The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy (Per Anhalter durch die Galaxis, USA/UK 2005, 109 min)

Darsteller: Martin Freeman, Sam Rockwell, Mos Def, Zooey Deschanel, Alan Rickman, Bill Nighy, John Malkovich, Helen Mirren, Stephen Fry, Thomas Lennon
Musik: Joby Talbot
Kamera: Igor Jadue-Lillo
Drehbuch: Douglas Adams & Karey Kirkpatrick (nach dem Roman von Douglas Adams)
Regie: Garth Jennings

Trailer

Offizielle Seite

The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy handelt von Arthur Dent, einem Menschen, dessen Heimatplanet, die Erde, wie wir sie alle kennen und lieben, eines Tages ohne große Vorwarnung gesprengt wird, um für eine Hyperraumumgehungsstraße Platz zu machen. Kurz bevor seine Welt in die Luft gejagt wird, erzählt ihm sein bester Freund Ford Prefect, dass er ein Außerirdischer sei, danach landen sie auf einem Vogonenschiff und müssen sich miese Gedichte anhören, bis sie schließlich mit dem Präsidenten der Galaxis, Zaphod Beeblebrox, und seiner menschlichen Gespielin Trillian auf seinem Schiff, der Heart of Gold, nach Magrathea fliegen und … ach egal, kennt ja eh jeder, die Geschichte. Und das ist auch genau das Problem des Films: Wenn man die wundervollen Werke von Douglas Adams (mach’s gut und danke für die Bücher) kennt, ist der Film nur ein kleiner Versuch einer Bebilderung einer übersprudelnden Fantasie und kann dieser einfach nicht gerecht werden. Wenn man die Bücher allerdings nicht kennt, ist Hitchhiker ein halbwegs erträglicher, weil schön schräger Film.

Der Film hat eine seltsame Geschichte, die Spaß macht, weil sie stets überrascht und sich einen Scheiß um sinnvolle Handlungsstränge kümmert (wozu will John Malkovich, der aussah wie der junge Elton John, diese komische Knarre haben, und wieso kann Zaphod einfach einen seiner Köpfe als Pfand dalassen?). Der Film würde allerdings noch mehr Spaß machen, wenn sein Timing etwas besser wäre. Viele Szenen fühlen sich fürchterlich langatmig an: Immer, wenn die Vogonen im Bild waren, habe ich im Kopf auf Vorspulen geschaltet, und als Trillian Arthur schön ausführlich die Küche der Heart of Gold zeigt, habe ich hörbar gelangweilt geschnauft. Und mit mir der Rest des Kinos. Dafür habe ich allerdings die Besatzung als Wollpüppchen und das vertonte Delfinballett am Anfang in höchstem Maße entzückend gefunden. Derartige Scherze hätte ich mir mehr gewünscht, um der Skurrilität der Vorlage ein wenig mehr Rechnung zu tragen.

Ich hatte im Vorfeld Bedenken, dass der großartige Wortwitz des Buches komplett verloren geht, denn das gehen verbale Vorlagen meistens, wenn man das Medium wechselt und plötzlich eher in Bildern erzählen will. Hitchhiker behilft sich hier mit einem simplen Trick: ein Off-Erzähler (Stephen Fry, gewohnt nonchalant) ist quasi die Stimme des Guide, des Buches, das Weltraumreisenden alles, aber auch wirklich alles über das Universum und seine Bewohner erzählt. Vor allem natürlich, dass man niemals sein Handtuch vergessen sollte. So fließen in die recht schlichte Handlung des Films immerhin viele kleine, sehr hübsch bebilderte Anekdoten ein, die auch das Lesen der Bücher so unterhaltsam gemacht haben: wie sich der Pangalaktische Donnergurgler anfühlt zum Beispiel oder wieso der Guide erfolgreicher ist als die Encyclopedia Britannica. Ich habe zwar meine Lieblingsstelle vermisst („Steck deinen Kopf in ein Schwein“), aber man kann ja nicht alles haben.

