Elephant

Elephant: dokumentarisch anmutende Nacherzählung des Massakers in Littleton. Der Film folgt sehr bedächtig mehreren Schülern auf ihren endlos scheinenden Wegen durch die Schule, so dass der Zuschauer sich zum Schluss dort perfekt auskennt und daher die Bedrohung fast selbst spürt, wenn einer der beiden Täter um eine Ecke biegt. Das Werk bezieht seine komplette Spannung daher, dass man auf die Bilder wartet, die man kennt: die Cafeteria, die Leichen in den Gängen, die waffenstrotzenden Schützen. Regisseur Gus van Sant widersteht der Versuchung, das Ganze reißerisch aufzumachen und lässt stattdessen scheinbar einfach die Kamera laufen an einem ganz normalen Schultag. Die 80 Minuten Film fühlen sich bis auf den Schluss ziemlich langweilig an; gleichzeitig ist das aber der Pluspunkt des Films, denn genauso wird sich das Leben in Littleton angefühlt haben, bis auf einmal alles anders wurde.

Einige zaghafte Erklärungsversuche wie das Außenseiter-Dasein und die Waffenverrücktheit der beiden Täter, ihre Faszination für Ego Shooter oder die Nazis klingen an, werden aber nicht als Grund für das Massaker herangezogen. Am eindringlichsten fand ich die Schlussszene, in der einer der beiden einen Abzählreim nutzt, um für sich selbst klarzumachen, wen der zwei Schüler, die er flehend vor sich hat, er nun als erstes erschießen wird. Das ganze ist ein Spiel, ein Spaß, hat keine Konsequenzen und ist genauso „normal“ wie die kotzenden Mädchen nach dem Lunch auf dem Klo oder dass der eine Täter den anderen erschießt, einfach so, es ist egal. Grundlos, sinnlos. Dieses Gefühl fängt der Film perfekt ein. Trotzdem bleibt die Frage, was er eigentlich soll, denn er erzählt mir nichts Neues oder Überraschendes und ist, wie gesagt, verdammt langweilig.

2 Antworten:

  1. Einen Film langweilig zu nennen, der eines der beängstigendsten Phänomene unserer heutigen Zeit zu erforschen versucht, finde ich unangebracht.
    Hätte man den Film actionreicher machen sollen? Mehr Story reinbringen? Ich fand die Entscheidung von Gus van Sant den Film so laufen zu lassen, wie ein normaler Tag in unser aller Leben meistens abläuft, richtig.
    Gerade durch diesen Kontrast ist doch das Ganze schockierend, oder nicht?
    Sicher, man muss sich Zeit nehmen und den Film auch sehen wollen. Wer lieber jede Menge Schusswechsel sehen will, sollte sich “Elephant” lieber nicht ansehen.

  2. Einen langweiligen Film langweilig zu nennen, finde ich nicht unangebracht. Ich habe ja gesagt, dass genau das die Stärke des Films ist, weil der Tag wahrscheinlich wirklich so war, wie ein normaler Schultag eben, banal, unaufregend. Passte schon. War aber trotzdem langweilig.