Tagebuchbloggen 21.01.2010

Im Hellboy-Fieber. Völlig vernarrt in die Comics. Will alle kaufen.

“It is not just in Mike’s drawing that I take such pleasure, but in all the disparate elements that make simple drawing fit into the larger context of graphic storytelling. It lies in the powerful use of black, the clever use of expositional panels, the careful attention to the rhythm of balloon placement and sound effects, color as mood, architectural detail (Mike seems to be the only artist in comics to realize that not all graveyards come from New England), and, most importantly, the plasticity of his layouts. His panel arrangements seem to breathe, their size and proportion one to the other in quick and elastic response to the needs of the story. It is a sensual pleasure to read these stories.”

Aus dem Fanboy-Vorwort von P. Craig Russell für Hellboy 3: The Chained Coffin and Others, Dark Horse Comics 1998.

„Sensual pleasure“. Genau so ist es.

Zeitgleich im Krieg-und-Frieden-Fieber. Weil Herr Tolstoi ganz viel in ganz wenige Worte packen kann.

„Vor fünf Tagen hatten vor dem Hause, in das (der Überbringer des Friedensangebots Russlands) Balaschow geführt wurde, Posten vom Preobrashenskij-Regime gestanden; jetzt standen dort zwei französische Grenadiere mit zottigen Pelzmützen in blauen, über der Brust geöffneten Monturen und dazu Husaren- und Ulaneneskorten und eine glänzende Suite von Adjutanten, Pagen und Generälen in Erwartung Napoleons; in ihrer Mitte hielt unmittelbar vor dem Hauseingang Napoleons Mameluck Rustan mit einem der Reitpferde des Kaisers. Napoleon empfing Balaschow im gleichen Wilnaer Haus, aus dem (der russische Kaiser) Alexander ihn ausgeschickt hatte.“

(Krieg und Frieden, Leo Tolstoi, Ãœbersetzung von Werner Bergengruen, dtv 2002, Seite 823)

Meinen freien Nachmittag zum Kochen und Backen genutzt.

Der Herr des Hauses trinkt gerne Kakao. Aber nicht den von Nesquik, sondern den dunklen holländischen, für den man Milch aufkochen muss und der sich nie so richtig auflöst (jedenfalls wenn man manchmal so ungeduldig ist wie Herr Leckermaul). Deshalb habe ich die wunderbaren Schokokugeln von Fool for Food ausprobieren müssen, denn die haben sogar noch Orangenaroma. Ich habe ihnen zusätzlich noch eine Vanilleschote spendiert, aber die ist geschmacklich völlig untergegangen. Bei mir hat das Kühlen der Masse deutlich länger gedauert, bis sie eine formbare Konsistenz hatte, nämlich ungefähr anderthalb Stunden; vielleicht ist unser Kühlschrank nicht ganz so sibirisch wie Claudias. Danach lief aber alles nach Plan: Es gibt wirklich kein fieses Schokogeschmiere, dafür habe ich allerdings mich und die Küche großflächig mit Puderzucker bestäubt. Ich drehe wahrscheinlich zu schnell.

Richtiges Essen gab’s natürlich auch: dieses wunderbare Linsengericht, wenn auch „nur“ mit Büffelmozzarella statt Burrata. Und dazu mein, ich glaube, drittes Brot, das ich je gebacken habe: ein Zucchini-Thymian-Buttermilch-Brot. Das geht auch mit Mixer, Knethaken und Muskelkraft statt Küchenmaschine. Und wenn ich etwas mehr Erfahrung gesammelt habe beim Brotbacken, sieht es auch nicht mehr aus wie ein Hinkelstein, sondern wie ein Laib. Geschmeckt hat’s trotzdem fantastisch. Genau wie die Linsen.

Dazu habe ich mir einen Soave gegönnt. Ich war mir nicht sicher, ob lieber rot oder weiß, aber mein Gefühl wollte den Weißen. Der war im Zusammenspiel mit der herzhaften Salami und den Balsamicolinsen fast ein bisschen überfordert. Aber nur fast: Seine Frucht war kaum noch zu schmecken, stattdessen hat er ein säuerliches, fast schieferartiges Aroma bekommen. So hat der Soave noch nie geschmeckt. Ts. Wein. Tolles Zeug. Das Chamäleon im Glas. (Die kleine Anke möchte aus dem Texterparadies verstoßen werden.)

Darüber gefreut, fast alles für das Linsengericht und das Brot im Haus gehabt zu haben. Frischer Thymian, Linsen, Hefe, Zucchini – alles da. Der Mozzarella musste allerdings gekauft werden – und die Buttermilch, auf die ich im Tran im Bus kurz vorm Aussteigen den 1.600-Seiten-Wälzer gehauen habe, den ich gerade mit mir rumschleppe. Jetzt riecht’s in Moskau etwas säuerlich.

Ich habe die Schokokugeln schön in Opas selbstgeschliffenem Glasschälchen arrangiert und dutzende von Fotos gemacht, aber weil ich weiß, wie schön andere Blogger Essen ablichten, erspare ich euch den Anblick von drei braunen Kugeln in durchsichtigem Kristall auf brauner Stoffserviette. (Die kleine Anke wird auch nicht ins Arter-Paradies aufgenommen. Mist.)