtstagsgeschenk nicht kriege. Blöde Spacken. This is better be good. (Ach, sie meinen's ja nur gut.)



Völlig irrwitzige Geschichte von Salon: Wie der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il in den 70-er Jahren den in Südkorea sehr bekannten Regisseur Shin Sang-Ok und dessen Frau, eine Schauspielerin, entführte, damit dieser ihm erbauliche kommunistische Filme drehte. Und ein mieses Godzilla-Plagiat.
The dictator who snagged me:
„Sometimes resigned to his stay, Shin took comfort in his increasing material well-being, and in making movies again. When it came to choosing subject matter, he told the Seoul Times in 2001 that there were "fewer restrictions than is commonly believed." He said he even introduced the first kiss to the military-centric North Korean cinema.
All ideas, however, were approved by Kim Jong Il as arms of his ideology, and were developed in story conferences with him. The dictator wanted to make crossover movies that would simultaneously project a fearsome image to the world while somehow improving how North Korea was perceived. He wouldn't listen when Shin told him that shrill, anti-Japanese movies would not find widespread appeal.“

Kim Jong Il hat sogar ein Buch darüber geschrieben, wie seiner Meinung nach Filme sein sollten: On the Art of Cinema ist bei den Jungs von Amazon.com erhältlich. Ich überlege mir noch stark, ob ich es auf meine Wishlist packen sollte.



Ach, auf den Herrn Del und sein filmlastiges Blog wollte ich ja auch schon länger mal verlinken. Nach diesem Eintrag will ich allerdings jetzt die ganze Diplomarbeit lesen. Her damit. Zackich.



Sooo ... und in wenigen Stunden ist Wochenende und die ganze Werberblage aus Hamburg in Berlin, denn da werden diesen Samstag die ADC-Nägel verteilt. Was für mich heißt: Ich hab im Kino meine Ruhe, weil keiner da ist.




Donnerstag, 13. März 2003

Ich löse mal wieder eine meiner überflüssigen Unterseiten auf. Hier also die meiner Meinung nach schönsten LP-Titel, die mir in den letzten Jahren über den Weg gelaufen sind. Ergänzungen sind willkommen.

Wir kommen, um uns zu beschweren
Tocotronic

Whatever and ever Amen
Ben Folds Five

This is my truth tell me yours
Manic Street Preachers

Death by chocolate
De-Phazz

All the pain money can buy
Fastball

Journey to Jah
Gentleman

Everybody else is doing it so why can't we?
The Cranberries

3 feet high and rising
De La Soul

King for a day, fool for a lifetime
Faith no More

12 inches of snow
Snow

Diesel + Dust
Midnight Oil

Auf einem Auge blöd
Fettes Brot

Den Kindern geht es gut, und sie lassen grüßen
Terry Hoax

Die Sonne so rot
Marius Müller-Westernhagen

Gentlemen take polaroids
Japan

This one's a killer
Maxim Rad

Definitely maybe
Oasis

Greetings from the gutter
Dave Stewart

Bigger, better, faster, more
4 Non Blondes

Razorblade Suitcase
Bush




Und ich war im Kino: Maid in Manhattan.




Mittwoch, 12. März 2003

New Economy Flashback: ein Yuppie-Pärchen auf dem Kiez. Sie ganz in Schwarz mit halblangem Ledermantel, ein schlankes Bein dekorativ auf einen Poller abgestützt, während sie energisch gestikulierend in ihr Handy spricht. Er steht daneben, dunkelblond, beigefarbener Gehrock, gleichfarbener Anzug darunter und raucht und guckt wichtig und raucht und guckt. Beide sehen aus wie aus einem schlechten Shooting für ein Anleger-Magazin. Sie legt auf, er wirft seine Kippe in den Rinnstein; sie gehen weiter, nebeneinander, ohne sich anzusehen oder zu sprechen.



Mal ein Link außerhalb der Reihe, und den gibt's auch nur, weil ich ihn gerade eben so praktisch zum iTunes-Aufräumen fand: die gesammelten Lyrics von Frankieboy Sinatra. Ja, der swingende Williams Robbie ist schon zuckersüß, aber an den Meister kommt einfach niemand ran. Chapeau.
(Gerade auf dem iPod: Love's been good to me.

„I've been a rover
I have walked alone
Hiked a hundred highways
Never found a home
Still in all I'm happy
The reason is, you see
Once in a while along the way
Love's been good to me“

Hach, schön.)



Vorgestern auf Pro7 gab es eine nette Sendung mit Comedians, die über sich und ihre Jugendsünden geredet haben. Mein Liebling von vor zehn Jahren, Oliver Kalkofe, war auch dabei und äußerte sich meiner Meinung nach ziemlich einleuchtend zu Kritik:
„Wenn jemand sachlich und objektiv zu mir sagt, dass er meine Sachen Scheiße findet, dann geh ich damit um wie jeder andere vernünftige Erwachsene auch: Ich hau ihm auf die Fresse.“





Am Donnerstag startet der neue Film mit Kevin Spacey, The Life of David Gale. Ich habe bisher nur vernichtende Kritiken gelesen – hier auf Salon, hier die von Roger Ebert, der ihm keinen einzigen von vier Sternen gegeben hat. Ich werde ihn mir trotzdem anschauen, denn Spacey gehört zu meinen Lieblingsschauspielern.
Zur Erbauung daher hier ein schönes Interview aus dem Guardian, in dem er wieder mal das perfekte Chamäleon gibt – etwas, das er anscheinend von seinem Vater geerbt hat.

