(T)Raumschiff Surprise – Periode !

(T)Raumschiff Surprise – Periode 1
(D, 2004)

Darsteller: Michael Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Til Schweiger, Anja Kling, Sky Dumont, Christoph Maria Herbst
Kamera: Stephan Schuh
Drehbuch: Michael Herbig, Rick Kavanian, Alfons Biedermann
Regie: Michael Herbig

Dass (T)Raumschiff Surprise überhaupt gedreht wurde, verdanken wir den vielen Fans der bullyparade, die darüber abstimmen durften, ob wir einen zweiten Teil vom Schuh des Manitu bekommen, einen Sissi-Film, einen Film, wo keiner mit rechnet oder eben einen Film mit der rosafarbensten Crew des Weltalls. Ich persönlich wollte ja gerne Sissi sehen, aber nachdem ich aus dem Kino gekommen bin, war ich ganz froh, dass es doch die Weltraumtucken geworden sind.

Wer sich bei Manitu amüsiert hat, wird das auch garantiert bei (T)Raumschiff Surprise tun, denn das Grundrezept, nach dem die Witze funktionieren, ist das gleiche: Pubertärer Brachialhumor wechselt sich ab mit wunderbar intelligenten Wortspielen, die man erst kapiert, wenn sie vorbei sind, die einem dann aber nachträglich Bewunderung abringen. Das Tempo im Weltraum ist noch eine Ecke höher als im Wilden Westen, und das tut dem Film sehr gut. Bei Manitu hatte ich einige Male den Wunsch, es möge doch jetzt bitte weitergehen; bei (T)Raumschiff Surprise war ich fast erstaunt, als der Abspann mit den obligatorischen Outtakes anfing.

Die Geschichte der drei schwulen Raumfahrer, die als letzte Retter der Erde eine Zeitreise unternehmen und dabei ins Mittelalter und in den, war ja klar, macht aber Spaß, Wilden Westen gelangen, bevor sie im Jahr 2004 ankommen, nimmt sich selbst nie ernst und persifliert ein Filmklischee nach dem anderen. Star Wars-Fanatiker sollten sich das Traumschiff nicht antun, denn was Bully aus dem guten, alten Laserschwert macht oder aus dem „Darth Vader ist mein Papi“-Trauma, ist pure Blasphemie. Das allerdings verdammt unterhaltsam. Aber eigentlich ist die Story kaum von Belang, dient sie doch nur als Korsett für viele kleine Einzelszenen, die alle auch in der bullyparade hätten stattfinden können. Beziehungsweise fast alle, denn in das Münchner Studio hätten wahrscheinlich weder ein phallusförmiges Raumschiff, ein fliegendes Taxi, ein Scheiterhaufen, auf dem ein Sofa steht, und ein Moped, das als Zeitmaschine fungiert, gepasst. So dürfen sich die drei Recken zusammen mit Til Schweiger und Anja Kling auf der großen Leinwand austoben. Und das tun sie dann auch.

Das Schöne an (T)Raumschiff Surprise ist, dass man dem Film den Respekt vor seinen großen Vorbildern anmerkt; vieles wird liebevoll zitiert, ohne es albern wirken zu lassen. Wenn man mal so tut, als sei der komische Rat mit Samuel L. Jackson in den unbequemen Sesseln aus Episode 1 nicht schon albern genug. Aber nicht nur vor den verschiedenen Genres hat (T)Raumschiff Surprise Respekt – er lässt auch seine Charaktere nicht im Stich. Bei all den Kalauern und Schenkelklopfern haben die Jungs komischerweise wirklich eine Persönlichkeit; sie sind nicht nur Mittel zum Zweck, in diesem Falle ein billiger Lacher. Als einer von ihnen zurückgelassen werden muss, habe ich wirklich um ihn getrauert, anstatt wie mein Hintermann darüber zu grölen. Aber das war eh einer von Sorte, die schon das Lichterlöschen im Saal todkomisch fand.

(T)Raumschiff Surprise lebt von seiner straffen Story, vielen kleinen Ideen, die jede Szene abrunden, guten Akteuren, die nicht typisch-deutsch-pseudokomisch sind, sondern die wirklich das Talent für eine Pointe besitzen. War Manitu schon gut gecastet, ist es das Traumschiff erst recht. Bully kann es sich zwar auch hier nicht verkneifen, die Menschen singen zu lassen, aber diesmal sind die musikalischen Einlagen deutlich kürzer. Und als Christoph Maria Herbst als mittelalterlicher Barde seine Bontempi anwarf, war ich eh verloren.

Der Film ist sicherlich keine Neuerfindung des Rads. Manche Jokes sind ein bisschen angestrengt, andere wiederum haben diese völlig irrwitzige Qualität, die schon die bullyparade vom Rest der Pausenclowns unterschied. Mich persönlich hat es gefreut zu sehen, dass man aus einem kleinen Einspieler wirklich einen ganzen Film hinkriegt, der nicht langweilt und nicht nervt; ich hatte befürchtet, dass das konstante Dauergeschwuchtel einem doch irgendwann auf den Keks geht. Aber immer wenn’s zuviel wurde, durfte Til Schweiger sexy in die Kamera gucken oder Rick Kavanian als Lord Maul durch die Gegend sächseln. Und wenn gar kein Dialog mehr half, waren die Special Effects da, die sehr, sehr ordentlich geworden sind.

Simples Fazit: Mir hat’s gefallen. Ich wollte mich amüsieren – ich hab mich amüsiert. Keine schwere Kost, sondern ein sehr liebevoll gemachter Film, der einen gut unterhält und mit einem fluffigen, warmen (der musste sein) Gefühl aus dem Kino entlässt.

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