Ein Fragebogen, EIN FRAGEBOGEN!

1. Total amount of music files on your computer:

Etwas über zwei GB auf dem iBook (hey, ich hab insgesamt nur zehn!) und nochmal zwei auf dem iPod, auf dem ich auch nur zehn habe, die auch schon mal bis zum Anschlag ausgereizt waren, bis ich irgendwann im Tran einmal zuviel auf Okay geklickt habe und er plötzlich jungfräulich unbespielt war.

2. The last CD you bought was:

Nuit d’étoiles (Mélodies Françaises) von Veronique Gens (Sopran) und Roger Vignoles (Piano).

3. What is the song you last listened to before reading this message?

Irgendeiner von diesen Pseudogothic-Depri-Songs von Evanescence oder so. Kann ich nichts für, lief im Autoradio. Alternative wäre Sailing von Rod Stewart gewesen. An die anderen drei Programme in meinem grandiosen 5-Stationen-Speicher-Uralt-Radio kann ich mich nicht erinnern.

4. Write down five songs you often listen to or that mean a lot to you.

Oh sweet freedom von Michael McDonald, weil ich den Film Running Scared, aus dem der Song stammt, immer noch für großes Kino halte und meine Freundin und ich uns immer noch wegschmeißen bei dem Satz: „Hätten Sie vielleicht auch die Güte, MISTER FEUERSCHUTZ!?!“ (Ja, es gab eine Zeit, in der ich Filme auf Deutsch geguckt habe.)

Make someone happy von Jimmy Durante, weil der im Krankenhaus gute Laune gemacht hat

Always look on the bright side of life von den Pythons, weil der in der Reha gute Laune gemacht hat

No matter what von Boyzone, weil der den Ausschlag zum Gesangsunterricht gegeben hat

And so it goes von Billy Joel, weil ich den gerne vor dem Einschlafen singe.

5. Who are you going to pass this stick to (three persons) and why?

1. Heiko, weil er dasselbe mit mir gemacht hat,
2. Schwenzel, weil er dasselbe mit mir gemacht hat und
3. SUB, damit er wieder über meinen Musikgeschmack lästern kann.

Mir ist beim Ausfüllen allerdings aufgefallen, dass ich ziemlich lange nach den fünf Songs suchen musste, die mir angeblich so viel bedeuten. Ich bin mir außerdem sicher, dass mir morgen fünf, nee, vielleicht drei einfallen, die auch oder eher auf die Liste gehört hätten. Musik ist einfach nicht mehr so wichtig für mich wie sie es einmal war. Hätte man mir das in der tiefsten Pubertät erzählt, hätte ich es nicht geglaubt.

Damals definierte man sich schließlich darüber, welcher Musikrichtung man anhing, trug die dementsprechenden Klamotten und lieferte sich arrogante Wortgefechte mit der Gegenfraktion, die einfach überhaupt nicht einsehen wollten, dass die Stray Cats die Retter der Musik seien oder dass Pink Floyd Songs für die Ewigkeit geschrieben hätten oder dass die Version von Self Control von diesem Italiener eben besser sei als die von Laura Branigan. Der Meinung war ich jedenfalls damals, und heute weiß ich nicht mal, wie der Fredel hieß und bin auch zu faul, nach ihm zu googeln, weil es mir inzwischen egal ist.

Inzwischen höre ich Mainstream-Kram, Klassik, Songs, die ich vor 20 Jahren gut fand oder auch Songs, die eben jetzt in den Charts sind. Oder auch nicht. Ich kaufe nicht mehr jede Woche Musik, sondern nur noch drei- oder viermal im Jahr, weil es eben nicht mehr wichtig ist. Vielleicht auch, weil ich keine Zeit mehr habe oder mir keine mehr nehmen möchte, die ich in den Musikkonsum investiere. Beim Arbeiten kann und will ich keine Musik hören, außer, wenn ich Außengeräusche ausblenden möchte. Dann aber nur ohne Text, weil ich mit Text im Kopf nicht selber texten kann. Weswegen es meist auf irgendwelche elektronischen Sender über iTunes hinausläuft, deren Namen ich mir nicht merke und deren Interpreten ich nicht kenne.

Wenn ich zuhause bin, bin ich froh, dass es ruhig ist, weil ich den ganzen Tag Gequatsche um mich herum habe. Deswegen läuft auch morgens kein Fernseher mehr, nur noch selten das Radio im Bad, und die Anlage so gut wie gar nicht mehr. Im Auto dudeln meine wenigen Sender vor sich hin, weil ich im Auto gerne mitsinge. Ansonsten beschränkt sich mein Musikkonsum auf das Hören von den Liedern, die ich im Unterricht singe oder auf bewusstes Klassikhören, wenn ich auf dem Sofa rumlungere und das Bedürfnis nach Kultur, Wein und Kerzenlicht habe. Weswegen mein Musikgeschmack anscheinend irgendwo Ende der 80er, Anfang der 90er stehengeblieben ist und nur noch um alten Kram wie Jazz oder neuen Kram wie Chill Out-Geblubber erweitert wird. Aber eben längst nicht mehr so religiös wie noch vor 20 Jahren.