'Anybody worth their salt feels like a fake most of the time':
„He's often quoted as saying that when he discovered acting, he finally learnt how to be himself. I suspect the reverse is true, that in acting he found a way of never having to be himself.

Leading a secret inner life, it transpires, is something he learnt from his father. 'My dad had this thing where he went into his office, shut the door and he'd be gone for days. My mum would put food down for him, he'd pick it up, take it in and continue writing.' Spacey's mother, Kathleen, who was his date for both trips to the Oscars, did more than the catering. 'My mum was really the breadwinner in our house. She worked her ass off for many years as a private secretary.' Meanwhile, between irregular bouts of employment, her husband was busy furtively pursuing his secret passion. After Thomas died in 1993, Kevin finally got to enter his father's inner sanctum. It had been a no-go area as a child: 'You weren't allowed in Dad's study. It was his study, his space.'

On entering, he was met with a surprise. 'The bookcases in his office were lined, lined, lined with notebooks that he had written. Stories. And then on one bookshelf was his novel that he'd been writing since 1963.' Fans of Seven will delight at the parallel with the killer's notebook-lined inner sanctum. I can't help feeling it eerily echoes the life of his son. Kevin makes the connection for me. 'It was like discovering somebody who obviously had this whole other life. It was so weird to suddenly be awakened to this passion that he had.' “



Sich einsam zu fühlen, weil man keine Viggo-News im Netz findet, ist ein bisschen zuviel celebrity crushed.




Dienstag, 11. März 2003

Gerade mal stolz wie Oscar – ich bin in den Top 40.
(Was auch immer das bedeutet :-)



Apropos Oscar: Wenn ich meine flauschigen Fingerhandschuhe anziehe, fühle ich mich immer wie ein Muppet. Eigentlich warte ich darauf, dass Scooter aus dem Hintergrund brüllt: „Ms Gröner – you're on in five!“



Droht Hollywood eine neue schwarze Liste? Der amerikanische Schauspieler-Verband SAG warnt in einem Statement vor Berufsverboten für regierungskritische Darsteller. Das ganze erinnere sehr an Senator McCarthy und sein House Un-American Activities Committee (HUAC).
Die Pressemitteilung hier. Ein Artikel aus dem Spiegel zur Mitteilung und ein wenig Hintergrundinfo hier. Eine ausführlichere Linksammlung zum Thema McCarthy, HUAC, Blacklist hier.



Sunset Boulevard, einer der vielen großen Filme von Billy Wilder, wird in England wiederaufgeführt. Da haben wir hier in Deutschland zwar nichts von, aber die Huldigung des Films und seines Stars, Gloria Swanson, im Guardian ist trotzdem sehr lesenswert. Living with Norma Desmond:
„From the beginning, the parallels between the star and Norma Desmond were only too apparent. 'It was a real comeback for her,' says Michelle. 'Before the film she was on the side of the road a little bit and had had to do summer stock to earn a living.'

Billy Wilder – who co-wrote the screenplay as well as directing the film – relished this blurring of fact and fiction. He knew that by casting an actress who had been famous before the advent of the talkies and giving her classic lines such as 'I am big. It's the pictures that got small', he would add a certain frisson to the movie-watching experience. 'She (Swanson) had already been abandoned, she was a death knell,' said Wilder. 'She had lost a lot of money on the Paramount lot (the same studio both Swanson and Desmond once worked for and the one featured in the film). But I insisted on her.'

Even today, 20 years after Swanson's death, the resonances between the actress and her most famous character refuse to fade away. 'Norma Desmond is more famous than most famous actors,' says writer and director Cameron Crowe. Hilary Smith, programme planning manager and deputy head of the National Film Theatre, agrees. 'People still confuse the fictional role with the real actress,' she says. 'The film is incredibly potent because it is a powerful critique of Hollywood and the resonances of stardom. Watching it today it seems very modern and it still has a lot to say about the nature of celebrity.' “




Montag, 10. März 2003

Random movie quote of the week:
„Because life ... is not a movie. Everyone lies. Good guys lose. And love does not conquer all.“



Rückkehr der Spreewaldgurke – die Frankfurter Rundschau findet es total doof, du, dass so vielen Menschen Good bye, Lenin! gefallen hat:
„Der „liebevolle Blick“ auf die Ossis ist Phase Nummer drei der mentalen Wiedervereinigung – nach politischem Generalverdacht, Gehirnwäsche und sozialer Degradierung. Seit dem Kindergeburtstagsfilm Sonnenallee steht die DDR beim Deutschen Film hoch im Kurs: Aus Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der der Kleine Mann oder die kleine Frau noch anständig bleiben durften. Wie die Mama, die dem Sozialismus immer das beste abgewann und ihm mit pfiffigen Eingaben an die Obrigkeit betreffs verunglückter „Waren des täglichen Bedarfs“ um ein Haar zu einer glücklichen Gesellschaft gemacht hätte, in der man noch Träume und exakt den Humor haben durfte, den die Westdeutschen an den Ossis mögen.“

Ich fühl mich schon ganz schlecht, weil ich den Film gemocht habe, ich arrogante Werberwessibraut, ich. Wenn der Film politisch korrekt und damit sterbenslangweilig geworden wäre, wäre niemand reingegangen, und das Feuilleton könnte mal wieder den Niedergang des deutschen Films beklagen. Ist natürlich auch ne prima Alternative.



