Shall We Dance

Shall We Dance (Darf ich bitten?) fängt ziemlich gewöhnlich an: Wir erleben Szenen einer lang eingefahrenen Ehe zwischen Richard Gere (bäh) und Susan Sarandon (ein bisschen verschenkt), wir sehen Richards langweiligen Job als Notar, und dann dürfen wir miterleben, wie er Abend für Abend an einem Tanzstudio vorbeifährt, in dem eine einsame Schönheit (Jennifer Lopez – bäh) sinnierend am Fenster steht. Von sich selbst überrascht beginnt Gere eine Anfängertanzkurs, ohne seiner Frau etwas davon zu sagen. Die üblichen Fragen dräuen am Horizont: Verliebt Gere sich in Lopez? Sie sich etwa in ihn? Lässt Susan sich jetzt scheiden? Booo-ring!

Netterweise passiert nichts von alledem. Stattdessen lernen wir noch weitere Charaktere kennen, die ebenfalls ein paar Wünsche mit sich herumtragen, von denen sie vielleicht noch gar nichts ahnen und die durchs Tanzen erfüllt werden. Oder die Figuren tanzen, um ihrem ansonsten banalen Dasein ein bisschen Glanz zu verleihen. Einer dieser Menschen wird von meinem heimlichen Schwarm Stanley Tucci verkörpert, der in Shall We Dance einen wundervollen Bogen von Enttäuschung, Scham, Aufbegehren, Spaß und Triumph spielen darf. Aber das Tanzen ist nie die Hauptsache, obwohl wir viel davon anschauen dürfen. Im Fokus bleiben stets die Figuren, für die Tanzen ein Vehikel ist – für was auch immer.

Shall We Dance schleicht sich ganz langsam in dein Herz. Man will den Film da eigentlich gar nicht drinhaben, weil Gere so doof aussieht beim Tanzen und Jennifer Lopez gar nicht geht als traurige Verlassene, aber alles andere hat überraschend viel Gefühl und Wehmut und Freude, und ganz plötzlich mag man alle Figuren und fiebert beim obligatorischen Tanzturnier mit und freut sich schließlich mit allen über ein klassisches Happy End. Kein Meilenstein, aber ein überraschend ehrliches, kleines, rührseliges Filmchen.

5 Antworten:

  1. Wirklich kein schlechter Film, auch wenn ich bis heute nicht verstehen kann, was alle Welt an J.Lo so bezaubernd findet.
    Noch empfehlenswerter ist aber das japanische Original (hat meines Wissens sogar den gleichen Titel). Die Tanzstunden im Geheimen haben hier den besseren Hintergrund als “meine Frau darf nichts wissen”, denn in Japan gilt Gesellschaftstanz nicht als sonderlich hoch angesehen, ist vielmehr verpönt.

  2. Das kann ich nur bestätigen: Das jap. Original hat exakt denselben Titel und noch viel mehr Charme als das Remake. Da gibt es naturgemäß auch keine bäh-Richard-Gere- und bäh-Jennifer-Lopez-Probleme. Auch die Synchronisation ist gut gelungen.

  3. Ich bin früher zweimal die Woche ins Kino gerannt, um mir Sneak Previews anzugucken – damals, als das erstens noch günstig war und ich zweitens noch mehr Zeit hatte. Bei diesen vielen Filmen waren viele gute, noch mehr durchschnittliche und ein paar echt schlechte. Und dann war da noch ‘Shall We Dansu?’, der einzige Film, bei dem ich je das Kino verlassen habe, bevor die Vorstellung vorbei war.

    “Booo-ring!” trifft es da schon ganz gut. Und wenn ich mir jetzt noch ein amerikanisches Remake davon vorstelle, das auch noch das letzte bischen Story (nämlich das Problem, dass in Japan europäische Gesellschaftstänze verpönt sind) wegläßt, kommt mir das kalte Grausen.

    Euch hat der Film anscheinend gefallen, aber an mir war das Zelluloid wohl verschwendet und vielleicht war es ganz einfach kein Film für mich. Ich hätte gerne die zwei Stunden von meinem Leben wieder, die ich in absoluter Langeweile im Kino verbracht habe…

  4. War das jetzt wirklich notwendig?

  5. Falls Du Dich irgendwie angegriffen fühlst – das war nicht meine Absicht. Meine Kritik richtet sich ja nicht an Euch, die den Film gemocht haben, sondern an den Film selbst. Vermutlich ist es nur eine Frage des Geschmacks (über den ich auch gar nicht streiten mag), immerhin mag ich viele Filme, die andere für Bild gewordenen Schwachsinn halten.
    Aber ‘Shall We Dansu’ ist für mich einer der schlechtesten Film, die ich je gesehen habe.

    Wenn ich Dich dadurch beleidigt haben sollte, tut es mir leid.