Es lebt sich eigentlich ganz entspannt damit. Nur manchmal beschleicht mich das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Aber dann kommt wieder mein kleiner, phlegmatischer Schweinehund durch und sagt gemütlich, ach Quatsch, du musst nicht alles hören. Du musst auch nicht jeden Film kennen, und du musst auch nicht jedes Buch lesen. Mach das, was dir gefällt. Und wenn es dir nun mal nicht gefällt, obskure Musik zu hören, nur weil die cool people sie hören, dann lass es. Du bist alt genug, um nicht mehr dem akustischen Gruppenzwang zu unterliegen. Hauptsache, du kaufst dir nicht den Holzmichel oder Schnappi. Dann ist alles gut.

6 Antworten:

  1. Ich höre recht viel Musik, meistens sehr bewußt. Ich würde sie allerdings nie jemandem aufdrängen (Das Nullte Gebot: Du sollst nicht missionieren).

    Fernsehen ist ganz extrem wenig bei mir (ab und an Alpha Centauri am Sonntag abend). Radio? Fast ausschließlich DLF im Auto und Webradios (Monkey Radio, Soma.FM, Nectarine).

    Aber dafür gehe ich deutlich seltener ins Kino als du. Bin eben eher ein akustischer denn ein optischer Mensch.

  2. früher: nach hause kommen und sofort musik anmachen.

    jetzt: nach hause kommen und ruhe wollen, weil man den ganzen tag gequassel, stadtlärm, radiogedudel in den ohren hatte.

    ich wünschte mir einen zustand wie früher und weiß nicht, wie ich mir die umgebung dazu wieder schaffen soll.

    und ja, älter werden hat auch einen vorteil: man kann dazu stehen, take that zu mögen und sich justin timberlake ins regal zu stellen, weil man es nicht mehr nötig hat, einen auf cool zu machen :-))

  3. “…Version von Self Control von diesem Italiener eben besser sei als die von Laura Branigan…”

    *klugscheißermodus an*
    Gloria -> Umberto Tozzi / Laura Branigan

    *klugscheißermodus off* ;-)

    Geht mir aber genauso.

  4. Nee, der Song isses nicht. Raff hieß der gute Mann.

    (Jetzt musste ich’s doch googeln.)

  5. Hm, finde mich da in vielem wieder. Keine obskuren Combos mehr cool finden zu müssen; nicht mehr sooo manisch dahinter her zu sein, noch bei allem mitreden können zu müssen, was mit Musik zu tun hat. Die ist wirklich nicht mehr so ein Selbstdefinitions-Ding wie noch vor 20 Jahren. Womöglich sind wir im selben Alter…

  6. … hat, glaube ich nichts mit Alter zu tun.
    Wahrscheinlich (meine mutige Theorie) ist es die Gratwanderung, vom manischen Teenie-Musik-Identifikationstrip runterzukommen und sich aber trotzdem noch zu interessieren.
    Fast meine gesamte Peer-Group hat irgendwann das Musikhören aufgegeben. Ist bei Police, B52s und vielleicht noch Prince stehengeblieben und ist da auch zufrieden mit.
    Ist ja auch ok, ich wäre es halt nicht.
    Dafür darf ich dann meine x Gigabyte MP3s zu Parties mitbringen und alle freuen sich. Oder lassen sich von mir CDs machen, weil: “Du hast doch bestimmt …?”

    Und (leichter thematischer Schwenk): ich glaube wir haben alle nicht mehr genug Aufmerksamkeit für all das, was als Teenie so wichtig war.
    Man muss sich ja auch noch um valides XHTM oder was der Job sonst so verlangt, um den richtigen Joghurt, den nächsten Ölwechsel, einen guten Kerl und sonst diverse Dinge kümmern.

    Ich könnte problemlos im Monat 10 neue CDs kaufen und alle Musiker wissen, könnte mir merken, wer schon wann mit wem gespielt und wann welches Killeralbum rausgebracht hat – dafür musste ich wieder fragen, wie der Hauptdarsteller vom Aviator hiess.
    Ich glaube, der Mensch hat nur eine begrenzte Aufnahmekapazität für solches Wissen.
    Und viele entscheiden sich irgendwann für anderes kulturelles Interesse – für Kino und Literatur, oder so …
    My 2 Cent.