Self-made heroes – eine sehr schöne Auseinandersetzung mit Adaptation, der diese Woche in Deutschland startet.
Der Kritiker vergleicht den Film mit Pulp Fiction, der auch auf gradlinig erzählte Plots verzichtet hat und doch zum Schluss ein stimmiges Bild ergibt, und Paris – When It Sizzles, ein Film von 1963, in dem ein Drehbuchautor ein Treatment mit dem wunderbaren Titel The Girl Who Stole the Eiffel Tower verkauft hat, aber leider noch nicht mal weiß, worum es in der Story gehen soll. Adaptation sei nicht nur eine neue Art, Film zu erzählen (im wahrsten Sinne des Wortes), sondern auch eine ganz simple Wiedergutmachung für die Machtlosigkeit der Autoren in Hollywood:

„So why does it seem worse for the writers? Maybe they can't help comparing themselves to novelists, poets, playwrights – writers who have, if nothing else, the final word over their words. Or maybe it is that their suffering is so public.
By the very nature of the movie business, the writer submits – if not at the beginning when he takes a job, invariably on someone else's terms (Adaptation opens with a nice version of this scene, Charlie and a studio executive discussing how he might adapt Susan Orlean's The Orchid Thief, each pretending not to notice what the other is saying), then somewhere along the way as the producers, the director, the actors, the editor, the focus groups and finally the projectionist and the cinema's sound system have their way with his words and intentions. What the screenwriter learns over and over, what is carved into his flesh, is that he is not Prince Hamlet, nor was he meant to be.
And yet, and yet... Like any real writer, he must be not only Hamlet but Gertrude, the grave digger and all the rest, including Shakespeare himself. Otherwise how could he summon the nerve to invent worlds out of nothing, or out of someone else's something: The Orchid Thief for Charlie, Plutarch or Holinshed for Shakespeare. Yet in the end, the screenwriter can have his words shredded, deformed or, worst, unproduced – or would that be best? And, most terribly, sooner or later he internalises the studio, the audience, the conventions that make movies dreary and predictable, so that when he opens his mouth what comes out is already deformed.“



Ich finde es gerade sehr strange und gleichzeitig ziemlich klasse, dass auch Wil Wheaton den Star Trek Personality Test gemacht hat. Und noch schöner finde ich, dass seine Persönlichkeit Kes oder Garak entspricht und nicht seiner Rolle, Wesley Crusher.
(Ist das jetzt „life imitating art“ oder eben genau nicht?)



„Surrender to the emotion
Now we can fly, we can fly
And you know there's a reason
That we are who we are
I cannot resist
You're the one I adore“



PS: Danke für diese Suchanfrage in den Referrern. Mädels unter 13 sind so süß.
(Eigene Nase gerade nicht griffbereit.)




Sonntag, 9. März 2003

Weggeguckt:
Lost in La Mancha (dazu auch mein Blog-Eintrag vom 4. Februar): Ein Dokumentarfilm darüber, wie die Dreharbeiten zu Terry Gilliams The Man Who Killed Don Quixote grausam den Bach runtergegangen sind. Sehr schön, allerdings auch sehr deprimierend. Einer der Produzenten drückt es im Film mit Murphy aus: Everything that can go wrong will go wrong. Wenn man Lost gesehen hat, fragt man sich wirklich, wie Lord of the Rings oder ähnliche Großprojekte jemals fertig geworden sind.
Auf der Website zu Lost findet sich übrigens auch ein Link zu Dreams, dem Terry Gilliam-Fanzine. Dort habe ich erfahren, dass Gilliam die wunderbare Nike-Werbung Secret Tournament gedreht hat – die mit den ganzen Starkickern, die auf irgendeinem abgewrackten Schiff ein Turnier austragen. Wieder so ein Film, bei dem ich mich frage, wie die Macher das Treatment jemals ihrem Kreativdirektor verkaufen konnten: „Also, wir sehen einen runtergekommenen Kahn mitten auf dem Ozean, und dann kommt David Beckham ins Bild.“ Hmja.

Signs: Hatte ich damals im Kino irgendwie verpasst, worüber ich heute sehr glücklich bin. Ich liebe die Skip-Taste am DVD-Player, durch die ich mir die meisten der unterirdischen Dialoge ersparen konnte. Hat der Film eine Botschaft? Eine Pointe? Oder wenigstens einen Spannungsbogen? Ich hab keinen entdeckt. Selten so gelangweilt.