Wahrscheinlich hat jeder andere Vorstellungen von den Figuren oder den Settings, die einem im Buch begegnen. Ich persönlich fand die Heart of Gold im Film sehr billig, Mos Def als Ford Prefect nicht britisch genug (ich habe noch eine schwache Erinnerung an den Ford aus der uralten BBC-Serie), und Marvin ging leider gar nicht. Trotz der wundervoll nöligen Stimme von Alan Rickman, der es hinkriegt, dass man Marvin – wie im Buch – ständig eine reinhauen möchte, passt sein knuffig-rundliches Äußeres überhaupt nicht zum depressiv-melancholischen Roboter, den ich in meinem Kopf hatte. Dafür ist Sam Rockwell als Beeblebrox große Klasse: überdreht, arrogant-charmant, ständig die Jacketkronen bleckend – wundervoll. Zooey Deschanel als Trillian und Martin Freeman als Arthur bleiben leider etwas blass, wobei sie einfach auch ein wenig vom Drehbuch im Stich gelassen werden. Ihre Funktion ist eben die des heimatlosen Liebespärchens, und das fühlt sich im ganzen galaktischen Irrsinn einfach zu menschlich und fast popelig an. Immer, wenn die beiden sich schmachtende Blicke zugeworfen oder, viel schlimmer, über ihre Gefühle geredet haben, habe ich ein bisschen darauf gehofft, dass die Vogonen besser zielen würden und dem Heiteitei ein Ende bereiten.

Mir ist übrigens erst während des Films aufgefallen, dass ich mir den Supercomputer Deep Thought (ja, genau, der mit der 42) nie richtig vorgestellt hatte. Seine Visualisierung fand ich recht nett, vor allem seinen kleinen goldenen Fernseher, auf dem Zeichentrickfilme liefen. Mein Lieblingsmoment kam allerdings erst ziemlich zum Schluss in der Werkstatt von Slartibartfast, wo mir wirklich ein Schauer über den Rücken gelaufen ist. Abgesehen von der schieren Größe des Raums und der Geschwindigkeit, mit der Arthur und der Planetendesigner durch die Fabrik fliegen, waren das Bilder, die ich mir den ganzen Film lang gewünscht hätte: völlig absurd und doch so wunderschön.

Wenn der Film es auch nicht geschafft hat, mir soviel Spaß zu machen wie die Bücher – eins hat er dennoch hingekriegt: dass ich mit Arthur und Trillian zuerst um die gute, alte Erde getrauert und mich dann wie blöde gefreut habe, als sie wieder da war. Als ich plötzlich unseren Planeten in der Version 2.0 gesehen habe und Slartibartfasts Männern dabei zuschauen durfte, wie sie Ayers Rock seine charakteristische Farbe verleihen, Wüsten aufschütten und den Himalaya hochziehen – da habe ich schon ein wenig Ehrfurcht vor der Schönheit unseres kleinen Himmelskörpers gespürt. Und so bin ich etwas zwiegespalten auf The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy gekommen: ein bisschen enttäuscht, weil sich der Film über weite Strecken viel zu normal angefühlt hat. Ein bisschen gelangweilt, weil er nicht genügend Tempo gehabt hat. Aber auch ein bisschen mit der Welt und ihren Macken versöhnt. Wir haben schließlich nur die eine. Auch wenn wir nur Teile des großen, großen Experiments sind.

23 Antworten:

  1. das von Ihnen bemängelte, fehlende timing bei disney ist in der bereits existierenden tv-verfilmung, also, die ist besser, wollt ich sagen

  2. Ich bin trotzdem sehr gespannt auf diesen Film. Auch wenn Buchverfilmungen selten das halten können was Leser des Buches sich erhoffen.

  3. Die ersten zehn Millionen Jahre waren die schlimmsten. A weng langatmig war’s schon.

    Oft habe ich gedacht, SO hätte ICH das nicht gemacht, und das ist eigentlich das beste Kriterium für Originaliät, das ich kenne. Schlimme Filme sind dagegen immer die, wo ich ständig denke, ja, genau so hätte ich das auch gemacht. Ganz anders bei dieser Verfilmung, die eine Menge guter Einzeleinfälle zu bieten hat, die leider wie im Zirkus heruntergeklappert werden.

    Gut gelöst fand’ ich z.B. Zaphods Zweitkopf, mit dem trashigen Puppenkopf der BBC-Serie vor Augen habe ich ständig genörgelt, der hat doch zwei Köpfe, wo ist denn der zweite Kopf, so’n … AHA … doch, war schon gut ausgedacht.

    Völlig OK auch die inhaltlichen Abweichungen vom Plot der Buchvorlage, allein die Show im Milliway’s hätt’ ich gern gesehen.

    Marvin als Kreuzung aus imperialem Stormtrooper und Aibo ging wahrhaftig gar nicht.

    Hat jemand irgendeinen von den angeblich 50 Hinweisen/Anspielungen auf Douglas Adams himself mitbekommen?

