The Lord of the Rings: The Return of the King

The Lord of the Rings: The Return of the King
(Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs, USA 2003)

Darsteller: Elijah Wood, Sean Astin, Ian McKellen, Viggo Mortensen, Orlando Bloom, Billy Boyd, Dominic Monaghan, John Rhys-Davies, Bernard Hill, John Noble, David Wenham, Karl Urban, Liv Tyler, Cate Blanchett, Hugo Weaving
Musik: Howard Shore
Kamera: Andrew Lesnie
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens & Peter Jackson, nach dem Roman von J.R.R. Tolkien
Regie: Peter Jackson

Für den Kopf: The Return of the King ist der dritte und letzte Teil der Lord of the Rings-Saga, die vor zwei Jahren in den Kinos begonnen hat. Die Hobbits Frodo und Sam haben sich auf den Weg zum Mount Doom gemacht, um den Ring des Bösen zu vernichten, und in diesem Teil erreichen sie endlich ihr Ziel.

Fürs Herz: The Return of the King ist in einigen Momenten so überlebensgroß, dass er fast die Leinwand sprengt und in anderen so intim und zärtlich, dass man ihn umarmen möchte. Er vermag uns mit seinen Charakteren auch nach zwei Teilen noch zu überraschen; er lässt sie zeitweilig über sich hinauswachsen, ohne ihnen untreu zu werden, und er fesselt bis zur letzten Minute. Er erzählt eine wunderbare Geschichte, er hat eine hoffnungsvolle Moral, und er ist Kino, wie Kino sein soll: bewegend.

Alles, was mich am zweiten Teil gestört hat, macht der dritte richtig. Auch hier verfolgen wir unterschiedliche Handlungsstränge, aber King verliert nie an Tempo, so wie The Two Towers es bei jedem Schnitt zu Merry und Pippin und dem Ent getan hat. Auch hier haben wir eine lange Schlachtszene, die aber nicht so ausgewalzt wirkt wie die Schlacht bei Helm’s Deep. Und natürlich weicht auch King von der Romanvorlage von Tolkien ab (sogar noch extremer für mein Gefühl als Towers), aber hier macht jede Auslassung Sinn. Wenn dabei auch ein paar Charaktere auf der Strecke bleiben und andere ein kleines bisschen zu kurz kommen.

Der Film ist dreieinhalb Stunden lang geworden, aber er hätte auch gerne vier oder sogar fünf dauern dürfen. Ich habe kein einziges Mal das Gefühl gehabt, ja, ist gut jetzt, mach hin, wir müssen weiter, wie ich das in Towers ab und zu hatte und in wenigen Momenten auch in The Fellowship of the Ring. King hat so viel zu sagen, dass gar keine Zeit bleibt, irgendwo länger zu verweilen. Ich hoffe, dass es auch von diesem Teil einen extended cut gibt, der einem ab und zu die Chance zum Atemholen lässt.

Trotzdem hat es sich aber nie so angefühlt, als hätte nun auf Teufel komm raus die Geschichte zu Ende erzählt werden müssen, auch wenn das Tempo durchgehend zügig ist. Und deshalb berühren die Szenen, in denen die Geschwindigkeit mal rausgenommen wird, doppelt. Wenn Pippin als Knappe in Gondor dem wahnsinnigen Steward ein Lied singt und wir nur seine zarte Stimme hören, dazu aber die Bilder einer Schlacht in Zeitlupe sehen, dann fühlt sich das brutaler an als die wildeste Metzelei mit hektischen Schnitten. Wenn Frodo von der Macht des Rings übermannt wird und Sam davonschickt, um mit Gollum weiterzugehen, dann tut das mehr weh als jeder Abschied für immer, den wir auf dem Schlachtfeld erleben. Und die wenigen Momente, in denen Faramir um die Liebe des Vaters buhlt oder Eowyn um die Anerkennung durch ihren Onkel, sind emotionaler als die epische Schlachtenerzählung vor den Toren von Minas Tirith.

Apropos Minas Tirith: Helm’s Deep war ja schon eine imposante Kulisse. Die Weiße Stadt dagegen ist atemberaubend. Ãœberhaupt hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass die ersten beiden Teile im Vergleich zu King fast zu einer Fingerübung verkommen. Die mächtigen Sets, die riesigen Aufmärsche, die überlebensgroßen Gefühle – die kommen alle erst jetzt. Und zwar satt.

Netterweise wurden die Dialoge dagegen zurückgenommen: Es gibt zwar immer noch die üblichen bedeutungsschwangeren Sätze (gerne von Legolas oder Gandalf gemurmelt), aber sie sind nicht mehr so gehäuft und weniger kitschig. Viel öfter lässt der Film seine Figuren sogar ganz schweigen und schwelgt nur in Bildern, die entweder mit Howard Shores wunderbaren Score unterlegt sind oder gar keinen Ton haben. Die Musik greift alle wichtigen Themen der ersten beiden Filme auf und schafft so, fast nebenbei, einen sehr runden und stimmigen Schluss. Auch bekommen wir alle tragenden Charaktere noch einmal zu sehen, denen wir auf der langen Reise durch Mittelerde begegnet sind, und so schließt sich auch hier der Kreis.