Knockaround Guys: Noch ein Schnarcher. Vin Diesel, Barry Pepper und Seth Green als Mobster-Söhne, die ihren ersten großen Auftrag versauen. War klar, war durchsichtig, war langweilig. Schnelldurchlauf, aus.

Blade Runner – Director's Cut
: Muss ich nicht wirklich was zu sagen, oder? Großartig.




Samstag, 8. März 2003

Ärgh, schon wieder Weltfrauentag? Was wollen wir denn noch, jetzt, wo wir schon einen eigenen Tag haben?



Friday Five:
1. What was the last song you heard?
Gimme Stitches von den Foo Fighters.

2. What were the last two movies you saw?
Im Kino? Chicago und About Schmidt. Auf DVD grad gestern mal wieder, jajaja, The Fellowship of the Ring. Tschuldigung :-)

3. What were the last three things you purchased?
Ganz pedantisch könnte ich jetzt mein gestriges Mittagessen mit Kollegen und die Einkäufe von vorgestern nennen. Aber ich nehme an, die FridayFivers meinen eher sowas wie mein neues (altes) Auto, meinen codefreien DVD-Player und dazu gleich die erste Season von Malcolm in the Middle, gell?

4. What four things do you need to do this weekend?
Wäsche waschen. Das Finale von DSDS gucken (ja, I need to do that). Mich mit jemandem treffen, für den ich etwas Längeres schreiben soll. Mich ausruhen.

5. Who are the last five people you talked to?
Zwei meiner besten Freunde. Meine Schwester. Und dutzende von Kollegen.




Freitag, 7. März 2003

THIS is mine.
HERE is supposed to feel safe.
NOW is not the past.
YOU don't belong here.







Mein Quietsche-Entchen hat einen Grünen Punkt. Wenn ich eine Band hätte, könnte ich sie Disposable Ducks nennen.




Donnerstag, 6. März 2003

Intruder.
Auf einmal ist da jemand ganz nahe bei dir, den du dazu gar nicht aufgefordert hast. Eine Stimme, die du noch nie gehört hast. Wolltest du sie hören?
Ich habe nie darüber nachgedacht. Ich dachte, die Grenzen sind klar. Aber das ist wahrscheinlich mal wieder die subjektive Kameraperspektive. Ich denke, dass alle wissen, was ich denke. Ich habe mich irgendwie (Hurra für das leerste, aber passendste Attribut ever) gefreut, dass jemand sich wissentlich in mein Reich begeben hat, und gleichzeitig hatte ich sofort Angst, dass mir jemand zu nahe kommt. Also habe ich die Attacke – so habe ich es empfunden – abgewehrt. Aber innerlich weiß ich natürlich, dass es keine Attacke war, sondern eine Kontaktaufnahme.
Wieso kommt bei mir alles durch einen Anke-Filter an, den ich spontan nicht abschalten kann? Wieso muss ich über alles, was mich betrifft, erstmal eine Woche nachdenken, bevor ich es gefühlsmäßig einordnen kann, obwohl ich es rational schon kapiert habe?



Grammatikalische Anmerkung zum oberen Eintrag: Stimmt das eigentlich, dass irgendwie ein Attribut ist? Ich hab zwar Herrn Duden gefragt, aber der drückt sich mal wieder so verquer aus, dass ich wirklich froh bin, Deutsch nicht als Fremdsprache lernen zu müssen. Kostprobe?

„Regel 5: Das Adjektiv oder Partizip wird stark gebeugt, wenn es allein vor einem Substantiv steht, oder wenn der unbestimmte Artikel, ein Pronomen (Fürwort) oder ein Zahlwort ohne starke Endung vorangeht.“

Duden lesen ist ungefähr so wie Kant lesen. Ich kenne die Worte, aber ich hab keine Ahnung, worum es geht.
Und um mal wieder auf die Kernfrage zurückzukommen: Ist irgendwie jetzt ein Attribut oder nicht?
(Es gibt nichts zu gewinnen, ihr Geier.)



We continue GeekWeek at Anke's with the Star Trek Personality Test. Here are the results of the Federal Jury:

„Myers-Briggs would say that you are an ESFJ (Extrovert, Sensor, Feeler, Judger). In Star Trek language, you share a basic personality configuration with Leonard McCoy.

(Das mag ich zwar nicht so, aber na gut. Ich wär lieber ein cooler Charakter geworden.)

People like you are generally concerned about others and work hard to be of service. You're friendly, affectionate, outgoing and talkative.

(Outgoing in Maßen. Kommt auf die Laune an.)

You're polite when it's appropriate, willing to take risks to help others, and cooperative, especially when you perceive that you're part of a team. You enjoy action, but you're a realist and quite literal. You're also organized and responsible. You love things that are time-honored.
You're conscientious, almost to a fault at times. You're very sensitive to others and get your feelings hurt easily.
Your primary goal in life is creating exceptional relationships and helping people in tangible, practical ways. Your reward is to be appreciated and relied upon, as well as to be respected, particularly in regards to your ethics.

(Passt alles.)

