Schultze Gets the Blues

Schultze Gets the Blues ist eine langsame, zärtliche Entdeckungsreise. Ein kleiner Pensionär, offensichtlich spießig und kreuzdeutsch, entdeckt zu seiner bisher immer gespielten Polka den Blues aus den Südstaaten der USA, bekocht auf einmal seine zerstrittenen Freunde mit Cajun-Küche und bekommt schließlich von seinen Musikvereinsfreunden ein Flugticket nach Amerika geschenkt.

Der Film lebt von seiner genauen Beobachtung, sowohl aus der deutschen Provinz als auch aus amerikanischen Kleinstädten. Beim näheren Hinsehen sind beide Welten sich gar nicht so unähnlich: Einmal fährt Schultze mit dem Fahrrad an Windrädern vorbei, ein anderes Mal mit dem Boot an Flussufern von Louisana. Einmal spielt er mit seinen Kumpels Schach, ein anderes Mal sieht er alten Männern beim Domino zu. Die Wirtin, die in Deutschland Flamenco tanzt. Die Tschechen, die in Amerika Musik machen. Und in beiden Ländern die schlichten, freundlichen Gesten, die man als kleinbürgerlich oder als wohltuend bezeichnen kann.

Schultze wandert nicht aus, weil ihm sein altes Leben nicht mehr gefallen hat. Schultze wandert aus, weil er sich über sein altes Leben hinaus entwickelt hat. Auch in Amerika steht er eher am Rand als im Mittelpunkt, aber man merkt ihm an, dass er sein Leben gerne lebt. Er schaut, er genießt, er ist aktiver als es den Anschein hat. Wie sagt es der Film doch selbst so schön? Für eine Revolution ist man nie zu alt. Und wenn zum Schluss selbst die Blaskapelle in Deutschland den Südstaaten-Sound drauf hat, findet der Film ein schlichtes Ende, das beide Welten verbindet. Ganz leise. Ganz einfach.

2 Antworten:

  1. Anke: hast du eine idee .. wo es diesen film als DVD gibt?

  2. Als Leih-DVD stand er in der Videothek meines Vertrauens. Also nehme ich an, dass es ihn auch zu kaufen gibt.

    Gerade mal geguckt: Amazon hat ihn ab morgen.