An einem Sonnabend

Supermarkt, Leergutannahme. Drei Leute vor mir in der Schlange, dann ich, dann zwei männliche Mittvierziger, die zwischen sich eine Astra-Kiste mit leeren Flaschen halten. Die junge Frau, die gerade dran ist, packt dutzende Einzelflaschen auf den Tresen. Eine nach der anderen.

Hinter mir ertönt nach zehn Sekunden breitestes Hamburgisch:

„Ey, und das annem Samstag.“

„Nur Einzelflaschen. Annem Samstag.“

„Ey, Leude gibts, nee, du, echt.“

„Die sieht so aus, als ob die’s nötig hätte. Jetzt noch Leergut abgeben.“

„Hat bestimmt heut noch was vor. Braucht noch Kleingeld.“

Die junge Dame hat ihre 50 Flaschen gegen Bargeld eingetauscht und muss an Piet und Kuddel vorbei zum Ausgang. Hörbares Hamburgisch:

„Annem Samstag!“

Ein junger Mann ist dran. Er packt einen leeren Sechserträger Krombacher auf die Theke.

„So muss das gehn.“

Und jetzt fängt er an, aus mehreren Jutetaschen Einzelflaschen zu ziehen.

„Ne, wa? Ich glaubs nicht. MACH MA HIN DA.“

„Der ist heute noch anner Elbe gewesen, Flaschen aufsammeln, ich sachs dir, hähä.“

„Bestimmt einer von den Grünen, hähä. Hat keiner gewählt und trotzdem sindse da.“

Der junge Mann verschwindet in den Tiefen des Getränkemarkts. Jetzt tritt eine ältere Frau an die Theke und – packt bergeweise Einzelflaschen aus.

„Oh jetzt issabamagut hia. ES IS SAMSTAG!“

„Die hat das nötig. Sieht man doch schon anne Hose.“

„Ja, aber ANNEM SAMSTAG!“

Jetzt ich. Eine leere Cola-Kiste. Keine einzige Einzelflasche. Piet und Kuddel sind still. Und ich sehr dankbar. Ich hatte mich schon seelisch auf einen Satz heiße Ohren eingestellt, wenn ich auch noch Einzelflaschen gehabt hätte. AN EINEM SAMSTAG.

13 Antworten:

  1. Ey echt Do, Recht haben sie. An ‘nem Samstag. Sind wahrscheinlich auch alles Leute, die an der Kasse erst nach ihrem Portemonnaie suchen, wenn alles eingeschannt ist und im Wagen liegt. Krieg ich so ‘nen Hals.

  2. Ich habe beim Einkaufen inzwischen eine gewisse Zen-Taktik entwickelt. Ich kann eh nichts daran ändern, dass lauter Schnarchnasen vor mir sind und die Kassiererin einen schlechten Tag hat, also ärgere ich mich auch nicht. Klappt immer, bis auf die Tage, an denen ich Drängler hinter mir habe, die mir, im Bemühen, zehn Zentimeter näher an die Kasse zu kommen, ihren Wagen in den Arsch oder die Hacken rammen. Kann ich gar nicht drauf.

  3. Ganz besonders liebe ich kleinere Supermärkte, in denen die Kassen so aufgebaut sind, dass Samstag zwischen 10.00 und 11.00 der halbe Laden voller Leute ist, die an der Kasse anstehen. Und es setzt ein fröhliches Schieben und Drängeln ein.

  4. Na aber da hilft doch immer, den Einkaufswagen einfach mit dem Fuß oder dem Gesäß mit ähnlichem Schwung zurückzuschubsen. Wenn’s gar schwungvoller wird, auch nicht schlechter. Die wenigsten Drängler fassen ja fest genug an, und bums hamse das Ding im Bauch. Lustich.

  5. Hamburg, I really miss you. Because of that.

  6. Warum sollte man sich von so Typen einschüchtern oder von ihrem rumgenöle beeindrucken lassen ?

    Ich zücke auch an einem Samstag vormittag und unter Aufsicht einer Schlange >20 Personen seelenruhig meine EC-Karte um Kleinstbeträge zu zahlen. ist mir doch egal, wenn es etwas länger dauert.

    Denn,
    1. gibt es außer veraltetem Bargeld und langsamer EC-Karte + Unterschrift noch das schöne Zahlungsmittel Geldkarte. Da zocken die Banken aber pro Transaktion ein paar Promille ab und die will der Einzelhandel nicht zahlen. Ist also nicht meine Schuld, dass es nur umständlich per EC geht. Sollen sich die Leute bei Bank und Geschäftsleitung beschweren.

    2. die Leute können ja woanders und zu einer anderen Zeit einkaufen gehen.

  7. Ich habe letzte Woche mal einen Wagen etwas unsanft aus dem Weg geschoben, nachdem ich einige Sekunden dahinter gewartet hatte, ohne dass der Besitzer sich darum kümmerte. Kurz darauf kam er dann auf mich zu und wollte mich (also meinen Körper) mit seinem Wagen rammen und rief dabei “Soll ich auch mal!?!?!”. Und als ich ihn davon abhielt rief er mehrfach “Na, willst du mich schlagen? Willst du mich schlagen?”. Das hab ich gelassen, aber es war doch ein sehr ungewöhnlicher Samstagsmorgen für mich.

  8. Hab’ seit Mai 2004 nicht mehr das Vergnügen, samstags
    im Getränkemarkt einkaufen zu können.

    Hier in Kalifornien ist alles anders:
    1. Pfand und Glasflaschen – was ist das! (Ausnahme Bier, Wein undHochprozentiges)
    2. Plastikgeld ist standard.
    3. Ladenschlußzeiten kennt man nicht.
    4. Getränkemärkte sind im Supermarkt integriert.
    5. Amerika – Land der unendlichen Weiten: Trifft auch auf die Dimension der Regale und Gänge zu
    6. Registrierkassen gibt es mindestens zehn.
    7. Schubsen und Drängeln kennt der Amerikaner nicht.
    8. Bundesliga, Anke Engelke und Harald Schmidt kennt er leider auch nicht.
    9. Deutsche Sprache findet man – wenn überhaupt – nur in der “German Deli”.

    Trotz allem: Ich habe den Kulturschock bis jetzt überlebt. Zurück möchte ich trotzdem irgendwann.

  9. die nummer neun
    dori f

  10. Wenn ich Samstags beim Einkaufen meine Ruhe haben will, gehe ich in den Rentnerstadtteil nach 18 Uhr einkaufen. Da stört einen keiner mehr.

  11. bloß dassas in Hambuich nich Samstag heißt, sonnern Sonnamd. Unnu komms du.

  12. Dann waren Piet und Kuddel wahrscheinlich Zugereiste mit Hamburger Dialekt. Nächstes Mal frag ich nach. Noch was?

  13. vielleicht waren sie ja auch aus Blankenese? Aber das is ja auch egal.