Good careers for your type include personal fitness trainer, exercise physiologist, travel agent, innkeeper, veterinarian, and employee assistance counselor.“

(Passt gar nicht. Ich will kein Tierarzt werden und auch nicht im Reisebüro arbeiten. Aber ich hab mal gekellnert, und wenn alle Stricke reißen, mach ich das auch wieder. Da kann man sich ja bis zum innkeeper hochschlafen.)
(via Jens)



Wieder ein Buch für den Wunschzettel: Blockbuster – Ästhetik, Ökonomie und Geschichte des postklassischen Hollywoodkinos von Robert Blanchet. Eine ausführliche Rezension und Inhaltsverzeichnis hier.



Ein schönes Interview mit Scott Rudin, dem Produzenten von The Hours (und Iris, The Royal Tenenbaums, Zoolander ...), über – eben – das Produzieren, Buchverfilmungen und Harvey Weinstein.








Mittwoch, 5. März 2003

Gestern morgen. Aufgestanden, Robbie Williams angeworfen, iBook gestartet. Wieder eine Suchanfrage in den Referrern gehabt, bei der ich mich gefragt habe: Habt ihr nichts zu tun? Denn neben meiner kleinen, unschuldigen Seite tauchte auch eine Menge Fanfiction in den Suchergebnissen auf. Da musste ich natürlich erstmal nachgucken, welche Schweinereien sich die ganzen Schreiberlinge aus den Fingern geklopft haben, zum Beispiel auf dieser Seite. Und was hab ich davon? Ich hatte den ganzen Tag das Bild von Legolas im Kopf, der es Aragorn besorgt, und dazu hat Robbie im Hintergrund Why don't we break up gesungen. Nicht schön.



Und wenn wir schon bei Legolas sind: hier seine ganz geheimen Tagebücher. Ich fand's sehr unterhaltsam (und hab mich endlich wieder wie ein Nerd gefühlt).
„Day Eight: Unnerving moment when bumped into Eomer. Thought he might be prettier than me until he took off helmet. Fortunately he looks like an aardvark. He hit on Gimli but I warned him right off. Nobody tries it on with my dwarf. Am still the prettiest.“



Zwei Nachrufe auf Horst Buchholz: einer aus der Süddeutschen, ein ganz anderer von Herrn Dahlmann (den ich diese Woche bestimmt nochmal verlinken werde. Irgendeine Ausrede finde ich schon.)



Ein kleiner Artikel über die beiden Alexander der Große-Projekte, die gerade in the making sind: My big fat Greek killing.
„The wisdom in the film business, however, is that there is room for only one Alexander, and the race is on to be first to finish. (Oliver) Stone has said little about his version, except that it is to star the hot and happening Colin (Minority Report) Farrell. But (Baz) Luhrmann – who has signed up Leonardo DiCaprio to play Alexander, with Nicole Kidman as his empress mother – has let slip that he sees his Alexander as “a kind of rock star” (and a gay one at that), who achieves meteoric fame only to burn out tragically early.
The producer of Alexander, Dino De Laurentiis (who approached Ridley Scott before turning to Luhrmann), is convinced that as cinemagoers tire of science fiction, gangster movies and the Second World War, ancient heroes are back in vogue, half a century after Spartacus and Ben-Hur.
The thought of rippling muscles and set-piece battles has also inspired Warner Brothers to make Troy, an adaptation of Homer’s Iliad, with Brad Pitt as Achilles; Universal to contemplate George Clooney as leader of the small band of Spartans who took on the Persians at the Battle of Thermopylae; and Sony Pictures to invest in Vin Diesel starring as Hannibal.“
Besonders auf den letzten Film freue ich mich persönlich schon sehr.



Ich frag mich grad, was nerviger ist: Eine nicht funktionierende Kommentarfunktion zu haben, die mich durch ihr Nicht-Funktionieren davon abhält, alle 20 Minuten auf meine Seite zu gucken, ob Kommentare da sind – oder eine funktionierende Kommentarfunktion zu haben, die mich dazu bringt, über die inhaltliche Relevanz (oder die Abwesenheit derselben) meiner Einträge nachzugrübeln, weil keiner kommentiert.
(Und das ist jetzt kein fishing for comments-Eintrag.)
(Wirklich.)




Dienstag, 4. März 2003



Horst Buchholz, 4.12.1933 – 3.3.2003



Cool am Pool – Bekommt das deutsche Kino international wieder ein Profil?
„Es geht nicht um die Eroberung des amerikanischen Marktes mit diesen vorsichtigen Expansionen im Produktions- und Verleihbereich. Es geht um die Frage der Qualität und der Innovation im deutschen Kino – und wie diese zum Begriff gemacht werden können international. Die Krise der deutschen Filmproduktion war immer ein kleines Trauerspiel um Identität und Profilierung, und als solches fremdbestimmt – was darf das Ausland vom deutschen Produkt erwarten? Eine Frage, die sich fast von allein beantwortete Ende der Siebziger, als deutsche Filmemacher von Coppola in seine Villa im Napa Valley geladen wurden und mit den jungen wilden Amerikanern am Pool fläzten. Als Wenders von Coppola drangsaliert wurde, weil sie sich über die Gestaltung des Hammett nicht einigen konnten, und Syberberg mit ihm den amerikanischen Start seines Hitler besprach, während der Riese Coppola noch an der Strategie für die Auswertung von Apocalypse Now bastelte. Das deutsche Kino war vielleicht nicht ganz seriös damals, aber es hatte eine Kraft, die bewirkte, dass man es ernst nehmen mochte. Heute ist von dieser Entspannung am Pool gar nichts mehr und von dieser Kraft nur das technische Filmhochschulen-Knowhow geblieben. Und das Geld, das aus dubiosen Quellen kommen soll, das berüchtigte German stupid money.“