  4. Mir hat die Serie gut genug gefallen, die würd ich gern mal wieder im TV sehen.

  5. „Das Original“ war übrigens ein Hörspiel – das Buch kam später.

  6. Stimmt. Kennt das einer? Ich hab’s nie gehört.

  7. ebay uk. da fliegt das manchmal noch auf cassis rum

  8. Anke, fetteste Empfehlung des BBC-Hörspiels. Stephen Fry hat als Off-Sprecher “the Book” der Radio-Show zu 100 Prozent immitiert.
    Damals noch als Kassette war die Hörspielreihe die eine Großanschaffung, auf die ich während meines bettelarmen Studienjahrs in Wales so richtig gespart habe.
    (Und dann erst die Titelmelodie – die auch im Film auftaucht…)

  9. Die Titelmelodie? Was die Delfine singen? So long and thanks for all the fish … lalala … gab’s schon? Mist. Wieder ein Punkt weniger für den Film.

  10. Nein, nicht die Delfine. Gemeint ist sicher jene Szene, wo der Anhalter durchs Alt gleitet und langsam ins Blickfeld gerät. Jene Musik wurde auch schon in der TV-Serie recycled ;o)

  11. Nein, Anke, nicht das Lied der Delfine ist gemeint, sondern das Lied, das erklingt, als der Reiseführer groß eingeblendet wird.

  12. @Anke,@Tim @Micha: Das Musikstück aus Hörspiel und Film heisst „Journey of the Sorcerer“ und ist im Original von den Eagles!

  13. und wo finden wir das? Ganz recht: hier.

  14. angeber!

  15. pfft…!

  16. Hmm, jetzt erinnere ich mich, irgendwas mit “…sorcerer” habe ich im Abspann gelesen…

  17. @Stephan:
    Eine Anspielung habe ich mitbekomme… nun gut, meine Kinobegleitung hat sie mitbekommen und mir erzählt:
    Als am Schluss die (überraschen gute) Herz aus Gold dreht, um zu “anderen Ende des Universums” zu fliegen, nimmt sie kurz wieder eine reihe verschiedener Formen an. Eine davon ist Douglas Addams.
    Sagt meine Kinobegleitung.

    Aber auf Marvin als die Enttäuschung des Abends können wir uns wohl alle einigen? Wobei ich immerhin die Momente mochte, in denen er die Klappe hielt – da hatte er so kleine verzweifelte Gesten, die waren gut. Aber meist darf er ja noch einen draufsetzen…

  18. Die ersten 12 Episoden des Hörspiels gibt es hier als Stream.

  19. … also die Ur-BBC Serie ist sehr sehr charmant und sexy. Zwar wirklich trashig aber das macht lustigerweise nichts. Jedenfalls wurde das Buch äh das Hörspiel 1zu1 umgesetzt -> bei Amazon

  20. Naja, wenigstens gab es den “Original-Marvin” aus der BBC-Serie zu sehen ;)

  21. falls irgendjemandem die animationsfilmchen gefallen haben, die sind von denen hier:
    http://www.shynola.com/

    schaut euch mal das video zu blur “the good song” an. eines – meiner meinung nach – der besten musikvideos ever.
    http://www.shynola.com/movies/goodsong/goodsong_download.htmh

  22. Zehnmillionen Mal Danke für den Hinweis und den Link zu „Journey of the Sorcerer“! Sitze gerade mit Gänsehaut vor dem Rechner. (Wer hätte gedacht, dass die Eagles das mal schaffen…).

    Trackback: Bevor ich den Film gesehen hatte, war ich überzeugt davon, ihn hinterher verreißen zu müssen. Aber es kam anders…

  23. Der Film ließ mich resigniert zurück. Ich hatte das Gefühl, im Vorzimmer einer Behörde gesessen zu haben, in dem jemand, dem der Sinn für Humor im Alter von zwölf chirurgisch entfernt wurde, einem Amerikaner im grellen Hawaiihemd versucht den Hitchhiker nachzuerzählen… und der wirklich jede Pointe in den Sand setzt. Jede.

    Das einzige Mal das ich im Film wirklich lachen musste war am Ende.
    Dort steht “For Douglas” – Das nenne ich schwarzen Humor.
    Einem Künstler aufs Grab zu pissen und ihm das Ganze dann noch zu widmen ist wirklich mutig.

    Es wäre komisch, wenn es nicht so traurig wäre.