Was mir persönlich am besten gefallen hat und weswegen mir auch Fellowship immer mehr lag als Towers, ist, dass sich die Geschichte wieder auf ihre Hauptpersonen konzentriert: auf die Hobbits, allen voran Frodo und Sam. Schließlich sind es die beiden, die das Motiv der ganzen Trilogie bilden. Es geht um Macht, die korrumpiert, es geht um Freundschaft und Loyalität, die sich dieser Macht entgegenstellt, und es geht ganz simpel um den Glauben an das Gute in dieser Welt, für das es sich zu kämpfen lohnt. Natürlich tragen auch die anderen Charaktere diese Geschichte mit, aber die Momente, in denen Frodo und Sam auf der Leinwand sind, waren bisher immer die, die mir persönlich sehr nahe gegangen sind und die für mich die Hauptstory der Trilogie verkörpern.

In The Return of the King bekommen wir die extremsten Seiten der beiden zu sehen: wie Frodo dem Ring verfällt und wie Sam über sich hinauswächst und ihn mehrmals rettet, sowohl physisch als auch seelisch. Die beiden bilden ein sehr symbiotisches Paar, was seit Beginn der Trilogie Anlass zu wilden Spekulationen und einer Menge schlechter Witze gewesen ist – was ich allerdings nicht nachvollziehen kann. Für mich ist Sam der beste Freund, den man sich wünschen kann, und ich habe selten einen Charakter auf der Leinwand erlebt, der so ehrlich und wahrhaftig rüberkam, ohne jemals dabei übertrieben oder pathetisch zu werden. Und als Frodo sich ganz zum Schluss mit einem Kuss von Sam verabschiedet, habe ich das als die einzig angemessene Geste empfunden und nicht als kitschig – genau wie auch Aragorn in Fellowship so von Boromir Abschied genommen hat.

Elijah Wood ist immer noch kein Burgschauspieler und wird es wohl auch nie werden, aber er hat eindeutig mehr Tiefe als in den Teilen davor. Sean Astin als Sam berührt mich jedesmal, und ich nehme ihm jeden Satz und jede Träne ab – vielleicht, weil auch ich so gerne an das Gute glaube, das er so vehement und mit all seiner Kraft verteidigt. Von den anderen Schauspielern wächst keiner wirklich über sich hinaus, aber jeder bietet eine sehr solide Leistung – zu mehr war wahrscheinlich auch keine Zeit.

Ein bisschen genervt hat der Schluss – man merkt Regisseur Peter Jackson an, dass er sich nicht von Mittelerde trennen kann; zu viele Enden werden nacheinander abgefeiert. Immer, wenn man schon dabei ist, sich die Jacke anzuziehen, kommen noch einmal ein paar Minuten, ein paar Momente, um das endgültige „The End“ abzuwenden.

Ich muss gestehen, ich kann es nachempfinden. Das Gefühl, mit dem ich aus King gekommen bin, war zuerst eine tiefe Zufriedenheit: ganz simpel deswegen, weil alles stimmig ausgegangen ist, weil der letzte Teil nicht enttäuscht hat, weil das Gute gesiegt hat. Aber gleichzeitig war ich ein wenig traurig darüber, dass ich mich nicht mehr so wie die letzten beiden Jahre auf den nächsten Dezember freuen kann, wenn der neue Teil von Lord of the Rings anläuft.

Für den Kopf: Natürlich hat der Film ein paar Macken, ein paar Szenen, die nicht sein müssen, ein paar Sätze, die stören, ein paar Charakterentwicklungen, die zu hopplahopp gehen.

Fürs Herz: Mir egal. Es gibt Filme, denen verzeiht man eine Menge. Weil sie mit Herzblut gemacht worden sind. Weil sie das Versprechen von Würde und Ernsthaftigkeit einlösen, das sie gegeben haben, anstatt in Kitsch zu ertrinken. Weil sie eine grandiose Story episch und riesengroß und gleichzeitig ganz klein und menschlich zu Ende erzählen.

The Return of the King ist einer dieser Filme.

4 Antworten:

  1. Alte Haloscan-Kommentare hier. Dort bitte nicht mehr kommentieren.

  2. Mich würde mal interessieren, ob Du “nur” die Filme im Kino oder auch die erweiterten DVD-Fassungen gesehen hast.

  3. Ich hab die Filme im Kino gesehen und dann die Kritik dazu geschrieben. Aber ich habe sie danach auch noch im Extended Cut gesehen.

  4. Danke… hätte ich auch drauf kommen können, dass sich das auf die Kino-Fassung bezieht, da Du ja gerne die Filme im Original im Kino siehst (soweit habe ich schon bei Dir mitgelesen *g*).