Hollywood hits – wie Soundtracks Kinokarten verkaufen und umgekehrt:
„Of course, the movie and music industries have always been bedfellows. In the case of Saturday Night Fever, Robert Stigwood commissioned the Bee Gees to write songs long before a script, director or even John Travolta were in place.
But in recent years the marriage has become even more fruitful, with film studios and record companies becoming the same entertainment entity. Hollywood studios Warners, DreamWorks and Sony Columbia all produce music with one arm and movies with another. Of the major studios, only Fox and Paramount are not affiliated with a record label.“



Mal wieder Ich sagen: Wir sind alle Superstars.
„Natürlich geht es auch um die Angst um den Zweitwagen, die unsere Nation zum Schönarbeiten und Sychronmaulhalten antreibt, zur Stille nach dem kollektiven Bauchschuss: Bitte leise bluten, sonst nehmen wir dir dein Rentenpaket weg. Aber ich glaube, das ist nur die Oberfläche einer viel größeren Angst: Ich zu sagen. Ich ohne Blick auf die Statussymbole, das Eigentum, die Karriere, alle gängigen Ego-Krücken. Ich als Ich. Ich bin etwas wert. Selbstwertgefühl nennt man das. Menschen singen, arbeiten oder machen sich hübsch, weil sie Freude daran haben, und nicht, um jemandem zu gefallen. Oder: Menschen haben Rechte, weil sie existieren, weil sie auch wer sind, ohne Einschaltquoten.
Irgendwie scheint das ausgestorben. Wer künstlerische Ideale einfordert oder den Wert eines Menschen für absolut erklärt, gilt wahlweise als naiv und romantisch oder arrogant und übergeschnappt. Das ist die Herrschaft der Minderwertigkeitskomplexe. Wer sich über das Mittelmaß erhebt, angetrieben von nichts als sich selbst, seinem Traum; wer Ich sagt und das nicht rechtfertigen will, auch nicht durch Geld, wird gehasst, weil er sich angeblich für besser hält als die anderen, für besser als die, die sich für schlechter halten, als sie sind. Deshalb lieben die zu kurz gekommenen in den Doppelhaushälften Dieter Bohlen. Der ist wie sie, bloß mit Geld. Logisch, dass der sich jetzt was traut.“



Pläne sind gut. Pläne motivieren. Pläne machen Dinge erträglich. Pläne eröffnen Möglichkeiten. Pläne machen Spaß.
ICH mach grad Pläne (siehe oben. Siehe Selbstwertgefühl. Siehe Persönlichkeit. Siehe implodierende Momente).




Montag, 3. März 2003

Bildschirmhintergrund für diese Woche: der hier ist für mich, und der hier ist für Don. (Tooootal Eighties, Dahlmann. Yesteryear's celebrity. Aber bitte. Wenn's schee macht.)



Auf die schöne und berührende Verklemperung des Bov'schen Blogs wollte ich schon länger aufmerksam machen.



Das Melodram Far from Heaven (Dem Himmel so fern), für das Julianne Moore für einen Oscar nominiert ist, startet diesen Monat in Deutschland. Der Guardian nutzt diesen Film als Ausgangspunkt für eine kleine sentimentale Rückschau auf die Tearjerker der 50-er Jahre: Unhappily ever after.
„Throughout these movies people are cheating on each other, impregnating their secretaries, raping their stepchildren, nursing irrepressible Oedipal urges, discovering that their children were fathered by other men, and generally making hay while the Technicolor sun shines. The censors and the Catholic League of Decency ensured that nothing could be spelled out explicitly, and part of the charm of women's pictures is how they made their points without riling the bluenoses.
Characters are assailed by social taboos like illegitimacy and unwed pregnancy, and by long since obsolete, dime-store psychological disorders, the most popular being impotence, "frigidity" and nymphomania (homosexuality, still deemed a "disorder" back then, was strictly off-limits).“



Auch wenn mich Chicago nicht so umgehauen hat – dieses Making of macht ziemlich viel Spaß. Vielleicht hätte ich es dabei belassen soll. 28 Minuten sind schön, zwei Stunden zuviel. Am Ende des Filmchens kommt übrigens die Glanznummer des Musicals: All that Jazz, gesungen von der wundervollen Catherine Zeta-Jones.



Random movie quote of the week:
„Don't be someone else's slogan because you are poetry.“
(Irgendwie nett. Aber irgendwie rollen sich auch meine Zehennägel auf.)




