About a Boy

About a Boy (2002)

Darsteller: Hugh Grant, Toni Collette, Rachel Weisz, Nicholas Hoult
Drehbuch: Peter Hedges, Paul Weitz & Chris Weitz (nach einem Buch von Nick Hornby)
Kamera: Remi Edefarasin
Musik: Damon Gough (Badly Drawn Boy)
Regie: Chris Weitz, Paul Weitz

About a Boy beginnt mit einem Zitat von John Donne (und nicht von Jon Bon Jovi, wie uns Hugh Grant weismachen will): “No man is an island.” Die Grundidee hinter dem Film ist, dieses Zitat hundertprozentig zu belegen.

Hugh Grant spielt Will, einen überzeugten Single, der Donnes Zitat sofort widerspricht: Er ist eine Insel. Er lebt von den Tantiemen eines Songs, den sein Vater geschrieben hat, und hat daher den ganzen Tag nichts zu tun außer zu shoppen, zum Friseur zu gehen, Billiard zu spielen und fernzusehen. Irgendwann hat er die brilliante Idee, sich an alleinerziehende Mütter ranzumachen, denn die brauchen, seiner Meinung nach, für kurze Zeit einen Freund, eine Affäre, und sobald sie merken, dass er doch nicht der richtige neue Vater für ihren Nachwuchs ist, machen sie mit ihm Schluss – er muss keine Schuldgefühle haben und hat wieder seine Ruhe. Sein Plan geht anfangs auf, aber dann stolpert Marcus in sein Leben, ein seltsamer 12-Jähriger, der schon viel zu viel weiß für sein Alter. Seine Mutter ist eine latent suizidgefährdete Hippiebraut, die keine Ahnung hat, dass Marcus viel lieber zu McDonald’s gehen würde als ihre Pastinaken-Aufläufe zu essen und dass Prinz-Eisenherz-Frisuren und Strickmützen auf einem Schulhof tödlich sein können.

Um den Rest des Films zusammenzufassen: Marcus schleicht sich irgendwie in Wills kaltes Herz, die Mutter bringt sich nicht um, Will kriegt eine andere nette, alleinerziehende Mutter ab, er ist nicht mehr so ein Single-Kotzbrocken wie am Anfang, und zum Schluss sind alle total glücklich.

Eigentlich sollte einem schlecht werden bei soviel Happy End. Aber so sehr man sich dagegen wehren will, hier ganz billig manipuliert zu werden – es klappt nicht. Denn About a Boy schleicht sich genauso in das Herz der Zuschauer wie Marcus in das von Will. Und er macht es nicht mal heimlich und ohne, dass wir es merken. About a Boy buhlt um unsere Liebe, und er bekommt sie auch. Der Film hat, neben sehr guten Schauspielern und herrlicher Situationskomik (wo kriegt man sonst zu sehen, wie eine Ente mit einem Laib Brot erledigt wird) wunderschöne, pointierte Dialoge, und wenn nicht gerade die Schauspieler miteinander reden, reden sie aus dem Off mit uns. Mal aus Wills Perspektive, mal aus der von Marcus. Beide ergänzen sich so herrlich, dass man sich einfach nicht gegen sie wehren kann. Die beiden müssen einfach zum Schluss zusammensein, genau wie wir den Film gar nicht enden sehen wollen.

Man glaubt sogar der zuckersüßen Geschichte vom hartherzigen Single, der zum Schluss eine Patchwork-Familie in seiner Bulthaup-Küche bekocht und es auch noch gut findet. Uns ergeht es genau wie Will, der sich darüber wundert, dass er ein “warm, fuzzy feeling” erlebt und gar nicht weiß, wie ihm geschieht. Und auch wenn er sich ziemlich lange dagegen wehrt, Menschen gern haben und länger etwas mit ihnen zu tun haben zu wollen, wenn er auch lange die Grundthese vertritt, dass eben jeder Mensch eine verdammte Insel ist (“I’m bloody Ibiza!”), wenn er sich auch lange dagegen wehrt, dass sich jemand in sein Herz schleicht, weil er weiß: Wenn erst einer drin ist, haben alle anderen auch freie Bahn, um ihm nahe zu kommen und ihm weh zu tun – auch wenn er das alles tut: Es hilft ihm nichts. Zum Schluss siegt die Freundschaft, die Sippe, das große Herz, die Menschlichkeit und die Erkenntnis, dass man vielleicht auch Teil einer Inselkette sein könnte anstatt auf einem einsamen Eiland zu veröden.

Und irgendwie lassen wir uns sogar gerne mit klebrigen Drehbüchern zukleistern, solange wir dabei zwei Stunden lang aus vollem Halse lachen können. Denn netterweise ist der Film keine schmusige Grütze, sondern eine gut getimte Komödie geworden. Und trotzdem eine große, überschwängliche und völlig irreale Liebeserklärung an die Freundschaft und die Liebe zwischen allen schrägen Vögeln dieser Welt.

2 Antworten:

  1. wie heißt das Lied, welches Will Marcus samt Diskman
    geschenkt hat???

  2. “shake ya ass” – Mystikal

    im Buch dem der Film zugrunde (kann ich jedem empfehlen, hat auch ein besseres -nicht ganz so schnulziges – ende) liegt hört Marcus übrigends Nirvana, was ich übrigends um einiges cooler finde.