Small world, little wonders (and some notes on food)

Das Wiedersehen mit einer ehemaligen Kollegin nach fast zwei Jahren. Die anfängliche Nöligkeit beiderseits („Oh nee, Brunch – wird man in dieser Stadt Sonntags denn nirgends mehr bedient?“) verfliegt, als wir das Waffeleisen auf dem Buffet erspähen, der Milchkaffee ist lecker, die erste Zigarette seit Monaten schmeckt ebenfalls, Geselligkeitsraucher sein ist so schön, und unser Gespräch fängt da an, wo wir vor zwei Jahren aufgehört haben. Beide Leben scheinen aufgeräumter, weniger verzweifelt, weniger angestrengt. Mein Rücken ist nicht mehr mein Lebensinhalt, und sie zwinkert nicht mehr so überreizt. Wir sagen uns beide, wie sehr wir die Kraft der anderen bewundert haben, damals, als ihre Familie zerbrach und ich wieder laufen lernen musste. Ein paar Tage später habe ich eine Postkarte von ihr im Briefkasten: „Hat gut getan, dich mal wieder zu treffen.“

Der Klischeefreitagabend: BMW in die Waschanlage gefahren, DVDs geliehen, Pizza bestellt. Wenn ich Eier hätte, müsste ich sie jetzt in aller Öffentlichkeit kratzen. Über der Jogginghose.

Der überraschende Anruf einer Freundin am Samstag: „Haste Lust zu frühstücken? Bin grad in der Stadt.“ Ein kleiner Spaziergang, White Mocca, Bagels, viel gelacht. Die DVDs müssen noch zwei Stündchen warten.

Der Sonntagmorgen, an dem ich wachgestreichelt werde, Toast ans Bett bekomme, stundenlang an einer haarigen Brust verschwinde und die Kirche schwänze. Gab ja genug Kirche im Fernsehen.

Das Lächeln der Kiosktante, jeden Montag, sie hat den Spiegel schon griffbereit, sobald sie mich sieht, ich die drei Euro schon abgezählt in der Hand, „Morgen“ … „Morgen“ … „Danke“ … „Bitte“ … „Schönen Tag noch“ … „Ebenso“. Und nächsten Montag wieder.

Die Götterdämmerung auf dem iPod in 20-Minuten-Häppchen im Bus. Fünfzehnmal zur Arbeit und wieder nach Hause fahren, dann bin ich durch. Tristan und Isolde liegt in der Warteschleife.

Der frisch gepresste Orange-Apfel-Erdbeer-Saft im Spar-Markt im Hanseviertel. Ergänzt sich ganz großartig mit ein paar Oreos. Als Wechselgeld gibt’s einen Euro aus Griechenland, den ich noch nie wissentlich in der Hand hatte.

8 Antworten:

  1. Wo wart ihr denn brunchen? Klingt lecker.

  2. Im Gloria. Sehr nett da.

  3. Jau. Aber nur, wenn man beim Frühstück zehntausend Kollegen treffen möchte, die man schon jeden Tag in der Agentur sieht. :-)

  4. Also Opern von Richard Wagner sind ja wirklich schwäääre Kost. Und auch noch im Bus, Rräspäckt! Aber ich gebe zu, die Ouvertüren sind allesamt grandios. Der fliegende Holländer, Tristan und Isolde, die Meistersinger – die schönste von allen jedoch ist die vom Tannhäuser. Schade dass er nur Opern geschrieben hat und keine einzige Symphonie, der Herr Spätromantiker!

  5. Ich habe festgestellt, dass ich sehr entspannt und beseelt im Texterflöz auflaufe und ebenso entspannt und freudig wieder zuhause ankomme. Ist für meine Laune anscheinend förderlich, Klassik zu hören. Obwohl es mir jedesmal frevelhaft (frevlerisch?) vorkommt, die Oper nach nur wenigen Minuten schon wieder auszumachen.

  6. Gloria.
    Ja, das ist wirklich nett.
    Könnte ich auch mal wieder hin

  7. Ah, Solti. Nicht übel, und dazu eine lustige Koinzidenz: Aus meinen Boxen singt gerade Waltraud Meier in der Barenboim-Aufnahme von 1994.

  8. oh….o-saft mit oreo´s,
    da spricht der wahre gourmet.

    …ein dash Dr.Pepper vielleicht in den Saft,
    dann ist´s perfekt.

    werde das oreo-regal im Spar im Auge behalten :-)

    – Grussregierung.