Sonntag, 2. März 2003

Ich habe eine Stimme in mir. Manchmal ist sie ängstlich und will einfach nur den Kopf unten behalten und nicht angesprochen werden. Ich lerne gerade, mit ihr zu reden, anstatt sie zu ignorieren oder mich über sie lustig zu machen. Sie wird allmählich zutraulich. Schließlich hat sie sogar das schönere Zimmer von uns beiden.
Ich habe sie in der vergangenen Woche gebeten, mit mir und ein paar Kollegen essen zu gehen, anstatt alleine zuhause zu sein, wo niemand ist, der uns ein böses Wort an den Kopf oder an die Seele werfen kann. Sie hat sich gefreut, dass ich sie gefragt habe, und wir haben einen Deal gemacht: Solange sie sich wohlfühlt, bleiben wir da. Mitten im Trubel des Essens und Trinkens und Lachens hat sie sich kurz gemeldet und war ein bisschen überfordert von den ganzen Menschen und Stimmen. Ich bin rausgegangen, habe ihr zugehört, ihr gesagt, dass wir gleich ins Kino gehen, wo wir sicher sind und uns noch nie etwas passiert ist – ob sie solange noch bei mir bleiben kann? Das hat sie beruhigt, und wir haben zusammen weiter gegessen und getrunken und gelacht.
Ich bin sehr stolz auf mich und meine Stimme. Und plötzlich ist sie gar nicht mehr so schüchtern, sondern stellt sogar Ansprüche. Sie will sich wohler in ihrer Hülle fühlen. Aber dafür muss sie mit mir verhandeln und mir zuhören, denn jetzt bin ich diejenige, die Angst vor dem nächsten Schritt hat. Wir diskutieren das gerade aus. Meine Stimme und ich.



Ach ja, Kino. Chicago. You know where to go.




Samstag, 1. März 2003

Friday Five:
1. What is your favorite type of literature to read (magazine, newspaper, novels, nonfiction, poetry, etc.)?
Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht, ob ich lieber ein Buch oder eine Zeitung lese, wenn ich ehrlich bin. Dann mach ich das mal: Kommt auf den Inhalt an, kommt auf die Umgebung an – Krieg und Frieden im Wartezimmer vom Zahnarzt finde ich genauso deplatziert wie die Gala im Literaturcafé. Obwohl: Ich gehe nie ohne ein Buch im Rucksack aus dem Haus. Man weiß ja nie, ob man nicht mal irgendwo warten muss.

Ich lese generell lieber bunte Magazine als Tageszeitungen. Als ich noch studiert habe, habe ich jeden Tag Zeitung gelesen und das auch als festen Punkt in meinem Tagesablauf gehabt. Richtig schön mit Kaffee auf dem Sofa eine Stunde lang die Welt ablesen. Die Zeit habe ich heute nicht mehr, und außerdem lese ich aktuelle Nachrichten inzwischen lieber online. Die ersten Seiten, die ich morgens aufrufe, sind Spiegel Online und Salon (und Extreme Tracking, um zu sehen, ob ihr auch alle brav gestern da wart, aber das tut jetzt nichts zur Sache).

In der Kategorie „Bunte Magazine“ lese ich den Stern und die Bunte, weil ich die in der Agentur umsonst kriege, die brandeins, weil sie so schön ist, und die Cinema, weil ich die seit Jahren lese. Auch in der Agentur, aber nicht zuhause auf dem Couchtisch: die obligatorische Wallpaper, The Face und Vogue. Ich vermisse seit Jahren schmerzlich solche Glanzstücke wie Tempo, die ich mal als komplette Sammlung weggeworfen habe (ich IDIOT!) und sie teilweise auf eBay zurückersteigert habe. Ansonsten war ich dem Us Magazine jahrelang treu, aber die gehen gar nicht mehr. Genau wie People. Die Premiere gönne ich mir ab und zu.

Ich lese dafür online mehrere Magazine oder Zeitungen regelmäßig – meist, wenn ich auf der Suche nach Filmlinks bin. Das New York Times Magazine ist jeden Samstag Pflicht, ansonsten den Guardian, die L.A. Times, die Zeit, Salon und Spiegel, wie gesagt. Oder die schon komprimierte Variante von Art & Letters Daily, natürlich.

Bei Büchern gebe ich Romanen den Vorzug zu Sachbüchern. Die lese ich hauptsächlich über Kino und Geschichte. Dazu Biografien, weil die fast wie Romane sind. Und ich blättere natürlich gerne in diesen völlig überteuerten Fotobänden, die ich gnadenlos auf meinen Wunschzettel packe, um sie nie zu kaufen.
Gedichte müssen ab und zu sein, um mich zu vergewissern, dass die Schönheit der Sprache nicht verloren geht und um mich selber daran zu erinnern, wie vielfältig sie ist und wie zauberhaft.


2. What is your favorite novel?
Der Roman, bei dem ich vor Glück geweint habe, ist Generation X von Douglas Coupland. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, völlig verstanden worden zu sein, eine Stimme zu hören, die genau das aussagt, was an Emotionen in meinem Kopf rumschwirrt und wozu mir die Worte fehlen. Seit ich Coupland entdeckt habe, bemühe ich mich, nach diesen Worten zu suchen.

