Some Kind of Monster

Dokumentarfilm über den schmerzhaften Prozess von Metallica, ihre letzte Platte zu machen. Was als Film über die Studioaufnahmen begann, wurde eine Aufzeichnung vieler Gespräche, denn die Band hatte einen Therapeuten engagiert, der ihnen helfen sollte, die Spannungen innerhalb der Band abzubauen. Der Film porträtiert, soweit man das beurteilen kann, recht schonungslos die seltsamen Prozesse und Beziehungen und Machtkämpfe, vor allem zwischen James Hetfield und Lars Ulrich. Je länger der Film dauert (und er dauert verdammt lange), desto mehr möchte man beide mit Schaumstoffprügeln in einen Raum sperren und ihnen sagen: „Scheiß auf die wohlformulierten Diskussionen (mit dem obligatorischen um, like, um, fuck) durchsetzt – haut euch ein paar Tage eure gemeinsamen 20 Jahre um die Ohren, und dann sehen wir weiter.“

So spannend ich es zu sehen fand, dass Multimillionäre, die ganze Stadien mit einer Geste im Griff haben, genau die gleichen „Schwachstellen“ haben wie der Mensch, der morgens neben mir im Bus sitzt – nämlich: Bin ich gut genug? Mögen die Leute mich? Wieso komme ich mit dir nicht klar und will ich das überhaupt? –, so entlarvend fand ich es auch. Ein bisschen Mythos ist weg von Metallica, ein bisschen von ihrem Status als knallharte Rock’n’Roll-Legende haben die Jungs in meinen Augen verloren. Ich habe Respekt für ihren Wunsch, sich persönlich weiterzuentwickeln und den Teufelskreis von Band-Bühne-Bier zu durchbrechen, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass die monate-, ja jahrelange Nabelschau nicht immer produktiv war. Vor allem hat mich die Eitelkeit überrascht, mit der die Band sich hat ablichten lassen. Dass Hetfield lieber in Sibirien auf Bärenjagd geht anstatt den ersten Geburtstag seines Sohnes zu feiern, hätte ich nicht unbedingt erzählen wollen. Und die nervige Geschwätzigkeit von Ulrich, der es meiner Zuschauermeinung nach wirklich darauf anlegt, dass Hetfield ihm irgendwann eine langt, war für mich auch schlicht und einfach selbstüberschätzte Verblendung, die ich nicht hätte dokumentiert sehen wollen, wenn ich er gewesen wäre.

Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist Some Kind of Monster sehenswert, jedenfalls für Fans, denn filmisch hat Monster nicht wirklich Neues zu bieten. Ein bisschen unfertig fühlt er sich an, ein bisschen ausgefranst an den Rändern, ein bisschen müde, ein bisschen arrogant, aber auch verdammt pathetisch, emotional und ausdauernd. Wie die Band selbst. Passt schon.

6 Antworten:

  1. ich war auch hin und her gerissen, ob das rumgejammere und die pathetische introspektion nur nervt oder auch von mut und grösse zeugt, sich auch mal nackich, ohne machobühneshowgehabe zu zeigen. wohl beides.

    ich habe den film abgelegt unter „schadet nix den gesehen zu haben“.

  2. wie du schon geschrieben hast, war es schön zu sehen, dass die jungs nich anders sind, als jemand den ich auf der strasse treffen würde, denn schließlich sinds ja auch nur menschen. menschen mit viel geld und ner netten drogen und alkohol vergangenheit, aber menschen. und für mich hat er nichts von ihrem mythos und ihrer größe als musiker geraubt, dieser film. irgendwann hätte genau das jemand anderes gesagt und “aufgedeckt” nach ihrem tot, davor, wer weiß. aber sie habens selbst gemacht, sie haben nich viel szensiert und eben auch den ganzen mist gezeigt, den jeder andere vielleicht lieber gestrichen hätte. aber ein hetfield der lieber auf bärenjagd geht, ist eben auch ein hetfield der ganz unten ist auf grund eines alkoholkonsums den er nicht mehr im griff hat.

    als ich aus dem kino ging hatte ich das gefühl, dass der film mir etwas mitgeben hat. eine einsicht oder ein verlangen…

  3. ich fand ihn auch gut, weil er eben die böse seite gezeigt hat. die nervige des mr. lars “laberbacke” ulrich kennt man ja schon, aber james hetfield’s zerriss war mir neu. gut, ihm ja auch.
    ich finde den film aus ausgleich gut. wer die good times gucken will, kann sich die “live shit”-box ( yeah, rock’n’roll ) aus dem schrank holen, da ist stundenlanges videomaterial drauf. wer die bad boys haben will, guckt jetzt halt den erwachsenenfilm “some kind of…” und stellt danach das bier halbgetrunken wieder in den kühlschrank.

  4. “So spannend ich es zu sehen fand, dass Multimillionäre, die ganze Stadien mit einer Geste im Griff haben, genau die gleichen „Schwachstellen“ haben wie der Mensch, der morgens neben mir im Bus sitzt – nämlich: Bin ich gut genug? Mögen die Leute mich? Wieso komme ich mit dir nicht klar und will ich das überhaupt? –, so entlarvend fand ich es auch.”

    … Ist es nicht einfach eine Frage der gewollten, weil zugelassenen Selbstdarstellung, welche Perspektive so eine Doku einschlägt: Entweder die volksnahe “mei, sinn ja auch nur …” oder die “Show must go on”-Variante? Interessant wird es dann, finde ich, wenn die Doku mit diesen Klischees zu arbeiten beginnt … was vermutlich nicht so einfach ist, wenn man auch noch irgendwie den Hetfield auf der Bärenjagd unterbringen muss.

  5. den vergisst auch keiner, den mit der bärenjagd :)

  6. Man darf nicht vergessen, dass der Film eigentlich nur den Entstehungsprozess der neuen Platte dokumentieren sollte. Von daher finde ich es schon auf eine Art und Weise recht mutig, dass sie dieses Fast-Zerbrechen einer der bekanntesten heutigen Rock Bands doch relativ offen gezeigt haben. Klar nervt die Nabelschau zwischendrin, und den ansonsten obercoolen Hetfield dabei zu sehen, wie er herummeckert, dass die 12-16 Uhr Arbeitszeiten nicht eingehalten werden, relativiert schon einiges. Andererseits glaube ich den Herren nach dem Film, dass sie wirklich noch Lust auf Musik, Konzerte etc haben, denn ich denke nicht, dass sie es noch nötig haben.