Gloomy Sunday

Gloomy Sunday
(Ein Lied von Liebe und Tod, D 1999)

Darsteller: Joachim Król, Ben Becker, Stefano Dionisi, Erika Marozsán
Drehbuch: Rolf Schübel, Ruth Thoma, nach dem Roman von Nick Barkow
Kamera: Edward Klosinski
Musik: Detlef Petersen, Rezsö Seress
Regie: Rolf Schübel

Es gibt Tage, die sich anfühlen, als würde die Sonne niemals untergehen. Es riecht nach blauem Himmel, nach Freundschaft, nach Hoffnung. An diesen Tagen ist alles möglich. Liebe wird nicht zerbrechen, Leben werden nicht enden, die Welt wird für einen Tag, vielleicht auch nur für einen Augenblick, ein guter, friedlicher Platz sein.

In solchen Tagen beginnt Gloomy Sunday. Ein außergewöhnlich guter deutscher Film, der sich nicht scheut, große Gefühle auszudrücken. Die ganze Geschichte ist hart am Kitsch – aber immer, wenn man das Gefühl hat, ein bisschen zuviel Zuckerguss serviert zu bekommen, kippt die Geschichte wieder in die Realität. Und die ist im Ungarn der Nazizeit eine böse.

Der Film handelt von einer großen Liebe zwischen Ilona, einer Kellnerin in einem Budapester Restaurant, und dessen Besitzer László (Joachim Król) und – dem Barpianisten András (Stefano Dionisi). Beide Männer lieben Ilona so sehr, dass sie sich eher mit dieser seltsamen Menage a trois arrangieren als sie aufzugeben. Und Ilona, die mit einer zauberhaften Leichtigkeit von Erika Marozsán verkörpert wird, schafft es, dem Verhältnis Stabilität und sogar Freundschaft statt Konkurrenz einzuhauchen.

Dieses kleine Paradies wird nur durch einen Gast des Restaurants, Hans (Ben Becker), gestört, der ebenfalls dem Zauber Ilonas verfällt. Sie weist ihn freundlich, aber bestimmt ab. Aber seine Zeit wird kommen: Spätestens, als er als SS-Kommandant in Budapest herrscht und damit über Leben und Tod des Juden László verfügen kann.

Die Lebensläufe der Hauptpersonen werden durch ein Lied zusammen gehalten: der Ballade vom traurigen Sonntag. Ein Lied, das in den 30er und 40er Jahren eine traurige Berühmtheit erlangte, denn viele Menschen nahmen sich zu diesen Klängen das Leben. Auch in Gloomy Sunday fordert das Lied Tribut; einer der Hauptpersonen wird ihm erliegen. Der Zuschauer leidet ein jedesmal mit, sobald die magischen Töne erklingen, denn der gesamte Film verströmt eine solche Anziehungskraft, der man einfach verfällt. Jede Figur wächst einem ans Herz, und man möchte sie nie wieder gehen lassen. Vor allen nicht an Tagen, die sich anfühlen, als würde die Sonne niemals untergehen. Was sie aber doch tut. Die Welt ist leider doch kein friedlicher Platz. Nicht mal im Film.