Und um mal wieder von diesem hehren Literatursockel runterzukommen: Das Buch, das ich immer wieder lese, ist Tim von Colleen „Dornenvögel“ McCullough. Einfach, weil ich daran glauben möchte, dass die Welt irgendwann ein Platz ist, an dem alle einfach nett zu einander sind und alle ihren Traumprinz kriegen.

Außerdem hat mich The Hitchhiker's Guide to the Galaxy beeindruckt, weil ich es heute noch zitieren kann. Fight Club hat mich mit seinen Stakkato-Sätzen selig dahingerafft. Look homeward, Angel hat mich zutiefst berührt, Gone with the Wind habe ich an etwas über einem Tag verschlungen (damals auf Deutsch) und wollte danach sofort wieder anfangen. Rhett Butler war der erste Mann, an den ich mein Herz verloren habe.
Alles von Astrid Lindgren hat mich glücklich gemacht (und tut es noch heute), Max Frisch und Franz Kafka haben mich den Respekt (im positiven Sinne) vor der deutschen Sprache gelehrt, Shakespeare den vor der englischen, und Arthur Miller hat in mir die Liebe zu amerikanischer Literatur geweckt.
Entschuldigung, wenn ich gerade ein bisschen schwelge, aber so großartig Kino für mich auch ist – nichts ist besser, als im Bett zu liegen und über einem Buch die ganze Welt zu vergessen.


3. Do you have a favorite poem? (Share it!)
Ich hätte zwei – eins auf Englisch, eins auf Deutsch.


I died for beauty, but was scarce
Adjusted in a tomb,
When one who died for truth was lain
In an adjoining room.

He questioned softly why I failed?
"For beauty," I replied.
"And I for truth, the two are one;
We brethren are," he said.

And so as kinsmen met at night,
We talked between the rooms.
Until the moss had reached our lips,
And covered up our tombs.

Emily Dickinson


Moritat auf Biermann seine Oma Meume in Hamburg

Als meine Oma ein Baby war
Vor achtundachtzig Jahrn
Da ist ihre Mutter im Wochenbett
Mit Schwindsucht zum Himmel gefahrn
Als meine Oma ein Baby war
Ihr Vater war Maschinist
Bis gleich darauf die rechte Hand
Ihm abgerissen ist

Das war an einem Montag früh
Da riß die Hand ihm ab
Er war noch froh, daß die Fabrik
Den Wochenlohn ihm gab
Als meine Oma ein Baby war
Mit ihrem Vater allein
Da fing der Vater Saufen an
Und ließ das Baby schrein

Dann ging er in die Küche rein
Und auf den Küchenschrank
Da stellte er ganz oben rauf
Die kleine Küchenbank
Und auf die Bank zwei Koffer noch
Und auf den schiefen Turm
Ganz oben rauf aufs Federbett
Das kleine Unglückswurm

Dann ging er mit dem letzten Geld
In MEYERS FREUDENHAUS
Und spülte mit Pfefferminz-Absinth
Sich das Gewissen raus
Und kam zurück im Morgengraun
Besoffen und beschissen
Und stellte fest: "Verflucht, das Wurm
Hat sich nicht totgeschmissen!”

Das Kind lag friedlich da und schlief
Hoch oben auf dem Turm
Da packte er mit seiner Hand
Das kleine Unglückswurm
Nahm es behutsam in den Arm
Und weinte Rotz und Wasser
Und lallte ihm ein Wiegenlied
Vor Glück und Liebe fraß er

Der Oma fast ein Öhrchen ab
Und schwor, nie mehr zu trinken
Und weil er Maschinist gewesen war
Schwor er das mit der Linken
Das ist ein Menschenalter her
Hätt sie sich totgeschmissen
Dann würde ich von alledem
Wahrscheinlich gar nix wissen

Die Alte lebt heut immer noch
Und kommst du mal nach Westen
Besuch sie mal und grüß sie schön
Vom Enkel, ihrem besten
Und wenn sie nach mir fragt und weint
Und auf die Mauer flucht
Dann sage ihr: Bevor sie stirbt
Wird sie noch mal besucht

Und während du von mir erzählst
Schmiert sie dir, erster Klasse
Ein Schmalzbrot, dazu Muckefuck
In einer blauen Tasse
Vielleicht hat sie auch Lust, und sie
Erzählt dir paar Geschichten
Und wenn die schön sind, komm zurück
Die mußt du mir berichten

Wolf Biermann


4. What is one thing you've always wanted to read, or wish you had more time to read?
Die Bibel, den Koran, die Tora. Und zwar ganz und nicht nur mal so'n Psalm hier und ne Sure da.


5. What are you currently reading?
Invisible Monsters von Chuck Palahniuk, Gedichte von Paul Celan, The little friend von Donna Tartt (Ich krieg's irgendwann noch durch), Will you please be quiet, please von Raymond Carver und die Bibel (zurzeit die Briefe von Paulus). Und seit ich eben den Biermann eingescannt habe, liegt hier die Reclam-Ausgabe Deutsche Balladen. Kann man ja auch mal wieder reingucken.